AKtion Dezember 2024

Politik 15

Dezember 2024

Zwei Jahre länger arbeiten? Um das Budget zu sanieren, raten Expert:innen dazu, das Pensionsantrittsalter auf 67 Jahre anzuheben.

PENSIONSREFORM. 1980 kamen auf eine Pensionistin bzw. einen Pen- sionisten noch 4,5 Werktätige, im Vor- jahr waren es drei, und 2050 werden es noch 1,7 sein. Deshalb treten Sozial- expert:innen im Rahmen der „Aktion Generationengerechtigkeit“ dafür ein, das Pensionsantrittsalter auf 67 Jahre zu erhöhen. Mehr noch: Wifo-Chef Gabriel Felbermayr würde sogar das Pensionsalter an die Lebenserwartung koppeln. Warum? Weil in Österreichs

Budget ein gewaltige Loch klafft. Die im Sozialministerium angesiedelte Alterssicherungskommission erklärt in ihrem Mittelfristgutachten, dass die Kosten für Pensionen deutlich steigen werden: In den kommenden fünf Jahren würden knapp sieben Mil- liarden Euro mehr für die Pensionen aufzuwenden sein, fünf Milliarden für die gesetzliche Pensionsversicherung und rund 1,8 Milliarden für die Beam- tenpensionen. Was also ist zu tun?

Liste Manuela Auer – FSG

Liste AK Präsident Bernhard Heinzle – FCG

Mehr Flexibilität ist die Lösung

Für ein gerechtes und sicheres Pensionssystem

die Arbeitnehmer:innen, sie zahlen sich ihre Pensionen größtenteils selbst. Tief in die Tasche greifen muss der Staat für die Pensionen der Beam- ten, der Bauern und der Un- ternehmer. Statt krampfhaft an einem fixen Regelpen- sionsalter festzuhalten, wäre es sinnvoller, einen flexiblen Korridor zwischen 60 und 70 Jahren einzurichten und die Versicherten entscheiden zu lassen, wann sie in Pension gehen – wer früher in Pension

Pensionsalter erreichen. Die Arbeitgeber sind gefordert, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen und sie an die Bedürfnisse älterer Arbeit- nehmer:innen anzupassen – durch flexible Arbeitszeiten, Weiterbildung und altersge- rechte Arbeitsplätze. Die Be- lastungen vieler Berufe ma- chen es unmöglich, gesund bis zur Pension zu arbeiten. Eine Anhebung des Antritts- alters würde dieses Problem verschärfen, mehr Menschen

geht, nimmt dafür Abschläge in Kauf, wer länger arbeitet, wird mit einem höheren Stei- gerungsbetrag belohnt. Was wir brauchen, ist ein Aus- bau der zweiten Säule. Eine betriebliche Zusatzpension für alle würde eine bessere Altersabsicherung bedeuten und wäre angesichts des ho- hen Fachkräftebedarfs ein gutes Mittel, um den Standort attraktiver zu machen. ▸ E-Mail: bernhard.heinzle@ ak-vorarlberg.at

in gesundheitliche Probleme und Altersarmut aufgrund hö- herer Abschläge treiben. Be- reits jetzt sind die Pensionen mit im Schnitt 1.603 Euro (Al- terspension) bzw. 1.355 Euro (Invaliditätspension) knapp bemessen. Statt auf Kosten der Beschäftigten zu sparen, braucht es Lösungen, die sozi- ale Sicherheit zu stärken. Eine Anhebung des Pensionsalters ist der falsche Weg! ▸ E-Mail: manuelaauer@ manuelaauer.at

Manuela Auer

Bernhard Heinzle

ANRECHT. Eine automati- sche Anhebung des Pensions- antrittsalters oder gar eine Koppelung an die Lebens- erwartung lehne ich ent- schieden ab – Pensionen sind keine Almosen, sondern ein Recht. Das Problem sind nicht

DER FALSCHE WEG. Unser Pensionssystem ist sicher! Eine Anhebung des Pensions- antrittsalters ist weder not- wendig noch gerechtfertigt. Vielmehr sollte es darum gehen, dass die Arbeitneh- mer:innen das bestehende

Liste Freiheitliche Arbeitnehmer – FA

Liste Heimat aller Kulturen – HaK

Faire, sichere Pensionen für alle Österreicher

Belastungsgerechtigkeit statt Pauschallösung

Pensionsantrittsalters aus. Die finanziellen Herausfor- derungen auf Bundesebene dürfen nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetra- gen werden. Vielmehr liegt es an der zukünftigen Bundes- regierung, nachhaltige Maß- nahmen zu setzen, um das Pensionssystem langfristig zu sichern. Statt die Menschen durch eine Anhebung des Regelpen- sionsalters zu zwingen, län- ger zu arbeiten, müssen Maß-

beeinträchtigen. Berufsgrup- pen wie Schichtarbeiter:in- nen, Schwerarbeiter:innen und Akkordarbeiter:innen sowie andere mit hohen An- forderungen müssen sepa- rat betrachtet werden. Ihre Tätigkeiten verdienen im Pensionssystem deutlich mehr Gewicht – eine Anpas- sung, die längst überfällig ist und soziale Gerechtigkeit sichern muss. Eine flexible Gestaltung des Pensions- antrittsalters, angepasst an

nahmen getroffen werden, wodurch das tatsächliche Pensionsantrittsalter konse- quent an das gesetzlich vor- gesehene Alter herangeführt wird. Klar ist darüber hinaus: Ältere Arbeitnehmer dürfen nicht benachteiligt werden. Wer über das gesetzliche Pen- sionsalter hinaus beruflich aktiv bleiben möchte, soll dies ohne finanzielle Einbu- ßen tun können . ▸ E-Mail: michael.koschat@ fpoe-satteins.at

Belastungsfaktoren und Le- bensarbeitszeit, ist dringend erforderlich. Gleichzeitig sollten Weiterbildungspro- gramme und altersgerechte Arbeitsbedingungen die Be- schäftigungsfähigkeit Älte- rer nachhaltig stärken. Eine gerechte Balance zwischen finanzieller Stabilität und so- zialer Fairness erfordert klare Prioritäten und konsequentes

Michael Koschat

Beyaz Yoğurtçu- Acar

ERRUNGENSCHAFT. Unser Pensionssystem ist eine un- verzichtbare soziale Errun- genschaft, die auf Stabilität und Gerechtigkeit basiert. Die freiheitlichen Arbeit- nehmer sprechen sich dabei gegen eine Erhöhung des

BELASTET. Viele Berufstäti- ge mit hoher Belastung errei- chen das reguläre Pensionsal- ter nicht in guter Gesundheit. Eine Anhebung auf 67 Jahre würde diese Menschen unver- hältnismäßig belasten und ihre Lebensqualität massiv

Handeln. ▸ E-Mail: info@hak-online.at

Liste Neue Bewegung Zukunft – NBZ

Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige

Alternsgerechte Modelle und Anreize schaffen

Pension mit 67: unfair für Arbeitnehmer:innen

Bauwesen, in der Pflege oder in der Industrie. Für uns wird es immer schwieriger, bis 67 zu arbeiten, da unsere Arbeitskraft schneller nach- lässt. Die Belastung durch lange Arbeitszeiten in stres- sigen oder gesundheitsschäd- lichen Jobs wird oft nicht aus- reichend berücksichtigt. Hinzu kommt, dass viele Arbeitnehmer mit niedrigen Einkommen oder unsicheren Arbeitsverhältnissen keine Perspektive auf eine lange,

alters nicht ausgeschöpft sind. Die Unternehmen müssen für alternsgerechte Arbeits- plätze und Arbeitszeitmo- delle sorgen, die längeres gesundes Arbeiten ermögli- chen. Bei hoher Altersarbeits- losigkeit eine Anhebung des Pensionsantrittsalters zu fordern, ist zynisch. Sinn- voll sind Maßnahmen, die Anreize für einen längeren Verbleib in der Arbeit setzen: Ausbau von Teilpensionsmo-

dellen, Altersteilzeitmodelle, die über das gesetzliche Pen- sionsantrittsalter hinaus- reichen, Lebensarbeitszeit- modelle, die Auszeiten gegen spätere Pensionsantritte ermöglichen. Wer das Pen- sionssystem für künftige Ge- neration finanzierbar halten will, muss bei fairen Löhnen, hoher Beschäftigung und al- ternsgerechten Arbeitsbedin- gungen ansetzen. ▸ E-Mail: sadettin.demir@ gemeinsam-ug.at

gesunde Karriere haben. Eine spätere Pensionierung be- deutet für viele von uns eine zusätzliche Belastung und weniger Lebensqualität im Alter. Statt eines pauschalen Anstiegs des Pensionsalters brauchen wir Lösungen, die den unterschiedlichen An- forderungen der Arbeitswelt gerecht werden und die sozia- len Ungleichheiten berück-

Adnan Dincer

Sadettin Demir

ALTERNSGERECHT. Die Fi- nanzierbarkeit der Pensionen auf die Erhöhung des gesetz- lichen Pensionsantrittsalters zu reduzieren, ist nicht ziel- führend, solange die Mög- lichkeiten zur Erhöhung des effektiven Pensionsantritts-

BELASTUNG. Die geplante Erhöhung des Pensionsan- trittsalters auf 67 Jahre wird aus der Sicht der Arbeitneh- mer kritisch betrachtet. Viele von uns arbeiten in Berufen, die körperlich oder psychisch sehr belastend sind, wie im

sichtigen. ▸ E-Mail: info@nbz-online.at

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