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Bildung 9

April 2021

Wenn selbst Steuertipps auf TikTok Kohle bringen SOCIAL MEDIA CAMP Alles, was man über Influencer-Marketing wissen muss

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Unternehmen müssen sich fragen, ob ein Influencer wirk- lich zu ihnen passt. Der kann durchaus auch lokal sein. Philipp Martin Trainer und Produkt­ manager

Digital Marketing Academy Der Digital Campus Vorarlberg bietet elf High-level-Marketing- Bootcamps an. Sie vermitteln den perfekten Mix aus theore- tischem, konzeptuellem und praktischemWissen und Ver- ständnis für Online Marketing, digitale Kommunikation und Content-Erstellung. Förderungen Die Arbeiterkammer Vorarlberg fördert die Teilnahme ihrer Mit- glieder an der Digital Marketing Academy mit der Übernahme von bis zu 25 Prozent der Kurs- kosten. Kursprogramm Das Kursprogramm 2021 des Digital Campus Vorarlberg wur- de massiv erweitert. Alleine im Bereich Coding Campus gibt es rund 30 Kurse zu Software- und IT-Skills.

Abstand und Maske taten der Begeisterung keinen Abbruch. „Steuerfabi“ erzählte seine Geschichte über Video.

WUNDERWELT. Dann kommt der Steuerfabi. Er heißt eigentlich Fabian Walter. Lebt im Schwaben- land. Das hört man auch. War früher bei der Volksbank. Nun, das würde im Social Media Camp jetzt wirk- lich niemanden vom Hocker reißen. Aber der Steuerfabi ist auf TikTok. Er gibt dort Steuertipps. Steuerfabi fol- gen heute 300.000 User. Jetzt ist es still imSaal. Aber so was von still. Welt im Umbruch Also noch mal: Ein deutscher Steu- erberater holt sich über TikTok im März 2021 den Black Bull Award und wird Steuerexperte des Jahres. Über TikTok! Der chinesischen Online-

Media-Star Rezo bringt mit einem einzigen Video die CDU ins Schlin- gern. Oder Gamestop – „das ist eigentlich eine Videothek“. So was von gestern! Aber dann sorgt ein simpler Post von Elan Musk auf der Plattform Reddit dafür, dass die Ak- tie binnen Stunden von 15 auf 300 Euro durch die Decke schießt. „Da wurden Milliarden anWert geschaf- fen und wieder verbrannt.“ Martin erzählt von der jüngsten Selfmade- Milliardärin Kylie Jenner und hätte noch unzählige ähnlicher Geschich- ten parat. Aber der aktuelle Blick auf die Plattformen ist jetzt wichtiger. Plattformen verändern sich Er beginnt die Reise bei Facebook. Das etwas in die Jahre gekommene Paradepferd ist längst zueinerNews- plattform geworden, sonst würden nicht z. B. mehr als 100.000 Men- schen die Finanztipps von Madam Moneypenny verfolgen. Sodann Instagram, die Plattform, auf der Influencer 20, 30 Stories amTag pos- ten, aber ein Direktvertrieb von Wa- ren extrem schwierig ist. TikTok, die reine Videoplattform, „bietet riesige Chancen, dort viele Leute zu errei- chen“. Und Achtung: „Shopping auf TikTok kommt!“ Shopify, Pinterest und LinkedIn – an den beiden Tagen des Camps bleibt keine der relevan- ten digitalen Plattformen unbe- rührt. PhilippMartin und sein Team haben Beispiele ohne Ende mit- gebracht. Darunter Influencer wie MILCHPILZ ONLINE. Mitten unter den Social-Media-Adepten sitzt Sa- bina Sakic (37) und macht sich eifrig Notizen. Dabei gibt’s ihr Geschäft schon seit den 1950er-Jahren. Die Hermann Waldner AG aus Wangen hatte ihn am 20. Juli 1953 nach Bre- genz verpflanzt, inklusive Schlag- sahnezapfer und Eismaschine „Ra- pidchen“. Heute betreibt ihn Sabina Sakic, deren Mama schon über 40 Jahre lang Gäste und Einheimische bewirtet hat. Was also tut sie digital? „Wir wollen den Kult des Milchpilz erhal- ten.“ Es geht ihr nicht darum, „dass

Francesca (Franelle auf Instagram) oder Daniel Wellington, der seit 2011 erfolgreich Uhren zu Markte trägt. „Influencer“, sagt Martin, „gab es immer. Sie sind nichts anderes als Testimonials.“ Früher waren es Schauspieler, Musiker und Models. Heute verkauft sich Mode, weil Social-Media-Stars sie tragen. Im günstigsten Fall entsteht eine para- soziale Beziehung zwischen Influ- encer und Publikum, das sich denkt: „Der (oder die) ist eigentlichwie ich!“ Auch PraktikerInnen wie die Lingenauer Grafikdesignerin Ros- witha Schneider und die Musikerin Evelyn Fink-Mennel, die heute in Schwarzenberg lebt, hören fasziniert zu. Früher kamen Firmenchefs zu Roswitha mit dem Auftrag: „I sött a Homepage hea. Do hosch fünf Fotos.“ Das ist vorbei. Heute müssen Unter- nehmen sich fragen: Wer bin ich eigentlich? Erst dann führt der Weg über die Strategie in die Welt zwi- schen 0 und 1. Gute Beispiele meh- ren sich hierzulande. Wenn die An- delsbucher Oberhauser & Schedler Bau GmbH etwa gratis Sand für die Sandkästen der Andelsbucher Kin- der liefert, ist das schon ein herzal- lerliebstes Video auf Facebook wert. Und Evelyn Fink-Mennel? Findet man die eines Tages auch auf Tik- Tok? „Vom Juchzen und Jodeln“ im Social-Media-Format? „Aber klar“, sagt sie, und man merkt ihr die Lust an der Entdeckungsreise in diese neue Welt richtig an.

Campus Vorarlberg werfen. Mit Phi- lipp Martin gibt ein echter Profi den Tourguide. Er hat den Steuerfabi via , Um eine Strategie zu entwickeln, müssen sich Unternehmen fragen: Wer bin ich eigentlich? Roswitha Schneider Kommunikationsgestalterin Evelyn Fink-Mennel auf TikTok? „Na klar“, sagt die Andelsbucher Musikerin.

Video indenSaal der AKgeholt.Mehr noch: Martin hat 2015 in Liechten- stein die Agentur Reachbird gegrün- det. Die 23 Köpfe imTeamhaben 2133 Kampagnen umgesetzt und an die sechs Millionen Influencer in der Da- tenbank. Da sollte man doch fündig werden, oder? „Krass, was für eine Power das Thema mittlerweile hat“, sagt er. Donald Trump hat die USA mittels Twitter regiert. Der deutsche Social-

plattform, auf der Dreizehnjährige mit Plüschtieren tanzen? Aber Tik- Tok mag zwar erst im August 2018 auf den Markt getreten sein, heute begeistert es 5,5 Millionen Men- schen allein in Deutschland. Face- book? 5,4 Millionen User monatlich in Österreich. Youtube? Täglich 5,8 Millionen User allein in der Alpenre- publik. Es ist ein Blick in eine rasend schnelleWelt, die über 50 Interessier- tebeimSocialMediaCampdes Digital

Sabina Sakic hat denMilchpilz auch ins Web gebracht. ich mehr Buttersemmel verkaufe“. Aber die Auslandsvorarlberger, die beim Anblick des Bregenzer Milch- pilz feuchte Augen bekommen und ihr nachher Geschichten von früher erzählen, sind Legion. Die Erzählun- gen und Fotos von einst sollen nicht verloren gehen. Deshalb hat der Milchpilz als heimliches Wahrzei- chen der Landeshauptstadt länger schon eine digitale Präsenz. Unter www.milchpilz.at findet sich eben- soWissenswertes wie auf Instagram und Facebook. 1500 Freundinnen und Freunde hat er schon, analog dürften es noch deutlich mehr sein. „Den Kult des Milchpilz erhalten“

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