AKtion Dezember 2024

6 Schaffarei 

Dezember 2024

Zukunft der Arbeit: Einblicke in die 4. Schaffarei Konferenz

In vielfältigen Seminar- gruppen diskutierten die Expert:innen die Themen KI und Datenerfassung. Fotos: Marc Thiebault / AK, Lukas Hämmerle, Jürgen Gorbach / AK

,

Die 4. Schaffarei Konferenz hat erneut gezeigt, wie wichtig der Dialog zwischen Wissenschaft, Forschung und Arbeitnehmer:innenvertretung ist. Heuer wurden zentrale Themen der Arbeits- welt von morgen diskutiert.

Datennutzung und algorithmi- sche Kontrollmechanismen. Sei- ne Expertise verdeutlichte die Notwendigkeit eines kritischen Umgangs mit technologischen Entwicklungen. In Workshops wurden die Er- kenntnisse weiter vertieft. Die Teilnehmenden konnten in vier parallelen Sessions konkrete Handlungsoptionen für aktuelle Herausforderungen erarbeiten – von Datenschutzstrategien bis hin zu Mitbestimmungsmöglichkei- ten im digitalen Wandel. „Mehr als eine Veranstaltung“ Organisator Dominic Götz, Leiter der Abteilung Interessenpolitik der AK, unterstreicht die Aktu- alität der Themen: „Die Themen unserer Konferenz sind keine theoretischen Konstrukte, son-

dern die Realität von Millionen Arbeitnehmer:innen. Wir müs- sen verstehen, wie technolo- gische Entwicklungen unsere Arbeitswelt verändern, und pro- aktiv Strategien entwickeln, um die Interessen der Beschäftigten zu schützen.“ AK Präsident Bernhard Heinz- le sieht in der Schaffarei Konferenz mehr als nur eine Veranstaltung. „Sie ist ein Kristallisationspunkt für zukunftsorientiertes Denken.

FORSCHUNG. Im Mittelpunkt der diesjährigen Schaffarei Kon- ferenz der AK Vorarlberg in Zu- sammenarbeit mit dem Compe- tence Centre Future of Work der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem ÖGB-Kompetenzzentrum „Arbeit und Technik“ und der Abteilung „arbeit.digital“ der AK Wien stan- den die digitale Transformation und ihre Auswirkungen auf Ar- beitsprozesse, Mitbestimmung und Datenschutz. Über 30 Refe- rent:innen beleuchteten unter- schiedliche Perspektiven und boten tiefgehende Einblicke in

aktuelle Entwicklungen.

Die Konferenz wurde von zwei hochkarätige Keynotes geprägt. Prof. Dr. Phoebe V. Moore (Univer- sity of Essex) beleuchtete in ihrem Vortrag „AI and the World of Work“ die komplexen Herausforderun- gen durch KI am Arbeitsplatz. Sie zeigte auf, wie Datenerfassung und -nutzung die Handlungsfä- higkeit von Arbeitnehmer:innen beeinflussen können. Wolfie Christl, Experte für di- gitale Überwachung und Daten- ethik, vertiefte in seiner Keynote die Diskussion um kommerzielle

„Die Themen unserer Konferenz sind keine theoretischen Konstruk- te, sondern die Realität von Millionen Arbeit- nehmer:innen.“ Dominic Götz Leitung AK Interessenpolitik

Ich danke allen Referent:innen, Teilnehmenden und Organisa- tor:innen, die

mit ihrem En- gagement dazu beigetragen ha- ben, die Arbeitswelt von morgen aktiv mitzugestalten.“ B. Heinzle

Prof. Dr. Phoebe V. Moore ist Professorin für Management und die Zukunft der Arbeit an der University of Essex Business School und Senior Fellow am Insti- tute for the Future of Work sowie an der Internationalen Arbeitsorganisation. „KI kennt keine Emotionen“

Sie beschäfti- gen sich in

Selbst wenn Zugang gewährt wird, bedeutet das nicht, dass man damit auch Veränderungen bewirken kann. Es braucht kollektive Diskussionen und Mobilisierung, um diese Daten sinnvoll einzusetzen. Gibt es Beispiele für problematische Datenerfassung? Moore: Sentiment-Analyse ist ein weit verbreitetes Beispiel. Dabei wird Text aus Kommunikation, etwa zwi- schen IT-Support und Kund:innen, analysiert. Wörter werden kodiert, klassifiziert und so bewertet. Spra- che ist aber sehr persönlich, und das kann dazu führen, dass bestimm- te Mitarbeiter:innen benachteiligt werden. Noch kritischer wird es bei der Erkennung von Emotionen. Die- se kann physiologisch und physisch ausgedrückt werden, aber auch hier

bleibt vieles unklar. Unternehmen sollten nicht nur transparente Grün- de für Datenerfassung angeben, son- dern auch sicherstellen, dass diese Daten nicht für andere Zwecke miss- braucht werden – ein Prinzip, das in der DSGVO verankert ist, aber oft nicht konsequent umgesetzt wird. Wie sollten Arbeitnehmende Ihrer Meinung nach auf Überwachungs- maßnahmen am Arbeitsplatz reagieren? Moore: Überwachung wird oft als „gruselig“ oder „unangenehm“ emp- funden. Das hängt stark davon ab, ob es eine offene Kommunikation inner- halb der Unternehmen und auch Mit- spracherechte der Mitarbeiter:innen gibt. Ich plädiere für mehr Diskussio- nen über Zweck- und Verhältnismä- ßigkeit neuer Technologien.

Ihrer For- schungs- arbeit mit Datenerfas- sung. Können Sie ein konkretes

Beispiel nennen, wie das in der beruf- lichen Praxis bereits genutzt wird? Moore: Im Vereinigten Königreich werden Daten über die Stresslevel von Arbeitnehmer:innen gesam- melt. Wenn Mitarbeitende Zugang zu solchen Daten haben, können sie sie nutzen, um Arbeitsbedingungen zu verbessern. Sie könnten etwa be- legen, dass Stress mit negativen Ar- beitsbedingungen oder Überlastung zusammenhängt. Allerdings gibt es oft keinen Zugang zu solchen Daten, obwohl sie personenbezogen sind.

Powered by