16 Menschen und Arbeit
Juni 2021
TREFFPUNKT AK VORARLBERG Menschen bewegen
ZAHL DES MONATS. Knapp 44 Prozent der ös- terreichischenWohnbe- völkerung ab 15 Jahren wollen laut Statistik in den kommenden Som- mermonaten Juli bis Sep- tember 2021 verreisen.
ZERO. Diesmal gehört die Rubrik all den Chaoten, die nichts weiter zu tun wissen, als Ba- deplätze mit ihremMüll
HERO. ChristophHackspiel geht als Chef des Vorarlberger Kinderdorfs und als Obmann des Arbeitgebervereins imSozi- al- und Gesundheitswesen in Pension. In beiden Posi- tionen hat er sich sehr viel Achtung erworben.
44
zu ver- schan- deln.
Neue Freiheiten mit viel Achtsamkeit genießen Trotz ausklingender Pandemie quellen psychotherapeutische Praxen über – Man- chen geht „Befreiung“ zu schnell – Ängste und Verluste aus der Krise wirken nach.
Wir wollen wieder traumhafte Sommerferien.
#wirwollenwieder
Weiterhin gilt: √ Maske tragen √ Abstand halten √ Hände desinfizieren √ Testen lassen
Eine Initiative von
Erste Hilfe, wenn die Psyche leidet
Maria Ebene, Land, AK und ÖGK starten Sucht- und Suizidpräventionsprojekt für Un- ternehmen und Beschäftigte.
Die Pipeline wurde zum Symbol des überschäumenden Sommergefühls – mit allen Begleiterscheinungen.
IDEEN. Bertram Strolz (57) ist einer von mehr als 400 Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Vorarlberg. Seine Praxis ist „voll mit er- schöpften Menschen von 6 bis 80“. Aber wie kann das sein?Wo die Pandemie doch abklingt und wieder den ge-
lange kaum zu essen hat- ten und sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit regelrecht vollstopfen. „Das verträgt der Körper nicht.“ Deshalb empfiehlt er seinen Klienten, „Stück für Stück mit viel Achtsamkeit in die- se neue Welt rauszugehen“. Durchaus zuversichtlich, aber die eigenen Ängs- te nicht negierend, denn „Angst muss nicht ver- schwinden. Sie ist okay. Der Job ist, sie zu bewältigen.“ Wie geht das? „Wenn ich zum Beispiel auf das bisher Geschaffte zurückschaue, stell ich mir die Frage: Wo- für bin ichdankbar?“ Immer stehen dabei Beziehungen, die sich in der Krise bewährt haben, und die Gesundheit an erster Stelle. „Das führt uns unweigerlich zur Frage: Was möchte ich aus dieser
Alt, vor allem „unter der sozialen Unterernährung“ während der Lockdowns. Den Kindern fehlten die Spielkameraden, den Alten der Kontakt zu den Enkeln. Existenzängste gingen um. Und heute? Stehen wir vor einem Festival-Sommer,
Krise mitnehmen?“ Einer völlig überhitzten Gesell- schaft bieten sich da Werte an, deren Wachstum sich wirklich lohnte. Strolz plant mit dem Schweizer Universitäts- dozenten Andreas Krafft im Frühjahr 2022 ‚Mut zur Hoffnung‘ – Impulstage für eine gute Zukunft“. Mit Jugendlichen haben sie be- reits fünf Hoffnungswerk- stätten abgehalten. Deren Beiträge nähren auf oft un- konventionelle Weise einen nachhaltigen Lerneffekt aus der Krise. ▸ Mut zur Hoffnung soll im Frühjahr 2022 in Götzis über die Kulturbühne AmBach
ERSTE HILFE. Corona hat alle gestresst. Die meisten kriegen das wieder hin. Aber manche hat die Pandemie mit ihren zu- sätzlichen Herausforderungen an die Grenze der Belastbar- keit geführt. „Ich kann nicht mehr“, dieser Satz wird weit seltener ausgesprochen als ge- fühlt. Statt sich mitzuteilen betäuben Betroffene mitunter ihre Überlastung mit Alkohol oder anderen Drogen. Oder sie suchen den vermeintlich letzten Ausweg. Dann fragen sich Hinterbliebene, Freunde, Kollegen, was sie übersehen haben. Premiere bei Getzner Damit es nicht so weit kommt, haben Land, AK, GPA und ÖGK das Projekt „Papageno“ ins Le- ben gerufen. „Hier finden sich erste Schritte für jede und je- den, für Betriebe und Arbeitge- ber“, betont Philipp Kloimstein, Primar der Stiftung Maria Ebe- ne. „Ziel ist die Sensibilisierung und Stärkung des Verantwor- tungsbewusstseins bei Füh- rungskräften genauso wie bei Arbeitskolleginnen und -kolle- gen im Umgang mit psychisch belasteten Personen im Unter- nehmen.“ Betroffene erhalten konkrete Hilfsangebote. Es werden ihnen Unterstützungs- möglichkeiten aufgezeigt – etwa bei Beratungsgesprächen, mittels Informationsbroschü- ren oder auf der eigens dafür eingerichteten Website www. papageno.tips. Seine Premiere erlebte das Projekt bei Getzner Werkstof- fe. Geschäftsführer Jürgen Rainalter vergleicht das Hilfs-
, Angst muss nicht ver Bertram Strolz Psychotherapeut
Kloimstein: Papageno bietet rechtzeitig Hilfe an.
schwinden. Sie ist okay. Der Job ist, sie zu bewältigen.
Warum Papageno?
angebot „mit unserem Schwin- gungsschutz: Wir wissen, dass ständige Belastungen wie Vi brationen einem Gebäude oder einer Anlage schaden können. So ähnlich ist es auch mit an- haltenden psychischen Be- lastungen.“ Für Marcel Gilly, Mitinitiator des Projekts und Vorsitzenden des Sozialaus- schusses der AK Vorarlberg, ist besonders wichtig, dass Papa- geno dazu beiträgt, das Stigma zu beseitigen, mit dem Depres- sionen leider noch immer be- haftet sind. Das Bild zählt zu den herz- zerreißendsten Szenen in Mozarts „Zauberflöte“: Als Papageno seine geliebte Papagena verliert, will sich der eben noch so lebens- frohe Vogelfänger das Leben nehmen. Gerade noch rechtzeitig überreden ihn drei Knaben dazu, von seinem Plan abzulassen.
in dem alles Verpasste in rasender Geschwindigkeit nachgeholt wird? „Manche werden es übertreiben“, sagt Strolz, „andere mit Bedacht genießen.“ Das wäre auch seine Empfehlung. Strolz erinnert an Menschen, die
wohnten Freiheiten Platz macht? Ja, das tut sie, und all das geschieht rasend schnell. Für manche zu schnell: Sie laufen Gefahr, auf der Strecke zu bleiben. Denn gelitten haben Jung und
gehen. Alle Infos unter www.my- hope.at
▸ Papageno bietet Erste Hilfe bei
Impressum
psychischen Problemen: www.papage- no.tips
Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz ▸ Herausgeber, Medieninhaber und Sitz der Redaktion: AK Vorarlberg, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, E-Mail: presse@ak-vorarlberg.at ▸ Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe www.ak-vorarlberg.at/impressum.htm ▸ Redaktion: Dietmar Brunner, Jürgen Gorbach, Anna Hatt, Thomas Matt (Leitung), Arno Miller ▸ Infografik: Gerhard Riezler ▸ Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach
Powered by FlippingBook