AKtion Oktober 2024

Politik 15

Oktober 2024

Homeoffice auf dem Rückzug Soll die Arbeit zu Hause als Option bleiben? Reichen die gesetzlichen Spielregeln dafür aus?

KEHRTWENDE. Die Corona-Pande- mie hat das Homeoffice aus seinem Dämmerschlaf erweckt, zigtausende Firmen entvölkerten sich mit einem Schlag. Nicht zuletzt dank der AK wur- den die gesetzlichen Rahmenbedin- gungen für die Arbeitnehmer:innen klar geregelt. Jetzt aber befindet sich Homeoffice wieder auf dem Rückzug. Internationale Tech-Riesen wie Ama- zon und Google streichen die Möglich- keit, zeitweilig zu Hause zu arbeiten,

ganz. Und hierzulande? Neue Zahlen der Deloitte-Flexible-Working-Studie zeigen, dass zwar 73 Prozent der Mitar- beitenden in den befragten Unterneh- men im Homeoffice arbeiten. Fast jede zehnte Geschäftsführung spricht sich allerdings für eine gänzliche Einstel- lung des Homeoffice aus. Wir fragten die Fraktionen der AK Vollversamm- lung, wo die Reise hingehen soll, wenn man das Wohl der Arbeitnehmenden im Blick behält.

Liste Manuela Auer – FSG

Liste AK Präsident Bernhard Heinzle – FCG

Rückschritt statt Fortschritt?

Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben!

was er will. Wie soll ich Mitar- beiter:innen gewinnen, wenn sich die Arbeitsbedingungen verschlechtern? Vor allem die jüngere Generation erwartet flexible Arbeitsmodelle, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermög- lichen. Sie sind nicht mehr bereit, sich in ein veraltetes 9-to-5-Modell zwängen zu lassen und jeden Tag im Büro zu verbringen. Wer solche Be- dürfnisse ignoriert, hat im Wettbewerb um Fachkräfte

schon verloren. Wenn Unter- nehmen glauben, dass im Homeoffice weniger geleistet wird, dann zeigt das vor allem Misstrauen gegenüber den eigenen Beschäftigten und ihrer Eigenverantwortung. Statt auf diese veralteten Denkmuster zu setzen, soll- ten Betriebe besser moderne Strukturen fördern. Dann werden sie weniger über feh- lende Fachkräfte klagen. ▸ E-Mail: bernhard.heinzle@ ak-vorarlberg.at

tigten wie Arbeitgeber:innen. Homeoffice ist auch zu einem Pull-Faktor im Kampf um Fachkräfte geworden. Durch neue Kommunikationsmög- lichkeiten entwickelt sich Homeoffice stetig weiter. Dementsprechend müssen die Rahmenbedingungen Schritt halten. Verbesserungs- bedarf gibt es beim Ersatz für Energiekosten, illegale Über- wachung muss schärfer sank- tioniert werden. Homeoffice birgt zudem das Risiko von

sozialer Isolation und der Ver- mischung von Arbeit und Pri- vatleben. Arbeitgeber:innen müssen verstärkt auf die psy- chische Gesundheit ihrer Be- schäftigten und einen guten Informationsfluss achten. Die Rechte der Arbeitnehmer:in- nen müssen gewahrt bleiben. Arbeitgeber:innen können die neuen Arbeitsrealitäten mitgestalten oder hinterher- hinken. ▸ E-Mail: manuelaauer@ manuelaauer.at

Manuela Auer

Bernhard Heinzle

FLEXIBLE MODELLE. Dass es immer mehr Unternehmen gibt, die über Fachkräfteman- gel klagen, und trotzdem vie- le Geschäftsführungen das Homeoffice abschaffen wol- len, spricht nicht dafür, dass hier jemand zu Ende denkt,

MITGESTALTEN. Die Vor- teile von Homeoffice sind un- bestritten: Zeit- und Kosten- ersparnis bei Arbeitswegen, eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeit und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das nutzt Beschäf-

Liste Freiheitliche Arbeitnehmer – FA

Liste Heimat aller Kulturen – HaK

Sicherheit geben in Zeiten der Veränderung

Homeoffice: Ein Schritt zurück oder vorwärts?

und Flexibilität, jedoch auch Risiken, wie die Zunahme unsicherer Arbeitsverhält- nisse. „New Work“ wird in Be- reichen wie Arbeitszeit (z. B. 4-Tage-Woche, Jobsharing), Arbeitsort (z. B. Homeoffice) und Arbeitsstrukturen um- fassende Flexibilisierungen ermöglichen. Als Arbeitneh- mervertreter ist es unsere Aufgabe, den Beschäftigten in diesen Zeiten Sicherheit zu geben. Das bedeutet nicht,

einige Unternehmen für sei- ne vollständige Abschaffung aus – eine Entwicklung, die wir als Arbeiterkammer kri- tisch sehen. Anstatt das Homeoffice pauschal zu verwerfen, set- zen wir uns dafür ein, es ge- zielt weiterzuentwickeln und dort anzupassen, wo es noch Schwächen gibt. Insbesondere Frauen ha- ben von den Möglichkeiten des Homeoffice profitiert, da sie Beruf und familiäre Ver-

Veränderungen zu blockie- ren, sondern Rahmenbedin- gungen so zu gestalten, dass Arbeitnehmer bestmöglich profitieren. Dazu gehören Weiterbildungsmöglichkei- ten, soziale Absicherung und der Erhalt von Arbeitneh- merrechten . ▸ E-Mail: michael.koschat@ fpoe-satteins.at

pflichtungen besser in Ein- klang bringen konnten. Unser Ziel ist eine mo- derne Arbeitswelt, die nicht nur produktiv, sondern auch arbeitnehmerfreundlich und zukunftsorientiert ist. Flexibilität und faire Ar- beitsbedingungen sind ent- scheidend für die Lebensqua- lität der Beschäftigten und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft. ▸ E-Mail: info@hak-online.at

Michael Koschat

Beyaz Yoğurtçu- Acar

CHANCEN. Digitalisierung, Globalisierung und demo- grafischer Wandel werden unsere Arbeitswelt in den kommenden Jahren grundle- gend verändern. Dies bringt für Arbeitnehmer mehr Chancen, Eigenständigkeit

WEITERENTWICKELN. Das Homeoffice hat vielen Arbeit- nehmerinnen und Arbeit- nehmern in Österreich Fle- xibilität, Effizienz und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermög- licht. Dennoch sprechen sich

Liste Neue Bewegung Zukunft – NBZ

Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige

Erfolgsmodell Homeoffice absichern!

Homeoffice – zwischen Freiheit und Teamgeist

strenge, unmittelbare Kon­ trolle weniger leisten, lösten sich in Luft auf. Viele Betriebe regelten über Betriebsverein- barungen die Rahmenbedin- gungen für Telearbeit, die für beide Seiten Vorteile bringt. Fortschrittliche Unter- nehmen kalkulieren etwa be- reits mit einer flexiblen Nut- zung und einer geringeren Anzahl an Büroarbeitsplät- zen. Auch für die Allgemein- heit ergeben sich Vorteile wie eine geringere Verkehrsbe-

Life-Balance, da Pendelzeiten entfallen und Mitarbeitende ihre Arbeitsumgebung ge- stalten können. Zudem steigt oft die Produktivität. Auf der anderen Seite kann Isolation problematisch sein. Der feh- lende persönliche Kontakt kann zu einem Verlust an Teamdynamik führen und den Austausch von Ideen er- schweren. Auch die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen häufig. In Österreich gibt es Bestrebun-

lastung. Wenn nun eine Min- derheit von Unternehmen zurück in „die gute alte Zeit“ will, zeigt das lediglich, dass sie ihren Mitarbeiter:innen nicht zutrauen, ihre Aufga- ben auch zu Hause korrekt zu erledigen. Homeoffice muss möglich bleiben und braucht – dort wo noch nicht vorhan- den – eine gesetzliche und kollektivvertragliche Absi- cherung. ▸ E-Mail: sadettin.demir@ gemeinsam-ug.at

gen, das Homeoffice zu regu- lieren oder einzuschränken. Doch Entscheidungen soll- ten nicht nur von der Unter- nehmensführung getroffen werden. Eine hybride Lösung, die Homeoffice und Präsenz- arbeit kombiniert, könnte der Schlüssel sein, um den Be- dürfnissen der Mitarbeiten- den gerecht zu werden und das Wohlbefinden der Beleg- schaft zu fördern. ▸ E-Mail: info@nbz-online.at

Adnan Dincer

Sadettin Demir

VERTRAUEN! Die Pande- mie brachte eine schlagartige Ausweitung des Homeoffice. Die Erfahrungen waren für Arbeitgeber:innen und Ar- beitnehmer:innen zumeist positiv. Die Sorge, Mitarbei- ter:innen würden ohne eine

HYBRID. Die Entwicklung des Homeoffice hat in den letzten Jahren rasant zuge- nommen. Unternehmen er- kennen, dass flexibles Arbei- ten sowohl Vorzüge als auch Nachteile hat. Homeoffice er- möglicht eine bessere Work-

Powered by