AKtion Juni 2021

14 Konsumentenschutz 

Juni 2021

Wohnen für viele zu teuer Die Schere zwischen

COMPUTER- TIPP

von Oliver Fink, Leiter der EDV-­ Abteilung der AK Vorarlberg

berg lag dieser Wert jedoch bei 9,57 Euro. Laut Statistik Austria zahlen Mieter in Vorarlberg die zweithöchs- ten Preise – nur Salzburg ist noch teurer (siehe Grafik). Innerhalb von zehn Jahren klet- terte der durchschnittliche Qua­ dratmeterpreis in Vorarlberg um 39 Prozent in die Höhe. Der Erwerb von Eigentum hat sich im selben Zeitraum doppelt so stark verteuert. „Das kann sich doch niemand mehr leisten!“, sagt Hämmerle. Dabei wäre es in seinen Augen gerade während des Erwerbslebens so wichtig, Woh- nungseigentum zu schaffen. „Damit könnte ein wesentlicher Beitrag zur Vermeidung vonAltersarmut geleis- tet werden.“ Dass dafür faire Löhne die Voraussetzung sind, braucht er nicht sonderlich zu betonen. Problem verstärkt sich laufend Besonders tragisch an dem Problem ist, dass es sich schleichend vergrö- ßert: Die AK Vorarlberg hat bereits 2018 die Arbeitnehmer nach ihrer Wohnsituation befragt. 1831 schrie- ben online zurück, 509 Betroffene verfassten teils seitenlange Kom- mentare. 40 Prozent belasteten die Wohnungskosten schwer, 43 Prozent mittelmäßig. Nur 11 bzw. 5 Prozent fühlten sich weniger oder gar nicht belastet. Corona und die Entwick- lung am Markt haben diese Lage inzwischen weiter verschärft. Trotz Doppelverdienst sind gerade junge Paare aufgrund der hohen Mietprei- se finanziell am Limit.

Forderungen der AK Vorarlberg • Mehr sozialer Wohnbau mit günstigeren Angeboten für Niedrigverdiener (Wohnen 500) • Neue Kategorie im sozialen Wohnbau für Menschen mit Erwerbsabsicht (Miet-Kauf-Wohnungen), deren Zu- weisung nicht mehr ausschließlich über die Gemeinden erfolgt . • Abschaffung der Bedarfsprüfung durch Gemeinden beim sozialen Wohnbau in den Ballungsgebieten des Rheintals und des Walgaus. • Aufhebung der Befristung im sozialen Wohnbau, dafür Einkommensüberprüfung nach 15 Jahren und Einführung der Möglichkeit, den Mietpreis nach oben anzupassen. • Stärkere Forcierung kostengünstigen Bauens durch die Wohnbauförderung.

WOHNEN. Wohnen ist ein Grund- recht. Aber immer weniger Men- schen können sich die „dritte Haut“ leisten. „Die explodierenden Wohn- und Grundpreise bereiten den Ar- beitnehmerfamilien und vor allem den Jungen enorme Probleme“, kriti- siert AK-Präsident Hubert Hämmer- le und fordert ein Bündel an Maß- nahmen (siehe Kasten). Dazu ein paar nackte Zahlen. Die durchschnittliche Miete samt Betriebskosten für Hauptmietwoh- nungen stieg von 2016 bis 2020 um 12,2 Prozent – deutlich stärker als die allgemeine Inflationsrate mit 7,3 Prozent. Die Durchschnittsmie- te betrug laut Statistik Austria im Vorjahr im österreichischen Durch- schnitt pro Nachfrage und Leistbar- keit geht immer weiter auseinander.

Zwangsgutscheine I: Erneute Verlängerung Die gesetzliche Coronaregelung, die Veranstalter bevorzugt und das Risiko den Konsumenten überlasst, wird prolongiert: Fortan sollen Veranstalter auch bei Kunst-, Kultur- oder Sport- ereignissen, die aufgrund der Covid-19-Pandemie im zweiten Halbjahr 2021 entfallen, bzw. Kunst- oder Kultureinrichtungen, die im zweiten Halbjahr 2021 geschlossen werden, Gutscheine statt Geld geben können. Zwangsgutscheine II: Gericht entschied Wegen den Tücken der Zwangs- gutscheine-Regelung klagte ein Käufer eines 3-Tages-Passes für das Frequency-Festival. Es musste 2020 abgesagt werden, damit haben Karteninhaber Anspruch auf Rückerstattung (siehe Mel- dung oben). Der Veranstalter kam der Aufforderung nicht nach und verwies darauf, dass der Ticket- inhaber keinen Anspruch auf sofortige Rückzahlung hätte, weil: 63,33 Euro pro Tag als Drittel des Gesamtpreises lägen unter der 70-Euro-Grenze, bis zu der ein Gutschein ausgestellt werden könne. Da die Gutscheine dem Konsumenten jedoch nicht über- mittelt wurden, entschied das Ge- richt rechtskräftig: Der Veranstal- ter hat demKäufer den gesamten Ticketpreis rückzuerstatten. Kurz gemeldet … • Die „Post-Datenschutzaffäre“ (Stichwort: Parteiaffinität) landet beim Europäischen Gerichtshof. Dieser soll entscheiden, ob Betrof- fene Schadenersatz erhalten. Inkscape Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich schon auf dieses Programm hingewiesen. Da aber kürzlich eine neue Version erschienen ist, wollte ich euch dieses ausgezeichnete vektor­ orientierte Zeichentool noch- mals ans Herz legen. Die wichtigsten Neuerungen in dieser Version sind unter ande- rem der neue Begrüßungsdialog, die neue Befehlseingabe, neue Exportformate und vieles mehr. Besonders angetan hat es mir die Befehlseingabe, die sich mit der „?“-Taste öffnen lässt. Hier lassen sich alle Funktionen su- chen, ohne dass man sich durch die komplette Menüstruktur von Inkscape hangeln muss. Natür- lich gibt es noch eine Vielzahl an Neuerungen – schaut euch das Programm doch einfach mal an. Wie immer handelt es sich auch bei Inkscape umOpenSource-­ Software, sie ist für Linux, Win- dows und MacOS verfügbar. ▸ Kontakt: oliver.fink­ @ak-vorarlberg.at

WOHNUNGSMIETEN IN ÖSTERREICH Monatliche Hauptmietkosten pro m 2 inkl. Betriebskosten

Monat und pro Quad- r a tme t e r 8,3 Euro. In Vorarl-

AK-Präsident Hubert Hämmer- le: Die steigenden Preise gefähr- den das Grundrecht Wohnen.

BETRUG. Internet-Kriminelle fin- den immer wieder neue Wege zu potenziellen Opfern. Derzeit wer- den unzählige SMS abgesetzt, die angeblich vom Paketzusteller DHL „Ein teuflisches Ding!“ Arbeiterkammer warnt eindringlich vor der „DHL-Masche“: Bereits hunderte Opfer in Vorarlberg. ,, Es ist absolut nicht üblich, dass und Telekom-Experte Mag. Paul Ru- sching. „Außerdem wird die Schad- software zur SMS-Schleuder und be- ginnt, tausende Textnachrichten ins In- und Ausland zu versenden.“ Bei mentin. In solchen Fällen versucht die AK Vorarlberg zu einer befriedi- genden Einigung zu kommen. Die erste Reaktion des Mobil- funkbetreiber auf die AK-Interven- tion fiel allerdings „indiskutabel“ aus, so AK-Konsumentenschützer Dr. Franz Valandro. Der Mobilfun- ker „verstehe die Situation von Frau Müller sehr gut“, heißt es in einer Mail, weshalb „zur einvernehm- lichen Lösung der Angelegenheit eine Kulanzgutschrift von 500,– Euro brutto“ angeboten werde. Der kriminelle Hintergrund wird zwar anerkannt, trotzdem hält der Tele- komkonzern an der Zahlung von 90 Prozent der Rechnung fest. „Bitte verstehen Sie, dass (…) diesbezüglich keine Haftungen für Schäden über- nimmt“, hießt es lapidar. Gefährlich gut programmiert Es steht zu befürchten, dass die bis- her an den AK-Konsumentenschutz herangetragenen Fälle erst die Spit- ze eines Eisbergs sind. Denn in der Qualität der Programmierung und damit leider auch in ihrer Gefähr- lichkeit hebe sich die aktuelle DHL- Betrugsmasche deutlich von an- derer Schadsoftware ab, sagt Franz Valandro. Paul Rusching spricht von einem „teuflischen Ding“, das er so in seiner ganzen Berufslaufbahn noch nicht erlebt habe. Hat man die Schadsoftware be- Paketdienstleister Nachrichten zum Sendungsverlauf in dieser Form ver- schicken. Sie verwenden dafür eigene Apps. Dr. Franz Valandro AK-Konsumentenberatung

stammen und über ein ankommen- des Paket informieren. Dass sich dahinter betrügerische Software verbirgt, ist nicht neu – der AK-Kon- sumentenschutz hat schon mehr- fach gewarnt. Neu ist allerdings das Ausmaß des Schadens. Bei der AK Vorarlberg landen immer mehr An- fragen und Fälle. Erstes Ziel sind Bankdaten Die Bedrohung durch dieses Compu- tervirus ist mannigfach. Ist der Link in der SMS erst einmal geöffnet, wird die Schadsoftware aufs Han- dy geladen. Sie beginnt das Handy nach Apps fürs Onlinebanking und für Kryptowährungen zu durchsu- chen. „Wird sie fündig, versucht die Software die Daten abzufischen“, erklärt AK-Konsumentenschützer

der AK Vorarlberg häufen sich der- zeit die Fälle, wo sich Konsumenten plötzlichmit Handyrechnungen von mehreren hundert Euro konfron- tiert sehen. Besonders krasser Fall Der bisher krasseste Fall betrifft eine Konsumentin aus Feldkirch. Ihr Fall wurde auch vom Fernsehen aufgegriffen. Weil sie tatsächlich von DHL ein Paket erwartete, hatte sie die SMS geöffnet. Ihr besonderes „Pech“: Sie hatte sich gerade in der Schweiz aufgehalten, als die Schad- software mit dem SMS-Versand los- legte. Dadurch kamen höhere Ge- bühren und Kosten in der Höhe von 4950,99 Euro zustande! Diesen Betrag will der Mobil- funkbetreiber nun von der Konsu-

reits heruntergeladen, dann emp- fiehlt Rusching, das Handy auf die Werkseinstellungen zurückzuset- zen. So könne verhindert werden, dass die Schadsoftware weiterarbei- te. Das bedeutet auch, dass alles, was in der Cloud gesichert ist, unter Umständen nicht mehr herunterge- laden werden kann, weil man sich damit vielleicht auch den Trojaner wieder aufs Handy holt. Die neueste Variante ist eine SMS mit einem Link zu einer ver- meintlichen Sprachnachricht. Auch dadurchwollen Betrüger an vertrau- liche Handy-Daten gelangen.

Beispiele für Betrugs-SMS: Es muss nicht immer DHL sein.

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