AKtion Februar 2022

Politik 15

Februar 2022

Wie Manager in 63 Stunden ein Jahresgehalt verdienen Die Chefs der ATX-Konzerne verdienen in fünf Tagen so viel wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmer – Wir fragten die Vertreter der AK-Vollversammlung: Ist das gerecht?

AUS DEM RAHMEN. Zugegeben, Spit- zenmanager arbeiten zwölf Stunden pro Tag, nehmen nur eines von vier Wochen- enden frei, belassen es bei zehn Tagen Urlaub und neun Feiertagen im Jahr. Das macht 320 Arbeitstage mit 3840 Stun- den pro Jahr. Freilich bei einem durch- schnittlichenStundenlohnvon545Euro. Denn ganze 63 Stundenmusste ein ATX- Vorstandschef im Durchschnitt heuer

arbeiten, um das Jahreseinkommen eines normalen Beschäftigten zu verdie- nen. Wird ein 12-Stunden-Tag angenom- men, ist das in etwas über fünf Tagen erledigt. Damit fiel der jährliche „Fat Cat Day“ („Tag der fetten Katze“) heuer, nach Abzug der arbeitsfreien Tage, auf Sonn- tag, den 9. Jänner. Der „Fat Cat Day“, das ist jener Tag, an dem ein Vorstandschef hochgerechnet auf die jährlichen Bezüge

das Medianeinkommen der jeweiligen Volkswirtschaft verdient hat. Erfunden hat ihn der britische Think Tank „High Pay Centre“, um die enormen Gehalts- unterschiede zu thematisieren. Als „Fat Cat“ werden in Großbritannien reiche, einflussreicheMenschen bezeichnet. ▸ Informationen zum Fat Cat Day und die Forderungen der AK imWeb unter www.arbeiterkammer.at/fatcatday

Liste AK-Präsident Hubert Hämmerle – FCG.ÖAAB

Liste Manuela Auer – FSG

Neid? Nein – eher ein Sinn für soziale Gerechtigkeit

Trotz Krise steigen die Manager:innengehälter

der anderen Seite profitieren einige wenige enorm von der Krise. Die Unternehmensge- winne sind gestiegen, Divi- denden werden ausgeschüttet und Manager:innenboni aus- bezahlt. Mit durchschnittlich 2,1 Millionen Euro Jahres- gehalt verdient ein ATX-Vor- stand mittlerweile in wenigen Tagen so viel, wie eine/einer seiner Beschäftigten in einem ganzen Jahr. Eine echte Mitbe- stimmung der Arbeitnehmer- vertreter:innen in Aufsichts-

übernehmen. Aber das tun an- dere Berufsgruppen wie z. B. Pflegekräfte auch. Selbst öko- nomisch gesehen sind giganti- sche Managergehälter wenig sinnvoll. Zu große Ungleich- heit spornt nämlich nicht an, sondern bewirkt das Gegen- teil. Es demotiviert Mitarbei- ter:innen, wenn sie sehen, wie üppig in den Vorstands- zimmern das Geld sprudelt und wie klein dagegen die Sprünge sind, die sie mit ihrer Arbeit machen können.

Geht es umNeid? Nein, umso- ziale Gerechtigkeit. Wir reden über einen Mindestlohn, war- umnicht auch über eine Gren- ze nach oben? Am einfachs- ten wären allerdings höhere Steuern für Spitzeneinkom- men. Das brächte Einnahmen für den Staat und es träfe auch jene Topverdiener:innen, die keine Unternehmen leiten. Die Gagen im Fußball sind ja auch nicht ohne. ▸ E-Mail: bernhard.heinzle@ gpa.at

räten könnte die Entwicklung bremsen. Wünschenswert wäre, die Entlohnung von Ma- nager:innen an ein bestimm- tes Verhältnis zu den Löhnen der Beschäftigten zu koppeln. Ein AK-Modell sieht zudem vor, dass Unternehmen, die in Krisenzeiten staatliche Unter- stützung in Anspruch neh- men, verpflichtet werden, die Manager:innenboni um die Hälfte zu reduzieren. ▸ E-Mail: manuelaauer@ manuelaauer.at

Bernhard Heinzle

Manuela Auer

GEGENSTEUERN. Fünf Werktage brauchen ATX-Ma- nager:innen, umdas zuverdie- nen, wofür ein:e durchschnitt- licher Arbeitnehmer:in ein ganzes Jahr lang hackelt. Völ- ligunbestritten ist, dassMana- ger:innen viel Verantwortung

UNGERECHT. Die Coro- nakrise hat viele Menschen finanziell stark in Bedräng- nis gebracht. Wegen der ex- plodierenden Preise können es sich sogar immer mehr Haushalte nicht mehr leisten, ihre Wohnung zu heizen. Auf

Liste Freiheitliche + Parteifreie Arbeitnehmer – FA

Weiterbildung auf der Überholspur Wer schnell vorwärtskommen will, wechselt auf die FastLane – die Bildungsplattform, die alle Weiterbildungsangebote und Bildungsförderungen in Vorarlberg vereint.

Steuern und Abgaben auf kleinere Einkommen senken!

sigen Gehaltsunterschiede jedenfalls bestimmt nichts zu tun. Hier muss es endlich entsprechende und klar vor- gegebene Gehalts-Obergren- zengeben. Denn es kannnicht sein, dass es für viele Arbeit- nehmerinnen und Arbeitneh- mer immer schwieriger wird, mit ihrem Einkommen über die Runden zu kommen, und einige wenige Millionenge- hälter abkassieren. Für uns ist klar: Es ist Aufgabe der Politik, dafür zu

sorgen, dass vor allem den Menschen mit kleineren und mittleren Einkommen wieder mehr zum Leben bleibt. Die Steuer- und Abgabenquote gehört in Österreich im inter- nationalen Vergleich zu den höchsten. Hier braucht es eine deutliche Senkung, um eine Entlastung der Arbeitnehme- rinnen und Arbeitnehmer si- cherstellen zu können, damit ihnenmehr Geld bleibt. ▸ E-Mail: michael.koschat@ fpoe-satteins.at

Michael Koschat

DRINGEND. Absurd hohe Ge- hälter für einzelne Vorstände großer Unternehmen sorgen bei Arbeitnehmer:innen mit einem durchschnittlichen Einkommen völlig zu Recht für großen Unmut. Mit Ge- rechtigkeit haben diese rie-

fastlane.ak-vorarlberg.at

Liste NBZ – Neue Bewegung für die Zukunft

Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige

Absurde Gehälter brauchen absurd hohe Besteuerung

Der Staat muss regulierend eingreifen!

nur absurd hohe Managerge- hälter, sondern auch giganti- sche Anhäufungen von Ver- mögen. Anstatt die KESt für Aktiengewinne abschaffen zu wollen, sollte sich der Finanz- minister also lieber über Ver- mögens-, Schenkungs- und Erbschaftssteuern Gedanken machen. Bei den Gehältern wäre zu überlegen, ob es nicht nur Mindestlöhne, sondern auch eine Obergrenze für Ge- hälter geben sollte. Erreichbar wäre dies durch eine Anhe-

ist hier ein höheres Einkom- men für das Risiko, das die Vorstandsmitglieder tragen, bis zu einem gewissen Be- trag angemessen, aber nicht in diesem Ausmaß, wie es zurzeit der Fall ist. Hier kann nicht mehr von einer Gerech- tigkeit gesprochen werden! Einen Vergleich zwischen Belegschafts- und Vorstands- gehältern direkt zu ziehen wäre auch nicht sinnvoll. Hier ist ein Verhältniswert zu bestimmen, der von allen als

bung des Spitzensteuersatzes. Ab einer bestimmten Höhe, beispielsweise ab einem Jah- resgehalt von einer Million Euro, könnte ein Steuersatz von z. B. 95 Prozent verhin- dern, dass die Gehaltsent- wicklung völlig aus dem Ru- der läuft. Niemand kann so viel arbeiten oder so viel Ver- antwortung tragen, dass der- artige Einkommen gerecht- fertigt wären. ▸ E-Mail: sadettin.demir@ gemeinsam-ug.at

gerecht angenommen wird. Dieser Wert könnte z. B. bei 1:20 bis 1:30 liegen und nicht wie jetzt bei ca. 1:130. Der Staat muss hier re- gulierend eingreifen und die Auszahlung der Gehälter an die Erreichung von öko- logischen und sozialen Zie- len koppeln und dabei Sorge tragen, das alles transparent und zugänglich für alle ist. ▸ E-Mail: info@nbz-online.at

Adnan Dincer

Sadettin Demir

REGULIEREN. Es ist eine der schwierigsten Fragen, ob das Verhältnis zwischen den Vor- stands- und Belegschaftsge- hältern gerecht ist, es ist eher das Verhältnis zwischen An- gebot- und Nachfragebedin- gungen zu klären. Natürlich

FAIRTEILEN! Einkommen und Vermögen sind sehr un- gleich verteilt. Und die Un- gleichheit wächst. Inzwi- schen besitzt ein Prozent der Bevölkerung die Hälfte des österreichischen Vermögens. Problematisch sind also nicht

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