Politik und Arbeit 5
April 2021
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WAS BRINGT EIN BETRIEBSRAT? Was ein Betriebsrat darf und was nicht, ist gesetzlich ge- regelt. Über den Betriebsrat haben Arbeitnehmer Mitwir- kungsrechte im Betrieb: zum Beispiel bei der Qualität der Arbeitsplätze und beimGe- sundheitsschutz. Außerdem bekämpft der Betriebsrat Be- nachteiligungen. Er erwirkt Betriebsvereinbarungen und wirkt als Kontrollinstanz, wenn er zum Beispiel in einen Aufsichtsrat berufen wird. WIE GRÜNDET MAN EINEN BETRIEBSRAT? Das geschieht demokratisch durch eine Betriebsrats- wahl. Die Durchführung einer solchen Wahl liegt in der Verantwortung der Arbeitnehmer und ist nicht Sache des Arbeitgebers. Der Arbeitgeber darf die Ent- stehung eines Betriebsrates nicht verhindern. So steht es imGesetz.
VORAUSSETZUNGEN FÜR EINEN BETRIEBSRAT ImUnternehmen müssen min- destens fünf familienfremde und stimmberechtigte Arbeitnehmer beschäftigt sein. Stimmberechtigt sind alle Mitarbeiter, die über 16 Jahre alt sind, auch Teilzeitkräfte, geringfügig Beschäftigte, Mit- arbeiter in Karenz oder im Zivil- dienst. Um gewählt zu werden, muss man mindestens 18 Jahre alt sein.
* Teilnahmebedingungen und nähere Informationen findest du unter www.mir-reichts.at
BETRIEBSRÄTE IMPORTRÄT CAN BOZGÜL (FCG.ÖAAB), TRIDONIC „Bei Ungerechtigkeiten möchte ich einfach helfen“ Can Bozgül (45) ist ein Kämpfer. Das liegt schon in seinen frühen Jahren begründet. 1989 kam er als 14-jähriger Bub aus Istanbul nach Vorarlberg. „Das war nicht einfach.“ Er hatte in der Türkei eine Art Elektronik-HTL begonnen, „aber hier schickten sie mich noch einmal in die vierte Klasse Hauptschule.“ Er sprach ja kein Deutsch. Aber das hat er schnell gelernt
Univ.-Prof. Gert-Peter Reissner beimAK-Znüne: Die AK bildet Betriebsräte auch aus.
und die Fachschule für Elektrotechnik an der HTL Bregenz abgeschlossen. „Ich hab damals oft Freunde in anderen Schulen besucht, wir hatten ja noch kein Handy.“ So hat er den türkischen Dichter Kundeyt Surdum kennengelernt, der damals junge Migranten aus der Türkei um sich scharte, ummit ihnen über Gesellschaftspolitik
zu diskutieren. Diesen Auftrag würde Can heute noch gerne erfüllen und junge Kolleginnen und Kollegen für die Arbeit als Betriebsrat begeistern, „aber die kennen sich bestens mit Autos und Fußball aus, ihre Rechte im Unternehmen kennen sie nicht“. Betriebsrat wurde Can, als er sich selber ungerecht behandelt fühlte. Eine Schichtführerstelle wurde ihm vorenthalten, obwohl er alle Voraussetzungen erfüllte. Er hat sich damals vertrauensvoll an den Betriebsratsvorsitzenden der Angestellten, Erich Zucalli, gewandt, „der wurde mein Mentor“. Heute ist Can Vorsitzender des Arbeiterbetriebsrats, nachdem er 2012 mit seinem Team auf Anhieb die Mehrheit der Wählenden überzeugen konnte. Seit die Zahl der Mitarbeiter bei Tridonic Anfang des Jahres unter 150 gesunken ist, kann sich Can Bozgül nicht mehr ganz der Betriebsratsarbeit widmen; er ist nicht mehr freigestellt. Aber bremsen kann ihn das nicht. Selbst wenn er sich für die Rechte der Leasingarbeiter einsetzt, für die er sich genauso verantwortlich fühlt. In diesem Fall blieb er so lange hartnäckig am Ball, bis den Betroffenen lange vorenthaltenes Geld ausbezahlt wurden. Das hat Folgen: In Zukunft werden Leasingfirmen sehr genau drauf achten müssen, wie die Leute wirklich entlohnt werden. „Wenn einer stark ist und auf Schwächere losgeht“, kann Can Bozgül nicht stillhalten. Im Mitgliederservice der AK Vorarlberg hat er gute Partner gefunden, die, wenn es sein muss, seinen Forderungen auch den nötigen Nachdruck verleihen.
2018 und 2019 besuchte der AK-Kraftwagen 70 Unternehmen im ganzen Land und brachte in Zusammenarbeit mit den Betriebsräten Mittagessen plus nützliche Informationen in die Betriebe.
Spektakuläre Betriebsversammlung imApril 2018, als die VGKK zerschlagen wurde. Willi Oss, Betriebsratsvorsitzender der VGKK, hatte alles mobilisiert, um die schlimmsten Folgen abzuwenden.
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