AKtion Dezember 2022

Politik und Soziales 5

Dezember 2022

Anerkennung hätten die Leute mehr als verdient

WEIBERKRAM

von Univ.-Prof. Irene Dyk-Ploss

Wunschzettel Weihnachten naht mit Riesenschritten, und da wird man sich ja wohl noch etwas wünschen dürfen – auch in Bezug auf den Arbeitsplatz. In mehreren Studien äußern sich Frauen durchaus anders als Männer, was berufliche Präferenzen betrifft: Einkom- men und Aufstiegsmöglichkeiten spielen bei Frauen eine geringere Rolle als kollegiales Arbeitsumfeld, flexible, familienkompatible Arbeitszeit einschließlich Home-Office-Möglichkeiten und Wohn- ortnähe des Arbeitsplatzes. Damit werden zunächst einmal alle Geschlechterrollenklischees bestätigt: soziale vor inhaltlicher Orientierung, die Interpretation der eigenen Erwerbstätigkeit als Zuverdienst und Vorrang der Fa- milienpflichten. Dass es sich dabei aber ohnedies nur um fromme Wünsche handelt, zeigt sich u. a. daran, dass rund 40 Prozent der Frauen durchaus gerne den Arbeitsplatz wechseln würden. Ihre Traditionsverbundenheit und Bescheidenheit wird zumindest bis- her nicht gelohnt … ▸ E-Mail: Irene.Dyk-Ploss@jku.at

ZEITFRESSER. „Natürlich brau- chen wir mehr Personal, aber das wird noch dauern. Deshalb konzen- trieren wir uns auf das bestehende Personal. Es geht darum, dass wir die Bedürfnisse der Mitarbeitenden vor allem hinsichtlich der Dienst- pläne (Stichwort: keine ständige Überplanung, vor allem bei Teilzeit) und hinsichtlich der empfundenen großen Belastungen ernst nehmen: Alle Generationen im Kranken- haus sollen ihre Arbeit gut bewäl- tigen können und von Zeitfressern wie Unterbrechungen oder erzwun- genen Wartezeiten entlastet sein. Besonders wichtig wäre eine funk- tionierende Anerkennungskultur, die das Personal mehr als verdient

hat. Die Aufgabe ist es, das Personal zu halten und Arbeitsbewältigungs- fähigkeit und Gesundheit zu erhal- ten.“ Thomas Steurer, Zentralbe- triebsrat der Vlbg. Landeskran- kenhäuser

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PROAKTIV. „Für uns war es wichtig, gerade jetzt proaktiv hinzusehen und die Bedürfnisse und Anregun- gen der Beschäftigten einzuholen und zu analysieren. Der Fachperso- nalmangel ist auch im Gesundheits- wesen angekommen und wird für lange Zeit bleiben. Unsere gemein- same Aufgabe ist es nun, darauf Antworten zu finden und den sehr wertvollen Beruf Pflege zu pflegen. Gemeinsam mit dem Betriebsrat und auch mit engagierten Arbeit- nehmervertretungen wie der Arbei- terkammer werden wir die Heraus- forderungen der Zukunft meistern.“

AKtion fragte: Sollen große Vermögen besteuert werden oder nicht? Sehr gute Idee! Wir werden immer ärmer und können uns das Leben nicht mehr leisten. Susanne Zenzmaier, Lengau Ganz meine Meinung, dass niemand in Österreich arm sein müsste. Eine Besteuerung des Vermögens ist eine Möglichkeit. Allerdings gibt es si- cher auch Einsparungsmöglichkeiten, indem man nicht im Gießkannen- prinzip fördert, sondern gezielt dort ansetzt, wo es gebraucht wird. Margot Kalkhofer, Feldkirch Ich akzeptiere es und mache das Beste draus, am besten annehmen, wie es kommt. Birgit Nachbaur, Rankweil Lohnsteuer senken kurbelt ebenfalls die Wirtschaft an. Die Reichen zahlen schon viel Steuer, kein Wunder, dass sie das Geld auslagern, wo es geht. Wenn eine Vermögenssteuer eintritt, wandern die Reichen aus. Solange die Regierung nicht weiß, wie mit Steuergeld umzugehen ist, nützt auch die Vermögenssteuer nichts. Es sollte jedes Bundesland für sich entscheiden und umsetzen können. Ich verstehe nicht, warum wir im Westen alles in den Osten schicken müssen und (fast) nichts davon haben. AK und WKO wären gemeinsam die richtige Plattform, um dies zu verhandeln, vertrauenswürdig und kompetent zwischen Bürger und Staat. Marion Spapens, Hohenems Im „reichen“ Österreich sollten alle, die arbeiten, gut leben können. Martin Obexer, Bludesch Bin derselben Meinung – ein paar Prozent mehr Vermögenssteuer Ich bin absolut für eine Vermögenssteuer! Manche haben so unvorstell- bar viel Geld, dass sie trotz Steuern noch immer im Geld schwimmen würden, das täte niemanden weh und würde so vielen helfen. Harald Mark, Nenzing Eine Vermögenssteuer ist unbedingt wichtig! Christine Rhomberg, Dornbirn Eine Vermögenssteuer über einem Vermögen von zwei Millionen Euro würde helfen, aber ich bin trotzdem der Meinung, dass das Geld nur dahin fließen soll, wo es auch wirklich gebraucht wird, also nur an jene Personen, die arbeiten wollen, aber nicht können. An alleinerziehende Frauen mit Kindern etwa, die teilweise in mehreren Jobs arbeiten, die es am schwersten haben bei uns. Nadja Decker, Koblach Ja, die Reichen sollen einen gewissen Beitrag leisten. Larissa Stocker, Schruns würden nicht schmerzen. Jasmin Keckeis, Götzis

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immer daran, den Beruf zu wech- seln. • 7 Prozent der Befragten wollen mehr, aber 46 Prozent wollen weni- ger arbeiten, überdurchschnittlich hoch vertreten ist dabei die Alters- gruppe der 26- bis 30-Jährigen (58,1 Prozent) und die Zahl derer, die erst maximal fünf Jahre zum Be- trieb gehören (57 Prozent), die der Ärzt:innen (64,6 Prozent) und jener Kolleg:innen, die mehr als 20 Über- stunden machen (62,6 Prozent). Fast jede:r Achte will aus gesund- heitlichen Gründen kürzertreten. Diese Zahlen bedeuten nichts we- niger, als dass vor allem die jungen Leistungsträger:innen weniger ar- beiten wollen. Diplomausbildung verlängern! Aus Sicht der AK ergeben sich prä- ventiv wichtige Handlungsfelder: „Die Krankenhäuser, in denen Enor- mes geleistet wird“, brauchen Bern- hard Heinzle zufolge „eine demo- grafierobuste Personalentwicklung: Das reicht von der Früherkennung der Disbalancen über die alterns- gerechte Arbeitsgestaltung bis zur guten Betreuung jüngerer Mitar- beiter:innen.“ Um den Personal- engpässen – vor allem in der Pflege – entgegenzuwirken, muss sich das Land dazu durchringen, die Ent- wicklung realistisch einzuschätzen. „Außerdem brauchen wir mehr Aus- bildungsplätze speziell für die geho- benen Dienste.“ Heinzle fordert er- neut, die Diplom-Ausbildung an den Krankenpflegeschulen mindestens noch zehn Jahre weiterzuführen.

Dir. Dr. Gerald Fleisch, Ge- schäftsführung Vlbg. Kranken- haus-Betriebsges.m.b.H

Präsentismus Krank zur Arbeit in den letzten 12 Monaten: Präsentismus gilt als großes künftiges Gesundheitsrisiko, mehr als 5 Präsentismustage erhöhen z. B. das Risiko von mehr als 30 Tagen Krankenstand. (Gunnar Bergström, „Krankenpräsenz heute“, 2009) nie einmal zweimal öfter Alle Befragten 24,0 % 16,5 % 17,0 % 42,6 % Vollzeit 20,9 % 14,8 % 17,9 % 46,4 % Teilzeit 28,51 % 19,77 % 13,30 % 38,40 % keine Überstunden 38,55 % 22,89 % 7,2 % 31,32 % über 20 Überstunden 18,92 % 17,11 % 12,61 % 51,35 % Ärzt:innen 20,5 % 24,2 % 12,1 % 43,2 % Pflege 21,0 % 14,6 % 17,6 % 46,7 % Überstunden Wir fragten: „Wie viele Überstunden arbeiten Sie durchschnittlich pro Monat?“ Höhere Überstunden bedeuten häufigere gesundheitliche Beschwerden. Wie ist die Überstundenlast (11 und mehr) verteilt? 55,7 % der Pflege, 34,2 % der Ärzt:innen keine Überstunden 11 % 1 bis 10 Überstunden 41 % 11 bis 20 Überstunden 34 % mehr als 20 Überstunden 14 % Ausprägung Arbeitszeitwünsche Wir fragten: „Möchten Sie mehr/weniger arbeiten?“ Weniger arbeiten wollen 46 % der Befragten, insbesondere signifikant mehr Männer (53,3 %) als Frauen (40,7 %). In Altersgruppen: 26–30 58,1 % 31–35 55,0 % 21–25 43,2 % Bis zu 5 Jahren Betriebszugehörigkeit 57 % Ärzt:innen 64,6 % Pflege 46,3 % Überstunden: 11–20 53,2 % Überstunden 20 plus 62,6 %

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▸ Das Video zur Pres- sekonferenz finden Sie auf unserer Web- site ak-vorarlberg.at

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