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WIR BRAUCHEN: Höheres Arbeitslosengeld! 3V

GUTE MEINUNG

Mehr Arbeitslosengeld – warum? Das sagen die Expertinnen.

A rbeitslose, vor allem Langzeitar- beitslose, sind besonders häufig von Armutsgefährdung betroffen. Mit ein Grund dafür sind die gerin- gen Einkommensersatzleistungen. 2020 betrug das durchschnittliche Arbeitslosengeld pro Tag 33,12 Euro, die Notstandshilfe 29,06 Euro: Beide liegen deutlich unter der Armutsge- fährdungsschwelle. Dabei ist es die primäre Aufgabe dieser Sozialleis-

M enschen sind nicht gerne arbeitslos. Erwerbsarbeit be- deutet ein gesichertes Einkommen, aber auch soziale Teilhabe und ein besseres Selbstwertgefühl. Das ist die Erfahrung der 200 sozialen Un- ternehmen imNetzwerk von arbeit plus und ihrer Arbeit mit 40.000 Transitarbeitskräften pro Jahr. Für Klientinnen und Klienten, die länger erwerbsarbeitslos sind, ist die

KARIN HEITZMANN Sozioökonomin

SABINE REHBICHLER Geschäftsführerin, arbeitplus.at

tungen, die Existenz zu sichern. Dass diese Aufgabe nur unzureichend erfüllt wird, zeigen aktuelle Ergebnisse der Statistik Austria. Demnach gehörten Arbeitslose Ende 2021 nicht nur zu den am stärksten von finanziellen Schwierig- keiten betroffenen Gruppen, sie waren im Vergleich zur Gesamtbevölkerung auch viel häufiger psychischen Belas- tungen ausgesetzt.

Arbeitssuche besonders schwer. Existenzangst führt oft zu Jobs, die nicht halten. Die Angst vor dem Versagen wächst. Psychische und gesundheitliche Probleme sind die Folge. In der Praxis könnte ein höheres Arbeitslosengeld den Druck nehmen, den erstbesten Job annehmen zu müssen. Es würde Armut verringern und den Menschen ermögli- chen, eine passende und nachhaltige Arbeit zu finden.

CARTOON von Leopold Maurer

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