AKtion März 2022

6 Politik und Arbeit 

März 2022

WEIBERKRAM von Univ.-Prof. Irene Dyk-Ploss

IntelligenteRoboter? Der Arbeitsmarkt hat sich nach dem „Coronaschock“ schnell erholt und in vielen (weiblich konnotierten) Bereichen besteht eklatanter Arbeitskräftemangel, nicht zuletzt in der Gastronomie und imGesundheitswesen. Viele Strategien werden diskutiert. Eine davon ist die intensivierte Entwicklung und Nutzung künstlicher Intelligenz. Dazu gehören sogenannte multifunk- tionale humanoide Roboter, die u. a. Haushaltstätigkeiten wie Bodenwischen und Fensterput- zen übernehmen, Kochvorgänge abwickeln und Spülmaschinen bedienen können. Pflegeroboter imAlten- und Behindertenbe- reich können z. B. Türen öffnen, Tablettwagen schieben, servie- ren, Lasten heben oder Geh- behinderte stützen. All das sind Tätigkeiten, die man bisher von Frauen oft als Selbstverständ- lichkeiten verlangt hat, ohne damit besondere Intelligenz- leistungen zu verbinden oder sie als solche anzuerkennen. Und ob die Roboter mit der „natürli- chen“ und vor allem emotionalen Intelligenz von Frauenmithalten können, ist mehr als fraglich … ▸ E-Mail: irene.dyk@jku.at

Frauen endlich fair bezahlen! In Vorarlberg arbeiten Frauen 81 Tage unbezahlt – bei Gehaltsunterschieden belegt Vorarlberg den beschämenden ersten Platz unter den Bundesländern.

UNGERECHT. Auf diese „Spitzen- leistung“ kann niemand stolz sein. Bei den Gehaltsunterschieden zwischenMann und Frau liegt Vor- arlberg unter allen Bundesländern weit vorne: 81 Tage arbeiten Vor- arlbergs Frauen heuer praktisch gratis. Fehlende Kinderbetreuung und mangelnde Lohntransparenz sind laut AK-Präsident Hubert Hämmerle nur zwei Gründe dafür. Der Schein trügt Bundesweit fiel der Equal Pay Day heuer auf den 15. Februar. 12,7 Prozent Gehaltsunterschied be- deuten, dass Frauen in Österreich bis zu diesem Tag praktisch un- entgeltlich arbeiten gingen. Aber ist das nicht ein Fortschritt? Im Vorjahr war der Unterschied doch größer! Der Tag fiel auf den 21. Fe- bruar. Nur leider trügt der Schein. Die Einkommensunterschiede wurden im Vergleich zum Vor- jahr nicht kleiner, weil Frauen bes- ser verdient hätten, sondern weil Männer 2020 im Durchschnitt

weniger Gehalt erhielten. Viele vollbeschäftigte Männer muss- ten aufgrund von Kurzarbeit auf ihre Überstunden verzichten. Die meisten Frauen hätten solche Pro- bleme wohl gern in Kauf genom- men. Sie arbeiten in Teilzeit und waren schon froh, ihren Job über- haupt zu behalten. Frauen arbeiten 81 Tage gratis Wenn man die Bundesländer an- schaut, ist es leider kein Vorteil, als Frau in Vorarlberg arbeiten zu gehen. In Wien verursacht der Gender Pay Gap von 4,2 Prozent 15 Tage Arbeit ohne Entlohnung, in Niederösterreich sind es bei 12,4 Prozent schon 45 Tage. „Aber in Vorarlberg gehen Frauen bei durchschnittlich 22,2 Prozent Ge- haltsunterschied sage und schrei- be 81 Tage gratis arbeiten“, kriti- siert Hämmerle. Dabei müsste das nicht sein. Schon die Heimlichtuerei beim Einkommen in den Unternehmen verhindert, dass Frauen gleiche

burtstag des Kindes. So könnten Familie und Beruf besser verein- bart werden, und vor allem könnte den Frauen der Wiedereinstieg in den Job nach der Geburt eines Kin- des erleichtert werden. Finanzielle Anreize würden auch Eltern helfen, die Erziehung ihres Kindes aufzuteilen. Das AK/ ÖGB-Modell der Familienarbeits- zeit sieht folgende Eckpunkte vor: • Arbeitszeitausmaß: 28 bis 32 Stunden proWoche • Dauer: mindestens vier Mo- nate, maximal kann Familienar- beitszeit-Geld bis zum 4. Geburts- tag des Kindes bezogen werden • Entgeltersatz: 250 Euro Pauschale pro Elternteil pro Monat Massiv unterstützt werden muss Hämmerle zufolge die Aus- bildung von Frauen in Zukunfts- berufen.

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AK-Präsident Hämmerle: Da klafft eine zu große Lücke.

Bezahlung für gleichwertige Ar- beit einfordern können. „Die AK fordert daher volle Lohntranspa- renz in den Betrieben.“ Bessere Kinderbetreuung nötig Für den weiteren Ausbau der Kin- derbetreuung und Kinderbildung bräuchte es bundesweit eine Mil- liarde Euro mehr pro Jahr. Dann könnten die Öffnungszeiten an die tatsächlichen Arbeitszeiten ange- passt und mehr Plätze geschaffen werden. Außerdem braucht es ei- nen Rechtsanspruch auf einen Be- treuungsplatz ab dem ersten Ge-

▸ Der Blog der AK Vorarlberg setzt sich detailliert mit dem Equal Pay Day auseinander.

Jeder Euro Gehalt erhöht das Pensionskonto Frauen sollten sich früh um ihre Pension kümmern, um nicht später in die Altersarmut zu schlittern

Beruf und Familie

FRAUEN UND PENSIONS- KONTO

PENSION. Frauen erhalten in Vor- arlberg im Durchschnitt halb so viel Pension wie Männer. Teilzeit, schlechter bezahlte „Frauenberufe“, Karenz, Haushalt, Pflege – die Grün- de liegen auf der Hand. Im jüngsten AK-Live-Talk beantworteten Dr. Bri- gitte Hutterer, Leiterin der Sozial- rechtsabteilung in der AK, und ihre Kollegen Markus Lescher und Franz Beck Fragen von Betroffenen. Gut eine Stunde lang diskutier- ten die Expert:innen Fragen, die im- mer wieder in der AK aufschlagen: Darf ich in der Pension dazuverdie- nen? Ja, und eine gesetzliche Ober- grenze gibt es keine. Rentiert sich

das auch? Nicht immer, da Pension und Gehalt aus dem Zuverdienst gleichermaßen besteuert werden. Kritik am System Frühstarterbonus und Pensions- splitting boten Anlass zur Kritik: „Auf die 53 Euro, diemir da als Früh- starterbonus geboten werden, weil ich vor meinem 20. Lebensjahr be- gonnen habe zu arbeiten, kann ich gerne verzichten!“, schreibt eine Zuseherin. Das Pensionssplitting entpuppt sich als regelrechter La- denhüter: „Von 2007 bis inklusive 2021 waren es in Österreich 4056 Anträge und 3819 Erledigungen“,

WAS SIE SCHON JETZT FÜR IHRE GESETZLICHE PENSION TUN KÖNNEN

Mit Franz Beck, Markus Lescher und Brigitte Hutterer stand ein Expertenteam am 3. März 2022 online Rede und Antwort.

hat Franz Beck recherchiert. Die AK Vorarlberg hat auf ihrer Website ei- nenWissensort aufgebaut, der Tools, Rechner, Downloads und den Live- Talk zumNachsehen anbietet. Letztlich gilt: Jeder Euro mehr Gehalt erhöht die Pension. So mün-

det der Talk in einemeindringlichen Appell zur Höherqualifizierung.

▸ AK-Talk und die aktuelle Broschüre finden Interessierte unter ak-vorarlberg.at/ pension.

www.ak-vorarlberg.at Stark für Sie

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