AKtion November 2021

Bildung und Jugend 11

November 2021

MEDIENFACHFRAU Viele wissen nicht, dass man den Beruf Medienfachfrau/ -fachmann nicht nur in Werbeagenturen lernen kann. Ich bin zum Beispiel bei einer Personalagentur und dort für Social Media, die Website und die Gestaltung der Werbung zuständig. Wichtig ist, dass man sich gerne weiter­ bildet. Es gibt immer Neues zu entdecken. Julia Degold, 21 Jahre, 1. Lehrjahr Weshalb soll ich deinen Lehrberuf wählen?

LEHRLINGS- TIPP

von Alexander Bechtold, Ab- teilung Lehrlin- ge und Jugend

Arbeitszeit Einen der häufigsten Konflikt- punkte mit dem Lehrbetrieb liefert die Arbeitszeit. Das Alter der Lehrlinge spielt dabei eine entscheidende Rolle. Für min- derjährige Lehrlinge gilt das Kinder- und Jugendlichenbe- schäftigungsgesetz. ImAllge- meinen sagt dieses Gesetz, dass die tägliche Arbeitszeit nicht mehr als acht Stunden und die wöchentliche Arbeitszeit nicht mehr als 40 Stunden betragen darf. Hier ist allerdings zu be- achten, dass Tagesarbeitszeiten von mehr als neun Stunden in bestimmten Fällen auch bei Minderjährigen gesetzlich er- laubt sind. Bei volljährigen Lehrlingen gelten dieselben Regeln wie für reguläre Arbeitenehmer:innen. Nach spätestens sechs Stunden Arbeit muss eine Pause im Ausmaß von mindestens 30 Minuten gewährt werden – eine längere Mittagspause kann vereinbart werden. Diese Pause zählt nicht zur Arbeitszeit. Für alle Lehrlinge gilt: Die Berufs- schulzeit wird als Arbeitszeit angerechnet – die Mittagspause in der Schule aber nicht. ▸ Information und Beratung: ak-vorarlberg.at/lehrejugend

ORGELBAUER Als Orgelbauer wird einem nie langweilig, weil der Beruf so vielseitig ist. Er vereint Holzarbeiten, Spenglerarbeiten, ein bisschen Elektrotechnik und musikalisches Interesse. Man arbeitet mit verschie- denen Materialien wie Leder oder Filz. Wir sind auf Montagen überall dort im Einsatz, wo es Kirchen oder Konzerthäuser gibt. Theodor Haftel, 26 Jahre, Geselle

Drei Tage lang drehte sich bei der dritten Auflage der i, der Vorarlberger Ausbildungsmesse imMessequartier Dornbirn, alles um die verschiedenen Lehrberufe. Die Ausbildungsmöglichkeiten in Vorarlberg sind vielfältig.

PFLASTERER Der Beruf des Pflasterers ist eine lang bestehende Kunst. Man kann eigene Ideen einbringen, mit ver- schiedenen Farben und Formen arbeiten und eigene Muster ent- werfen. Vom Straßenbau über die Garten- und Landschaftsgestaltung stehen verschiedene Möglichkeiten für die berufliche Zukunft offen. Emanuel Lutz, 28 Jahre, 3. Lehrjahr

LEHRE. Grüppchen von Jugendlichen drän- gen sich Anfang November durch die Hallen der Messe Dornbirn. Denn bei der i, der Vor- arlberger Ausbildungsmesse, gibt es viel zu entdecken und auszuprobieren: Am Stand der Bäcker:innen riecht es nach frisch ge- backenem Brot. Woanders wird frisiert, ge- schraubt, gehämmert und gemauert. Und an einigen Ständen erlauben VR-Brillen einen virtuellen Einblick in verschiedene Tätigkeitsbereiche. Insgesamt konnten sich Teenager, Eltern und Lehrpersonen auf der i-Messe einen Überblick über 80 Lehrberufe

und Ausbildungsmöglichkeiten verschaf- fen. Die Erlebniswelt erstreckte sich auf ins- gesamt 12.000 Quadratmetern über meh- rere Hallen. In der iCorner standen auch Berater:innen der AK-Lehrlingsabteilung für Gespräche zur Verfügung. Mit ihren Fragen konnten sich Interes- sierte vor allem direkt an die Lehrlinge ver- schiedener Vorarlberger Betriebe wenden. Denn wer könnte einen besseren Einblick in den Ausbildungsalltag des angestrebten Lehrberufs bieten als jene, die gerade mitten- drin stecken?

HÖRAKUSTIKERIN Das Schöne an meinem Beruf ist es, mitzuerleben, wenn Menschen durch ein Hörgerät wieder besser hören kön- nen. Die Lehre ist etwas für alle, die Freude amUmgang mit Kundinnen und Kunden haben und handwerkliches Geschick mitbringen. Denn wir beraten nicht nur, son- dern übernehmen auch die Einstellung der Hörgeräte. Joana Leibitzki, 18 Jahre, 3. Lehrjahr

Auflösung des Rätsels von Seite 8

A S K E T E N N S T A K E

P O L I E R L N F R A N Z

E C K V C L I V I A E E

C E S S N A N L O D I N

N E T T O L O H N H A R R O

A L G K A L I U M K T

N E G E H A L T N P

K O L A S T A E T I G

W E D I T O H R I L

E R I N D A A S S E T

D F N E P T U N T E A M

H B O N O B O R P S I

N A T S E G E S E L L E

U K I J O E A R R I V A L

L P

TEXTILCHEMIKERIN Wer sich für die Lehre zur Textilchemikerin entschei- det, sollte wie ich Freude daran haben, genau zu arbei- ten. Mir gefällt die Abwechslung an meinem Beruf: Ich muss mir Gedanken darüber machen, wofür das Garn, das ich gerade färbe, verwendet wird– ob für die Mode- industrie oder zum Beispiel für eine Polizeiuniform. Seren Demirel, 20 Jahre, 4. Lehrjahr

R F R A C K E R E I

B P S

V

PAPAMONAT

Mit 35 in die Lehre

Ali Duran ist ein Bär von einemMann. Sein Ge- sicht wird fast gänzlich von einem üppigen Bart verdeckt. Führt er die Kaffeetasse zumMund, haben seine Finger sie wohl aus einer Puppen- küche geklaubt. Ali Du- ran ist 35 Jahre alt. Und er macht eine Lehre als Maurer.

ANGEKOMMEN. Geboren ist er in Ankara. Er hat das Land mit vier Jahren verlassen. Hat er noch Erin- nerungen? „Ja, traumatische.“ Alis Eltern sind kurz nach seiner Geburt nach Österreich ausgewandert. Den Buben ließen sie bei den Großeltern. Als sie ausreichend Fuß gefasst hat- ten, holten sie ihn nach. „Eines Tages musste ich mit zwei völlig Fremden mit.“ Der kleine Ali hat sich im Kel- ler versteckt, „obwohl ich vor der Dunkelheit höllische Angst hatte“. Es half ihm nichts. Das ist alles vor- bei. „Ich liebe meine Eltern“, sagt er heute. Aber er hatte die ganze Kind- heit über Angst, allein zu sein. „Das bin ich heute noch ungern.“ Die Mutter hat bis zum 40. Le- bensjahr in der Fabrik gearbeitet, der Papa „ist immer noch Arbeiter

beim Getzner“. Ali wusste nach neun Jahren Schulpflicht und einem Jahr Poly nicht wohin. „Ab jetzt muss ich wissen, was ich im Rest meines Lebens mache.“ Das Gefühl war beklemmend. Er meldete sich zur Handelsschule an, brach nach zwei Jahren ab. „I hob anders Züg im Kopf g’het.“ Auf Festivals gehen, sich erste Sporen als DJ verdienen. Er hat eine Tischlerlehre probiert und sich als Gelegenheitsarbeiter durchge- schlagen. Wurde von einer Leasing- firma weitergereicht, verlor immer wieder den Faden. Verdingte sich in der Nachtschicht als Handlanger. Versuchte als DJ zu überleben. Aber im März 2019 hat sich das geändert. Seither absolviert Ali Du- ran eine Maurerlehre bei der Firma Jäger Bau. „Die unterstützen mich

Ali Duran ist immer für einen Spaß zu haben. Mit den viel jüngeren Mitschülern versteht er sich blendend.

versteht er ja auch besser, was einen Menschen so alles beuteln kann, wenn er heranwächst. Apropos: Wenn er eines Tages selber Familie hat, was würde er seinem Kind wohl mitgeben? „Das Wichtigste wäre: Immer ehrlich sein, egal was es kostet. Sei du selber und verstell dich nicht.“

total.“ Der Lehrlingsbeauftragten Lisa-Maria Almberger streut er Ro- sen: „A ganz tolle Lady, die schaut, dass es uns an nichts fehlt.“ Klar, die meisten anderen Lehrlinge sind 15, 16 Jahre alt und könnten locker sei- ne Kinder sein. Aber mit den Jungen kommt Ali „super zurecht, besser als mit den Erwachsenen“. Vielleicht

Ich will mit Holz arbeiten.

MEHR INFORMATIONEN UND UNTERSTÜTZUNG BEI DER BILDUNGS- ENTSCHEIDUNG FINDEST DU UNTER: www.wiew iter.at Weil Bildung sehr wichtig ist, wächst auch das Angebot: Schulen, Lehrberufe, Studienrichtungen, Kurse und Seminare in der Weiterbildung sowie Fördermöglichkeiten je nach

nd essiert ?

Ich will Menschen helfen.

▸ So erreicht ihr uns Telefon 050/258-2300 zumOrtstarif oder 05522/306-2300, E-Mail an lehrlinge@ak-vorarlberg.at. Unsere Kontaktzeiten sind von Montag bis Donnerstag, 8 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr, sowie am Freitag von 8 bis 12 Uhr.

LEHRLINGE UND JUGEND

Die Berufsinteressen-App der AK gibt’s kostenlos im App Store und in Google Play. Außerdem helfen dir unsere Beratungsteams in Fragen der Berufswahl jederzeit gerne weiter. Wo? ▸ www.wieweiter.at

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