AKtion Februar 2022

10 Bildung 

Februar 2022

Wenn die Welt nur 100 Bewohner hätte Spannendes Gedankenexperiment macht globale Probleme verständlich und erlöst uns aus der Nabelschau – Die Welt ist viel jünger, als wir dachten.

Sterben an heilbaren Krankheiten Ein weiteres dringliches Ziel der UNO lautet Gesundheit für alle. Aber im afrikanischen Viertel des Dorfes Globo müssen zehn von 16 Bewohner:innen auf jede Gesund- heitsversorgung verzichten, im indischen Viertel sind es zehn von 18. Im chinesischen Wohnbereich dagegen sind heute bereits 18 von 19 versorgt. Im ganzen Dorf Globo ha- ben nur 20 Bewohner:innen einen regelmäßigen Zugang zu guter me- dizinischer Versorgung. „Wir zäh- len dazu und können dafür ruhig dankbar sein“, betont Nussbaumer. „In Globo stirbt mindestens jeder Dritte an einer heilbaren Krankheit.“ Wo Impfungen Mangelware sind Einen Sidestep zur Covid-19-Imp- fung und damit in die große Welt kann sich Nussbaumer nicht ver- kneifen. „Bei uns in der ‚Ersten Welt‘ haben viele, die es wollten, schon die dritte Impfung erhalten, in den armen Regionen sind die meisten (obwohl es viele wollen) noch gar nicht geimpft. Nur 0,1 Pro- zent haben bereits die dritte Imp- fung erhalten. Das ist eigentlich ein zynischer Zustand!“ Für manche Menschen in Globo

WISSEN FÜRS LEBEN. Das kann sich ja keiner vorstellen: Wie viel sind 1,3 Milliarden Menschen? So viele Unter-18-Jährige leben welt- weit in Armut. Oder 59 Millionen Kinder? So viele Kinder im Grund- schulalter gingen 2013 weltweit nicht zu Schule. 100 Leben im Brennpunkt Weil uns die Dimensionen über- fordern, haben Andreas Exen- berger, Stefan Neuner und Josef Nussbaumer die Welt herunterge- brochen. Im Dorf „Globo“ leben ex- akt 100 Menschen. Sie verkörpern die Weltbevölkerung. Josef Nuss- baumer ist ao. Univ.-Prof. für Wirt- schafts- und Sozialgeschichte an der Universität Innsbruck. In der AK- Reihe „Wissen fürs Leben“ von Franz Josef Köb nahmer das Publikummit auf eine nachdenkliche Reise. Vor knapp zehn Jahren veröffent- lichten die drei Wissenschaftler das Buch „Unser kleines Dorf“. Die Neu- auflage bringt die kleine Welt nun auf den neuesten Stand. Als Basis diente das Jahr 2015, in demdie UNO die „Nachhaltigen Entwicklungs- ziele“ verabschiedete. Jedes Kapitel ihres neuen Buches widmet sich ei- nem der 17 nachhaltigen Ziele. Wer lebt nun in dem Dorf Globo? Die 100 Menschen verteilen sich auf Nordamerika (5), Lateinamerika (8), Europa (10), Afrika (16) und Asien (61). Die DorfBewohner:innen le- ben nah beieinander, und trotzdem trennt sie viel. Sie heißen Atlanta, Hue oder Davao und verkörpern

individuelle Schicksale. Um die Ein- kommensverhältnisse miteinander vergleichen zu können, entwickel- ten die Autoren eigens die fiktive Währung „Oro“. So stehen dem Nordamerikaner Austin täglich 311 Oro zur Verfügung, während das afrikanische Mädchen Goma mit

1 Oro auskommen muss. Das Glück der Geburt

ist die Verfügbarkeit von Energie selbstverständlich, andere leben noch mitten in der prä-fossilenWelt. Welche Rolle das Meer spielt, ver- deutlichen die Autoren mit brand- aktuellen Beispielen. Noch gibt es Fische, aber es werden immer weni- ger. So wurde der Bestand des Kabel- jaus vor den Küsten Nordamerikas schon zerstört. Im Dorf Globo aber sind zehn Personen auf das Meer angewiesen. Trotzdem wird kräf- tig weitergefischt. Zudem wird die Meeresverschmutzung immer mehr zum Problem. Um diesen Umstän- den entgegenzuwirken, möchten die Bewohner:innen zehn Prozent der Meeresfläche unter Schutz stellen.

Der Verein teamGlobo hat auch eine GloboSchule ins Leben gerufen. In einem eigens entworfenen Glo- bospiel dienen die Biografien der Dorfbewohner:innen als Ausgangs- punkt für eine lehrreiche Interak- tion. Den Reinerlös aus dem Verkauf ihrer Medien spenden die Autoren im Übrigen: Für karitative Zwecke konnten sie bereits rund 240.000 Euro sammeln.

Von den 66 Dorfbewohner:innen im arbeitsfähigen Alter (15 bis 64) arbeiten nur 46, davon 28 in prekä- ren Verhältnissen. Von den insge- samt zwölf Menschen über 60 sind

» Wir zählen zu den wenigen Glückli- chen mit guter medizinischer Versor- gung und dürfen ruhig dankbar sein. Univ.-Prof. Dr. Josef Nussbaumer teamGlobo

▸ Video Unter vbg. arbeiterkammer.at/ wissenfuersleben fin- den Sie die aktuellen Vorträge.

nur sechs sozial einigermaßen ab- gesichert. Wer das Globo überblickt, sieht sofort, dass jeder zehnte Mensch hungert. Und das Glück der Geburt entscheidet: Von den 100 Globo- Bürger:innen haben elf viel zu we- nig zu essen – sechs leben in Asien, fünf in Afrika. Das Ziel der UNO, bis 2030 den Hunger ganz verschwin- den zu lassen, hat die Corona-Pan- demie in weite Ferne gerückt. Sicht- bar wird so ein Verteilungs-, kein Produktionsproblem. Denn der UNO zufolge könnte die Erde rund zwölf Milliarden Menschen ausrei- chend ernähren …

Eine neueWelt mit 100 Bewohnern Die neue Welt mit 100 Menschen ist das neueste Werk von teamGlobo (teamGlobo.net). Andreas Exenberger, Stefan Neuner und Josef Nussbaumer machen die Welt zumDorf. So werden enorme Probleme mit einemMal greifbar. Die Erlöse aus dem Buch fließen zu 100 Prozent Sozialprojekten zu.

Buchtipp Globo. Eine neueWelt mit 100Menschen, Exenberger, Neuner, Nussbaumer, Preis: 19,90 Euro, ISBN: 978-3-903030-98-5, 272 Seiten

Wie Marken erfolgreich Nutzen und Vertrauen schaffen Wolfgang Frick vermittelt im neuen BFI-Lehrgang „Erfolgreiches Marketing-Management“ die hohe Kunst des „Marke-ting“

LEHRGANG. Er nennt es „Marke- ting“. Denn Marken sind wichtig, sie geben Halt. „Nur wenn sie Ver- trauen wecken, schalten sie unser Kaufverhalten auf Automatik.“ Wolfgang Frick weiß das. Er lebt da- von. Der ehemalige Marketing- und Einkaufsvorstand der Spar AG in der Schweiz hat Bücher darüber ge- schrieben. In seiner „Markensamm- lung“ listet er 30 regionale, natio-

muss ich erklären.“ Der Preis ist gar nicht so entscheidend. „Marken de- finieren sich selten über den Preis.“ Das Produkt muss außerdem re- levant sein und sich von anderen gut unterscheiden. „Denn Gleiches vom Gleichen habenwir schon. Wir leben in einer ‚Zu-viel-isation‘.“ Das alles will gut kommuni- ziert werden, und zwar auch offline. „Ganz nach dem Motto: You never can email a handshake.“ Vertrauen schaffen Dass der Überfluss den Mangel ab- gelöst hat, macht „Marke-ting“ zur hohen Kunst. „Die Frage ist: Wel- chen psychologischen Zusatznut- zen liefert mir die Marke, dass ich mich nachher besser, flotter, wohler, jünger, entspannter fühle.“ Denn Marken geben eben Halt. „Sie sind vertrauensbildend. So schalten Mar- ken unser Kaufverhalten auf Auto- matik.“ Heute treten sie freilich vor ein kritischeres Publikum als früher. „Immer mehr Konsument:innen wollen wissen, wofür die Marke steht: Steckt da keine Kinderarbeit

nale und internationale Marken. In einem Lehrgang unterrichtet er nun amBFI der AK „ErfolgreichesMarke- ting-Management“. Sich selber als Marke betrachten Das beinhaltet auch eine Reise ins ei- gene Ich. Nein, „ein Selbstfindungs- seminar ist das nicht“. Da muss er schmunzeln. Aber er wird den Teil- nehmer:innen schon beibringen, sich selber neu zu positionieren. Sie erhalten die Toolbox dafür. Die wird reichhaltig sein. Denn „wenn man nur einen Hammer hat, sieht jedes Problemwie ein Nagel aus“. Sich selber alsMarke definieren– das wirft Fragen auf: Was kann ich am besten? Was sind meine Kern- werte, meine Einstellungen? Die Antworten lassen sich dann aufs Produkt umlegen. Einfach ist das nicht. „Es braucht eine gewisse Of- fenheit zu sich selber.“ Und wie muss Marketing nun beschaffen sein, damit es glückt? „Es braucht ein klassisches Nutzen- versprechen“, antwortet Frick. „Der oder die Kund:in sucht einenNutzen und kein Produkt. Diesen Nutzen

Ausbildung amBFI Erfolgreiches Marketing-Management Lehrgang von 4.3. bis 25.6.2022 oder 9.9. bis 17.12. 2022, jeweils Fr, Sa 9–18 Uhr, 128 Unterrichts­ einheiten Kosten: 2490 Euro (mit AK-Bildungsgutschein –25 Prozent) Zielgruppe: Marketingmitarbeiter:innen, die ihren nächsten Karriereschritt vorbereiten, Führungs­ kräfte und Nachwuchsführungskräfte sowie Unternehmer:innen Inhalte: strategisches Marketing, Marketing­ Nähere Informationen und Anmeldung BFI der AK Vorarlberg, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch Telefon: 05522-70200 service@bfi-vorarlberg.at → Ausgezeichnete Karrierechancen → Bildung und Beruf vereinbar → Qualifizierte Abschlüsse → Vor Ort & leistbar → Hochqualifizierte Kurs- und Lehrgangsleiter:innen 5 GRÜNDE FÜR DEN BFI CAMPUS Sprachen Campus Talente Campus Business Campus Digital Campus BFI CAMPUS Für alle, die ihr Leben selbst gestalten. Sozial Campus Marketing und Kommunikation – die entscheidenden Erfolgsfaktoren Um souverän agieren zu können und die richtigen Entscheidungen zu treffen, braucht es ein fundiertes Wissen und professionelle Kenntnisse der Strategien und Werkzeuge. Gerade die zunehmende Konkurrenz und eine vielfältige Mediennutzung schaffen neue Her- ausforderungen für das Marketing. Ein zielgruppengenaues und erfolgreiches Marketing erfordert, die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kund:innen strategisch zu planen und kons quent zu steuern. Dabei ist immer wieder zu ent- scheiden, welche Maßnahme an welcher Stelle die richtige ist, auch vor dem Hintergrund der Kennzahlen, die vor allem das Onlinemarke- ting liefert. Vorteile • Persönliche Beratung • Inhaltlich und terminlich abgestimmtes Weiterbildungsprogramm • Teilnahme berufsbegleitend möglich • Hohe Nachfrage am Arbeitsmarkt • AK-Bildungsgutschein – sofortige Übernahme von 25 % der Kurskosten

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Marketing-Grundlagen 25.3. bis 9.4.2022 oder 30.9. bis 8.10.2022, jeweils Fr, Sa 9–17 Uhr, 32 Unterrichtseinheiten, Kosten: 790 Euro (mit AK-Bildungsgutschein –25 Prozent) Marketing für Assistent:innen 20.5.–21.5.2022 oder 25.11.–26.11.2022, jeweils Fr, Sa 9–18 Uhr, 16 Unterrichtseinheiten, Kosten: 490 Euro (mit AK-Bildungsgutschein –25 Prozent) Marketing für den Vertrieb 27.5.–28.5.2022 oder 2.12.–3.12.2022, jeweils Fr, Sa 9–18 Uhr, 16 Unterrichtseinheiten, Kosten: 490 Euro (mit AK-Bildungsgutschein –25 Prozent)

dahinter? Zahlt sie ein in die CO 2 -Re- duktion? Werden die Leute dahinter gerecht entlohnt?“ In den Antwor- ten auf solche Fragen versucht die Marke, die ganze Wertschöpfungs-

kette abzubilden. „DieMarke wird so zum verdichteten Ausdruck der un- ternehmerischen Spitzenleistung.“ All das lernen die Teilnehmer:innen ganz praktisch imneuen Lehrgang.

Dr. Wolfgang Frick unterrichtet am BFI der AK Vorarlberg „Marke-ting“.

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