AKtion November 2023

Schaffarei 7

November 2023



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Halbjahr #05 Das Haus für Arbeitskultur Widnau 10, Feldkirch

Schneidermeister Rainer Schedler ist in seinem Arbeitsleben vielen Veränderungen begegnet. Foto: Hanno Mackowitz

Mit Nadel und Faden zur Perfektion

Die Ausstellung wird parallel in der AK Vorarlberg, Feldkirch, und im Werkraum Bregenzerwald, Andelsbuch, gezeigt. Vernissage: 1.12.2023, 19 Uhr im Werkraum Bregenzerwald 12.12.23, 12 Uhr Mittagessen mit meinem Traumjob: Game Developer / Kuche Von Sebastian Rangger entwi- ckelte Spiele haben Auszeichnun- gen gewonnen. Außerdem forscht und unterrichtet er zum Thema Spielentwicklung. 14.12.23, 18:30 Uhr Firobad Erzählcafé / Schaffarei OG3 Zwei Erzähler:innen berichten in entspannter Café-Atmosphäre aus ihrem Arbeitsleben. Das intime Format lädt dazu ein, zu lauschen, sich auszutauschen, Arbeit zu reflektieren und diskutieren.

22.11.23 20 Uhr ArbeitsLebensGeschichte: Lisbeth Postl / Klub Von der Zoologin zur Bibliothe- karin: „Das Leben ist zu vielsei- tig, um nur ein Kapitel aufzu- schlagen.“

AUSSTELLUNG. Rainer Sched­ ler kommt 1944 in Andelsbuch zur Welt. Als es um die Berufswahl geht, steht schnell fest: Der Jüngste von vier Brüdern soll Schneider werden, wie bereits sein Vater. Das Hand­ werk gefällt ihm – und ist praktisch: „Wenn du in den 50er-Jahren mo­ dern gekleidet warst, war das schon ganz etwas anderes. Ich habe mir dann damals Sachen genäht, die auch aufgefallen sind“, erzählt er. Seine Lehre macht er bei der Fami­ lie Kolb in Lauterach, anschließend arbeitet er in Bezau. Mit 21 Jahren ist er der jüngste Schneidermeister in Vorarlberg. 1967 macht er sich selbständig. Der Schwiegervater ab dem 1. Dezember auf sein Arbeitsleben zurück. Im „Museum des Wan­ dels“ blickt der Bregen­ zerwälder Schneider­ meister Rainer Schedler

gibt Anfang der 70er-Jahre den Im­ puls, auch auf den Modehandel zu setzen. Steigende Konkurrenz Denn mit dem Aufkommen der Konfektionsware wächst der Druck auf die Schneiderinnen und Schneider in Vorarlberg. Was vom Handwerk übrig bleibt, sind Ände­ rungsarbeiten, Trachten und Ein­ zelanfertigungen für Menschen, die nicht so leicht etwas von der Stange finden: „Ich hatte zum Beispiel ei­ nige Querschnittgelähmte, für die musste der Anzug sitzend passen – das ist ja etwas total anderes“, berichtet Schedler. Textilbetrie­ be, die nicht wie Rainer Schedler umdenken, verschwinden nach und nach. Und dennoch spielt das Handwerk für Schedler immer eine große Rolle. Handwerk+Form Als der örtliche Handwerksverein 200-jähriges Bestehen feiert, macht

er einen Vorschlag: „Die Handwer­ ker sollten einen Gestalter bringen und mit dem gemeinsam ein neues Produkt entwerfen, das wir dann ausstellen.“ Gemeinsam mit Harry Metzler und Johannes Mohr entwi­ ckelt der Handwerksverein daraus das Konzept, auf dem das heutige „Handwerk+Form“ basiert. Seit dem Jahr 2000 schreibt der Werkraum Bregenzerwald den bekannten Ge­ staltungswettbewerb alle drei Jahre aus. Vernissage in Andelsbuch Zu sehen ist die Ausstellung ab dem 1. Dezember im Foyer der AK Vor­ arlberg in Feldkirch und im Werk­ raum Haus in Andelsbuch. Dort wird die Ausstellung am 1. Dezem­ ber, 19 Uhr, auch eröffnet. Wir bit­ ten um Anmeldung.

Ab 1.12.23 Museum des Wandels: Schneidermeister Rainer Schedler – mit Nadel und Faden zur Perfektion

Eine traditionelle Schneider- lehre legte den Grundstein für Rainer Schedlers Liebe zu schönen Materialien und gutem Design. Schedler war 1991 Mitinitiator der Triennale „Handwerk+Form“ in Andels- buch. Für ihn war klar, dass Handwerk nur Zukunft haben kann, wenn auch das Design zeitgemäß ist. Für die Andelsbucher Musikka- pelle greift Rainer Schedler auch heute noch zu Nadel und Faden.

Eintritt frei. Detailliertes Programm und Anmeldung auf: schaffarei.at

▸ Der Eintritt ist frei. Mehr Infos und kostenlose Anmeldung zur Vernissage online

Ein Projekt der Arbeiter- kammer Vorarlberg

Auf Umwegen zum Traumberuf

GESPRÄCH. Früh ist für Carola Fessler klar, dass sie Kindergärtne­ rin werden möchte. Doch die Ausbil­ dung ist nicht das, was sie sich vor­ stellt. Also sattelt sie um und macht eine Lehre in Buch- und Medien­ wirtschaft. Doch auch im Buchhan­ del sieht sie keine Zukunft für sich. Vielleicht ein Handwerk? Eine Bekannte bringt sie auf eine ganz andere Idee: Sie kenne da eine tolle Tischlerei, die einen Lehrling suchen würde. Das könnte etwas für Carola sein. Und tatsächlich: Nach einem Blick auf die Website bewirbt sie sich und wird schon eine Woche später zum Schnuppern eingeladen. Heute ist Carola im zweiten Lehrjahr. In dem fünfköpfigen Team fühlt sie sich nach wie vor sehr wohl, auch das Handwerk zu lernen, macht ihr viel Spaß. „Das ist genau das, was ich brauche“, sagt sie, „ein überschaubares Team, in dem alle an einem Strang ziehen, und eine

ganz klare Aufgabe, auf die ich mich konzentrieren kann.“ Dass sie mit ihren inzwischen 29 Jahren älter als die meisten Lehrlin­ ge ist, sieht Carola nicht als Nachteil: Sie fühle sich nach all ihren Erfah­ rungen erst so richtig bereit für die­ sen Beruf. „Ich lerne jetzt ein Hand­ werk, das mich sehr interessiert“, sagt sie. Dass bei ihrem Arbeitgeber ausschließlich mit Vollholz, nach ökologischen Grundsätzen und mit nur wenigen Maschinen gearbeitet wird, kommt der jungen Frau dabei sehr zugute. Man wächst mit den Aufgaben Und wie ist es mit der Größe und der Kraft? „Es ist schon eine Schlep­ perei. Aber man wächst mit seinen Aufgaben“, lacht sie. Hinter der Ent­ scheidung, mit ihrer Tischlerlehre die inzwischen dritte Ausbildung in Folge zu absolvieren, steht Carola zu hundert Prozent. „Wenn man spürt, dass man etwas machen will, dann

sollte man es machen. Sonst sagt man sich ein Leben lang: Hätte ich es doch getan.“ Weitere Termine in der Schaffarei Wie Carola Fessler erzählt bald auch Lisbeth Postl ihre ArbeitsLebens­ Geschichte in der Schaffarei in Feldkirch. Sie hat Biologie mit Fach­ richtung Zoologie studiert. Ihre Magisterarbeit führt sie mehrere Male nach Sambia an den südlichen Tanganjikasee, wo sie sich hochspe­ zifischen Forschungsfragen zu den hier lebenden Brabantbuntbarschen widmet. Heute widmet sich Lisbeth Leseratten und Bücherwürmern: Seit 2020 leitet sie die Bibliotheken der Arbeiterkammer in Feldkirch und Bludenz und hat als Bibliothe­ karin ihre Berufung gefunden.

▸ Kostenlose Anmel- dung für die Arbeits- LebensGeschichte mit Lisbeth Postl online unter schaffarei.at

Im Gespräch mit Carmen Jurkovic-Burtscher erzählte Carola Fessler ihre ArbeitsLebensGeschichte in der Schaffarei.

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