KW9 Ausgabe 2/2025

ARBEITSLEBENSGESCHICHTEN

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Marc Iser: vom Snowboard zum Segelboot

U rsprünglich ist Marc Iser gelernter Werkzeugmacher. Ein ehrenwerter Beruf, wie er sagt. Nach seiner Gesellen- prüfung 1991 arbeitet er allerdings nur ein paar Tage, dann ruft die Wehrpflicht. Während auf dem Kasernenplatz »Habt Acht« gilt, heißt es in der Freizeit »Hang loose«: Skateboards und Snowboards sind für den damals 18-jährigen Marc die Bretter, die die Welt bedeuten. Die Szene ist noch überschaubar und Marc hat sogar einen Sponsor: Dieter Schneider von Hotshop. Er ist es auch, der Marc nach dem Bundesheer zu sich in den Verkauf Einen klaren Plan von der großen Karriere hatte Marc Iser nie. Trotzdem hat er es gleich zweimal geschafft, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Entscheidend dafür war nicht zuletzt der mutige Schritt, mit Anfang vierzig noch einmal eine Lehre zu machen.

Die Party ist vorbei Doch das ändert sich rasch. Auch Quicksilver wächst schnell, hat 60 Shops alleine in Deutschland – und Marc die Verantwortung für ein 60-köpfiges Team. Bis morgens um sechs Uhr Party machen und um acht wieder am Messestand stehen? Fehlanzeige. Die Branche ist erwachsen geworden. Dazu kommt der Onlinehandel, der immer stärker wird. Der Druck steigt und Marc merkt, dass er nicht mehr hinter dem stehen kann, was notwendig wäre, um mitzuhalten. Eine geplante Umstrukturierung kommt ihm da sehr gelegen. Er steigt aus und macht erst einmal ein halbes Jahr Pause, verbringt den Sommer mit seiner Tochter auf dem See. Vor einigen Jahren schon hat das Segeln das Skateboarden und Snowboardfahren aus Marcs Freizeit- welt verdrängt. Segelboote faszinieren ihn, und eine vage Idee nimmt konkrete Formen an: Der neue Job soll etwas mit Booten zu tun haben. »Und weil ich nicht mehr verkaufen wollte, musste ich sie eben bauen«, erzählt er lapidar. Auf allgemeines Anraten trifft er sich mit Markus Bilgeri. Und so ergibt es sich, dass der damals 40-Jährige zwei Mittagessen später in Bilgeris Yachtwerft in Hard eine Lehrstelle als Bootsbauer hat.

holt – und ihm damit die Chance gibt, sein Hobby zum Beruf zu machen. Schon wenig später jedoch stirbt sein Mentor und Marc Iser und sein Kumpel Tobi Bechtold übernehmen das Geschäft – ohne Plan, wie Marc heute sagt, aber voll motiviert. »Das war eine Zeit, da musste man kein Manager sein. Da musstest du einen Bezug zum Boardsport haben. Wir haben das gelebt. Und wir konnten gut mit den Leuten«, erzählt er. Volcom to Europe Nebenher gründen Marc und Tobi zu- sammen eine Handelsagentur und bauen den Europa-Vertrieb für die junge Marke Volcom mit auf. Die Szene explodiert, Volcom braucht einen größeren Vertrieb – und Marc soll ihn leiten. Die Agentur wird verkauft, Tobi übernimmt Marcs Anteile an Hotshop und Marc geht als Vertriebs- leiter nach Stuttgart. Es läuft gut. So gut, dass auch andere Wind davon bekom- men. Bald erhält Marc ein Angebot, das er nicht mehr ablehnen kann: Er wechselt als Brandmanager zu Quicksilver nach München. »Das war eine coole Zeit«, sagt Marc heute. Mittleres Management bedeutet damals maximalen Spaß: feiern, fliegen, Verträge abschließen – so in etwa sieht sein Alltag aus.

KW9 Nr. 2

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