AKtion Juni 2021

Soziales 7

Juni 2021

BUCHAMBACH: TEDDY EDDY ZUBESUCH INDERAK

Lesefest Selten wurde bisher im Innenhof der AK Vorarlberg so fröhlich getanzt und gelacht, aber Teddy Eddy hat da offenbar den Bann gebrochen. Wo immer auch Ingrid Hofer ihren pelzigen Freund aus der roten Kiste zaubert, kommen die Dinge in Bewegung. Die Lustenauer Kinderbuchautorin hat schon in der Volksschule die ersten Abenteuergeschichten geschrieben. Die AK besuchte sie im Zuge der Kinder- und Jugendbuchmesse „Buch amBach“. Denn in der AK wird Lesen großgeschrieben. Allein in Feldkirch hält die Bibliothek u. a. 1700 Bilderbücher und 1800 Comics bereit. Da sollte das junge Lesevolk spielend fündig werden, oder? Die AK ist schon seit den Anfängen im Jahr 2012 Partner der „Buch amBach“.

Vom Aufbruch ins Abenteuer Mensch

MUT ZUR BEGEGNUNG. Man nehme eine Person. Einen Passan- ten zum Beispiel. Oder vielleicht die Frau dort drüben? Ja, die da, die grad so angestrengt in ihrem Rucksack kramt! Als hätte sie die Autoschlüssel verlegt … Tante Frieda passiert das laufend. Dabei sieht die gar nicht aus wie Tante Frieda, mehr wie … ach was, die roten Haare, die Sommersprossen – eine Irin auf Urlaub, bestimmt! Und so füllt sich die Straßemit po- tenziellen Syrernmit Asyl und Bankern in teuren An- zügen, frechen Gören und Musterschü- lern, Sandlern, Witwen, Ver-

Im Format „connect­ humans“ begegnen Menschen einander. Vorbehaltlos. Was sich dabei ereignet, halten Dragana Balinovic und ihr Team in Bild, Video und Texten fest. Man staunt nicht schlecht, welche Räume sich eröffnen, wenn wir unsere Scheuklappen ablegen.

ten Passanten aufgefächert klei- ne Karten entgegen. „Seid ihr von Greenpeace?“, fragten manche. Aber die Karten halfen lediglich, um ins Gespräch zu kommen. Auf den Rückseiten standen Fragen wie „Wofür bist du heute dank- bar?“ oder „Was berührt dich?“ oder „Wann hast du das letzte Mal selbstlose Hilfe angenommen?“. Auch in Firmen spannend Antworten und Schwarzweiß-Por- träts, die Martin Schachenhofer und Nina Bröll schossen, waren dann lange noch im öffentlichen Raum ausgestellt. Regten zum Nachdenken an. Nichts als Bilder und lose Gedanken, und siehe da: Der Mensch ist so viel mehr als die Summe seiner Zuschreibungen. Das Format „connecthumans“ lädt zu Kommunikations- und Lernräumen ein, in denen sich Menschen einer Region, eines Stadtviertels oder einer Firma aus- tauschen. Das Erlebte und Gelern- te wird geerntet und in Fotos, Film und Print dem Lebensraum zur Verfügung gestellt. Die Covid-19-Pandemie hat „connecthumans“ vorübergehend gebremst, aber jetzt bietet das Team rund um Balinovic das Be- gegnungsformat wieder an. Eine Stadt zeigt schon Interesse. Auch in einer Firma könnte Erstaun- liches zutage kommen, wenn die Belegschaft sich einmal die Zeit für wirkliche Begegnungen nimmt. Ein ganzes Team Hinter connecthumans stehen neben Dragana Balinovic auch Andrea Blum, Alexander Stark, Daniela Kohler, Frank Blau, Julia Beck, Lisa Cancola, Martin Schachenhofer, Nina Bröll und Verena Marte. ▸ Infos und Kontakt unter https://www.connecthumans.at/

Das alles wissen wir. Und haben mit niemandem einWort geredet. Einfach mal hinschauen „Wie oft geht man aneinander vorbei und schaut sich nicht ein- mal an?“ Dragana Balinovic ließ diese Frage nicht unbeantwortet. Stattdessen hob sie den Blick. Jetzt bringt sie das anderen bei. Ihr Pro- jekt heißt „connecthumans“. Es hat unter anderen Projekten vor Kurzem den Integrationspreis er- halten. Also nochmals von vorn. Man nehme eine Person. Und bevor uns die eigenen Gedanken Streiche spielen, radiere man alle Zuschrei- bungen aus: Das Alter? Weiß nicht. Der Name? Uninteressant. Die Herkunft? Egal. Beruf? Keine Ahnung. Die Sprache? Werden wir schon hören. Was bleibt übrig, wenn man eine Person solcherart entkleidet? „Der pure Mensch“, sagt Dragana Balinovic und kann ein breites Lächeln nicht zurück- halten. Denn beraubt haben wir die Person ja nur jener Bilder, die wir selber in sie hineinprojiziert haben. Diese Bilder haben Macht. Bei der Wohnungsvergabe etwa kann einName entscheidend sein, noch ehe das erste Wort fiel. All unsere Erfahrungen führen heim- lich Regie, wenn wir Menschen zum ersten Mal begegnen. Fragen zum Einstieg Das Wort „vorbehaltlos“ kommt uns allenfalls leicht über die Lip- pen. Aber können wir das auch? „Wir brauchen wieder jemanden, der uns die Basics beibringt.“ Da- von ist Dragana Balinovic über- zeugt. Zusammen mit „wunder- vollen kreativen Menschen“ hat sie das Format „connecthumans“ entwickelt. Ausprobiert haben sie es zu Weihnachten 2019 und im kurzen Corona-Sommerfenster in Feldkirch. Da standen sie dann in der Fußgängerzone und hiel-

härmten, Aus- g e l a s s e ne n .

Was bleibt, wenn man all seine Vorurteile einen Augenblick bei- seite lässt? „Der pure Mensch“, sagt Dragana Balinovic.

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