AKtion Jänner 2022

Politik 15

Jänner 2022

Ist Energiewende bis 2030 so zu schaffen? Brüssel will Atomkraft grünen Mantel umhängen – Entwurf der EU-Kommis- sion stößt auf heftige Kritik – Ausbau der Erneuerbaren verzögert sich

AMBITIONIERT. Das erklärte Ziel Österreichs steht im Erneuerbaren- Ausbau-Gesetz (EAG). Es legt die Rahmenbedingungen für den Öko- strom-Ausbau der nächsten zehn Jahre fest. Bis 2030 will Österreich demnach100ProzentgrünenStrom– allerdings mit kleinen Abstrichen. Denn in den Wintermonaten, wenn wenig Sonne scheint und die Flüs- se weniger Wasser führen, wird das

erschreckt. Auch das Tempo reicht nirgends hin. Noch immer fehlen Verordnungen und Informationen über den Förderstart. Nicht nur die Projektentwickler von Photovoltaik- Anlagen hängen nun in der Luft. Ei- ner OGM-Umfrage zufolge glauben 80 Prozent der Befragten nicht, dass der Umstieg bis 2030 glücken wird. Wir fragten die Arbeitnehmerver- treter:innen nach ihrer Meinung.

Land auch künftig auf Stromimpor- te oder konventionelle Kraftwer- ke angewiesen sein. Aber ist diese Wende überhaupt zu schaffen? Dazu müssen in den kommenden zehn Jahren Erzeugungskapazitäten im Ausmaß von 27 Terawattstunden (TWh) errichtet werden. Das ent- spricht beinah dem gesamten däni- schen Stromverbrauch eines Jahres. Aber nicht nur diese Dimension

Ist Kernenergie unbedenklich? Das AKW Isar 2 imKreis Landshut wurde am 9. Jänner 2022 aufgrund eines Defekts heruntergefahren.

Liste AK-Präsident Hubert Hämmerle – FCG.ÖAAB

Liste Manuela Auer – FSG

Energie-Monitoring wichtig für Bewusstseinsbildung

Weniger „Blablabla“ und stattdessen mehr tun

Laut einer OGM-Umfrage glauben 80 Prozent der Ös- terreicher:innen nicht daran, dass die Energiewende bis 2030 erreicht werden kann. Die bisherige Entwicklung schürt diese Skepsis: Öster- reich sollte seinen Treibhaus- gas-Ausstoß bis 2030 um 40 Prozent reduzieren. 2018 war er aber noch gleich hoch wie 1990. Dringend notwendig wäre daher ein Energie-Moni- toring, um bei den Menschen eine Bewusstseinsbildung in

braucht jetzt einen ordentli- chen Ruck, wenn wir unseren Kindern einen lebenswerten Planeten hinterlassen wollen! Österreich glänzt leider vor allem durch Untätigkeit. Seit über einem Jahr warten wir auf ein Klimaschutzgesetz. Darin muss ein verbindliches Treibhausgas-Budget enthal- ten sein. Es braucht zudem mehr Mittel für den Öffi-Aus- bau, höhere Förderungen für Heizungstausch und Sanie- rungen und um den Ausstieg

puncto Energieverbrauch zu erreichen. Denn nach wie vor konzentriert sich die Politik zu viel auf zusätzliche Ener- gieerzeugung und zu wenig auf Verbrauchsreduktion. Durch den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen wird sich der Strombedarf in Zu- kunft verdoppeln. Da wird es Maßnahmen brauchen, die Energiewende auch sozial verträglich zu gestalten. ▸ E-Mail: bernhard.heinzle@ gpa.at

der Industrie aus fossiler Energie zu forcieren. Weiters ist eine dauerhafte Steuer- reduktion auf erneuerbaren Strom denkbar. Gute Klima- politik ist vor allem auch gute Sozial- undArbeitsmarktpoli- tik. Wir kämpfen dafür, dass bei der Krisenbewältigung auch niemand zurückbleibt oder es zu zusätzlichen Be- lastungen für die Arbeitneh- mer:innen kommt. ▸ E-Mail: manuelaauer@ manuelaauer.at

Bernhard Heinzle

Manuela Auer

VERBRAUCH SENKEN. Die Energiewende ist für uns alle die größte Herausforderung – und eine Riesenchance. Dieser Systemumbau ist aber bei Weitem kein Selbstläufer, denn er erzeugt Gewinner und Verlierer.

ZU TEUER. Mit „Blablabla“ wurden die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz kom- mentiert. Die Staaten haben ihre Hausaufgaben bislang nicht gemacht, deshalb ver- lieren die Menschen das Ver- trauen in die Klimapolitik. Es

Liste Freiheitliche + Parteifreie Arbeitnehmer – FA

Liste Heimat aller Kulturen – HaK

Neue Technologien statt Steuern und Belastungen!

Mehr erneuerbare Energiequellen nutzen

drei wichtige Faktoren, die- se wären Strom, Wärme und Mobilität. Das Ziel der Energie- wende ist es, Stromerneuerbar herzustellen. In Österreich ha- ben wir zu wenig erneuerbare Energie. Dies ist der Grund, warum die Menschen in Vor- arlberg nicht glauben, dass das Ziel der Energiewende bis 2030 erreicht wird. Wir sollten mehr Energiequellen in Öster- reich benutzen. Dies könnte mit mehr Windrädern und Solaranlagen erreicht werden.

hen soll. Wir sagen: Es kann nicht sein, dass die Bevölke- rung die Zeche durch höhere Steuern und Energiepreise zu bezahlen hat und den Men- schen dadurch immer weni- ger zum Leben bleibt. Ebenso ergibt es keinen Sinn, wenn unsere heimische Wirtschaft durch hohe Auflagen einsei- tig belastet und dadurch im Wettbewerb mit anderen Re- gionen benachteiligt wird. Das führt nur dazu, dasswir alle an Wohlstand verlieren. Anstatt

durch neue Steuern und Belas- tungen muss die Energiewen- de durch neue Technologien geschafft werden. Diese neuen Technologien, etwa die Was- serstofftechnologie, müssen vorangetrieben werden. Der falsche Weg ist die Forcierung der gefährlichen Atomener- gie, wie es die EU-Kommission will. Wir wollen keine Atom- kraftwerke bei uns imLand! . ▸ E-Mail: michael.koschat@ fpoe-satteins.at

Die Menschen müssen davon überzeugt werden, dass das machbar ist. Der Kommissi- onsvorschlag, der Atomkraft und Gaskraftwerke zu „grü- ner“ Energie reinwaschen soll, führte zu einer großen Dis- kussion. Atomkraftwerke und Gaskraftwerke sind eine große Belastung für dieUmwelt. Dies können wir uns nicht leisten, da die Umwelt schon belastet ist. ▸ E-Mail: info@hak-online.at

Michael Koschat

Volkan Meral

WER ZAHLT? Dass die Ener- giewendenotwendig ist, daran besteht kein Zweifel. Aller- dings muss eine Diskussion darüber geführt werden, wie schnell und unter welchen Rahmenbedingungen diese Energiewende vonstatten ge-

ÜBERZEUGUNG. Einwoh- ner:innen in Österreich sol- len von der Energiewende überzeugt werden – dies geht aber nicht mit dem heutigen Stand der erneuerbaren Ener- gie in Österreich. Wie wir alle wissen, hat die Energiewende

Liste NBZ – Neue Bewegung für die Zukunft

Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige

EAG macht Einstieg in die Energiewende unumkehrbar!

Dringende Modernisierung und Ausbau der Stromnetze!

giequellen ausgebaut werden. Um dies zu erreichen, müssen wir als Erstes unser Stromnetz ausbauen und modernisieren. Neue Windkraftwerke und Photovoltaikanlagen sollten künftig die Ballungsräume mit Strom versorgen, die je- doch sehr weit entfernt von den Verbrauchern liegen. Ein modernes Stromnetz muss in der Lage sein, diese schwer planbaren Produktionsmus- ter mit dem Verbrauch zu ko- ordinieren und abzugleichen,

neutrale Energieversorgung ab 2040 sind die Zielsetzun- gen, die mit einem konkreten Maßnahmenplan hinterlegt sind. Die Bundesregierung stellt dafür hohe Förderungen zur Verfügung und sorgt für Investitionssicherheit für ei- nen kontinuierlichen Ausbau erneuerbarer Energien. Mit den neuen Energiegemein- schaften kann so einfach wie nie zuvor gemeinsam Strom erzeugt, gespeichert, genutzt und verkauft werden. Es müs-

sen nun Wirtschaft und Ge- sellschaft die Angebote an- nehmen. Großes Augenmerk wird auf soziale Gerechtigkeit gelegt: Wer nicht genug ver- dient, ist von allen Ökostrom- beiträgen befreit. Zusammen mit den Klimamilliarden aus dem Konjunkturpaket wurde bereits undwird somehr Geld als je zuvor in Klimaschutz, regionale Wirtschaft und grüne Jobs investiert. ▸ E-Mail: sadettin.demir@ gemeinsam-ug.at

dabei dürfen wir nicht verges- sen, dass Strom selbst nicht in großen Mengen speicherbar ist. Wenn zu viel Strom pro- duziert wird, muss der Über- schussmöglichst sinnvollwei- tergeleitet und als potenzielle Energie bzw. Lageenergie ge- speichert werden. Um den er- neuerbaren Strom möglichst gut nutzen zu können, ist der Ausbau der Stromnetze un- umgänglich. ▸ E-Mail: info@nbz-online.at

Adnan Dincer

Sadettin Demir

DRINGEND. Um das Ziel bis 2030 zu realisieren, müssen wir dringend die Ärmel auf- krempelnundmitdennötigen Maßnahmen beginnen. Bei den lokalen Ressourcen müs- sen dieWertschöpfung erhöht und die erneuerbaren Ener-

JETZT GEHT’S LOS! Die Energiewende kommt nun nicht nur in Sonntagsreden vor, sondern findet mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Ge- setz (EAG) eine praktische Umsetzung: 100 Prozent Öko- strom bis 2030 und klima-

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