AKtion November 2021

14 Konsumentenschutz 

November 2021

Die „Paket-Masche“ hat Hochsaison Seit einigenWochen häufen sich wieder die Anfragen über SMS-Nach- richten zu angeblichen Lieferproblemenmit Paketen.

COMPUTER- TIPP

von Oliver Fink, Leiter der EDV-Abteilung der AK Vorarlberg

Energieanbieter halten sich nicht an Garantie Der Verein für Konsumentenin- formation (VKI) ist mit massiven Beschwerden zu mehreren Ener- gieanbietern konfrontiert. Be- stimmte Energieanbieter wollen einige Monate nach Abschluss von Energielieferungsverträgen trotz Vereinbarung einer Preis- garantie die Preise erhöhen. Andere Energieanbieter kün- digen Verträge auch vor Ablauf der Preisgarantie. Hintergrund für diese Maßnahmenmancher Energieanbieter sind offenbar die stark gestiegenen Großhandels- preise für Energie. Der VKI hält eine derartige Vorgangsweise für unzulässig und prüft derzeit rechtliche Schritte. Klassisches Sparbuch stirbt langsam aus Nur sieben von elf Banken geben das klassische Sparbuch noch ohne Bindungsfrist ausgeben. Sparbücher gibt es demnach noch, sie werden aber immer seltener angeboten. Das ist ein Ergebnis eines AK-Tests. Die BAWAG P.S.K. bietet ein Sparbuch nur mehr in Kombinationmit ei- nemGirokonto oder einemWert- papierdepot an. Die Erste Bank, die Deniz Bank und dieWSK-Bank eröffnen ein neues Sparbuch nur noch für Bestandskunden. Dabei fressen Spesen zumeist die be- scheidenen Zinserträge auf. Bei der Bank Austria würde es im krassesten Fall knapp 27 Jahre dauern, bis sich ein Sparbuch rechnet, so der AK-Test. Everything ImWindows-Explorer Dateien zu suchen ist bekannterweise eine eher langwierige Sache. Aus diesemGrund möchte ich heute ein kleines Programm vorstel- len, das erstens extrem schnell die komplette Festplatte Ihres Computers eingelesen hat und zweitens pfeilschnell Dateien findet. Einzige Voraussetzung, damit Everything funktioniert, ist, dass die Laufwerke mit NTFS formatiert sein müssen – was unter Windows sowieso Stan- dard ist. Natürlich unterstützt dieses Tool Wildcards (wie zum Bei- spiel „*“) – so findet die Eingabe von „*.mp3“ alle MP3-Dateien auf Ihrem Computer. Das Programm kann als por- table Version oder als Installer heruntergeladen werden. Ich habe mich für die Installer-Ver- sion entschieden und lasse Everything gleich mit Windows starten. Bei dieser Software han- delt es sich um Freeware, die von der Homepage des Herstellers (www.voidtools.com/) herunter- geladen werden kann. ▸ Kontakt: oliver.fink@ak- vorarlberg.at

BETRUG. Sie erwarten ein Pa- ket? Dann sollten Sie besonders vorsichtig sein, wenn Sie per SMS Informationen über den Status Ihrer Bestellung erhalten. Denn Kriminelle versenden momentan wieder massenhaft gefälschte Lie- ferbenachrichtigungen. AK-Kon- sumentenschützerin Mag. Lisa Natter: „Meist werden Sie aufge- fordert, auf einen Link zu klicken. Tun Sie das keinesfalls, Sie werden in eine Betrugsfalle gelockt!“ DHL, Post oder andere Zustell- unternehmen werden dafür vor- geschoben. Sie können freilich nichts dafür. In zahlreichen SMS- Nachrichten, die von österreichi- schen Nummern kommen, wer- den Empfänger:innen über den angeblichen Lieferstatus einer Be- stellung informiert. Unterschied- liche Varianten sind im Umlauf: Angeblich kommt ein Paket an, das Paket könne nun verfolgt wer- den, die Paketzustellung sei nicht möglich gewesen, das Paket sei in einer Warteschlange etc. Was passiert, wenn ich auf den Link klicke? Der Link ist betrügerisch und lockt Sie in eine Internetfalle. Es gibt mehrere Varianten: • Sie landen auf einer gefälsch- tenWebsite eines Paket-Dienstes. Dort wird Ihnen erklärt, dass Sie noch 1 bis 2 Euro Versandkosten

bezahlenmüssen. Wer dieser Auf- forderung nachkommt und per Kreditkarte bezahlt, tappt in eine Abofalle. Kriminelle buchen dann regelmäßig Geld von Ihrer Kredit- karte ab. • Opfer berichten, dass sie auf einer gefälschtenWebsite eines Paketzustellers gelandet sind und dort aufgefordert wurden, eine App herunterzuladen. Das sollten Sie nicht tun, denn Kriminelle versuchenmit gefälschten Apps Schadsoftware auf Ihrem Smart- phone zu installieren. • Sie landen bei einem Fake-Ge- winnspiel, dessen Teilnahme nur mit der Angabe von Kreditkarten- daten und anderen persönlichen Datenmöglich ist. • Auch Phishing-Fallen sind möglich, also das Herauslocken von Kreditkarten- oder Konto- daten. Wie erkenne ich betrügerische SMS? • Link: Wird in einer wichtigen Benachrichtigung ein Link an- geführt, sollten Sie grundsätzlich immer skeptisch sein. • Fehler: Diese SMS sind voller Rechtschreib- und Grammatik- fehler. Echte Benachrichtigungen sind fehlerfrei! • Unplausibel: Können Sie sich nicht erklären, warum Sie diese SMS empfangen haben? Haben Sie

nichts bestellt? Passt der Ver- sand-Dienstleister nicht zu Ihrer Bestellung? Klicken Sie nicht aus Neugier- de auf den Link! Die meisten P a k e t d i e n s t - leister ver-

senden keine SMS. Checken Sie lieber die E- Mail-Bestätigung Ihrer

Lieferstatus- SMS: Gesunde Skepsis bewahrt Sie vor Schaden.

Wie verhindere ich den Empfang solcher SMS? Es gibt kaum Möglichkeiten, den Empfang von betrügerischen SMS-Nachrichten zu verhindern. Die AK-Konsumentenschützer ra- ten dazu, die Fake-Nachricht zu löschen und zu melden. Sie kön- nen die jeweilige Telefonnummer auch blockieren. Erhalten Sie sehr oft betrügerische Nachrichten, können Sie in denmeistenHandys festlegen, dass Sie keine Nachrich- ten mehr von unbekannten Tele- fonnummern erhaltenmöchten.

Bestellung. Dort finden Sie oft- mals einen Link zum Lieferstatus Ihres Paketes. Warum bekomme ich diese betrüge- rischen SMS? Kriminelle hacken immer wieder Unternehmen oder soziale Netz- werke wie Facebook. Dort greifen sie dann Daten wie Telefonnum- mern oder E-Mail-Adressen ab. Da Ihre Telefonnummer in einer dieser unzähligen Datenbanken ist, erhalten Sie diese betrügeri- schen Nachrichten.

Wieder mal: Reichtum über Nacht In der Pandemie schlägt die Stunde fragwürdiger „Coaches“, die das Blaue vomHimmel versprechen.

GELDMACHE. Manchmal sehr platte Videos, die einfach nur Luxusautos, Traumstrände, schöne Häuser und schöne Menschen zeigen, verfehlen ihreWirkung nicht. Quasi über Nacht könne man ebenfalls zu diesen privi- legierten Menschen gehören, wenn man die Ratschläge eines der zahlrei- chen sogenannten Coaches befolge, die auf allen erdenklichen Social-Me- dia-Kanälen werben. Mit einfachen Mitteln hätten sie es zum Selfmade- Millionär gebracht, wird da erzählt. „Und du kannst das auch“, lautet die Botschaft, die gerade in der Corona- Zeit so verlockend klingt. Doch ein erfolgreicher „Coach“ gibt sein Wissen nicht umsonst her. Am Anfang eines solchen „Get rich quick“-Märchens steht deshalb der finanzielle Einsatz. Und amEnde, so AK-Konsumentenschützer Dr. Franz Valandro, stellen sich die Betroffe- nen die Frage, wofür sie eigentlich so viel Geld ausgegeben haben. „Bei den Fällen, die bei uns gelandet sind, geht das von ein paar hundert bis zu 16.000 Euro. Bei höheren Summen

wird in der Regel eine Ratenzahlung angeboten.“ Für Beratungen, „Trai- nings“ und Fantasie-„Ausbildun- gen“, die praktisch alle Kund:innen enttäuscht zurückgelassen haben, berichtet Valandro: „Ganz oft wird das Coaching von ganz anderen Personen durchgeführt als vom be- worbenen Superguru. Oder es gibt Banalitäten wie ,Stell dich vor den Spiegel und sag dir: Heute bin ich er- folgreich!‘. Und über allem steht die Frage: Was fange ich mit dem Ergeb- nis an? Ist das etwas, was überhaupt anerkannt wird?“ Wohl kaum. Das zu inhaltlichen Aspekten rund um sogenannte Er- folgscoachings. Oft Geschäft mit Deutschen Rechtlich betrachtet: Obwohl formale Fehler an der Tagesordnung sind, sei es trotzdem langwierig, die Betroffe- nen aus ihren Verträgen und finan- ziellen Verpflichtungen zu befreien, sagt Valandro. Hintergrund: Der Ver- tragspartner sitzt in Deutschland und beruft sich – fälschlicherweise – auf

gekommen. Der Großteil der „Coa- ches“ sitzt in Deutschland und viele wickeln die Verträge über die Cope- Cart GmbH inBerlin ab, eine spezielle Plattform für Onlineverträge. Auch der prominente steirische Selfmade- Coach Walter Temmer bedient sich dieser Firma. Nicht ignorieren, sondern prüfen Wichtig auch: Auch wenn man ein entsprechendes Häkchen ankreuzt, ist für Geschäfte übers Internet der Verzicht auf das 14-tägige Wider- rufsrecht nur in bestimmten Aus- nahmen möglich. Im Falle der Kurs- und Coachingangebote ist das nicht der Fall. Die Arbeiterkammer rät Konsu- ment:innen, die in die Coaching-Fal- le getappt sind, etwaige Rechnungen und Mahnungen nicht zu bezahlen, aber auch nicht zu ignorieren. Sie sollten sie rasch rechtlich prüfen lassen, zum Beispiel vom AK-Kon- sumentenschutz. Interventionen er- fordern manchmal viel Geduld, sind aber durchaus von Erfolg gekrönt.

deutsches Recht. Nach anwendbarem österreichischen Recht (Fern- und Auswärtsgeschäfte-Gesetz FAGG) ist eine sogenannte Doppelbestätigung für Geschäfte, die am Telefon, in einem Chat oder via Videogespräch abgeschlossen werden, ein Muss: Der Verkäufer muss dem Konsu- menten nach dem Gespräch das

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Angebot nachweislich zukommen lassen und diesermuss es dann auch schriftlich annehmen. Ansonsten gilt der Vertrag als nicht zustande Für sogenannte Fernabsatzge- schäfte gelten besondere Vorschriften. Dr. Franz Valandro AK-Konsumentenberatung

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