Schaffarei 7
März 2025
Samuels ArbeitsLebensGeschichte: „Ich mag es, wenn kein Tag wie der andere ist“
Im Inneren von Turbinen, auf verschneiten Gip- feln, in riesigen Werkshallen, in virtuellen Studios oder auf der grünen Wiese … Samuel Nussbaumers Arbeitsplatz ist dort, wo es etwas zu sehen gibt. Im Format ArbeitsLebensGeschichten erzählte der Kameramann davon.
Probieren statt studieren Den Gedanken, es nach seinen Rei- sen als Fotograf oder Videograf zu probieren, hat Samuel schon im Gepäck. Doch spezielle praktische Ausbildung für Kameraleute gibt es keine. Wer nicht studieren möchte, kann entweder eine Lehre zur Medi- enfachperson oder zum/zur Berufs- fotograf:in absolvieren. Für Samuel ist klar: Er will in Vorarlberg bleiben. Also schaut er sich hier nach einem Job oder einer Lehrstelle in der Bran- che um, die im Land nicht gerade groß ist. Auf eigene Faust Nach einigem Suchen beginnt Sa- muel ein Praktikum bei Frl. Mül- ler & Söhne in Dornbirn. Aus dem Praktikum wird schließlich eine Lehre zum Medienfachmann. Doch er merkt schnell: Im Lehrberuf Me- dienfachmann/-frau sind so ziem- lich alle Bereiche zusammengefasst, die es in der Medienbranche gibt. Dadurch müsste auch Samuel eine Menge Dinge lernen, die er niemals brauchen wird. Nach einigem Hin und Her beschließt er deshalb ge-
meinsam mit seinem Arbeitgeber, die Lehre vorerst abzubrechen. „Ich hatte zwei Möglichkeiten: Will ich lernen, wie man Druckfarben mischt, oder will ich hinter der Ka- mera stehen?“ So arbeitet er also die nächsten drei Jahre ohne abgeschlossene Aus- bildung, sammelt dafür aber jede Menge Erfahrung. Und statt, wie ur- sprünglich geplant, danach die Leh- re zum Medienfachmann von vor- ne zu beginnen, hat er eine andere Idee. Er entscheidet sich, eine „aus- nahmsweise Zulassung zur Lehrab- schlussprüfung“ als Berufsfotograf zu beantragen. Dafür muss Samuel den gesamten Stoff der dreijährigen Ausbildung in Eigenregie lernen und dann zur Prüfung antreten. Eine Mammutaufgabe, die er, nicht zuletzt dank seiner praktischen Er- fahrung, bewältigt. Inzwischen hat Samuel also auch eine abgeschlosse- ne Ausbildung zum Berufsfotogra- fen in der Tasche. Kein Tag ist wie der andere Und wie sieht nun sein Alltag als Ka- meramann aus? „In dem Job ist kein
Tag wie der andere“, sagt er. Jeder Auftrag habe andere Anforderun- gen, jeder Dreh sei anders. Derzeit dreht er viel bei großen Unterneh- men im Bodenseeraum, aber auch in einem virtuellen Produktions- studio. Parallel baut er gerade ein Standbein als Hochzeitsfotograf auf. Samuels ganz eigene Arbeits- LebensGeschichte hat noch einige ungeschriebene Kapitel. Ob seine Rolle darin auch in zehn oder zwan- zig Jahren noch hinter der Kamera oder ganz woanders spielen wird, das lässt der 29-Jährige auf sich zu- kommen. „Ich habe vor, noch länger in der Branche zu bleiben, weil mein Job mir Spaß macht. Es kann aber auch sein, dass ich irgendwann et- was ganz anderes anfange – es gibt zu viel da draußen, was mich inter- essiert, um mich da jetzt schon fest- zulegen.“
ARBEITSLEBEN. Wer Kame- ramann oder -frau sein möchte, braucht mehr als ein gutes Auge und eine ruhige Hand. „Man muss auch spontan und anpassungsfähig sein, denn in dem Job ist kein Tag wie der andere“, sagt Samuel. Für ihn ist das genau richtig, denn Eintönigkeit hat- te Samuel in seinem Arbeitsleben für
schüren und andere Werbemittel des Zentralverbands zu machen, und Samuel merkt: Das taugt ihm. Doch wäre es auch eine gute Idee, sein Hobby zum Beruf zu machen? Darüber ist er sich zu der Zeit noch nicht so ganz im Klaren. Als sein Kumpel Julian ihm ei- nes Tages eröffnet, dass er gekündigt hat und für zwei Monate zum Berg- steigen nach Ecuador gehen will, trifft Samuel die Entscheidung, dass „irgendwann“ wohl jetzt ist. Also kündigt er zum Jahresende 2018 ebenfalls seinen Job in der Kunst- stofftechnik und macht sich Anfang 2019 mit Julian auf den Weg. Ins- gesamt sechs Monate sind die bei- den Freunde unterwegs. Sie reisen zunächst nach Kanada, dann nach Neuseeland und Australien und schließlich durch Europa.
seinen Geschmack genug. Irgendwas Technisches
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▸ Mehr zur Arbeits- LebensGeschichte von Samuel und Ausschnitte aus dem Gespräch gibt es online.
Samuels ArbeitsLebensGeschichte führte ihn von der Kunststoff- technik zur Kamera. „In dem
Job ist kein Tag wie der andere“, sagt Samuel. Foto: Jürgen Gorbach / AK
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