AKtion Dezember 2021

2 Meinung 

Dezember 2021

Mitmenschliche Wege statt Pandemiekrieg Die Covid-19-Pandemie treibt Keile in unsere Gesellschaft, zwischen Kollegin- nen und Kollegen, Paare und Familien, Freundeskreise, Nachbarschaften. Schon heute fragen sichMenschen bang, wie wir eines Tages wieder zueinander finden sollen. Die AKtion bat eine der renommiertesten Psychologinnen des Landes, Barbara Knittel, um ihre Einschätzung. Sie schrieb uns diesen Text. Wissen Sie, was nervt? Auf der Suche nach der richtigenWeiterbildung auf unzähligen Plattformen von Websites über Google bis Social Media den passenden Kurs heraussuchen. Die FastLane ist die einzige Adres- se, die Sie brauchen – hier finden Sie auf einen Klick alle Weiterbildungsangebote in Vorarlberg. Sparen Sie Zeit und wechseln Sie mit der FastLane auf die Überholspur. Wer beruflich schnell vorwärtskommen will, wechselt auf die FastLane – die Bildungsplattform, die alle Weiterbildungsangebote und Bildungs­ förderungen in Vorarlberg vereint – ein kostenloser Service der AK Vor- arlberg. Warum es sich lohnt, auf die FastLane zu wechseln? 1 FastLane bringt Sie schnell weiter Ihre Zukunft kann nicht warten. Und mit der FastLane muss sie das auch nicht. Auf der Vorarlberger Bildungsplattform finden Sie schnell das richtige Angebot, das Sie beruflich weiterbringt. Warum die Fast- Lane schneller ist als andere? Weil sie an einem Ort alle Weiterbildungsangebote und Förderungen in Vor- arlberg vereint – und damit Weiterbildung viel einfacher macht. 2 FastLane zeigt Ihnen alle Angebote Fünf Gründe, warum sich

LEITARTIKEL Sachpolitik statt Marketing

Der großeMeister der politischenKommunikation ist kurz vor der Heiligsprechungdurch seineGefolgsleute darüber gestolpert, dass publikwurde, wessenGeistes Kind erwirklich ist. SeineMessage-Con- trol hat nicht funktioniert und eine Seite an ihmgezeigt, die inkrassem Gegensatz zumdemsteht, wofür er sichbei denWählernangepriesen hat. SeinNachfolger, Karl Nehammer, wird es nicht leicht haben, den angerichtetenSchadenwiedergutzumachen. Für uns als Interessen- vertretungderArbeitnehmer istwichtig, dass die neueRegierung von ihrer beinhartenKlientelpolitik abrückt undauch sozialpolitische ,, Die neue Regierung muss die Menschen mit Sacharbeit über- zeugen. Rainer Keckeis Direktor der AK Vorarlberg Akzente setzt. Nicht nur die SorgenundNöte der Industriellenund Vermögenden, sonderndie existenziellenSorgen vielerArbeitneh- mer:innengehören indenFokus einer Regierung, der das gesamtgesell- schaftlicheWohlergehenwichtig ist. So zählt sicher dieAbschaffung der „KaltenProgression“ zudenwichtigstenVersprechungen, die Alt- Bundeskanzler Kurz nie eingelöst hat. Hier sindder neueBundes- kanzler undder neue Finanzminister gefordert. Ganz generell aber geht es darum, mehr Ernsthaftigkeit demThemaKlimawandel zuwidmen. Darunter verstehenwir, denVersuch zuwagen, alle politisch relevanten Kräfte einzubinden, umeine breit angelegte Strategie zurUmsetzung zubringenundnicht vollmundig zu verkünden, dass es gelungen sei, dasDieselprivileg zu retten. Das ist völligunzeitgemäßund lässt nicht wirklichauf denWillender politischVerantwortlichen schließen, dem Klimawandel ernsthaft zubegegnen. Ähnliches gilt für die Frage der Grundstücks- undWohnungspreise, wo einbreiter politischer Schulter- schluss unverzichtbar ist.

▸ E-Mail: direktion@ak-vorarlberg.at

GASTKOMMENTAR Spalt(en)?

MITTEN DRIN. Wir haben den „lan- gen Atemder Geschichte“ (Maja Ha- derlap) noch nicht, den es braucht, um zurückzuschauen und auch wissend nach vorne zu schauen. Wir sind mitten drin – erfasst von einem Virus, der tief in unsere Le- benssubstanz wirkt. Jetzt ist Kri- senzeit, in der wir – besonders von Seiten derWissenschaft und der Po- litik – gerade den nächsten Schritt setzen können, mit allem Zögern, mit allem Mut und mit Irrtum be- haftet. Den übernächsten Schritt zu planen, das wird z. B. gerade durch- kreuzt durch das Auftauchen der neuen Virusvariante Omikron. Das zwingt zur Bescheidenheit: Manches ist schon geschafft, vie- les verstehen wir noch nicht. Das fordert auch von mir, dass ich nur in Bruchstücken etwas von dieser globalen Pandemie erkennen und verstehen kann. Der Zwang zur Entscheidung Die wachsende Spaltung in unserer Gesellschaft zwischen Impfbefür- worter:innen und Impfgegner:in- nen wird von beiden Seiten mit voller Überzeugungskraft geführt, wird dem aber nicht gerecht, dass wir vieles noch nicht überblicken und beurteilen können. Und trotz- dem muss jeder und jede sich ent- scheiden: für oder gegen Impfung. Ich habe mich für die Impfung ent- schieden, aber meine anfängliche Überzeugung hat Risse bekommen. Ich weiß, mit der Impfung ist das Risiko, schwer zu erkranken, nicht vorbei, es ist aber kleiner geworden.

Bei all demgibt es aber Grenzen. Wenn die eigene Einstellung von Ideologien überformt wird, dann gibt es kein Gespräch auf Augenhö- he. Ideologien können respektable Anknüpfungen in sich haben, wie Freiheit vonKörper und Seele, Auto- nomie, demokratische Grundrech- te, Vertrauen auf Heilungskräfte, die wissenschaftlich nicht erklär- bar sind, und vieles mehr. Das sind auch meine Themen, über die ich gerne spreche und nachdenke. Der rein individuelle Blickwinkel dazu genügt mir aber nicht. Ich lebe in meiner Familie, mit Freund:innen, in unserer Gesellschaft, also im- mer bezogen auf andere. Nur – als Gesprächspartnerin werde ich von manchen nicht mehr akzeptiert, sondern werde eher als Gegnerin gesehen, die bedrohlich sein könn-

Die Gesellschaft ist gespalten, liest man nicht erst seit Kurzem. Doch ist es Haarspalterei? ,, Wie kann es uns gelingen, die nicht enden wollende Pandemie gemein- sam zu meistern? Prim. Dr. Philipp Kloimstein Chefarzt im Krankenhaus Maria Ebene „In Krisenzeiten suchen Intelligente nach Lösungen, Idioten suchen nach Schuldigen.“ Dieses Zitat, in der Pandemie fälschlich oder doch absichtlich Loriot zugeschrieben, zeugt vielleicht auch von dem ak- tuell teils Sich-nicht-positionieren-Wollen oder -Getrauen, will man die eine oder die andere Seite nicht vergrämen oder gar erzürnen. Doch wie kann es uns gelingen, die nicht enden wollende Pandemie gemeinsam zu meistern? Thomas Hobbes (1588–1679) sagte: „Wer imKonfliktfall die ganze Moral für sich beansprucht, lässt demGegner nur die Unmoral, und dies verschärft jeden Konflikt.“ Und doch plädiert er für eine über- geordnete Instanz zur Entscheidungsfindung. Aber ist Hobbes nicht schon zu lange tot? Moderne Psychotherapieverfahren kennen den Begriff der „Akzep- tanz“ als zentralen Baustein für den therapeutischen Prozess, wobei Akzeptanz in diesemKontext nicht „gutheißen“, sondern die An- nahme oft nur schwer hinnehmbarer äußerer und innerer Umstände bedeutet, mit dem Ziel, dem Leben jedes/r Einzelnen (wieder) Würde und Orientierung verleihen zu können. So einen therapeutischen Prozess werden wir wohl gesamtgesell- schaftlich benötigen, um gemeinsam und vereint einen akzeptablen Weg in eine gute Zukunft gehen zu können. ▸ Info: Gemeinsammit demLand, der AK und der ÖGK bietet das Teamvon Philipp Kloimsteinmit demProjekt „Papageno“ heimischenUnternehmen ein spezielles Angebot imBereich der Sucht- und Suizidprävention: www.papageno.tips

Das Risiko, die Krankheit zu über- tragen, wird mit der Impfung auch kleiner. Die Impfung selbst wirkt unterschiedlich, für manche recht belastend, und trotzdem bin ich froh, geimpft zu sein. Nur – ich bin in meinen Argumenten beschei- dener geworden, keine glühende Befürworterin, werfe mich als Ge- impfte auch nicht bedenkenlos in Kontakte. Ich bin nachdenklicher geworden. Mir hilft das jetzt, nicht zu verhärten, sondern den Men- schen, die eine andere Haltung haben, besser zuzuhören. Das Zu- hören und gegenseitige Erzählen geht dann, wenn beide, Geimpfte und Ungeimpfte, eine nachdenk- liche Position beziehen können, beide auch über ihre Ängste reden können, ihre vorläufigen Überzeu- gungen noch einmal befragen. Das erfordert von beiden Gesprächs- partner:innen, sich nicht nur in Überzeugungsarbeit zu verstricken und gegenseitige Abwertung zu be- merken und zu stoppen. Barbara Knittel ist als Psycholo- gin in Feldkirch tätig.

te, oder ignorant und dumm. Sich nicht mitreißen lassen

Für mich persönlich beginnt dann eine Übung: mich von destrukti- ven Aggressionen und Feindselig- keiten anderer nicht mitreißen zu lassen, Abwertungen zu merken, mich aber gut zu schützen und hin- ter der ideologischen Fassade den Menschen, manchmal auch den Freund, die Freundin nicht zu ver- gessen. Trotzdem, manches von der Schärfe der Auseinandersetzung erinnert mich an Vorkriegszeiten, und ich wünsche mir sehr, dass wir kreative undmitmenschliche Wege finden und nicht einen Pandemie- krieg auslösen.

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