AKtion Mai 2021

16 Menschen und Arbeit 

Mai 2021

TREFFPUNKT AK VORARLBERG Menschen bewegen

ZAHL DES MONATS. 18 Prozent der Personen imHaupterwerbsalter in Österreich haben einen Hochschul- oder Aka- demieabschluss. Laut StatistikAustria wächst ihre Zahl stetig.

HERO. Sie steht für viele: Dra- gana Balinović hat mit ihrem Teamund demProjekt „con- necthumans“ (www.connect- humans.at) den Integrations- preis des Landes gewonnen. Sie fördert ein respektvolles Miteinander. Cool!

ZERO. Sebastian Kurz’ jüngs- ter Sager „Während mein Teamund ich

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die Pandemie be- siegen“ verlangt dringend nach mehr Bodenhaf- tung.

Nach fünf Stunden gehen alle in den Feierabend Fünf-Stunden-Tag bei vollem Lohnausgleich? Lasse Rheingans hat’s probiert. An den „Tagen der Utopie“ stellte er sein Experiment vor. Die AK war sein Gastgeber.

Ich hab die Regel, Chef! Es gibt Themen, die gibt’s gar nicht, jedenfalls nicht in der öffentlichen Auseinandersetzung. Menstruation und Arbeit ist so ein Thema. Und das, obwohl 90 Prozent aller Frauenmonatlich unter Menstruationsbeschwerden leiden, obwohl

IDEEN. Wer heute Rhein- gans sagt, denkt Arbeits- zeitverkürzung. Das hätte sich der 40-jährige zweifa- che Vater auch nicht träu- men lassen. Im Sommer 2017 saß er noch in seinem Garten und dachte: „So kann’s nicht weitergehen.“ Ein Klassiker: Jahrelang hatte sich der Chef einer Werbeagentur abgestram- pelt. So viel blieb dabei auf der Strecke: Kinder, die ihren Vater vermissten, das Leben an sich. Aber musste er wirklich immer der Ers- te und der Letzte im Büro sein? Rheingans zog die Reißleine. Er kaufte sich die kleine IT-Consulting Agen- tur „überblick“ und betrat mit dem 17-köpfigen Team unbekanntes Land: „Wo- chentags 8 bis 13 Uhr, dann war Schluss.“ Aber geht denn das? Trotzdem gleich viel Urlaub und ein Gehalt, das wo- anders 40 Arbeitsstunden abgleicht – geht denn das? „Meine Anwältin erklär- te mich für verrückt.“ Und doch wird der Fünf-Stun- den-Tag im Herbst vier Jah- re alt. Als die Agentur 2019 fast pleite gegangen wäre – „wir haben an einem Tag einen Auftrag über 100.000 Euro verloren“ –, haben sie auch das hingekriegt. Der

Teamgeist war längst ein anderer geworden. Querdenker vernetzen Heute ist Lasse Rheingans eine Marke. „Wir haben of- fenbar einen Nerv getrof- fen.“ Sein neuestes Baby: In einem zur Partybahn umgebauten Triebwagen aus den Sechzigern bittet er andere Querdenker wie etwa Verena Pausder zum Talk. Immer geht es darum, über den Tellerrand hinaus- zudenken und das Unmög- liche einfach mal zu wagen. Kürzer, nicht weniger In seinem Fall stand eine simple Erkenntnis am An- fang: „Kein Mensch kann sich acht Stunden lang kon- zentrieren.“ Fünf Stunden sind genug. Lasse Rhein- gans wollte freilich, er woll- te allerdings nicht weniger arbeiten. Fürs Eindampfen muss- ten die Produktivitätsfres- ser Federn lassen. Meetings dauern heute 15 Minuten, „das reicht auch“. Kommu- nikationsinstrumente wie E-Mail und Slack wurden radikal gestutzt. „Telefon? Haben wir abgeschafft.“ Rheingans ist – wenn nötig – digital erreichbar. Aber nicht rund um die Uhr. Nicht allen ging das gleich gut von der Hand. Die

einer niederländischen Studie zufolge von 30.000 Frauen und Mädchen zwischen 15 und 45 Jahrenmehr als 80 Prozent während der Periode teilweise große Produktivitätsverluste in der Schule oder der Arbeit empfinden. Der Blog der AK Vorarlberg hat sich des Themas angenommen und in Social Media eine breite Diskussion entfacht. Arbeitslose nicht in die Armut drängen!

Für Lasse Rheingans birgt Digitalisierung die Chance, menschliche Qualitäten wieder in den Vordergrund zu rücken.

UNSOZIAL. Der aktuelle Vorstoß von Harald Mahrer, WKÖ-Präsident und Obmann des Wirtschaftsbundes, das Arbeitslosengeld für Men- schen, die länger ohne Arbeit sind, auf unter 40 Prozent sinken zu lassen, löst bei AK- Präsident Hubert Hämmerle vollkommenes Unverständ- nis aus: „Anstatt immer mehr Arbeitslose in Armut zu drän- gen, wäre es dringend geboten, endlich einen Masterplan zur Bekämpfung der Langzeit- arbeitslosigkeit zu entwickeln und einen erweitertenArbeits- markt einzuführen, der diesen Menschen eine Perspektive gegeben kann“, fordert Häm- merle. Die Herren vom Wirt- schaftsbund würden sich auf- führen, als ob sie es seien, die den Staat und das Sozialsystem finanzieren. Dabei ist es genau umgekehrt: „Die arbeitenden Menschen sind es, die zu 80

zu schützen, nicht um sie zu kontrollieren.“ Denn eine Arbeitswelt mit Zukunft be- ruht auf Vertrauen statt auf Kontrolle. Das erfordert viel Beziehungsarbeit. Am Ende des Tages stehen glückliche Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter, die ihre Kunden entsprechend gut bedienen. ▸ AK-Blog Wie Lasse Rhein- gans zum 5-Stunden-Tag

freie Zeit musste neu ent- deckt werden. „Manch einer wusste anfangs gar nicht, wohin damit.“ Corona hat auch Rhein- gans gebeutelt. „Wir sind fast alle im Homeoffice.“ Das gab ihm Gelegenheit, das Büro neu zu erfinden. Nurmehr vier Schreibtische stehen darin. „Dafür gibt es ganz viel Raum für Inter- aktionen.“ Seine Leute sol- len arbeiten, wo und wann sie wollen. Nur eben nicht mehr als fünf Stunden pro Wochentag. „Wir habeneine Zeiterfassung eingeführt, um die Leute vor sich selbst

Prozent die Steuerlast stem- men.“ Sie kommen auch jetzt wieder zum Handkuss. Des- halb fordert der AK-Präsident dringend „eine gerechtere Ver- teilung der Steuerlasten, die Schließung von Steuerschlupf- löchern und die Besteuerung von Finanztransaktionen“. Hämmerle: „Wir brauchen keine Stigmatisierung der Arbeitslosen!“

fand und was er als Nächstes plant.

▸ AK-Blog In Österreich, da lohnt sich’s reich zu sein …

» Ich bin Betriebs- rätin geworden, weil es mir wich- tig ist, für meine KollegInnen da zu sein, sie zu

unterstützen und ihre Rechte zu vertreten. « Du möchtest dich auch für andere engagieren, weißt nur nicht wie? Dann meld dich doch bei mir! Karin Heinzle, Postbus AG Tel.: 0664/6243264 E-Mail: karin.heinzle@postbus.at

Impressum

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz ▸ Herausgeber, Medieninhaber und Sitz der Redaktion: AK Vorarlberg, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, E-Mail: presse@ak-vorarlberg.at ▸ Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe www.ak-vorarlberg.at/impressum.htm ▸ Redaktion: Anna Hatt, Dietmar Brunner, Jürgen Gorbach, Thomas Matt (Leitung), Arno Miller ▸ Infografik: Gerhard Riezler ▸ Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach

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