AKtion März 2024

Schaffarei 7

März 2024



Museum des Wandels: Braumeister Erwin Hammerer

„Bierpapst“ Conrad Seidl, Fohrenburg-Geschäftsführer Wolfgang Sila, Braumeister Erwin Hammerer, AK Präsident Bernhard Heinzle und Kuratorin Dr. Michaela Feurstein- Prasser Fotos: Lisa Mathis Pop-up-Aus­

Wenn im Foyer der AK Vorarlberg mehr als 100 Besucher:innen zusammenkommen, hat das stets einen besonderen Grund. Am Abend des 7. März 2024 war es die Vernissage der jüngsten Ausstellung im Museum des Wandels. Interessierte und viele, viele Wegbegleiter:innen haben sich eingefunden, um mit Braumeister Erwin Ham- merer auf sein langes, erfolgreiches Arbeitsleben in einem Beruf zurückzublicken, in dem sich über die Jahrzehnte so einiges verändert hat.

Maischen für den Stärke- und Ei- weißabbau notwendig ist, haben wir damals von Hand über die Züge oder das Herausziehen und Hineinschie- ben der Glut geregelt“, erzählt Erwin. Mit dem ersten Ausstellungsstück, einem Brauthermometer aus den 1950er-Jahren, kontrollierte er die Temperatur der Maische, ebenfalls von Hand, versteht sich. „Da bin ich hier wohl der Einzige, der das noch so gemacht hat“, meint er schmunzelnd. Hauptsache, überhaupt etwas lernen Der Umstand, dass Erwin in sei- ner Ausbildung eine Zeitlang ohne Braumeister dasteht und es deshalb niemandem auffällt, dass er eigent- lich schon längst in die Berufsschule nach Wien hätte gehen sollen, tut seiner Lernbereitschaft und -be- geisterung keinen Abbruch. Er ab- solviert stattdessen die allgemeine Berufsschule in Vorarlberg und schließt dort, trotz verspätetem Ein- stieg, mit Auszeichnung als bester Schüler ab. Im Anschluss arbeitet der Bregenzerwälder in verschiedenen

„Mythos Handwerk – Zwischen Ideal und Alltag“ Sonderausstellung Vorarlberg Museum

stellung im Werkraum

Brauereien in der Schweiz, in Lu- xemburg und in Deutschland, bevor er die Braumeisterschule in Berlin besucht. Hier legt er im Jahr 1963 mit gerade einmal 24 Jahren seine Meisterprüfung ab. Im Anschluss Erwin Hammerer persönlich aus seinem ereignisreichen Arbeitsleben erzählen zu hören. Der Eintritt ist frei. Vernissage 21. März, 19 Uhr Ausstellung 21. März bis 15. Juni 2024 Öffnungszeiten Di–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr Bregenzerwald Ab 21. März bis 15. Juni 2024 ist das Museum des Wandels im Werkraum Bregenzerwald zu Gast. Wer die Vernissage am 7. März in der AK Vorarlberg verpasst hat, hat dort noch einmal die Gelegenheit,

arbeitet Erwin zunächst in der Stadlauer Malzfabrik in Wien als Vize-Malzmeister, bevor er im Inns- brucker Adambräu Brauführer wird, wie der zweite Braumeister im Fach- jargon genannt wird. 1968 beginnt Erwin in der Brauerei Fohrenburg in Bludenz, zunächst nochmals als Brauführer, bevor er selbst Brau- meister wird. Ebenfalls zu sehen ist der Film zur Ausstellung bis 6. Jänner 2025 in der Sonderausstellung „Mythos Handwerk – Zwischen Ideal und Alltag“ im Vorarlberg Museum.

VERNISSAGE. Im Gespräch mit Kuratorin Dr. Michaela Feurstein- Prasser erzählt Erwin Hammerer (84) vor den beiden Vitrinen mit den Ausstellungsstücken von seinem Werdegang und begeistert das Pu- blikum mit präzisen Erinnerungen und humorvollen Anekdoten. Erwin Hammerer wird 1939 als drittes von acht Kindern in Egg im Bregenzerwald geboren. Als es Mitte der 1950er-Jahre für den damals 17-Jährigen darum geht, einen Beruf zu erlernen, lautet der gut gemeinte Rat seines Vaters: Am besten wäre einer, bei dem man die Abfälle selbst essen kann. Also beginnt Erwin eine Bäckerlehre. Doch schon bald merkt er, dass dies eine „eher staubige An- gelegenheit“ und so gar nicht seins ist. So beschließt er, dem Zufall in Form eines Aushangs an einem Te- legrafenmast zu folgen, mit dem die Brauerei Egg 1955 Lehrlinge sucht. Dass er gedenkt, seine Ausbildung in der Bäckerei abzubrechen und stattdessen das Bierbrauen zu ler- nen, erzählt er seinem Vater jedoch erst, als er die Zusage in der Tasche hat.

Als das Brauen noch Handwerk war

Damals macht das „Brauhandwerk“ dieser Bezeichnung noch alle Ehre: „In meiner Lehre habe ich alle Fla- schen noch von Hand etikettiert“, erinnert sich Erwin, „sogar die Limonade!“ Und auch im Braupro- zess selbst, den der junge Bursch damals von der Pike auf lernt, passiert vieles ausschließlich von Hand – und mit viel Fingerspitzengefühl.

▸ Den ganzen Bericht inkl. Fotos und Videos gibt es online auf dem Schaffarei-Blog.

Ein Thermometer zum händischen Messen der Maischetemperatur

So hat Erwin Hammerer etwa den Sud während seiner Lehrzeit noch von Hand und mit direkter Behei- zung hergestellt. Ein Prozess, der heute längst digital gesteuert und überwacht wird. „Damals haben wir die Sudpfanne noch mit Holz befeuert und mit Kohle beheizt“, er- klärt Erwin dem Publikum, zu dem auch eine Delegation von Brau- meistern und der österreichische „Bierpapst“ Conrad Seidl zählen. „Die Temperaturführung, die beim

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