AKtion Dezember 2021

4 Politik und Arbeit 

Dezember 2021

ORT DER RUHE IN EINER VERRÜCKTEN WELT Was wirklich zählt Das Hospiz amSee liegt idyllisch. Die Patient:innen heißen hier Gäste. Es ist ihre letzte Station. Wer wissenwill, was wirklich wichtig ist, findet hier Antworten: ein gutes Es- sen, gemeinsamverbrachte Zeit, der Baumvor demFenster. Mehr nicht? Mehr nicht.

Karin Prock (61) ist zuständig für die Aroma-Pflege. Dass die Menschen wieder aufwachen Öffnet sie ihren Schrank, entfalten sich 1001 Düfte. Karin Prock leistet Aroma-Pflege. Mit Massagen, Zer- stäubern, gibt da etwas Öl auf die Innenseite der Oberarme, reichert dort die Körperpflege an. „Das hilft, wenn betagte Menschen unruhig sind oder im Sterben liegen“, sagt sie, „Gerüche tun so viel Gutes.“ Corona hat ihren Alltag verändert. Maskenpflicht und Schutzbrille, Besuchsregelungen, all das fällt schwer. Wenn sie sich etwas wün- schen dürfte, dann, „dass die Men- schen wieder einmal aufwachen und nicht mehr alles und jedes be- kriegt wird“. Denn „die Unruhe in der Welt, die macht etwas mit mir“.

Die „Hospiz Vorarlberg“ betreut mit ihren sechs Teams jährlich rund 1500 Personen. „Im Hospiz am See empfan- gen wir rund 130 Gäste im Jahr.“ Karl Bitschnau (60) leitet die Organisation und das Haus. Am schwierigsten war für ihn der Moment, „als wir zu Beginn der Pandemie die eh- renamtliche Arbeit für Wochen unterbrechen mussten“. Das Schlimmste daran war, „dass wir die Hilfe nicht dorthin

bringen konnten, wo sie am dringendsten benötigt wurde“. Wer das Hospiz am See betritt, spürt mit jedem Atemzug, wie sich Prioritäten verschieben. Das ganze Gezänk um die Pandemie und ihre Bewältigung scheint im Umfeld Sterbender weit weg. ▸ Blog Ausführliche Interviews im Blog der AK Vorarlberg unter https://vbg.arbeiterkammer.at/blog

Die Kündigung per Post hat so ihre Tücken Wann gilt ein Brief eigentlich als rechtswirksam zuge- stellt? Das kann von entscheidender Bedeutung sein „30 Ehrenamtliche begleiten unsere Gäste auf der Station.“ Anja Rüm- mele-Peintner koordiniert das Team. „Die Hospizbegleiter:innen sind einfach da, fragen unsere Gäs- te nach ihren Wünschen, helfen beim Essen, gehen mit ihnen spa- zieren, wenn es möglich ist.“ Alle haben sie den Befähigungskurs von 100 Stunden Theorie und 40 Stun- den Praxis absolviert. Anja hat eine zwölfjährige Tochter. Jana Rosa war schon oft an Mamas Arbeits- platz zu Besuch. „Sie empfindet das Hospiz als einen schönen Ort mit einer schönen Stimmung.“ Dass hier Menschen ihren letzten Weg gehen, „das gehört für uns dazu“, sagt Anja Rümmele-Peintner. Sie würde sich so sehr wünschen, „dass die Men- schen wieder das Verbindende vor das Trennende stellen“. Ohne Ehrenamtliche wär das nicht zu schaffen

Anja Rümmele-Peintner (47) koordiniert die ehrenamtli- chen Teams.

Kurz gemeldet … • Zum Internationalen Tag der Menschenmit Behinderung, der am 3. Dezember begangen wird, forderte die Arbeiterkammer weitere Schritte in Richtung gleichberechtigter Teilhabe von Betroffenen in der Gesellschaft. Überfällig sind zumBeispiel um- fassende Verbesserungen für die Beschäftigten in denWerkstät- ten, einheitliche Regelungen zur persönlichen Assistenz und deren bedarfsgerechte Finanzierung. • Die Arbeiterkammer Oberöster- reich hat 3300 Euro für eine Han- delsangestellte aus dem Innviertel erkämpft, die von ihremArbeitge- ber während der Arbeitszeit mas- siv verbal und körperlich belästigt worden war. Sexuelle Belästigun- gen sind unverändert Dauerthema in der Beratung berufstätiger Frauen. Eine neue Kampagne soll nun vor allemLehrlinge in diesem Zusammenhang stärken.

ÜBERSEHEN. Anton K. war seit 2004 bei einem Transportunterneh- men beschäftigt. Am 15. Oktober 2021 übergab dieses Unternehmen der Post das Kündigungsschreiben für Anton K. als eingeschriebenen Brief. Da der Angestellte am 18. Ok- tober vom Postboten nicht angetrof- fen wurde, hinterließ der eine Zu- stellnachricht im Briefkasten. Darin stand, dass der brisante Brief zwei Stunden später bei der Post zur Abho- lung bereitliegen werde. Zwei Wochen später Erst am2. November hat AntonK. das Schreiben bei der Post dann abgeholt, also auch erst an diesem Tag von sei-

ner Kündigung erfahren. Sofort bat er die AK umHilfe. Aber wir konnten nichts mehr tun. Was war passiert? Eine Kündigung gilt als ausge- sprochen, wenn sie dem/der Adres- sat:in zugeht, egal ob mündlich oder schriftlich. Erst dann beginnt die Kündigungsfrist zu laufen, erst dann besteht die Möglichkeit, binnen zu- mindest zwei Wochen etwas dagegen zu unternehmen. Kann die Kündigung nicht per- sönlich übergeben werden, muss der Arbeitgeber auf die richtige Zustel- lung achten. Wird die Kündigung per Post zugestellt, gilt der Zugang als er- folgt, wenn das Benachrichtigungs- schreiben in den Briefkasten des/der

Die Post bringt allen was – und wennman nicht sehr genau hinschaut, übersieht man vielleicht ganz entscheidende Mitteilungen.

Anton K. ist leider kein Einzelfall. Er erhält beinah täglich jede Menge Werbungmit der Post, die er in seiner Wohnung auf einen Stapel legt, um sie irgendwann später in Ruhe durch- zusehen. So hat er leider die Benach- richtigung zwischen den Weberfly- ern erst viel zu spät entdeckt und die AK konnte ihmnicht mehr helfen.

Adressat:in an seiner/ihrer aktuellen Adresse eingeworfen wird. Frist verstrichen Das Kündigungsschreiben wurde somit am 18. Oktober 2021 wirksam zugestellt und die Frist von zwei Wo- chen war bei der Kontaktaufnahme mit der AK leider schon verstrichen.

BERUF & FAMILIE ▸ So erreichen Sie uns

Die AK bietet Apps und Rechner online an, den Brutto-Netto-Rechner e Abfertigung und Altersteilzeit, Resturlaub, Stipendien oder die Pension der AK-Tools berechnen. Hinter der AK-App „Frag uns“ verbergen sich L und Konsumentenschutz. ▸ https://vbg.arbeiterkammer.at/services/

Zu allen Fragen in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie beraten wir Sie gerne: https://vbg.arbeiterkammer.at/beratung/berufundfamilie oder Telefon 050/258 2600

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