Politik und Arbeit 3
März 2022
Arbeitnehmer:innenentgelt in EUR je BRP-Einheit, 2019
JOB-BAROMETER DER AKUNDDES AMS VORARLBERG
9056 Menschen waren Ende Februar beim AMS Vorarlberg als arbeitslos gemeldet. Das entspricht einem Rückgang von 6094 Personen oder 40,2 Prozent gegenüber demVorjahr. Mit 5400 offenen Stellen erhöhte sich das Stellen- angebot imVergleich zumVorjahr um 2743 oder 103,2 Prozent.
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Salzburg Tirol Vorarlberg Niederösterreich Burgenland Österreich Kärnten Oberösterreich Steiermark Wien
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Quelle: Statistik Austria, Eigene Berechnungen
AK-Präsident Hubert Hämmerle: Das AK- Standort-Rating 2022 zeigt deutlich, wo Politik und Gesellschaft gefordert sind. Für Langzeitarbeits- lose braucht es dringend Perspektiven.
Hergovich: „Es braucht Zeit und intensive Betreuung“ 47 Langzeiterwerbslose haben im niederösterreichischen Projekt MAGMA wieder eine Beschäftigung gefunden.
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MAGMA. Seit Beginn der Co- rona-Pandemie vor zwei Jahren hallt die große Frage noch lau- ter durch die Republik: Gelingt es uns tatsächlich, Langzeit- arbeitslosigkeit abzuschaffen? Wir erleben sie quasi wie einen natürlichen Schatten am Ar- beitsmarkt, den es immer geben wird. Aber ist das so? Das Modellprojekt Arbeits- platzgarantie Marienthal (MAG- MA) des AMS Niederösterreich bietet seit Oktober 2020 allen Personen in der Gemeinde Gra- matneusiedl, die seit mehr als neun Monaten beim AMS ge- meldet sind, einen Arbeitsplatz. Mit Stand 1. September 2021 waren 47 Personen bei MAGMA beschäftigt. „Es gibt dort keine Langzeitarbeitslosen mehr“, bi- lanziert AMS-Chef Sven Hergo- vich, „wir liegen weit über den Erwartungen.“ Aber sind Ergebnisse über- tragbar? „Gramatneusiedl ha- ben wir bewusst ausgewählt, weil die Struktur der Langzeitar- beitslosen in der 3600-Einwoh- ner:innen-Gemeinde in etwa dem österreichischen Schnitt entspricht.“ Außerdem gibt es einen historischen Bezug: Der Standort erlangte schon einmal durch die „Marienthalstudie“ weltweite Bekanntheit. Diese bahnbrechende Studie zeigte die negativen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Ge- sellschaft auf, nachdem die dor- tige große Textilfabrik 1930 ge- schlossen worden war und mehr als 1000 Menschen mit einem Schlag arbeitslos geworden wa- ren. „Wir wollenheute zeigen, wie sich das Leben der Betroffenen
positiv verändert, wenn sie wie- der Arbeit finden.“ Im Gespräch mit den Teilnehmer:innen sei das „absolut spürbar. Manche“, sagt Hergovich, „haben wir gar nicht wiedererkannt.“ Was war der Schlüssel? „Zeit. Wir brauchten eine Kombinati- on von Maßnahmen und inten- siver Begleitung.“ Zunächst galt es, die Vermittlungshemmnisse in den Griff zu kriegen, sprich
über unsere Website ak- vorarlberg.at.
an Erkrankungen, Alter oder die Schuldenproblematik. „Manche schaffen den Sprung in den ers- ten Arbeitsmarkt einfach nicht mehr.“ Sie müssen dringend aus diesem würdelosen Pingpong zwischen hoffnungsloser Arbeits- suche und zeitlich befristeter Be- schäftigung in einem sozialöko- nomischen Betrieb erlöst werden. „ChancenMarkt“ würde helfen Deshalb fordert die AK die Schaffung eines sogenannten „ChancenMarktes“, der Langzeit- arbeitslosen eine dauerhafte Be- schäftigung bietet. Wenn es sein muss, auch bis in die Pension. Überhaupt brauchen Arbeits- lose grundsätzlich Hilfe und Un-
terstützung und keine Drohgebär- den wie die in Aussicht gestellte Abschaffung des Zuverdienstes. Vor allem Frauen sind Hämmerle zufolge häufig auf den geringfü- gigen Zuverdienst während der Arbeitslosigkeit angewiesen. Während Unternehmen in der Pandemie großzügige Hilfen und Entschädigungen erhielten, ha- ben viele Arbeitnehmer:innen ih- ren Job verloren und sind dadurch auf fast die Hälfte ihres Einkom- mens zurückgefallen. Das reicht für viele kaum zum Überleben. „Wir fordern deshalb schon seit Langem eine Erhöhung der Net- toersatzrate auf 70 Prozent“, sagt Hämmerle. „Arbeitslose brauchen Hilfe und keine Neiddebatte!“
Die AK fordert • einen gesetzlichen Mindestlohn von 1700 Euro netto bei Vollzeit • das Ende der Lohn zurückhaltung • ein existenzsichern- des Arbeitslosengeld – Erhöhung der Netto ersatzrate von jetzt 55 auf 70 Prozent • Aufbau eines „ChancenMarkts“, der Langzeitarbeitslose dauerhaft in Beschäfti- gung bringt • gerechtere Finanzie rung der Arbeitslosen versicherung –Unterneh- men, die Beschäftigte beim AMS „zwischen- parken“ und dadurch hohe Kosten verursa- chen, sollen höhere Beiträge zur Arbeits losenversicherung leisten
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Es gibt abseits vom Projekt
Suchtkliniken zu vermitteln, Schuldenproblematiken anzu- gehen. „Dennoch gibt es Perso- nen, die wir nicht unterbekom- men im ersten Arbeitsmarkt, selbst bei anhaltender 100-pro- zentiger Förderung der Lohn- kosten.“ Da stellt sich Hergovich die Frage: „Finanziere ich lieber Arbeit oder ihre Langzeitar- beitslosigkeit?“ Die Antwort for- muliert er eindeutig: „Natürlich die Arbeit.“ Nachsatz: „Ich hatte gerade gestern einen Mann mit Pflegestufe 5 wegen Demenz bei mir, der von der PVA arbeitsfä- hig geschrieben wurde. Das ist letztendlich auch eine Frage der Würde.“ Personen, die wir nicht unterbekommen. Auch sie brauchen eine Pers pektive. Sven Hergovich AMS Niederösterreich
Eine Kooperation von AK Vorarlberg und AMS Vorarlberg
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