AKtion Oktober 2024

12 Konsumentenschutz

Oktober 2024

Gesund und günstig essen bei den Preisen? Kein Wunder, wenn Konsument:innen vor den Regalen der Super- märkte die Übersicht verlieren. Was ihnen hilft und warum AK Präsi- dent Bernhard Heinzle sich mehr staatliche Kontrolle wünscht.

BASISWISSEN RASCH ERKLÄRT von Mag. Judith Kastlunger, LL.M. Konsumentenschutz der AK Vorarlberg

Vorsicht beim Klick auf Werbeanzeigen! Wer kennt es nicht: Man scrollt durch Social Media oder surft generell im Internet, und immer wieder werden Werbungen angezeigt – natürlich auf die eigenen Interessen abgestimmt. Doch ein Klick auf diese Links und insbesondere eine sodann erfolgte Bestellung können weitreichende Probleme mit sich bringen. Nicht selten wird man auf Websites von Fake-Shops oder ausländischen Onlineshops, bei denen eine Geltendma­ chung der Konsumentenrechte zumindest nur erschwert mög­ lich ist, weitergeleitet. Es gilt daher: Vorsicht ist besser als Nachsicht! Nur weil die Werbung auf einer seriösen Website angezeigt wird, heißt das nicht, dass auch der Werbetreibende seriös ist. Folgende Tipps helfen hier: ● Vor einer Bestellung unbedingt den Online-Shop recherchie­ ren! ● Website-Endungen wie .de oder .at können täuschen – unbedingt ins Impressum schauen! ● Überprüfung, ob man auf die korrekte und offizielle Website des Händlers weitergeleitet wurde! ● Rezensionen recherchieren – meistens gibt es schon Betroffene und es wird gewarnt. Weitere Informationen finden Sie auf www.watchlist-­ internet.at und auf der Website der AK Vorarlberg.

SCHLAU EINKAUFEN. Aus gutem Grund fordert AK Präsident Bernhard Heinzle staatlich kontrollierte Le- bensmittelpreise und eine Kommissi- on, die auch einschreiten kann gegen ungerechtfertigte Preiserhöhungen. „Eine Familie mit zwei Kindern gab 2023 pro Monat rund 655 Euro für Le- bensmittel aus“, rechnet Heinzle vor. Viele drehen jeden Cent um. Aber wie finden Sie im Angebots-Wirrwarr tat- sächlich günstige Lebensmittel? Die AK zeigt, wie der echte Preisvergleich funktioniert. Immer Grundpreis vergleichen Vor allem hilft da der Grundpreis. Er gibt an, wie viel ein Lebensmittel pro Liter oder pro 100 Milliliter bzw. pro Kilogramm oder pro 100 Gramm kostet. Konsument:innen finden den Grundpreis meist kleingedruckt un- ter dem Preis des Produkts am Regal. Dabei ermöglicht nur der Grundpreis einen echten Preisvergleich. Auf den

ersten Blick sieht man immer den Packungspreis. Packungen mit we- niger Inhalt sind meist billiger. Sieht man genauer hin, erkennt man oft: Die kleinen Verpackungen sind zwar billiger, der Grundpreis ist aber höher. Sie bekommen also mehr Produkt für Ihr Geld, wenn Sie die größere Ver- packung wählen, vorausgesetzt, Sie brauchen die größere Menge auch. Wie viel ist wirklich drin? Wie viel Lebensmittel tatsächlich drinsteckt, ist nicht immer gleich ersichtlich. Beim Speiseeis etwa herrscht ein Unterschied zwischen Volumen und Gewicht. Durch das Aufschlagen mit Luft erhöht sich das Volumen, während das Gewicht gleich bleibt. Ein Eis mit einer Fest- masse von 500 Gramm kann z. B. mit Luft auf 1 Liter aufgeschlagen wer- den. Für die Käufer:innen heißt das: Vergleichen Sie den Preis pro Gramm bzw. Kilogramm! Lebensmittel in Konserven wie- derum schwimmen oft in einer Auf- gussflüssigkeit. Deshalb muss zusätz- lich das Abtropfgewicht angegeben werden. Es entspricht dem Gewicht der Lebensmittel ohne Flüssigkeit. Die heimliche Abzocke Von „Shrinkflation“ spricht man, wenn sich der Grundpreis ändert, der Verkaufspreis aber gleichbleibt: Der Füllinhalt der Verpackung wird kleiner, die Verpackungsgröße und der Preis bleiben gleich. Fazit: Sie be- kommen weniger für Ihr Geld. Wie entgeht man der Shrinkflation-Falle? ● Vergleichen Sie die Grundpreise! ● Informieren Sie sich online über geschrumpfte Packungen, z. B. www. konsument.at/lebensmittel-check ● Vergleichen Sie Sondereditionen mit dem regulären Produkt. Im Supermarkt stehen im Regal auf Augenhöhe meist teurere Pro-

dukte. Für günstigere Angebote muss man sich bücken oder strecken. Aber das lohnt sich! Bei verbilligten Produkten kann sich zudem ein Vorratskauf durchaus lohnen. Haltbare Produkte wie Nu- deln, Reis, Hülsenfrüchte, Mehl oder Konserven eignen sich gut dafür. Genauer hinsehen Sonderangebote bieten Supermärkte oft in Großpackungen an. Aber: Son- derangebote sind nicht immer die günstigere Wahl. Auch hier gilt: Be- achten Sie den Grundpreis. Überlegen Sie auch, ob Sie die Großpackung auf- brauchen können, bevor das Lebens- mittel verdirbt. Umgekehrt lohnt es sich auch bei kleineren Abgabemen- gen, genauer hinzusehen. Denn klei- ne Verpackungen sind im Vergleich zu regulären Verpackungen meist teurer.

Fahrradversicherung zahlte dann doch AK rettete über 1.400 Euro nach Diebstahl von abgesperrtem Fahrrad WEIGERUNG. Mehr als 18.000 Fahrräder wurden im vergan- genen Jahr in Österreich gestohlen. Aus gutem Grund hat ein Familienvater deshalb für seinen Sohn eine Fahrradversiche- rung bei Hepster abgeschlossen. Als das abgesperrte Fahrrad seines Sohnes dann direkt vom Schulgelände weg entwendet wurde, erstattete er Anzeige bei der Polizei und übermittelte eine Schadensmeldung. Doch die Versicherung lehnte die De- ckung des Schadens ab. Die polizeiliche Anzeige sei zu spät er- folgt und die Anzeige der Versicherung zu spät übermittelt wor- den. Das ließ der Vater nicht auf sich sitzen und bat seine AK um Hilfe. Nach mehreren Interventionen durch die AK wandte er sich an die interne Beschwerdestelle der Versicherung. Hier gab man endlich klein bei: Die Versicherung übernahm die voll- ständige Schadensdeckung und überwies für das entwendete Fahrrad und das Schloss 1.437,46 Euro. Das hat der Vater erleichtert zur Kenntnis genommen und schreibt an seinen Berater im AK Konsumentenschutz: „Ver- mutlich hätte ich ohne Ihre Hilfe die Sache nicht so lange ver- folgt und schon früher die Flinte ins Korn geworfen. Vor allem glaube ich, dass Hepster durch Ihre Intervention als Vertreter des Konsumentenschutzes mehr Druck hatte, als wenn nur ich als Privatperson gegen die Versicherung aufgetreten wäre.“ Gern geschehen! Fahrraddiebe werden immer dreister. Wenn die Versi- cherung dann aussteigt, wird es besonders bitter.

AK Präsident Heinzle: „Wichtig wäre eine Anti-Teuerungskom- mission, die laufend Preise überwacht und wirksame Instru- mente hat, um gegen ungerecht- fertigte Preiserhöhungen vorzu- gehen.“

AK half bei Betriebskosten: Statt Nachzahlung gab es ein Guthaben Vermieter wollte jahrelang geschätzte Heizkosten im Nachhinein erhöhen – Längst nicht immer fördern Überprüfungen solche Ungereimtheiten zutage.

NACHVERRECHNET. Eine Woh- nungsmieterin bat die AK Vorarlberg um Hilfe: Ihre Heizkosten wurden für ein Verteilgerät eines Raumes seit 2013 lediglich geschätzt. Nun stellte das Ableseunternehmen fest, dass seit 2013 anscheinend falsche Werte über- nommen wurden. Flugs besserten die Verantwortlichen in der Heizkostenab- rechnung 2023 den Fehler aus und ver- rechneten die Vorjahre noch dazu.

über ein Guthaben in Höhe von 404,98 Euro. Nachdenklich fügt sie im Mail an die AK hinzu: „Wenn ich denke, wie vie- len älteren Personen das auch passiert, und die bemerken den Irrtum nicht einmal …“ Oft fehlt Mieter:innen der Mut Da kann Karin Hinteregger vom AK Konsumentenschutz nur zustimmen. Sie weiß auch aus langjähriger Erfah-

Gegen diese unzulässige Nachver- rechnung trat der AK Konsumenten- schutz wegen eingetretener Präklusion erfolgreich in die Schranken. Präklu- sion bedeutet den Verlust eines Rechts, wenn eine Rechtshandlung nicht in- nerhalb einer bestimmten Frist vorge- nommen wurde. Das stolze Ergebnis: Statt eine Nach- zahlung von rund 700 Euro leisten zu müssen, freut sich die Mieterin jetzt

KONSUMENTEN- SCHUTZ

▸ So erreichen Sie uns: Telefon 050/258-3000 zum Ortstarif oder 05522/306-3000, E-Mail konsumentenberatung@ak- vorarlberg.at, Fax 050/258-3001. Unsere Kontaktzeiten sind von Montag bis Donnerstag, 8 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, sowie am Freitag 8 bis 12 Uhr.

Powered by