AKtion März 2025

Politik 15 Sozialpartnerschaft nur mehr ein Relikt? Sie ist ein Teil Österreichs, um den uns viele Länder beneiden. Man- chen freilich scheint die Sozialpartnerschaft zu alt und unbeweglich.

März 2025

Die AK vertritt zusammen mit der Gewerkschaft die Arbeitnehmer:in- nen in der Sozialpartnerschaft. Foto: Dietmar Mathis

HÖCHSTE ZEIT. Auch wenn es sehr lange her ist: Es war die Dialog- und Kompromiss- bereitschaft auf allen Ebenen, die der Sozialpartnerschaft zugrunde lag. Nur so wur- de der österreichische Wirt- schaftsaufstieg überhaupt erst möglich. Der Doyen des österreichischen Journalis- mus, Paul Lendvai, knüpfte an diese Erinnerung in einem

Kommentar in der Tageszei- tung „Der Standard“ eine klare Forderung: „Es ist höchste Zeit, dass sich die Vertreter der poli- tischen Vernunft in der Volks- partei und in der Wirtschaft auf das Erbe der Baumeister der Sozialpartnerschaft be- sinnen und die engstirnigen, kleinkarierten Scharfmacher, die nicht über den Tellerrand ihrer Firmen hinausschau-

en können, in die Schranken weisen.“ Auf der Arbeitneh- mer:innen-Seite gehören der ÖGB und die Arbeiterkammer zu den Sozialpartnern, auf der Seite der Arbeitgeber die Wirt- schaftskammer und die Land- wirtschaftskammer. Sie stan- den in den guten Jahren der Regierung beratend zur Seite. Soll das so bleiben? Was muss sich ändern?

Liste Manuela Auer – FSG

Liste AK Präsident Bernhard Heinzle – FCG

Miteinander ist wichtiger denn je

Sozialpartnerschaft sichert Wohlstand & Gerechtigkeit

Willen, trotz unterschiedli- cher Interessen gemeinsame Lösungen zu finden. Aktuell sehen wir in der Welt vieler- orts, was passiert, wenn Ge- spräche scheitern und Grä- ben unüberwindbar werden. In Österreich haben wir über viele Jahrzehnte die Stärke entwickelt, kompromissbe- reit aufeinander zuzugehen – für soziale Sicherheit und fairen Ausgleich. Natürlich, als Stimme der Arbeitneh- mer:innen setzen wir uns mit

gerechte Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheit. Durch kollektive Verhandlungen set- zen sie sich für die Interessen der Beschäftigten ein und ver- hindern soziale Ungleichheit. Ohne starke Arbeitneh- mer:innenvertretung wären viele Errungenschaften, wie Mindestlöhne, Arbeitszeit- regelungen oder Mitbestim- mungsrechte undenkbar. Sie verleiht der Stimme der Be- schäftigten Gewicht, schützt die Arbeitnehmer:innen und

Nachdruck für ihre Anliegen ein, wir wissen aber auch: Gesellschaftlich tragfähige Lösungen entstehen nur ge- meinsam. Die Sozialpartner- schaft ist kein Auslaufmo- dell, sondern ein Garant für sozialen Frieden und Stabi- lität. Wer sie infrage stellt, riskiert den Verlust einer wertvollen Institution. Wir brauchen ein klares Ja zum Miteinander! ▸ E-Mail: bernhard.heinzle@ ak-vorarlberg.at

stärkt die gesamte Gesell- schaft. In Partnerschaft mit der Wirtschaft werden Wohl- stand und Stabilität gesi- chert. Es gibt Anzeichen, dass die neue Bundesregierung die Expertise der Sozialpartner ernst nimmt. Ihnen sei mit auf den Weg gegeben: Eine starke Sozialpartnerschaft bedeutet Sicherheit, Fairness und Fortschritt – heute und in Zukunft! ▸ E-Mail: manuelaauer@ manuelaauer.at

Manuela Auer

Bernhard Heinzle

ESSENZIELL. Ist die Sozial- partnerschaft passé? Ganz und gar nicht! Gerade in Kri- senzeiten ist sie essenziell. Die Sozialpartnerschaft ist eine einzigartige, wichtige Errungenschaft. Sie steht für Dialog, Verhandlung und den

RÜCKGRAT. Die Sozialpart- nerschaft ist das Rückgrat des sozialen Friedens in Öster- reich – und Gewerkschaft und Arbeitnehmer:innenvertre- tung sind ihr unermüdlicher Motor. Sie kämpfen mit gan- zer Energie für faire Löhne,

Liste Freiheitliche Arbeitnehmer – FA

Liste Heimat aller Kulturen – HaK

Sozialpartnerschaft als Garant für sozialen Frieden

Zukunftsmodell oder Auslaufmodell?

Köpfe der Menschen hinweg trifft. Doch ohne starke Ar- beitnehmervertretung ver- liert der Dialog seine Kraft – und wir alle zahlen den Preis. Die Herausforderungen von Digitalisierung, Klimawan- del und wachsender sozialer Ungleichheit verlangen eine mutige Erneuerung. Statt Hinterzimmerdeals braucht es Transparenz, statt Still- stand echte Mitsprache. Eine moderne Sozialpartnerschaft muss jene einbinden, die am

es wichtig, dieses bewährte Modell weiterzuentwickeln. Die jüngsten Geburtswehen der neuen Bundesregierung haben uns vor Augen geführt, wie entscheidend die Zu- sammenarbeit zwischen den Sozialpartnern ist. Rudolf Sallinger und Anton Benya haben dazu beigetragen, dass dieses Modell über Jahrzehn- te hinweg erfolgreich blieb. Als freiheitlicher Arbeit- nehmer setze ich mich ein, dass die Interessen sowohl

der Arbeitnehmer:innen als auch der Arbeitgeber:innen weiterhin im Mittelpunkt unserer gesellschaftlichen und politischen Arbeit ste- hen. Die Sozialpartnerschaft ist ein lebendiger Bestand- teil unserer Gesellschaft, der an die aktuellen Herausfor- derungen angepasst werden muss, um sozialen Frieden und wirtschaftliche Stabilität zu sichern . ▸ E-Mail: michael.koschat@ fpoe-satteins.at

meisten betroffen sind: die Arbeitnehmer:innen. Wenn wir heute nicht handeln, verlieren wir das, was einst Stabilität brachte. Der soziale Frieden ist kein Selbstläufer – er muss aktiv gestaltet werden. Die nächste Welle der Automatisierung durch KI zeigt: Die Frage ist nicht, ob wir uns verändern – sondern wie sozial gerecht

Michael Koschat

Beyaz Yoğurtçu- Acar

LEBENDIG. Die Sozialpart- nerschaft hat in Österreich über Jahrzehnte hinweg zur Stabilität und zum sozialen Frieden beigetragen. In einer Zeit, in der politische Span- nungen und gesellschaftliche Polarisierung zunehmen, ist

AUSGLEICH. Sallinger und Benya verstanden, dass ech- ter Fortschritt nur mit sozia- lem Ausgleich gelingt. Heute jedoch droht die Sozialpart- nerschaft zum Feigenblatt einer Politik zu werden, die Entscheidungen über die

wir es tun! ▸ E-Mail: info@hak-online.at

Liste Neue Bewegung Zukunft – NBZ

Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige

Zukunft sozial und fair gestalten!

Hat die Sozialpartnerschaft ihre Zukunft noch?

ihre eigenen Interessen über das Gemeinwohl stellten, ha- ben das Vertrauen in dieses System erschüttert. Früher war die Sozialpartnerschaft ein bewährtes Modell, das Stabilität und Wohlstand si- cherte. Heute stellt sich die Frage, ob dieses Modell zeit- gemäß ist. Angesichts der zunehmenden politischen Zersplitterung und einer stärker individualisierten Ge- sellschaft könnte die erfolg- reiche Zusammenarbeit der

Das gilt für die Politik, aber auch für die Arbeitswelt. Betriebe mit einer guten In- teressenvertretung der Be- schäftigten liefern bessere Ergebnisse als jene, in denen „der Chef“ als Diktator agiert. Auf der überbetrieblichen Ebene stehen in der Sozial- partnerschaft bzw. der so- zialen Marktwirtschaft nicht nur die Profitinteressen eini- ger weniger im Fokus, son- dern auch die Bedürfnisse der Vielen und des gesellschaftli-

chen Ganzen. Beispielsweise wird der aufgrund der Klima- krise notwendige Umbau un- serer Wirtschaft nicht gelin- gen, wenn er auf dem Rücken der Beschäftigten erfolgt, sondern nur, wenn er sozial abgefedert und fair gestaltet wird. Die Arbeiter:innenbe- wegung muss sich stark auf- stellen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. ▸ E-Mail: sadettin.demir@ gemeinsam-ug.at

Sozialpartner an Bedeutung verlieren. Die Herausforde- rungen der Zukunft wie Digi- talisierung und Klimawandel erfordern flexiblere Lösun- gen. Es bleibt abzuwarten, ob die Sozialpartnerschaft in ihrer traditionellen Form in der Lage ist, soziale und wirtschaftliche Spannungen zu bewältigen und ob sie den politischen Veränderungen

Adnan Dincer

Sadettin Demir

FAIRNESS! Die langen Re- gierungsverhandlungen ha- ben aufgezeigt, dass es in einer Demokratie unum- gänglich ist, Kompromisse zu schließen. Aus verschiede- nen Interessen sind tragbare Lösungen für alle zu suchen.

WANDEL. Die Sozialpart- nerschaft, einst ein zentrales Element des österreichischen Modells, wird zunehmend hinterfragt. Die schwieri- gen Startphasen der neuen Bundesregierung, in denen politische Akteur:innen oft

standhält. ▸ E-Mail: info@nbz-online.at

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