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»Wohnen soll Sicherheit vermitteln – in Vorarlberg macht es nervös«
Wolfgang Fritz ist Vorsitzender des Wohnausschusses der AK Vorarlberg.
Wolfgang Fritz ist Betriebsratsvorsitzender bei Grass, Kammerrat in der AK Vollversammlung, Vorsitzender des Wohnausschusses – und selbst Mieter. Die Wohnungsnot in Vorarlberg kennt er aus erster Hand. In sein Betriebsratsbüro kommen beinahe täglich Mitarbeiter:innen, die an der Suche nach einer leistbaren Wohnung verzweifeln.
Warum hinkt Vorarlberg so dramatisch hinterher?
Dem gemeinnützigen Wohnbau hängt das Stigma der »Sozialwohnung« an – völlig unberechtigt, diese Wohnungen entsprechen höchsten Baustandards. Aber dieses Vorurteil blockiert die Entscheidungsträger:innen in den Gemeinden. Dazu kommt ein Teufels- kreis: Da die Wohnungen nach Bedarf und Dringlichkeit vergeben werden, wohnen dort vor allem einkommensschwächere Personen – nicht aus Prinzip, sondern weil für die Mittelschicht nichts frei ist. Das verstärkt bestehende Klischees. Dabei würde mehr als ein Drittel der Teilneh-
In einer Presseaussendung des Landes hieß es kürzlich, dass 92 Prozent der Vorarlberger:innen in einer Gemeinde leben, in der es gemeinnützigen Wohn - bau gibt. Klingt danach, als wäre Vorarlberg Vorreiter. Ist das so? Wolfgang Fritz: Es klingt besser, als es ist. Entscheidend ist nicht, ob irgend- wo ein paar gemeinnützige Wohnungen stehen, sondern ob das Angebot für die
Menschen reicht. Genau das ist bei uns nicht der Fall. Bei den Neubauten sind wir österreichweit sogar Schlusslicht: Nur elf Prozent aller Neubauten waren von 2019 bis 2023 in Vorarlberg gemeinnützig, während der Österreich-Durchschnitt bei 25 Prozent lag. Das Burgenland schaffte in diesem Zeitraum fast jede zweite neu gebaute Wohnung gemeinnützig – wir gerade einmal jede zehnte.
mer:innen unserer AK Wohnumfrage gerne gemeinnützig wohnen. Die Nach- frage reicht bis weit in die Mittelschicht.
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AK Vorarlberg
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