Politik 15
November 2023
ZWEIFEL. Vier von zehn Be fragten halten das System der Alterssicherung in Österreich für ziemlich unsicher. Mehr als die Hälfte der Wahlberechtig ten meint, dass die Politik zu wenig tut, um die Pensionen ab zusichern. Das Linzer Market- Institut hat im Frühsommer im Auftrag der Tageszeitung „Der Standard“ eine Landkarte der Zweifler und Verängstigten monatlich und wird jährlich vierzehnmal ausbezahlt. Pro Jahr treten im Schnitt rund 100.000 Arbeitnehmer:innen in den Ruhestand. Die Arbeit nehmer:innen zahlen sich ihre Pensionen fast zur Gänze selbst. Wie dieses System wei terentwickelt und zukunfts sicher gemacht werden kann, fragten wir die Fraktionen. Das Pensionssystem erweist sich als stabil – Was muss getan werden, damit es so bleibt? Damit die Pension morgen hält, was sie heute verspricht gezeichnet. Das verwundert kaum, geht doch kaum ein Tag ins Land, an dem nicht meist neoliberale Stimmen das um lagenfinanzierte Pensionssys tem zu Grabe tragen. Ein Vorzeigemodell Dabei zählt das heimische Pensionsversicherungssystem weltweit zu den Vorzeigemo dellen und schützt Arbeitneh mer:innen, Unternehmer:in nen und Bauern vor der Altersarmut. Rund 3,6 Mil lionen versicherte Arbeitneh mer:innen leisten von ihrem Einkommen 22,8 Prozent an Pensionsbeiträgen und finan zieren so rund 2,1 Millionen Pensionist:innen. Die Durchschnittspen sion liegt in Österreich bei den Neuzugängen bei 1211 Euro
Liste AK Präsident Bernhard Heinzle – FCG
Liste Manuela Auer – FSG
Das Pensionssystem weiter entwickeln und ausbauen
Faire Löhne und geringe Arbeitslosigkeit!
Und dennoch muss es wei terentwickelt und ausgebaut werden. Deshalb fordern wir eine verpflichtende Zusatz pension für alle Arbeitneh mer:innen, so wie es im öf fentlichen Dienst jetzt schon fast durchgängig der Fall ist. Notwendig ist aus unserer Sicht zudem ein flexiblerer Einstieg in die Alterspen sion. Die AK Vorarlberg hat dafür schon vor Jahren ein Lösungsmodell vorgelegt, das einen flexiblen Pensionsan
die auch zunimmt und auf die es ankommt, steigen die Pensionsausgaben nur ge ringfügig mehr als das BIP – ein „Pensionsloch“ ist nicht zu erwarten. Natürlich geben wir immer mehr Euros für die Pensionen aus. Aber wir haben als Gesellschaft auch jedes Jahr viel mehr Euros zur Verfügung, weil wir produkti ver werden. Private Vorsorge ist gut, darf aber nicht zur Re gel werden. Unser Pensions system basiert auf einem Soli
tritt zwischen 60 und 70 Jah ren möglich machen würde. Zentraler Punkt dabei: Wer länger arbeitet, soll dafür or dentlich belohnt werden. Und noch etwas: Die Ar beitnehmer:innen finan zieren sich ihre Pension großteils selbst. Bei den Selb ständigen und vor allem den Bauern schaut das anders aus. Da könnten die neoliberalen Reformierer tätig werden. ▸ E-Mail: bernhard.heinzle@ ak-vorarlberg.at
daritätsprinzip. Wer arbeitet, finanziert jene, die gearbeitet haben, und sich selbst. Was braucht es, um das Pensions system auf stabilen Beinen zu halten? Sicher keine Senkung der Lohnnebenkosten, die vor allem den Arbeitgebern nutzt. Es braucht faire Löhne und niedrige Arbeitslosigkeit. Eine Arbeitsmarktpolitik, die Vollbeschäftigung will, ist die beste Pensionsvorsorge. ▸ E-Mail: manuelaauer@ manuelaauer.at
Bernhard Heinzle
Manuela Auer
ERFOLGSMODELL. umlagenfinanzierte
STABIL Unser Pensionssys tem ist sicher – das vorne weg! Das Horrormärchen, das Pensionssystem fresse uns die Haare vom Kopf, stimmt nicht. Klar steigen die Aus gaben für Pensionen. In Rela tion zur Wirtschaftsleistung,
Das
Pen sionssystem in Österreich funktioniert allen Unkenru fen neoliberaler Expert:innen weiterhin ausgezeichnet. Vie le Länder beneiden uns mitt lerweile um dieses System.
Liste Freiheitliche + Parteifreie Arbeitnehmer – FA
Liste Heimat aller Kulturen – HaK
Pensionen in ihrem Wert sichern!
Zukunftssicheres Pensionssystem
die in Teilzeit und geringfügig Beschäftigten den Übergang in Vollzeitarbeit ermöglichen, um die Anzahl der Beitrags zahler:innen zu erhöhen. Ebenso essentiell ist die Diversifizierung der Anlage strategien der Pensionsfonds, um Renditen zu maximieren und Risiken zu minimieren. Weiterhin sollten steuerliche Anreize für private Altersvor sorgepläne etabliert werden, die die individuelle Sparbe reitschaft und Eigenverant
akzeptieren, dass immer mehr ältere Menschen in die Altersarmut abrutschen. Ent scheidend dafür ist ein ge rechtes Pensionssystem. Wer jahrzehntelang ge arbeitet und vielleicht sogar noch Kinder großgezogen hat, darf am Ende nicht mit einer Minipension abgespeist werden, sondern muss im Al ter eine gerechte Pension er halten. Dazu gehört auch, dass die jährlichen Wertanpas
wortung stärken. Zudem ist eine Steigerung der Transpa renz und Effizienz in der Pen sionsverwaltung erforderlich, um das Vertrauen in das Sys tem zu festigen. Durch diese Kombination von Maßnah men kann ein nachhaltiges und resilientes Pensionssys tem entwickelt werden, das den Bedürfnissen heutiger und zukünftiger Generatio nen entspricht. ▸ E-Mail: info@hak-online.at
sungen der Pensionen nicht unter der Inflation liegen, weil ansonsten unseren älte ren Menschen Jahr für Jahr weniger zum Leben bleibt. Die Pensionen müssen viel mehr in ihrem Wert gesichert werden. Im Gegenzug müs sen immer noch bestehende Sonderpensionsprivilegien im staatlichen und halbstaat lichen Bereich endgültig ab geschafft werden. ▸ E-Mail: michael.koschat@ fpoe-satteins.at
Michael Koschat
Beyaz Yoğurtçu- Acar
UNSERIÖS. Unsere älteren Menschen haben oft jahr zehntelang gearbeitet und in unser Sozialsystem ein bezahlt. Heute sind es viel fach gerade sie, die unter den steigenden Preisen besonders leiden. Wir dürfen aber nicht
VORTEILE. Unser Pensions system steht vor bedeutenden Herausforderungen. Um es langfristig stabil und sicher zu gestalten, sind mehrere Maßnahmen notwendig. Wichtig ist die Schaffung von Rahmenbedingungen,
Liste NBZ – Neue Bewegung für die Zukunft
Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige
Lasst euch nicht verunsichern!
Handlungsbedarf beim Pensionssystem
Abend im Casino. Im Unter schied dazu hat unser umla gefinanziertes Pensionssys tem alle Herausforderungen des 20. Jahrhunderts gemeis tert. Es ist krisensicher, weil es so simpel ist: Mit dem, was wir diesen Monat einzahlen, werden nächsten Monat die Pensionen finanziert. Anla gen hingegen gehen in Krisen häufig unter. Dennoch wird stets behauptet, unsere Pen sionen seien unsicher und wir müssten auf Anlagen umstei
Finanzierung ist entschei dend. Neben Beiträgen soll ten alternative Einnahme quellen wie die Einbindung der Kapitalmärkte berück sichtigt werden. Eine stärkere private Vorsorge, unterstützt durch steuerliche Anreize, führt zur Entlastung. Effizi ente Verwaltung und Vermei dung von Missmanagement sind unabdingbar. Transpa renz und klare Regelungen sichern das Vertrauen der Be völkerung. Die Förderung von
gen. Dahinter steht die priva te Versicherungswirtschaft, der durch unser System gro ße Profite entgehen. Daher werden sie nicht müde, unser Pensionssystem madig zu reden. Wir dürfen uns nicht vor ihren Wagen spannen las sen. Reformen werden immer wieder notwendig sein. Die grundlegende Botschaft aber bleibt: Unsere Pensionen sind sicher! ▸ E-Mail: sadettin.demir@ gemeinsam-ug.at
lebenslangem Lernen und be ruflicher Flexibilität erhöht die Beschäftigungsfähigkeit im Alter. Ein integrativer An satz, der soziale, wirtschaft liche und demografische Faktoren berücksichtigt, ist entscheidend. Nur durch pro aktive Maßnahmen können wir sicherstellen, dass zu künftige Generationen von einem sicheren Pensionssys tem profitieren können. ▸ E-Mail: info@nbz-online.at
Sadettin Demir
Adnan Dincer
NOTWENDIG. Für die lang fristige Stabilität unseres Pensionssystems sind viel fältige Maßnahmen erforder lich. Die Anpassung der Ren tenpolitik an die steigende Lebenserwartung ist notwen dig. Die Diversifizierung der
SICHERE PENSIONEN. Die Absicherung gegen die Ri siken des Alters erfolgt ent weder durch Anlagen oder Umlagen. Anlage heißt, wir spielen mit unserem Geld an der Börse. Auf lange Sicht ist das so zuverlässig wie ein
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