Standort-Rating 2023 AK Vorarlberg

Die wichtigsten Erkenntnisse des Standort- Ratings 2023 – Arbeitsstandort Vorarlberg:

Pandemie, Rekordinflation und Energiekrise – im dies- jährigen Spotlight werden die „Krisenfolgen“ für die Vorarlberger:innen näher beschrieben. Während die Arbeitslosenzahlen ein Niveau niedriger als vor der Corona-Krise erreicht haben, ging der Anteil der Lang- zeitbeschäftigungslosen seit dem Höhepunkt von über 30 Prozent im Juni 2021 auch zurück, bleibt mit 17 Pro- zent aber nach wie vor hoch. Mit der Rekordinflation von 8,6 Prozent im Jahr 2022, geraten einkommensschwache Haushalte enorm unter Druck. Das spitzt die langfristige Entwicklung noch mehr zu. Denn: Während in den letzten elf Jahren Eigentumspreise ein Plus von fast 100 Prozent verzeichnen konnten, stiegen die Medianeinkommen um nur 33 Prozent. Abzüglich der Inflation von 23 Prozent im selben Zeitraum bleiben Reallohnzuwächse von 10 Pro- zent übrig. Stellt man nun noch die um 42 Prozent gestie- genen Mietpreise der Lohnentwicklung gegenüber, muss man sich die Frage stellen: Wie soll sich das ausgehen? In Vorarlberg ist die Verteilung von Lohneinkom- men und unternehmerischen Gewinnen (Lohnquote) un- gleicher als in anderen Bundesländern verteilt. Im Jahr 2020 waren es zwar bereits knapp 47 Cent pro erwirt- schafteten Euro (2015 waren es 43 Cent), die in Lohnein- kommen fließen, aber im Vergleich dazu: In Wien sind es knapp über 53 Cent, im Österreichdurchschnitt 50 Cent. In Anbetracht der herausragenden Stundenproduktivität (erster Platz im Bundesländervergleich) des Wirtschafts- standorts Vorarlberg von durchschnittlich knapp 63 Euro realem Bruttoregionalprodukt haben sich die Beschäftig- ten einen fairen Anteil am Wachstum verdient. Der öffentliche oder auch gemeinnützige Wohnungs- markt, bestehend aus Gemeindewohnungen und Genossen- schaftswohnungen, macht in Vorarlberg nur knapp 13,5 Prozent aus und liegt damit deutlich unter dem Öster- reichdurchschnitt von knapp 24 Prozent und an letzter Stelle im Bundesländervergleich. Der Großteil der Vorarl- berger:innen ist den Marktpreisen ausgeliefert, welche in den letzten elf Jahren explodiert sind. Die durchschnitt- lichen Häuser- (+73 Prozent) und Wohnungspreise (+73 Prozent) sind in den letzten sechs Jahren (2015–2021) in keinem anderen Bundesland so stark gestiegen wie in Vor- arlberg. Mietpreise sind nur in Salzburg höher und sowohl laut Erhebungen der Statistik Austria als auch laut unserer AK-Wohnumfrage 2023 sind 20 bis 35 Prozent aller Haus- halte durch die Wohnkosten stark belastet. Mehr als ein Drittel der Befragten (n = 2.000) gab an, sich die aktuelle Teuerung nicht oder nicht mehr lange leisten zu können.

Nur 49,4 Prozent der betreuten Kinder sind in einer Einrichtung, die es den Eltern erlaubt, einer Vollzeitbe- schäftigung nachzugehen. Das ist zwar eine Verbesse- rung gegenüber dem Jahr 2016 um mehr als 15 Prozent- punkte, bedeutet aber immer noch den nur vierten Platz im Bundesländervergleich. Die Konsequenz ist, dass die Gründe für Frauen, einer Teilzeitbeschäftigung nachzu- gehen, weiterhin bei 43 Prozent Betreuungs- oder Pfle- gepflichten und bei 6,4 Prozent andere persönliche oder familiäre Gründe sind. WWenig überraschend also sind 71 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen Mütter, wäh- rend es bei vollzeitbeschäftigten Frauen nur 37 Prozent sind. Die Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit, vor allem in Vollzeitbeschäftigungen, würde in besseren Einkom- mensverläufen resultieren und vor Prekarität und Alters- armut schützen. Eine nachhaltige Arbeitsmarktintegra- tion von Frauen, Älteren und Zuwander:innen ist für den Sozialstaat und damit für den Wohlstand von zentraler Bedeutung. Im Jahr 2021 hatten immer noch 17,3 Prozent der Vorarlberger:innen im erwerbsfähigen Alter maximal einen Pflichtschulabschluss als höchste abgeschlossene Ausbildung. Im Vergleich zu 2017 entspricht das einer Verbesserung von weniger als einem Prozentpunkt. Das ist der höchste Anteil im Bundesländervergleich und eine ernstzunehmende Herausforderung für die steigenden Anforderungen und Ansprüche am Arbeitsmarkt. Hoch- technologie und Digitalisierung erfordern lebenslanges Lernen und benötigen ein durchlässiges Bildungssystem, das den Weg von Lehre bis Studium ermöglicht. Gleich- zeitig ist der Anteil der Lehrlinge in „Lehre mit Matura“ in Vorarlberg mit 4,1 Prozent nach wie vor der niedrigste in Österreich. Nur 2,4 Prozent der unselbstständig Erwerbs- tätigen mit maximal Pflichtschulabschluss haben im Jahr 2020 an einer beruflichen Aus- und Weiterbildungsmaß- nahme teilgenommen.

EXECUTIVE SUMMARY

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