2 Meinung
Jänner 2022
AK: Ein starker Partner in Tagen der Unsicherheit Sorgen plagen die Menschen. Drei von vier Arbeitnehmer:innen fürchten wach- senden Druck amArbeitsplatz, 67 Prozent den Abbau sozialer Leistungen. Für 63 Prozent sind die Pensionen alles andere als sicher. Gewiss, diese Ängste gab es immer. Aber seit zwei Jahren liegt die Pandemie wie ein verdüsternder Schat- ten über allem. Da sind verlässliche Partner gefragt. Das schätzen die Menschen an ihrer AK. Die neueste Berndt-Umfrage unterstreicht das eindrucksvoll.
LEITARTIKEL Worauf besonders zu achten ist Unter demWolkengebirge der Pandemie ist jeder Lichtstrahl anHeiter- keit hilfreich.Wennalso die neueHomeoffice-Verordnung4,3Millionen Beschäftigte dazuauffordert, beimBetretenderArbeit darüber nach- zudenken, ob sie nicht lieberwieder umdrehen sollten, hat das schon beinah therapeutischeWirkung. Tatsächlichbesagt der Paragraf 11 der „6. Novelle zur 6. Covid-19-Schutzmaßnahmenverordnung“, dass „beim Betreten vonArbeitsortenbesonders darauf zuachten ist, dass die berufliche Tätigkeit vorzugsweise außerhalbderArbeitsstätte erfolgen soll, soferndiesmöglich ist undArbeitgeber:inundArbeitnehmer:in ,, Was wirklich besonders zu beach- ten ist beimHomeoffice, fordert vielmehr die Unternehmer:innen. Rainer Keckeis Direktor der AK Vorarlberg über die Arbeitsverrichtung außerhalb der Arbeitsstätte ein Einver- nehmen finden“. Die Kultur hat es auch deshalb schwer in diesen Ta- gen, weil einzelne Zweige wie das Kabarett beinahe brotlos geworden sind. Dabei gäbe es imUmfeld vomHomeoffice durchaus „besonders Beachtenswertes“. Die örtlichenUmstände zumBeispiel: Wie ist das mit Homeoffice amKüchentischmit zwei Kindern und demPartner vis-à-vis? Oder die Arbeitszeiten: Stößt Homeofficemitunter das Tor auf zur maximalen Entgrenzungmit E-Mails undAnrufen rund umdie Uhr? Oder die technische Ausstattung: Wie viele Arbeitneh- mer:innenwerden von ihrenUnternehmen auchwirklich professio- nell ausgestattet bzw. wie oft treffen sich Beruf und Schulaufgaben undmehr auf ein und demselben privaten PC? Und vor allem: Haben Heimarbeiter:innen vernünftige schriftliche Vereinbarungen für ihr Homeoffice, das sie ja zur Sicherheit aller und zumNutzen des Unter- nehmens leisten? Die bestehende Homeoffice-Regelung ist gut, in kleinen Passagen sogar unterhaltsam. Was besonders beachtenswert wäre, geschieht freilich zwischen Firma undMitarbeiter:in. Es rührt an die alte Frage vonObsorge und Vertrauen.
VERTRAUEN. In zwei intensiven Jahren haben Pandemie und innen- politische Querelen den reichen Gabentisch der österreichischen Sicherheiten abgeräumt. Nur das blieb: „Nix ist fix.“ Was heute gilt, ist morgen passé. Alle hangeln sich mühsam von einer vermeintlichen Gewissheit zur nächsten. Denn Co- vid-19 stellt alles in Frage: von der persönlichen Gesundheit über Be- ziehungen bis zumArbeitsplatz. Vertrauensverluste Vor diesem Hintergrund fielen die Imagewerte von Institutionen in der jüngsten Berndt-Umfrage in den Keller. Kaum einer bleibt ver- schont. Die Vertrauenskrise, die Österreich schon vor Beginn der Pandemie überschattet hat, drückt
Nach Ausbruch der Pandemie hat die AKmit dem Land einen Härte- fonds eingerichtet. Die direkte Hilfe blieb in Erinnerung.
dass vor allem die Rechtsberatung der AK neben Konsumentenschutz und Weiterbildung hohes Ansehen genießt. Vier von fünf Befragten rei- hen sie auf Platz 1 ihrer Prioritäten. ▸ AK stark für Sie Alle Informatio- nen, Kontakte und Services finden Interessierte rund um die Uhr auf unserer Website unter https://vbg. arbeiterkammer.at. Telefonisch erreichen Sie uns unter 050/258-0 oder 05522/306-0
ten Halt finden, die AK ist offenbar eines davon. „Auch wir haben an
▸ E-Mail: direktion@ak-vorarlberg.at
» Wir danken den Menschen für das hohe Vertrauen und geben uns weiter- hin Mühe, es täglich zu rechtfertigen. Hubert Hämmerle Präsident der AK Vorarlberg
GASTKOMMENTAR Solidaritätskompetenz erlernen Selten war es so herausfordernd, zuversichtlich ins neue Jahr zu starten. Wir alle leben derzeit einen Alltag, der uns auf vielfältige Weise belastet. Längst haben wir realisiert, dass es nicht nur Kraft und Geduld braucht, um die aktuelle Krise zu meistern, sondern wir uns gemeinsam als Gesellschaft bewähren müssen. Ich frage mich, wie viel „Solidaritätskompetenz“ in uns steckt und wie sie entsteht. ,, Kulturelle Bildung ist kein Ass im Ärmel, das Krisen löst. Aber sie festigt das Fundament, auf das eine Gesellschaft bauen kann. Frauke Kühn literatur:vorarlberg netzwerk Geschäftsführung Für ein solidarisches Miteinander ist es aus meiner Sicht wichtig, dass wir uns schon früh als Teil einer Gemeinschaft erleben, in der Mitgefühl und Zusammenhalt gelebte Werte darstellen und in der kritisches wie kreatives Denken, Diskurs- und Konfliktfähigkeit geschätzte Kompetenzen sind. Das Erleben dieser Werte und das Erlernen dieser Kompetenzen muss imAlltag aber kontinuierlich Raum erhalten. In Vorarlberg ermöglichen viele Bildungsinstitutio- nen und Lehrbetriebe jungenMenschen diese Erfahrungen in Form kultureller Projekte. Sie räumen damit der kulturellen Bildung einen hohen Stellenwert ein. Ich beobachte dort Heranwachsende, die mit- einander reden, sich auf gemeinsame Ziele einigen, Probleme lösen, Talente einbringen, das Scheitern riskieren, das Gelingen feiern und sich durch den gemeinschaftlichen Zusammenhalt stärken. Kulturelle Bildung ist kein Ass imÄrmel, das Krisen löst. Aber sie festigt das Fundament, auf das eine Gesellschaft bauen kann, wenn es drauf ankommt. ▸ Info: Seit vier Jahren ist literatur:vorarlberg netzwerk ein virtuel- les Dach über der Literaturlandschaft Vorarlbergs. Jetzt entsteht in der Villa Iwan und Franziska Rosenthal inHohenems eine analoge Heimat. Bis dahin lohnt ein Besuch auf www.literatur.ist
sich in nackten Zahlen aus. Rund- funk und Fernsehen müssen einen Vertrauenssaldo von –21 Prozent hinnehmen, die katholische Kirche –30, Regierung und Parlament –56 und politische Parteien –57, Medien/ Zeitungen –24 Prozent. Selbst Ban- ken und Versicherungen laborieren noch immer mit einem leichten Saldo von minus einem Prozent am Imageschaden, den die Bankenkrise 2008 hinterlassen hat. Es gibt nicht viele Fundamente, auf denen die Menschen noch fes-
unsere exzellenten Werte der Vor- jahre nicht mehr ganz anknüpfen können“, gibt AK-Präsident Hubert Hämmerle unumwunden zu. Aber 67 Prozent der Befragten haben mehr Vertrauen, nur 12 Prozent we- niger. Dies ergibt einen Saldo von plus 55 Prozent. „Das ist ein hohes Kompliment vor allem an die Kol- leg:innen in den Fachabteilungen, die teilweise unter schwierigsten Bedingungen unsere Mitglieder be- raten haben.“ Den Folgen der Pande- mie amArbeitsmarkt ist geschuldet,
Berndt-Umfrage 13 Interviewer:innen des
Meinungsforschungsinstitutes Dr. Edwin Berndt haben gegen Ende 2021 in 405 ausführlichen Befragungen im Auftrag der AK das Image der Arbeiterkammer Vorarlberg als Interessenvertre- tung ergründet. Auch die Ängste in der Bevölkerung waren ein Thema.
Mal war die Beratung nur maskiert und durch eine Trennscheibe möglich, mal blieben nur mehr die digitalen Kanäle offen. Aber die AK hat ihre Dienstleistungen nie eingestellt.
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