AKtion Februar 2022

Bildung 9

Februar 2022

, Respekt und Beziehung schaffen eine gute Basis DER ALTE UND DER NEUE Ausbildungsleiter bei Blum imGespräch

In Zukunft wird es noch viel mehr darum gehen, über die Bezie- hung zu den Lehrlingen Wis- sen zu vermitteln. Robert Kaufmann Ausbildungsleiter in der Julius BlumGmbH

LEHRMEISTER. Wachablöse bei Vorarlbergs größtem Lehrlingsaus- bilder: Seit Anfang Februar ist Die- ter Hämmerle (63) in Pension. Tie- fenentspannt spaziert er durch die Hallen im Werk 3 des Höchster Be- schläge-Riesen Blum. Immerhin hat er in seinen 40 Jahren als Ausbilder hier gut 1700 Lehrlinge begleitet. Sein Nachfolger heißt Robert Kaufmann. Der ist 39 Jahre alt und Vater eines sieben Monate alten Buben namens Tim. Zuvor hat er Werke in Dornbirn und Fußach ge- leitet. Jetzt steht er dem Team von 70 Ausbilder:innen vor und trägt schon einen Blum’schen Kernsatz auf den Lippen: „Ausbildung ist Be- ziehungspflege.“ Nur so lässt sich er-

8800 Menschen beschäftigt Blumweltweit, davon 6600 in Vorarlberg. 93 neue Lehrlinge star- teten im September 2021 ihre Ausbildung bei Blum in Vorarl- berg, acht junge Men- schen in den USA und zwei in Polen. 10 Hightech-Berufe ste- hen in der Lehrlings- ausbildung bei Blum derzeit zur Auswahl.

folgreichWissen vermitteln. Das waren andere Zeiten

Am Ende einer glänzenden Laufbahn gibt Dieter Hämmerle symbolisch das Werkzeug weiter: Robert Kaufmann hat bereits im Dezember 2021 als neuer Ausbildungsleiter bei Blum begonnen.

Hat Dieter Hämmerle seinen ers- ten Arbeitstag noch in Erinnerung? „Das war der 1. September 1974.“ Er kann sich ein schelmisches Lächeln nicht verkneifen. Die Mama hat ihn damals zum Blum gebracht. Ohne Widerrede. Und „gfolgat hot ma da- mals“. Berufsorientierung? So was gab es nicht. „Wir Poly-Schüler ha- ben nur die Illwerke vkw besucht, sonst keine einzige Firma.“ Deshalb bewies die Mama eine gute Spürna- se, denn bei Blum begann Dieter die Doppellehre als technischer Zeich- ner undWerkzeugmacher. Die ganze Firma zählte damals „sieben oder acht Lehrlinge“. Heute sind es 410. Das technische Zeich- nen hat Hämmerle via Fernkurs er- lernt. Gezeichnet wurde auf Papier. Als Lehrling sorgte er dafür, dass abends alle Papiere in einer Schub- lade verwahrt wurden, und am Vormittag musste er für die ganze Konstruktionsabteilung Jause ho-

Kaufmann, „da geht das nicht an- ders.“ Die Erwartung, dass alle Lehr- linge auch zu Hause in der Freizeit schrauben, haben die Ausbilder da- gegen aufgegeben. „Die Hobbys sind heute andere, daher müssen wir handwerkliche Grundlagen intensi- ver vermitteln.“ Lustenauer in der „Fremde“ Früher und heute – was für ein Ge- genschnitt. Viel hat sich verändert. Dieter Hämmerle hat sich in den 1970er-Jahren „als Lustenauer Lehr- ling unter lauter Höchstern wie ein Zugezogener gefühlt“. Im Vergleich umfassten die Lehrlingsbewerbun- gen im heurigen Jahr 30 Nationali- täten. „Ihr seid alle wertvoll“, betont das unternehmenseigene Credo. Da sind die künftigen Rennpfer- de darunter, die dann von Meister- schaften Medaillen nach Hause tragen, und die guten, handfesten

Techniker:innen. „Es braucht bei- de“, betonen der scheidende und der neue Ausbildungsleiter unisono. Dass viele Jugendliche heute kaum mehr das Durchhaltevermö- gen mitbringen für Acht-Stunden- Tage fünf Mal die Woche, macht den Job nicht leichter. Kaufmann ist ge- lernter Werkzeugbautechniker. Er hatte immer Spaß daran, Neues da- zuzulernen. Das will er vermitteln: den Mut und die Neugier aufs be- rufliche Leben, das so facettenreich sein kann. An dessen Ende tritt man dann im Idealfall so zufrieden ab wie Dieter Hämmerle. Der muss jetzt aber wirklich gehen. Fünf Kinder, zwölf Enkelkinder, Hobbys wie das Backen und Oldtimer-Restaurieren dulden keinen Aufschub. Sagt’s und spaziert, von zahlreichem Hallo be- gleitet, in einen prächtigen Früh- lingsabend.

len. Schon damals waren alle per Du. „Und man hat mir von Beginn an viel Eigenverantwortung abver- langt.“ Das prägte ihn ein ganzes Arbeitsleben lang. Zeitlose Werte haben Bestand Wie ist das heute? Pünktlichkeit und ordentliche Umgangsformen haben an Aktualität nichts eingebüßt. Das heißt? Beim Übertritt ins Berufsle- ben fällt es manchen Jugendlichen in der Früh schwer, in die Gänge zu kommen. Aber das lernen die Aus- zubildenden schnell. Auch der rich- tige Umgang untereinander undmit Vorgesetzten klappt vereinzelt nicht auf Anhieb, wird aber ruckzuck ganz selbstverständlich. Sie legen Wert auf gute Um- gangsformen und auf Respekt. „In unserem Unternehmen kommen Alte und Junge und Menschen aus 32 Nationen zusammen“, erklärt

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