Politik und Soziales 3
Jänner 2023
Heimat ist für mich der Anker meines Lebens. Dieter Jost, Dornbirn Ein Ort, an dem ich zu Hause bin und zur Ruhe komme. Barbara Latschrauner, Hard Ich kam 1970 mit meinen Eltern nach Vorarlberg. Je älter ich werde, desto mehr fühle ich mich hin- und hergerissen zwischen mei- ner Wahlheimat Vorarlberg und Kroatien. In Kroatien sieht man mich als Ausländer, genauso wie in Österreich. Wo gehöre ich hin, wo bin ich zu Hause? Sanja Schoaß, Feldkirch Dort, wo ich mich daheim fühle. Das bedeutet für mich, dass ich mich wohlfühle und akzeptiert werde, wie ich bin. Ohne dass ich
mich für die Gesellschaft verstel- len muss. Selda Karakas, Lustenau Die Sehnsucht in die Kindheit! Leyla Sert, Koblach Heimat ist für mich das Gefühl dazuzugehören, verstanden zu werden, willkommen zu sein. Monika Wachter, Röthis Heimat ist für mich einerseits dort, wo meine Wurzeln liegen, aber auch anderseits der Ort, nach dem ich mich sehne und Heimweh ver- spüre, wenn ich nicht dort bin. Mirjam Steger, Bregenz Wo meine Familie und meine Freunde und Kollegen sind. Andrea Lichtenberger, Dornbirn
Wo ich sein darf. Sonja Cukic, Dornbirn
Führung gegründete Digital Campus Vorarlberg innerhalb kürzester Zeit zu einer der erfolgreichsten Bildungs- einrichtungen im Land, in der bereits über 2000 Menschen digitale Kompe- tenzen vermittelt wurden und rund 600 Student:innen in verschiedensten Studienrichtungen berufsbegleitend studieren. Im letzten Jahr wurde darauf aufbauend der Green Campus ins Leben gerufen, der mehr Menschen für die grünen Jobs von morgen ausbilden soll. Aber auch als Geschäftsführerin des Berufsförderungsinstituts (BFI) hat sie das Bildungsangebot sehr erfolgreich weiterentwickelt. Das Land braucht eine Universität Wie sehr mehr Investitionen in die be- rufliche Weiterbildung nottun, zeigt ein Blick auf den unverhältnismäßig hohen Anteil (17 Prozent) an Erwerbs- tätigen, die nur über einen Pflicht- schulabschluss verfügen, bei einem gleichzeitig sehr niedrigen Anteil an Studierenden im Lande (ein Prozent). Deshalb ist für Eva King Heimat ist für mich, wo ich mit meiner Familie in einem sozialen Umfeld, in Sicherheit und mit wertschätzender Arbeit leben kann. Hakan Alasahan, Bregenz Wo man sich längerfristig wohl- fühlt. Ufuk Can, Feldkirch Ein ideologisch besetzter Begriff. Katrin Kremmel, Lustenau Heimat ist für mich Westfalen mit seinen Hügeln, Flüssen, Wiesen, aber auch Industriebauten und unkomplizierten Menschen. Inge Scherrer, Feldkirch
Ümran Algün und Hürdem Riethmüller machen Lebenserfahrun- gen sichtbar, die einen prägenden Bestandteil der jüngeren Vorarl- berger Vergangenheit darstellen.
EINGEKLAGT. Der Unterländer Arbeitnehmer war viele Jahre bei derselben Firma beschäftigt. Dann kündigte er sein Arbeitsverhältnis unter Einhaltung der Kündigungs- frist zum Monatsletzten. Alles ganz normal. Bis zu dem Augenblick, als ihm sein Chef mitteilte, dass er für den letzten Monat keine Gehalt erwarten dürfe. Er habe ihm etwa 300 Minusstunden gegenverrechnet. Deshalb forder- te der Vorgesetzte auch noch 3000 Euro an Rückzahlung. Da sich der Arbeitnehmer die behaupteten Minusstun- den beim besten Willen nicht erklären konnte, fragte er bei seiner Arbeiterkammer um Rat. Laut Angaben des Arbeitnehmers und aus den vor- gelegten Stundenerfassungen ergab sich, dass im Unter- nehmen zwischen „produktiven“ und „unproduktiven Stunden“ unterschieden wurde. „Produktive Stunden“ konnten direkt an Kunden des Arbeitgebers weiterver- rechnet werden, „unproduktive Stunden“ ergaben sich aus erforderlichen Zwischenarbeiten wie Terminverein- barungen, Reklamationsbearbeitungen, Unterstützung von Arbeitskolleg:innen u. Ä. Die Juristin der AK Vorarlberg nahm umgehend mit der Firma Kontakt auf. Sie machte deutlich, dass eine Unterscheidung zwischen „produktiven“ und „unproduk- tiven Stunden“ eine Überwälzung des Unternehmerrisi- kos auf den einzelnen Arbeitnehmer darstellt und damit arbeitsrechtlich unzulässig ist. Aber der Arbeitgeber war dennoch nicht bereit, das Entgelt ordnungsgemäß abzu- rechnen. Und überhaupt: Da kämen auch sonst noch Mi- nusstunden vor! Die AK hat daraufhin die noch offenen Ansprüche des Arbeitnehmers beim Landesgericht Feldkirch als Arbeits- und Sozialgericht eingeklagt. Und siehe da: Im Zuge des Verfahrens hatte auch der Arbeitgeber ein Einsehen. Die AK brachte einen Vergleich zugunsten des Arbeitnehmers zustande. Von „produktiven Arbeitsstunden“ und den anderen Wie ein Arbeitnehmer, ohne es zu wissen, 300 Minusstunden anhäufte ▸ So erreichen Sie uns: Telefon 050/258-2000 zum Ortstarif oder 05522/306-2000, E-Mail arbeitsrecht@ak- vorarlberg.at, Fax 050/258-2001. Unsere Kontaktzeiten sind von Montag bis Donnerstag 8 bis 12 und 13 bis 16 Uhr sowie am Freitag 8 bis 12 Uhr.
King ebenso klar, wie sie sich der politischen und wirtschaftli- chen Macht jener be- wusst ist, die aus dem jetzigen Sys- tem enor- me Vorteile lukrieren. Im Gegensatz dazu trägt der hohe
auch die Frage der Schaffung einer Universität in Vorarlberg von großer Bedeutung. „Als die AK vor vielen Jahren die Schaf- fung einer Fachhochschule in Vorarlberg forderte, gab es wenige Mitstreiter:innen und viele Bedenkenträger, und heute sind alle froh, dass wir die Fachhoch- schule haben. Ähnlich ist es um die Frage einer Lan- desuniversität bestellt,
wo die Zahl der Verhin- derer zwar sinkt, aber im- mer noch klar die Richtung vorgibt. Hier gilt es für uns als Arbeiterkammer, zu- sammen mit den konstruk- tiven Kräften in diesem Lande hartnäckig an diesem Ziel zu arbeiten.“ Wohnraum schaffen Die Nähe zur Schweiz und die hohen Lebenshaltungskosten in Vorarlberg bedingen gut bezahlte, qualifizierte Ar- beitsplätze. Gerade im Bereich Wohnen haben sich die Kosten bereits stark an das Niveau der benachbarten Schweiz angeglichen, ohne dass die Einkom- men der arbeitenden Menschen in ähnlichem Ausmaß gestiegen wären. Deshalb zählen die Frage der Schaffung von leistbarem Wohnraum bzw. die För- derung der Eigentumsbildung zu den Prioritäten der künftigen AK-Direkto- rin King. Dass es dazu auch starker Eingriffe des Gesetzgebers bedarf, um Spekula- tion und Kapitalkonzentration im Im- mobilienbereich einzudämmen, ist für
Eva King wird neue Direktorin der AK Vorarlberg: Die Förderung von leistbarem Wohnen und der Ausbau des Bildungsangebots sind zwei ihrer Schlüsselprojekte.
Anteil von Haus- und Wohnungseigen- tum in Vorarlberg ganz wesentlich zur Krisenfestigkeit Vorarlbergs bei, weil die Menschen bei den aktuellen Preissteigerungen weniger ihres ver-
fügbaren Einkommens für Wohnen aufwenden müssen. Ein starker Wirt- schaftsstandort trägt wesentlich zum Wohlstand der Menschen bei. Wichtige Voraussetzungen dafür sieht die neue Direktorin in der breiten Erwerbsbe- teiligung, einem hohen Lohnniveau und einer breiten Eigentumsbildung. Die neue Direktorin hat sich daher vor- genommen, dass zwei ihrer Schlüssel- projekte die Förderung von leistbarem Wohnen und Wohnungseigentum und der Ausbau des Bildungsangebots in Vorarlberg sind. Dass sie ein hohes Tempo vorgibt, hat Eva King auch schon in der Vergan- genheit bewiesen. Wir dürfen gespannt sein, was da noch kommt!
BASISWISSEN RASCH ERKLÄRT
Minusstunden Ob Minusstunden tatsächlich vorliegen oder ob allfällige Minusstunden im Rahmen von Lohnabrechnungen zum Abzug gebracht werden dürfen, hängt vom Einzelfall ab. Grundregel ist, dass Minusstunden, welche in der Sphäre des Arbeitgebers entstanden sind, nicht vom Arbeit- nehmer zu verantworten sind. Schickt ein Arbeitgeber seine Mitarbeiter:innen beispielsweise nach Hause, weil keine Arbeit mehr vorhanden ist, liegt dies jedenfalls in der Sphäre des Arbeitgebers und es können keine Minus stunden verrechnet werden.
Eva King geboren 1976
verheiratet, vier Kinder wohnhaft in Fontanella Studium Volkswirtschaft und
Betriebswirtschaft WU Wien, Master in Nachhaltiger Entwicklung in Paris und Padua, spricht vier Sprachen, begeisterte Bergsportlerin
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