THEMA: ANFANGEN
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E in wenig verlegen steht Matthias neben seinem Chef Alexander Wilhelm im Bauhof von alex gartenbau in Klaus. Es ist Montagmorgen, kurz nach sieben Uhr, und die ganze Belegschaft hat sich versammelt, um den neuen Lehrling zu begrüßen. Vorzustellen bräuchte ihn Alexander eigentlich nicht mehr, denn Matthias war schon fünf Mal zum Schnuppern hier, und sogar zum letzten Sommerfest war er eingeladen. Doch was sich gehört, gehört sich. Schließlich ist der 15-jährige Feldkircher nun ein fixes Mitglied des aktuell 15-köpfi- gen Teams. Er steht heute ganz am Anfang eines neuen Lebensabschnitts – und dass der genau hier beginnt, dafür hat er ganz schön viel Eigeninitiative gezeigt. Ein Berufswunsch keimt auf In der vierten Klasse muss Matthias wie viele andere Jugendliche in Vorarlberg eine wichtige Entscheidung treffen. Das Gymnasium fortzusetzen kommt für ihn nicht in Frage, und auch sonst gibt es keine Schule, von der er sich vorstellen kann, sie für weitere vier oder fünf Jahre zu besuchen. Viel lieber würde Matthias etwas Praktisches machen. Etwas in der Natur, irgendwas mit Erde und Pflanzen, das würde ihm gefallen, Gartenbau zum Beispiel. Doch wie er das angehen soll, weiß er noch nicht so genau. Bei der Berufsorientierung, die das ganze Schuljahr über von der Schule und dem BIFO angeboten wird, bekommt er eine erste Idee, wo die Reise hin gehen könnte. Über die Lehrlingsabteilung der AK erhält Matthias ebenfalls wertvolle Infos zu seinem Wunsch- Lehrberuf und gute Tipps für die Lehrstellensuche. Und dann stößt er auf ein Angebot der Schaffarei in Feldkirch. Vom Mittagessen zum Traumjob In der Schaffarei, ebenfalls ein Projekt der AK Vor- arlberg, gibt es regelmäßig die Möglichkeit zum »Mittag essen mit deinem Traumjob«. Hier kann man sich beim gemeinsamen Mittagessen unter vier Augen mit jeman- dem unterhalten, der bereits in dem Job arbeitet, für den man sich interessiert. Im Januar 2024 trifft sich Matthias dort mit Elisa Schlachter und erfährt von ihr aus erster Hand, wie es ist, Gärtner:in zu sein. Sie ist es auch, die ihn auf den Gedanken bringt, das neunte Schuljahr in der Landwirtschaftsschule zu absolvieren. Eine gute Idee, wie Matthias rückblickend bestätigt: »Die Schule ist
super, hat aber leider nur am Rande etwas mit Garten- gestaltung zu tun. Trotzdem habe ich ein paar sehr gute Grundlagen gelernt, die mir jetzt helfen«, sagt er. Und der Wunsch, genau diesen Beruf zu lernen, wächst weiter. Also fängt Matthias an zu graben. Er sucht sich online alle Betriebe in Vorarlberg heraus und schaut sich ihre Webseiten an. Dann lässt er sein Bauchgefühl ent- scheiden: alex gartenbau & baumelei macht auf ihn den sympathischsten und überzeugendsten Eindruck – also schreibt er den Betrieb einfach an. Beim Schnuppern merkt Matthias recht schnell: Hier könnte er richtig sein. Das Team ist nett, und die Arbeit in und mit der Natur gefällt ihm sowieso. Die Vielfalt der Aufgaben tut ein Übriges, dass er sich schließlich entscheidet: Hier will ich anfangen. Wo Interesse ist, soll es auch Möglichkeiten geben Wie seine Frau Elisabeth ist auch Alex Wilhelm Gartengestalter aus Leidenschaft. Wenn junge Leute Interesse an ihrem Beruf haben, setzen sie alles daran, Möglichkeiten zu schaffen. »Wenn wir eine Anfra- ge von Interessent:innen bekommen, laden wir sie grundsätzlich zu uns ein«, betont Alexander. Sei es zum Schnuppern, für ein Praktikum oder direkt zum Bewerbungsgespräch. Und wenn es so gut passt wie bei Matthias, steht auch einem Ausbildungsplatz nichts im Wege. 14 Lehrlinge haben ihre Ausbildung bisher bei alex gartenbau & baumelei absolviert, drei von ihnen sind nach wie vor im Betrieb beschäftigt. Ganz am Anfang und gleich mittendrin Und jetzt geht es auch für Matthias endlich richtig los. Wie alle anderen trägt er ein Team-T-Shirt, Arbeitshosen und festes Schuhwerk. Auch seinen Arbeitsschutz hat er schon ausgefasst. Er ist bereits einer Partie zugeteilt, mit der er heute und in der nächsten Zeit mitarbeiten wird. Mit seinen neuen Kolleg:innen wird er direkt in ein laufendes Projekt für die Straßenmeisterei einsteigen. Hier ist die Neuanlage der Außengestaltung in vollem Gange, und Matthias kann sofort mit anpacken. Seine erste Aufgabe: Er wird dabei helfen, das Werkzeug auf- zuladen, das für das heute anstehende Projekt gebraucht wird – und dann geht’s auch schon auf die Baustelle. Schon geht’s los. Die ersten Monate wird Matthias ganz
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KW9 Nr. 2
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