AKtion März 2021

Jugend und Arbeit 11

März 2021

Dann lieber eine Lehre als daheim „herumvegetieren“ 149 Lehrlinge werden imAusbildungszentrumVorarlberg auf die Berufswelt vorbereitet – alle tragen laut Pädagogin Christin Zocher „ihr Päckle“ – Als Erstes lernen sie Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

LEHRLINGS- TIPP

von Birgit Kauf- mann, Abtei- lung Lehrlinge und Jugend

Zweite Lehre Immer wieder melden sich

junge Menschen bei uns, die eine zweite Lehre beginnen möchten. Dann ergeben sich häufig Fra- gen hinsichtlich der noch ver- bleibenden Lehrzeit, der Höhe der Lehrlingsentschädigung oder des Besuchs der Berufs- schule. Pauschal gibt es dazu keine Antwort. Als Erstes stellt sich die Frage, welche Lehre be- reits abgeschlossen wurde und welche nun begonnen werden soll. Bei einer Verwandtschaft kommt es zu einer Verkürzung der Lehrzeit. Auch in der Berufs- schule kann es zur Befreiung von einzelnen Fächern kommen. Je nach Anrechnung aufgrund der Verwandtschaft der Lehren ist die Lehrlingsentschädigung des jeweiligen Jahres für einen kürzeren Zeitraum zu gewäh- ren. Eine höhere Entlohnung aufgrund des Alters sehen kaum Kollektivverträge vor. Dies nur als Beispiel. Falls ihr auch eine zweite Lehre plant, kommt doch zu uns und lasst euch beraten. Es lohnt sich!  ▸ Information und Beratung: ak-vorarlberg.at/lehrejugend

AUSBILDUNG. Wie ist das so, wenn man null Bock hat? Sascha Sallmay- er (19) hatte nach der Hauptschule Bregenz Vorkloster „überhaupt kei- ne Ahnung, was tun“. Julian Gandolf (17) wusste nach den erstenMonaten imBORG Schoren zumindest, was er auf keinen Fall mehr wollte: in die Schule gehen. „Weil das Tempo dort sau ungewohnt war“, weil ihm die Mentalität zuwider lief, und weil er mit seinemTaschengeld eh ganz gut zurechtkam. Also: Chillen! Lehrreiche Stillstände Beide haben die folgenden Erfah- rungen offenbar gebraucht. Sascha vermittelte das „Dafür“ (Kompe- tenzzentrum für Menschen mit Beeinträchtigung“) an die Integra. Dort arbeitete er in der Produktion als Hilfsarbeiter. Das war ihm dann doch zu wenig Perspektive. Und Julian? Der fand die ers- ten Wochen „ziemlich chillig“, aber nach einem halben Jahr Arbeitslo- sigkeit hatte er die Nase gestrichen voll. „Alle meine Kollegen waren am Arbeiten, nur ich hab daheimdahin- vegetiert.“ Dann fiel ihm ein Flyer vom Ausbildungszentrum AZV in die Hände. Das wies denWeg. Heute sind Sascha und Gandolf quasi Nachbarn. Der eine schneidet und hobelt Holz zurecht, der andere trägt Farbe auf. Ausbilder wie Wolf- gang Fink (60) geben den Takt vor. Und wenn’s

Wolfgang Fink und Sascha Sallmayer ganz vertieft: Bei den handgefertigten Kräutertrocknern geht’s umMillimeter. Sascha liebt die Arbeit mit Holz: „Es riecht so gut.“

gen und Geduld“, ergänzt Wolfgang Fink (60). Der Feldkircher Ausbilder unterweist die Tischler. Er hat lange in Betrieben gearbeitet wie bei Wei- ler Möbel in der Montageleitung und Lehrlingsausbildung. Der größte Unterschied zum Ausbildungszen- trum? „Hier bist du für die Jugend- lichen verantwortlich, draußen schaut jeder zuerst auf sich.“ So ist die Welt eben. Manche zerreibt sie förmlich. Aber eben nicht hier, nicht imAusbildungszentrum, dessen Ge- schäftsführer Ernst Schmid eben voller Stolz aus der breiten Produkt- palette einen Duftwürfel präsen- tiert. Dabei strafft sich Saschas Figur merklich, denn das haben seine Kol- legen und er gemacht. ­ ▸ Shop Die Produkte des Ausbil­ dungszentrums findet ihr online unter www.kaufdirwas.eu

mal klemmt, schaut Christin Zocher (30) nach demRechten. „Ich hab den Rundumblick im Betrieb“, sagt die gebürtige Dresdnerin lachend, und das ist nicht übertrieben. Rund um die vollverglasten Büros der Pädago- ginnen und Pädagogen erlernen die Jugendlichen in den Werkstätten ihr Handwerk. Oder sie liegen völlig k.o. mit demKopf auf verschränkten Armen auf einer Tischplatte, wie der Malerlehrling dort drüben? Aber schon ist Christin auf den Beinen. Nein, da gab es keinen Knatsch. Er hat nur rasende Kopfschmerzen. Da kann sie helfen. Unter dem Druck fast zerbrochen Warum braucht’s im Ausbildungs- zentrum überhaupt pädagogische Begleitung? „Die heutige Welt ist sehr komplex geworden,“ gibt Chris- tin zu bedenken, „und die Jugend- lichen haben alle ihr Päckchen zu tragen.“ Manche sind dem Leis- tungsdrucknicht gewachsen, ande- re haben psychische Probleme. „Wir

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Als Lehrling stehen dir für das Jahr 2020 genau 50 Prozent der bezahlten Sozialversiche- rungsbeiträge bis maximal 400 Euro an „Negativsteuer“ zu. Wenn du noch Anspruch auf eine Pendlerpauschale hast, kannst du sogar bis maximal 500 Euro erhalten! Also: Einfach das Formular bei deinemWohnsitzfinanzamt anfordern bzw. den Antrag via FinanzOnline stellen und Geld kassieren! ▸ www.ak-vorarlberg.at/ anvlehrling

Julian Gandolf hat die Ruhe weg: Arbeiten ist in Wahrheit viel lässiger als chillen.

Was ist das AusbildungszentrumVorarlberg (AZV)? Das Ausbildungszentrum Vorarlberg bildet in Hohenems und Rankweil Jugendliche aus, die Probleme bei der Suche nach einer Lehrstelle oder ihre Lehrstelle verloren haben. Besonderes Augenmerk legen die 22 Ausbilderinnen und Ausbilder und die vier Fachkräfte in der pädagogischen Begleitung neben der Vermitt- lung von fachlichen Kenntnissen auf die Stärkung der Sozialkompetenz . Die Werkstätten sind modern ausgestattet. In Hohenems werden Lehr- linge in der Tischlerei, der Betriebslogistik, der Malerei, in Einzelhandel und Elektrotechnik, als Koch/Köchin, IT-TechnikerIn und Restaurantfach- frau/-mann ausgebildet. Im Ausbildungszentrum Rankweil sind die 69 Lehrlinge der Metallbearbeitung zu Hause. Insgesamt erhalten gegen- wärtig 149 Lehrlinge eine berufliche Perspektive.

versuchen, das ein Stück weit aufzufangen. Die Jugend- lichen sollen Vertrauen entwickeln in das, was sie schaffen können.“ Da-

für braucht man „sehr viel Einfüh- lungsvermö-

Christin Zocher hält auch Kontakt mit den Lehrlingen, wenn sie das AZV verlassen haben.

Berufsorientierung wichtiger denn je

Auflösung des Rätsels von Seite 8 Lösungswort: ARBEITSZEUGNIS

MY FUTURE. Die vielfältigen Be- schränkungen durch Covid-19 tref- fen vor allem die Schüler der ab- schlussnahen Jahrgänge hart. Sie haben weit weniger Chancen, sich rechtzeitig und aktiv mit ihrer be- ruflichen Zukunft zu beschäftigen. Deshalb greift ihnen die AK Vorarl- berg jetzt online unter die Arme. Berufsorientierung muss breit angelegt sein. Denkverbote darf es

keine geben, denn die unzähligen Möglichkeiten reichen von der Lehre bis zur Universität. Mit der Berufsori- entierungsmappe „My future“ hat die AK schon 2015 fundiertes Material für den Unterricht bereitgestellt. Un- ter dem Motto „Erkenne dich selbst“ werden die Schüler in einem Prozess motiviert, sich ihrer Stärken und Fä- higkeiten, aber auch ihrer Grenzen bewusst zu werden. Das alles gibt es

nun auch digital. Alle Materialien stehen unter ak-vorarlberg.at on- line und zumDownload bereit. „My future“ hat bis heute viel be- wirkt. Die Mappe ist längst Grund- lage für einen modernen und stärkenorientierten Berufsorien- tierungsunterricht in der 7. und 8. Schulstufe geworden. Auch eigene Ausgaben für die 9. Schulstufe und die Oberstufe bietet die AK.

P A U S E E R G O N O M I E

T R U H E E H S U R E M

H E R E R O N N A D E S

C H E F L A K O L L E G E

O N O L A B A K E

A R B E I T E N T R A C U

W

H C R U S O E D A V A

N I C R E P E S N R

M T P O L I E R B R N

E R W E R B M

K R E O D L I B E L L

U R A P E L O P S I

S O U R N E T T O L O H N

E L S S T R E I K L T E

N E D B A L Z A E A

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ARBEITSZEUGNIS

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