AKtion November 2022

Schaffarei 7

November 2022



Schaffarei thematisiert Pflege im Wandel der Zeit Das Museum des Wandels porträtiert das lange Arbeitsleben der Kranken- schwester Anni Raid (90), die noch immer eine Herz-Turngruppe leitet

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Halbjahr #03 Das Haus für Arbeitskultur Widnau 10, Feldkirch

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Zu- und Wegzüge nach und aus Vorarlberg nach Staatsangehörigkeit

LEBENSWERK. In Österreich herrscht Pflegenotstand. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, steht die Pflege von 10. November bis 10. Dezember im Mittelpunkt der dritten Ausstellung im Museum des Wandels. Anhand zweier Objekte und eines Video-Interviews porträ- tiert die Schaffarei im Foyer der AK Vorarlberg in Feldkirch Anni Raid. Als eine Allergie ihren hart er- arbeiteten Traumberuf als Kranken- schwester bedrohte, musste sie sich neu orientieren und baute am Kran- kenhaus in Bregenz die Remobilisie- rung von Herzinfarktpatient:innen mit auf. Heute ist Anni Raid 90 Jahre alt und leitet noch immer eine Herz- Turngruppe. Ihre Arbeitsbiografie zeigt, wie sich ihr Tätigkeitsfeld im Laufe der Zeit verändert hat. Sie zeigt auch, wie wichtig es ist, offen für Neues zu sein und bis ins hohe Alter aktiv zu bleiben. Anni Raid wird 1932 als fünftes von acht Kindern in Krumbach ge- boren. Schon mit 14 Jahren ist sie sich sicher, einmal in der Pflege arbeiten zu wollen. Doch der Weg dorthin ist schwer. Erst 1963 beginnt sie ihre Ausbildung zur Kranken- schwester an der Krankenpflege- schule in Innsbruck – in Vorarlberg gibt es zu dieser Zeit noch keine. Ein regelrechter Schock Im Oktober 1966 tritt sie ihren ers- ten Dienst auf der Internen Abtei- lung am Krankenhaus in Bregenz an. Was sie dort erwartet, ist ein Re- alitätsschock. In der veralteten und viel zu kleinen Einrichtung können sie und ihre frisch diplomierten Kol- leginnen vieles nicht so ausüben, wie sie es in ihrer Ausbildung ge- lernt haben. Am schlimmsten ist für Anni Raid der Umgang mit den hochex- plosiven Sauerstoffflaschen: „Die musste Josef, der einzige Kranken- pfleger, der auch die Kranken in den Betten von einem Ort an den anderen schieben musste, ans Bett binden. Oft, wenn wir das Bett ver- schoben haben, hing dann die Fla- sche schräg am Bett – das war eine gefährliche Sache …“ Erst mit dem Umzug in das neue Spital in Bregenz im Jahr 1974 werden die Arbeitsbedingungen besser – und damit auch die Versor- gung der Patient:innen. Sauerstoff gibt es ab diesem Zeitpunkt in jedem

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Museum des Wandels Krankenschwester Anni Raid: Ein Leben für die Herzgesundheit Ausstellung: 10.11. – 10.12.22 Mo – Fr, 9 – 18 Uhr Foyer der AK Vorarlberg, Feldkirch

11 12 01 6.12.22, 12 Uhr, Mittages-

10.1.23, 12 Uhr, Mittag- essen mit meinem Traumjob: Sozialarbeite- rin / Kuche Wir haben in der Kuche einen Tisch für dich und Juliane Šelner-Brunner reserviert. Sie arbeitet als Schulsozialarbeiterin und Jugendarbeiterin in der Offenen Jugendar- beit in Hard. 26.1.23, 20 Uhr, ArbeitsLebensGeschich- te: Rodar Ali / Klub Vom Tourismusfachmann zum Elektrotechniker: „Hör nie auf zu lernen.“

22.11.22, 17:30 – 19:30 Uhr, Firobad Erzählcafe /

sen mit meinem Traumjob: Model, Fotograf, Video- produzent / Kuche Wir haben in der Kuche einen Tisch für dich und Sebastian Ganahl reserviert. Er ist kreativer Tausendsassa. 14.12.22, 17:30 – 19:30 Uhr, Firobad Erzählcafe / Schaffarei OG3

Schaffarei OG3 30.11.22, 20 Uhr,

ArbeitsLebensGe- schichte: Markus Kornfehl / Schaffarei OG.1 Vom IT-Consultant zum HTL-Lehrer: „Ich wollte etwas machen, das sinnstiftend ist.“

Anni Raid erinnert sich: „Banale Dinge, die uns heute nicht mehr auffallen, waren damals ein Riesenschritt für uns.“

Arbeitskulturen in Bewegung

Zimmer. „Banale Dinge, die uns heu- te nicht mehr auffallen, waren ein Riesenschritt für die Pflegerinnen und Pfleger von damals. Der Wand- auslass für Sauerstoff hat ihnen die Arbeit extrem erleichtert und eine große Angst genommen“, erklärt Kuratorin Dr. Michaela Feurstein- Prasser. Später Neubeginn Die Freude über das besser ausge- stattete, neue Krankenhaus hält nur einige Jahre. Ein Desinfektionsmit- tel, mit welchem die Schwestern täg- lich reinigen müssen, löst bei Anni Raid eine Allergie aus. Ihre geliebte Arbeit in der Pflege kann sie nicht mehr ausüben. Dafür ergibt sich eine neue Chance: Anni Raid orien- tiert sich neu und startet in Bregenz die Remobilisierung von Herzin-

farktpatient:innen. Selbst die Pensi- on kann sie 1987 nicht davon abhal- ten, weiter mit Herzpatient:innen zu arbeiten. Heute gibt es in Bregenz acht Herz-Turngruppen. Eine davon leitet Anni Raid seit fast 35 Jahren. Wenn es nach der 90-Jährigen geht, noch lange.

Detailliertes Programm auf: schaffarei.at

Ein Projekt der Arbeiter- kammer Vorarlberg schaffarei.at

Zuzug Wegzug

FIROBAD

Über das Museum des Wandels ● In den vergangenen 150 Jahren hat sich die Arbeitswelt stark verändert. Unser Arbeitsalltag ist wesentlich schneller geworden, technische Errun- genschaften haben viele Arbeitsschritte erleichtert, aber auch zahlreiche Berufe überflüssig gemacht. Das Museum des Wandels der Schaffarei zeigt, wie sich diese Veränderungen auf einzelne Menschen ausgewirkt haben. Zweimal im Jahr porträtiert es anhand zweier Objekte und eines Video-Interviews ein individuelles Arbeitsleben. ● Kuratorin ist Dr. Michaela Feurstein-Prasser. Sie lebt und arbeitet in Wien, hat Romanistik und Geschichte studiert und über französische Be- satzungspolitik in Österreich nach 1945 promoviert. Seit 2011 ist sie freie Kuratorin und Kulturvermittlerin. ● Die Schaffarei in Feldkirch ist ein Projekt der AK Vorarlberg. Das Haus ist ein Treffpunkt für alle, die sich mit der Arbeitskultur von gestern, heute und morgen auseinandersetzen wollen. In Events, Konzerten, Vorträgen und Diskussionen sowie Aus- und Weiterbildungsangeboten bietet die Schaffarei Raum, Zeit und Formate zum Austausch, für persönliche Erfah- rungen und gesellschaftliche Betrachtungen zum Thema Arbeit.

International gab sich das Erzählcafé „Firobad“ der Schaffarei zuletzt: Da erzählte die Berlinerin Rahel Schoenthal (l.), was sie bewog, mit ihrem Partner das Bregenzer Pop-up-Hotel „Honolulu“ aufzu- sperren. Die Geschäftsführerin des Montagsforums, Petra Klohse (m.), skizzierte ihren Lebenswege von Hohenems über Wien nach Jerusalem und wieder zurück. Mentaltrainerin Maria-Theresia Zettinig (r.) wie- derum hat u. a. lange in Portugal und den USA gelebt. Am Dienstag,

▸ Ausstellung „Krankenschwester Anni Raid – ein Leben für die Herz- gesundheit“, 10.11.–10.12. 2022, Mo bis Fr, 9–18 Uhr, Foyer der AK Vor- arlberg, Feldkirch Am schlimmsten war für Anni Raid der Umgang mit den hoch- explosiven Sauerstoffflaschen.

22. November 2022, stehen wiederum Gäste Rede und Antwort: Was hat ihre Lebensweg geprägt? Gab es Stol- persteine? Was hat sie beflügelt? Das wird spannend! Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung online wird erbeten.

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