2 Gleichstellung
Oktober 2024
Gender Pay Gap: Vorarlberg ist weiter Schlusslicht
In keinem österreichischen Bundesland ist der Ge- haltsunterschied zwischen Frauen und Männern so groß wie in Vorarlberg. AK Präsident Bernhard Heinz- le nennt den Zustand „unhaltbar“ und wirft den Ent- scheidungsträger:innen Untätigkeit vor.
geht“, mahnt AK Präsident Bernhard Heinzle zu Tempo bei der Umset- zung.
den Equal Pay Day werden die Ge- hälter der vollzeitbeschäftigten Frauen und Männer miteinander verglichen“, unterstreicht Eva Fi- scher-Schweigkofler, Leiterin der Abteilung Familie und Beruf bei der AK Vorarlberg. „Wenn man bedenkt, wie viele Frauen in Teilzeit arbeiten, weil es sich neben der Care-Arbeit oder aufgrund fehlender Betreu- ungsmöglichkeiten nicht anders ausgeht, dann ist der Einkommens- unterschied sogar noch größer.“ Gehaltsdiskriminierung ist real Was stimmt: Frauen arbeiten häu- figer in schlechter bezahlten Bran- chen und Positionen. Darüber hinaus sind sie eher Gehaltsdis- kriminierung ausgesetzt, stellt AK Expertin Eva Fischer-Schweigkofler fest: „Häufig erhalten Frauen im gleichen Job in der gleichen Firma weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Statistiken zeigen, dass die Durchschnittsgehälter sinken, wenn viele Frauen in eine Branche oder Firma drängen.“ „Systemisches Problem“ „Die Ungleichbehandlung von Frau-
en hat System“, stellt AK Präsident Heinzle fest. „Das ist schlicht unge- recht und keines- falls hinzuneh-
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men.“ Es könne nicht sein, dass Frauen seit Jahr- zehnten weniger verdienen als Männer – weder
GLEICHSTELLUNG. Es ist bereits traurige Tradition: Auch heuer ist Vorarlberg wieder erstes österreichi- sches Bundesland beim Equal Pay Day – am 7. Oktober. Das bedeutet, dass der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern nir- gendwo so groß ist wie in Vorarlberg. „Das ist ein unhaltbarer Zustand“, kritisiert AK Präsident Bernhard Heinzle. „Dass sich daran seit Jahren nichts ändert, ist eine Schande und ein Zeugnis für die Untätigkeit der
In Vorarlberg fällt er heuer auf den 7. Oktober – und liegt damit beinahe einen ganzen Monat vor dem Österreich-Durchschnitt. Und selbst zum Zweitplatzierten Ober- österreich, wo der Equal Pay Day auf den 17. Oktober fällt, ist der Abstand deutlich größer als zwischen den übrigen Bundesländern. Vorarlberg ist also nicht nur das Schlusslicht bei der Gehältergerechtigkeit zwischen Frauen und Männern, sondern auch noch weit abgeschlagen. Und das seit Jahren. Teilzeit ist kein Argument Das oft vorge- brachte Argu-
B. Heinzle
Forderungen der AK Vorarlberg • Umsetzung der EU-Lohn- transparenzrichtlinie • mehr leistbare Kinderbetreu- ung und damit eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf • gerechtere Aufteilung der Care-Arbeit • gute Wiedereingliederungs- maßnahmen nach Auszeiten wie beispielsweise der Karenz • mehr Frauen in Führungs- positionen • Vorantreiben der Qualifizie- rungsoffensive von Frauen statt Kürzungen in diesem Bereich, wie es die aktuell an- gekündigten AMS-Kürzungen befürchten lassen
in Vorarlberg, noch in den übrigen Bundesländern. „Das ist ein unhalt- barer Zustand“, kritisiert AK Präsi- dent Bernhard Heinzle. „Dass sich daran seit Jahren nichts ändert, ist eine Schande und ein Zeugnis für die Untätigkeit der Entscheidungs- träger:innen.“ Lohntransparenz fehlt Denn Maßnahmen gegen diese Un- gerechtigkeit gäbe es genug. Eine davon sollte der EU zufolge sogar bereits in Umsetzung sein: die EU- Lohntransparenzrichtlinie. Sie ist seit dem 6. Juni 2023 in Kraft, Be- triebe ab 100 Beschäftigten müssen sie bis 2026 umsetzen. Österreich hinkt dabei noch hinterher. „Das wäre die Gelegenheit, zu beweisen, dass es auch schneller und besser
Entscheidungsträger:innen.“ Ab 7. Oktober ohne Gehalt
Um den Equal Pay Day zu bestim- men, werden die Gehaltsunterschie- de zwischen Frauen und Männern auf Tage umgelegt. Der Equal Pay Day markiert damit also jenen Tag, ab dem die Frauen für den Rest des Jahres im Vergleich zu Männern gra- tis arbeiten.
ment, dass Frauen häufiger in Teil- zeit arbeiten und
Fischer-Sch.
deshalb der Gehaltsunterschied so groß sei, gilt übrigens nicht: „Für
Vergleich ganzjährig vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
60.993 €
Vorarlberg
-23,4 %
46.735 €
59.090 €
-20,7 %
Oberösterreich
46.845 €
Einkommen Männer Einkommen Frauen
56.800 €
-19,5 %
Tirol
45.714 €
Nachteil Frauen in % der Männereinkommen
58.306 €
-18,7 %
Salzburg
47.375 €
57.517 €
-18,5 %
Steiermark
46.873 €
57.259 €
-17,2 %
Kärnten
47.424 €
61.048 €
-16,8 %
Niederösterreich
50.765 €
58.449 €
-15,6 %
Burgenland
49.350 €
60.744 €
-10,8 %
Wien
54.170 €
Quelle: Statistik Austria, Lohnsteuerstatistik 2022 (Dez 2023); AK OÖ; Datenbasis: Durchschnittliche Jahres-Bruttobezüge der Arbeitnehmer:innen mit ganzjährigen Bezügen und Vollzeitbe- schäftigung 2022 - wohnsitzbezogen: Basis für die regionale Zuordnung ist der Wohnort der/des Lohnsteuerpflichtigen, nicht der Arbeitsort.
59.258 €
Österreich
-16,6 %
49.438 €
0 €
10.000 €
20.000 €
30.000 €
40.000 €
50.000 €
60.000 €
70.000 €
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