Politik 15
Mai 2022
Über 1200 offene Stellen warten noch auf Lehrlinge
MANGEL. Wer unter www.lehre- vorarlberg.at nachschaut, findet derzeit mehr als 1200 offene Lehrstel- len. Dabei beginnen die meisten Lehr- verhältnisse im Herbst, die Stellen müssten längst vergeben sein. Gleich- zeitigmeldet das Arbeitsmarktservice (AMS) 1077 junge Frauen und Männer, die nach Arbeit suchen. Viele Betriebe suchen derzeit hän- deringend nach Jugendlichen, um sie auszubilden. Die Verantwortlichen
der großen Unternehmen, die sich erst vor Tagen zumganztägigenWork- shop „Ausbildung mit Zukunft“ in der AK trafen, bestätigen: Es wird immer schwieriger, die Reihen zu füllen. So zeichnet sich jetzt schon ein noch stärkerer Fachkräftemangel ab. Woran liegt das? Wir fragten die Vertreter:innen aller politischen Cou- leurs in der AK nach ihren Ideen, um wieder mehr Jugendliche für eine Lehre zu begeistern.
Liste AK-Präsident Hubert Hämmerle – FCG.ÖAAB
Liste Manuela Auer – FSG
Tolle Karrierechancen, wenn Qualität der Ausbildung passt
Erfolgsmodell Lehre auf neue Beine stellen!
Die Einführung der High- Tech-Lehrberufe, Lehre und Matura, die Ausbilder-Akade- mie, die Aktion „Ausgezeich- neter Lehrbetrieb“ oder der Verein „Lehre in Vorarlberg“ – nur einige Beispiele neben den vielen Maßnahmen in den Lehrbetrieben selbst. Die Lehrausbildung ist keine Sackgasse und bietet neben vielfältigen Weiterbildungs- möglichkeiten auch Karriere- chancen und Verdienstmög- lichkeiten. Über das gesamte
wenn lediglich versucht wird, Fachkräfte aus dem Aus- land zu holen. Wir müssen das Ruder selbst in die Hand nehmen. Leider wurde bei der Ausbildung in den letzten Jahren einiges verschlafen. Neben der Infrastruktur an Berufsschulen und in Betrie- ben braucht es eineWeiterent- wicklung des pädagogischen Konzepts. Lehrpersonal und Ausbilder:innen müssen fit für die pädagogischen und digitalen Herausforderungen
Arbeitsleben gerechnet, ver- dienen viele Fachkräfte mitt- lerweile gleich viel oder mehr als Akademiker:innen. Ent- scheidend ist die Qualität der Ausbildung. Auf diesen Mar- ker gilt es in den nächsten Jahren den Fokus zu richten. Dann ist die Lehre für junge Leute (und auch ihre Eltern) attraktiv und Vorarlberg könnte wirklich zum „Hot- spot der Lehre“ werden. ▸ E-Mail: bernhard.heinzle@ gpa.at
gemacht werden. Das Förder- und Beihilfen-System muss angepasst werden, damit Aus- bildung keine Frage der finan- ziellen Möglichkeiten ist. Wir fordern zudem einen bun- desweiten Ausbildungsfonds aller Betriebe, aus dem tat- sächlich ausbildende Firmen gefördert werden. So könnte auch mehr Vielfalt im Ange- bot an Lehrstellen geschaffen werden. ▸ E-Mail: manuelaauer@ manuelaauer.at
Bernhard Heinzle
Manuela Auer
KARRIERE MIT LEHRE. Im VergleichzuanderenLändern und Regionen wird die dua- le Ausbildung in Vorarlberg nach wie vor hoch geschätzt. Das ist auch das Ergebnis der vielen Bemühungen und Ak- tionen rund um die Lehre.
FONDS. Jeder Euro, der in die Ausbildung von jungen Men- schen investiert wird, ist eine Investition in die Zukunft. Wir bekämpfen den Fachkräf- temangel und sichern Arbeit und Pensionen. Das Fachkräf- teproblem wird nicht gelöst,
Liste Freiheitliche + Parteifreie Arbeitnehmer – FA
Liste Heimat aller Kulturen – HaK
Die Lehre im Land stärken und Anreize schaffen
Lehre als Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere
die Lehrausbildung zu attrak- tivieren und entsprechende Anreize für Jugendliche zu schaffen. Klar ist: Gerade auf- grund der riesigen Nachfrage nach qualifizierten Arbeits- kräften haben unsere Jugend- lichen mit einer abgeschlos- senen Lehre ausgezeichnete berufliche Perspektiven. Trotzdem muss die Poli- tik Maßnahmen setzen, um die Lehre im Land zu stärken und noch attraktiver zu ge- stalten. Dazu wollen wir etwa
können, müssen allerdings mehr Anreize geschaffen werden. Die Brücke zwischen Be- trieben und Schüler:innen gehört breiter aufgestellt, um möglichst alle zu erreichen. Jede:r Anwärter:in hat unter- schiedliche Interessen und eignet sich entsprechend auch für unterschiedliche Be- rufszweige. Der erste Schritt wäre rauszufinden, wer sich für welchen Zweig eignet, der zweite, das Interesse und die
Lehrlinge aus einkommens- schwächeren Familien mit einer Lehrlingsbeihilfe unter- stützen. InanderenBundesländern gibt es eine solche Förderung bereits. Vom Land Tirol etwa werden Lehrlinge mit 100 Euromonatlich gefördert. Wir setzen uns dafür ein, dieses Lehrlingsförderungsmodell auch in Vorarlberg einzufüh- ren. ▸ E-Mail: michael.koschat@ fpoe-satteins.at
Neugier zu wecken, und der dritte, dafür zu sorgen, dass die Schüler:innen den Kon- takt zu den geeignetenBetrie- ben herstellen können. Die Aufwertung der Lehre ist nur mit Aussicht auf bes- sere Verdienst- und Weiter- bildungsmöglichkeiten zu bewerkstelligen. Wir müssen zusammen dafür sorgen, dass jeder junge Mensch Spaß am Lernen findet. ▸ E-Mail: info@hak-online.at
Michael Koschat
Volkan Meral
FÖRDERUNG. Um dem Fachkräftemangel in Vorarl- berg entgegenzuwirken, ist es notwendig, wieder mehr Jugendliche in Vorarlberg für eine Lehre zu begeistern. Ziel muss es deshalb sein, die Rahmenbedingungen für
SPASS AM LERNEN. Der Bedarf an Fachkräften wächst stetig. Die effizien- teste und nachhaltigste Art, diesen Bedarf zu decken, geht über die Ausbildung von jun- gen Menschen in Form einer Lehre. Umdiese begeistern zu
Liste NBZ – Neue Bewegung für die Zukunft
Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige
Qualität entwickeln und sichern!
Vermehrt auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen
muss entwickelt, kontrolliert und gesichert werden. Förde- rungensindanQualitätskrite- rienzubinden.Betriebesollen bei Bedarf durch überbetrieb- liche Ausbildungszentren unterstützt werden (triales System). Lehrlinge sollen in einemBuddy-Systembegleitet werden. Notwendig sind ein verpflichtender Kompetenz- check zur Mitte der Lehrzeit und ausreichend Zeit im Be- trieb für die Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung.
und intensive Betreuung be- nötigen. Jugendliche sollten vor dem Beginn ihrer Ausbil- dung genau wissen, was sie erwartet, und auch ihre per- sönlichen Zukunftsmöglich- keiten sollten ihnen bekannt sein. Wer die Ausbildung be- endet hat, darf nicht ewig der Lehrling der Firma sein. Eine bessere Entlohnung in der Lehrzeit, aber auch danach, würde die Attraktivität erhö- hen. Fachkräftenachwuchs ist eine zentrale Notwendig-
Der Zugang und die Rahmen- bedingungen für die Lehre mit Matura müssen verbes- sert werden. Ebenso muss über die Möglichkeit der Leh- re nach der Matura besser in- formiert werden. Die Heraus- forderung der Digitalisierung ist auch in der Lehrlingsaus- bildung anzunehmen, etwa durch überbetriebliche Ent- wicklung und Bereitstellung digitaler Lerntools. ▸ E-Mail: sadettin.demir@ gemeinsam-ug.at
keit für Betriebe und sollte nicht nebenbei erfolgen, die Jugendlichen brauchen vor allem in der Phase ihrer Aus- bildung eine besondere Be- treuung und sollten nicht als billige Arbeitskräfte angese- hen werden. Wir brauchen mehr hauptamtliche Lehr- lingsausbilder:innen, die die Erwartungen auf beiden Seiten kennen und als Binde- glied fungieren. ▸ E-Mail: info@nbz-online.at
Adnan Dincer
Sadettin Demir
AUFWERTUNG. Die Berufs- orientierung in den Schulen muss aufgrund der Komple- xität frühzeitig beginnen und sollte nicht nur ein Lippen- bekenntnis sein. Wir sollten nicht vergessen, dass junge Menschen eine besondere
INNOVATION. Wenn jede fünfte Lehre vorzeitig ab- gebrochen wird, ist das ein Hinweis darauf, dass es man- cherorts mit der Qualität der Lehre hapert. Verbessert werden sollte die Ausbildung der Ausbilder:innen. Qualität
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