KW9 Ausgabe 2/2025

Chancengerechtigkeit durch Bildung von Anfang an

Nr. 2

Das Magazin der AK Vorarlberg

Schwerpunkt Anfangen

Festival 2025

Rückblick

Was für ein Festival – drei Tage beflügelt von Musik und Miteinander. Danke an alle, die dabei waren! Alle Fotos und Videos gibt es hier ↗ schaffarei.at/festival

VORWORT

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Anfänge ziehen sich durchs ganze Leben. Der Wecker klingelt, und ein neuer Tag beginnt. An manchen dieser Tage fängt etwas Großes an: die Schule, die erste Lehrstelle. Später vielleicht ein neuer Job, eine Probezeit, ein Neustart mittendrin, und irgendwann die (Teil-)Pension. Manche Anfänge machen wir frei- willig, manchmal brauchen wir einen kleinen Schubs. Denn der Beginn von etwas Neuem bedeutet immer auch, dass wir etwas Gewohntes hinter uns lassen. Das kostet Mut, doch es hält uns auch wach und bringt uns weiter. Genau deshalb soll es in dieser Aus- gabe von KW9 ums Anfangen gehen. Also dann, sind Sie bereit? 3, 2 , 1 … los!

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AK Vorarlberg

THEMA: ANFANGEN

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Wo fange ich bloß an? Hören

Eine große Frage, mit der Jugendliche am Beginn ihres Berufslebens konfrontiert sind. Matthias Mausser hat eine Antwort gefunden. Am 1. September hatte der 15-Jährige seinen ersten Tag als Lehrling für Garten- und Grünflächengestaltung bei alex gartenbau & baumelei in Klaus.

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E in wenig verlegen steht Matthias neben seinem Chef Alexander Wilhelm im Bauhof von alex gartenbau in Klaus. Es ist Montagmorgen, kurz nach sieben Uhr, und die ganze Belegschaft hat sich versammelt, um den neuen Lehrling zu begrüßen. Vorzustellen bräuchte ihn Alexander eigentlich nicht mehr, denn Matthias war schon fünf Mal zum Schnuppern hier, und sogar zum letzten Sommerfest war er eingeladen. Doch was sich gehört, gehört sich. Schließlich ist der 15-jährige Feldkircher nun ein fixes Mitglied des aktuell 15-köpfi- gen Teams. Er steht heute ganz am Anfang eines neuen Lebensabschnitts – und dass der genau hier beginnt, dafür hat er ganz schön viel Eigeninitiative gezeigt. Ein Berufswunsch keimt auf In der vierten Klasse muss Matthias wie viele andere Jugendliche in Vorarlberg eine wichtige Entscheidung treffen. Das Gymnasium fortzusetzen kommt für ihn nicht in Frage, und auch sonst gibt es keine Schule, von der er sich vorstellen kann, sie für weitere vier oder fünf Jahre zu besuchen. Viel lieber würde Matthias etwas Praktisches machen. Etwas in der Natur, irgendwas mit Erde und Pflanzen, das würde ihm gefallen, Gartenbau zum Beispiel. Doch wie er das angehen soll, weiß er noch nicht so genau. Bei der Berufsorientierung, die das ganze Schuljahr über von der Schule und dem BIFO angeboten wird, bekommt er eine erste Idee, wo die Reise hin­ gehen könnte. Über die Lehrlingsabteilung der AK erhält Matthias ebenfalls wertvolle Infos zu seinem Wunsch- Lehrberuf und gute Tipps für die Lehrstellensuche. Und dann stößt er auf ein Angebot der Schaffarei in Feldkirch. Vom Mittagessen zum Traumjob In der Schaffarei, ebenfalls ein Projekt der AK Vor- arlberg, gibt es regelmäßig die Möglichkeit zum »Mittag­ essen mit deinem Traumjob«. Hier kann man sich beim gemeinsamen Mittagessen unter vier Augen mit jeman- dem unterhalten, der bereits in dem Job arbeitet, für den man sich interessiert. Im Januar 2024 trifft sich Matthias dort mit Elisa Schlachter und erfährt von ihr aus erster Hand, wie es ist, Gärtner:in zu sein. Sie ist es auch, die ihn auf den Gedanken bringt, das neunte Schuljahr in der Landwirtschaftsschule zu absolvieren. Eine gute Idee, wie Matthias rückblickend bestätigt: »Die Schule ist

super, hat aber leider nur am Rande etwas mit Garten- gestaltung zu tun. Trotzdem habe ich ein paar sehr gute Grundlagen gelernt, die mir jetzt helfen«, sagt er. Und der Wunsch, genau diesen Beruf zu lernen, wächst weiter. Also fängt Matthias an zu graben. Er sucht sich online alle Betriebe in Vorarlberg heraus und schaut sich ihre Webseiten an. Dann lässt er sein Bauchgefühl ent- scheiden: alex gartenbau & baumelei macht auf ihn den sympathischsten und überzeugendsten Eindruck – also schreibt er den Betrieb einfach an. Beim Schnuppern merkt Matthias recht schnell: Hier könnte er richtig sein. Das Team ist nett, und die Arbeit in und mit der Natur gefällt ihm sowieso. Die Vielfalt der Aufgaben tut ein Übriges, dass er sich schließlich entscheidet: Hier will ich anfangen. Wo Interesse ist, soll es auch Möglichkeiten geben Wie seine Frau Elisabeth ist auch Alex Wilhelm Gartengestalter aus Leidenschaft. Wenn junge Leute Interesse an ihrem Beruf haben, setzen sie alles daran, Möglichkeiten zu schaffen. »Wenn wir eine Anfra- ge von Interessent:innen bekommen, laden wir sie grundsätzlich zu uns ein«, betont Alexander. Sei es zum Schnuppern, für ein Praktikum oder direkt zum Bewerbungsgespräch. Und wenn es so gut passt wie bei Matthias, steht auch einem Ausbildungsplatz nichts im Wege. 14 Lehrlinge haben ihre Ausbildung bisher bei alex gartenbau & baumelei absolviert, drei von ihnen sind nach wie vor im Betrieb beschäftigt. Ganz am Anfang und gleich mittendrin Und jetzt geht es auch für Matthias endlich richtig los. Wie alle anderen trägt er ein Team-T-Shirt, Arbeitshosen und festes Schuhwerk. Auch seinen Arbeitsschutz hat er schon ausgefasst. Er ist bereits einer Partie zugeteilt, mit der er heute und in der nächsten Zeit mitarbeiten wird. Mit seinen neuen Kolleg:innen wird er direkt in ein laufendes Projekt für die Straßenmeisterei einsteigen. Hier ist die Neuanlage der Außengestaltung in vollem Gange, und Matthias kann sofort mit anpacken. Seine erste Aufgabe: Er wird dabei helfen, das Werkzeug auf- zuladen, das für das heute anstehende Projekt gebraucht wird – und dann geht’s auch schon auf die Baustelle. Schon geht’s los. Die ersten Monate wird Matthias ganz

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praktisch »by doing« die Grundlagen des Gartenbaus lernen. Etwa wie man Sträucher, Bäume und Stauden pflanzt und pflegt, wie man Rasenflächen und Wege, Terrassen, Stiegen oder Mauern anlegt, aber auch wie man Kleingeräte und Baumaschinen bedient. Auch in den Grundstein eines jeden Projekts, in die Planung, wird Matthias während seiner Ausbildung noch gute Einblicke bekommen. »Wir sind zwar ein kleines Team«, sagt Elisabeth, »aber wir achten sehr darauf, dass unsere Lehrlinge gut begleitet sind. Es ist immer jemand da, den Matthias fragen kann oder der ihm zeigt, wie die Aufgaben handwerklich und fachlich gut umgesetzt werden.« Sie selbst hat eine Lehre als Landschafts­ gärtnerin gemacht und weiß, wie viele Fragen da gerade am Anfang auftauchen können. Ein Job für Körper und Köpfchen Im Gartenbau kann es ganz schön zur Sache gehen. Das heißt, hier wird gebaggert und gegraben, gestapelt und geschleppt. Man darf sich also weder davor scheuen, sich die Hände schmutzig zu machen, noch davor, auch mal mit Muskelkater nach Hause zu gehen. Die Arbeit fordert den Körper, aber niemand muss mit bloßen Händen sprichwörtliche Berge versetzen, dafür gibt es Geräte und Maschinen, die zu bedienen Matthias lernen wird. Ganz ohne Theorie geht es natürlich auch in der Gartengestaltung nicht. Die Berufsschule für Garten- und Grünflächengestaltung liegt in Hall in Tirol und ist im Blockunterricht organisiert. Die nächsten drei Jahre wird Matthias dort für zehn Wochen pro Jahr die Schulbank drücken, bis er seine Facharbeiterprüfung ablegen kann. Der Anfang ist gemacht … und dann? Matthias’ Ausbildung hat gerade erst begonnen und noch liegt vieles vor ihm, denn das Berufsbild des Gartengestalters ist mindestens so umfangreich, wie die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften hoch ist. Drei

Jahre Ausbildungszeit sind da erst der Anfang. Dann kommt es darauf an, wo sich Matthias’ Interessen hin entwickeln. Er hat schon eine Idee, wie es weitergehen könnte: Er kann sich vorstellen, die Matura zu machen und eventuell im Anschluss an die Lehre ein Studium an der Boku in Wien zu absolvieren. Ob das so bleibt, wird die (Lehr-)Zeit zeigen. Möglichkeiten jedenfalls gibt es viele, und auch bei alex gartenbau & baumelei stehen ihm alle Türen zur beruflichen Weiterentwicklung offen: »Wenn jemand mit Herzblut dabei ist, dann wird sein Interesse auch bei uns auf fruchtbaren Boden fallen.«

Alles im grünen Bereich bei Matthias und seinem neuen Chef Alexander Wilhelm

Ob frisch in die Lehre gestartet oder schon mitten in der Ausbildung: Die AK Expertinnen Kathrin Kessler und Tamara Wojtech unter­ stützen Jugendliche vertraulich mit Rat und Hilfe auf ihrem Weg.

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Warum entscheiden sich Jugendliche für die Lehre und nicht für eine weiterführende Schule? Zahlen aus dem Vorarlberger Lehrlings-Report 2024

57 %

48 %

Meine Noten waren für eine weitere Schulausbildung nicht ausreichend. Ich wollte praktische Erfahrungen sammeln. Ich wollte nicht mehr in die Schule gehen. Ich wollte Geld verdienen. Es war eine persönliche Entscheidung. Mein Berufswunsch wird mit dieser Lehre erfüllt. Sonstiges

35 %

32 %

27 %

13 %

Nennungen (N) = 1.342 | Mehrfachnennungen möglich Quelle: Verein »Lehre in Vorarlberg« (LiV)

8 %

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GESUNDHEIT

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Kind mit Fieber, Chef am Telefon – was tun Sie jetzt?

»Mama, mir ist schlecht!« – schon meldet sich bei Eltern nicht nur die Sorge, sondern auch die Frage: Wie organisiere ich jetzt meinen Job? N ach den ersten Wochen in Schule und Kindergarten stehen Eltern wieder öfter vor der Herausforderung: Was tun, wenn das Kind morgens Fieber hat und Sie eigentlich arbeiten müssten? »Muss ich jetzt Urlaub nehmen?«, fragen sich viele. Die gute Nachricht: Das müssen Sie nicht. Eine Pflegefreistellung erlaubt es Ihnen, zu Hause zu bleiben – bezahlt und ohne Minusstunden.

Sie pflegt ihren kranken Sohn – und verliert den Job. Die AK zieht vor Gericht.

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Wann haben Sie Anspruch auf Freistellung? Krankes Kind Ihr Kind ist erkrankt und kann nicht in den Kindergarten oder die Schule gehen. Ausfall der Betreuungsperson Die reguläre Betreuungsperson fällt aus bestimmten Gründen aus (z. B. wegen Krankenhausaufenthalt) und Sie müssen einspringen. Begleitung ins Krankenhaus Sie begleiten Ihr Kind zu einem Krankenhausaufenthalt, wenn es noch jünger als zehn Jahre ist.

Wie lange bekommen Sie frei? Grundanspruch 20 Stunden pro Woche arbeitet, erhält 20 Stunden Freistellung. Zusatzfreistellung Bei Kindern unter zwölf Jahren kann bei erneuter Erkrankung noch eine weitere Woche genommen werden – allerdings nur, wenn der Grundan- spruch bereits genutzt wurde und ein neuer Anlass vorliegt. Erschöpfter Anspruch Sie haben Anspruch auf eine Woche Arbeitszeit pro Jahr. Beispiel: Wer Steht keine Freistellung mehr zu, kann einseitig (das heißt: keine Zustimmung des Arbeitgebers erforderlich) auf offenen Urlaub zurückgegriffen werden. Vorher lohnt sich, zu prüfen, ob ein anderer Dienstverhinderungsgrund greift oder der andere Elternteil noch Anspruch hat.

Wie melden Sie sich richtig ab? Sofort informieren

Teilen Sie Ihrem Arbeitgeber so früh wie möglich mit, dass Sie Pflegefreistellung nehmen und wie lange Sie voraussichtlich ausfallen. Bestätigung Ihr Arbeitgeber kann eine ärztliche Bestätigung verlangen. Entstehende Kosten müssen Sie nicht tragen – dafür kommt der Arbeitgeber auf.

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AK MITGLIEDER

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Name Angie Amann Beruf Bäckerin Beschäftigt bei Schertlerbrot Wohnort Feldkirch AK Mitglied seit 2014 Angie Amanns Arbeitstag beginnt, wenn die meisten von uns ins Bett gehen: Als Bäckerin arbeitet sie in der Nacht und schläft am Tag. Dennoch ist der Beruf der schönste, den sie sich vorstellen kann.

↗ Wie fühlt es sich für Angie an, beruflich die Nacht zum Tag zu machen?

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DEIN GUTES RECHT

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Wenn‘s von Anfang an drückt

Wie bei neuen Schuhen zeigt sich auch im Job schnell, ob’s passt. Deshalb ist die Probezeit der entscheidende Testlauf. M anche Schuhe sehen fantastisch aus und drücken trotzdem an der Ferse. Oder am kleinen Zeh. Oder beides. Wer sie trotzdem kauft, hat meist keine Freude daran – höchstens Blasen. Auch ein Job kann sich nach außen perfekt präsen- tieren: Das Vorstellungsgespräch läuft reibungslos, das Team wirkt sympathisch, die Aufgaben klingen spannend – und doch fühlt sich der Arbeitsalltag nach wenigen Tagen nicht richtig an. Zu eng. Zu unbequem. Gut, wenn eine Probezeit vereinbart wurde oder diese im Kollektivvertrag geregelt ist. Die Probezeit darf maximal einen Monat dauern; kürzer ist erlaubt, länger nicht. In dieser Zeit können sowohl Arbeitnehmer:innen als auch Arbeit­ geber das Arbeitsverhältnis ohne Angabe von Gründen beenden – sofort und ohne Kündigungsfrist. Probezeit heißt Klarheit Die Probezeit ist kein Misstrauens- votum, sondern ein Schutzraum. Für beide Seiten. Sie ermöglicht ein ehrliches

Kennenlernen: Passen Aufgaben, Atmo- sphäre und Kommunikation? Entspricht die Stelle den eigenen Erwartungen – und umgekehrt? Wichtig ist: Auch in der Probezeit gelten alle Regelungen des Arbeits­ vertrags. Wer arbeitet, hat Anspruch auf das vereinbarte Entgelt. Auch eine Urlaubsersatzleistung steht zu. Aber: Wird man während der Probezeit krank und in dieser Zeit das Arbeitsverhältnis aufgelöst, erhält man für den restlichen Krankenstand kein Entgelt mehr. Nach dem Ende der Probezeit stellt sich oft die Frage, ob sich am Arbeits- vertrag etwas ändert. In der Regel ist das nicht der Fall – die Probezeit ist Teil des bestehenden Vertrags. Es folgt kein »neuer« Vertrag. In manchen Fällen schließt an die Probezeit eine Befristung an und geht erst danach in ein unbefristetes Dienstver­ hältnis über. Eine Befristung muss im Vertrag klar geregelt sein. Wenn’s nicht passt – und wie es weitergeht Wer als Arbeitnehmer:in merkt, dass es nicht passt, kann während der Probe- zeit ohne Einhaltung einer Kündigungs- frist und ohne Angabe von Gründen jederzeit aussteigen. Und wenn es passt? Umso besser – dann sitzt der Schuh, und man kann loslaufen.

Die wichtigsten Fakten zur Probezeit Dauer max. 1 Monat (kürzer möglich, länger nicht erlaubt) Beendigung jederzeit möglich, ohne Frist, ohne Begründung Ansprüche Entgelt und Urlaubsersatz­ leistung stehen zu Achtung keine Entgeltfortzahlung bei Auflösung während Krankenstand

Dr. Christian Maier leitet die Abteilung Arbeitsrecht.

Der Arbeitgeber beendete das Arbeitsverhältnis einen Tag zu spät. Die AK sichert die Ansprüche der Betroffenen.

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Happy Things

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Ask & Task »Schatz, wie war dein Tag?« – »Ganz okay.« Gespräch beendet. So verlaufen Gespräche, wenn im Beziehungsalltag aus anfänglicher Neugierde etablierte Routine geworden ist. Dabei haben Paare sich so viel mehr zu erzählen. Das Ask & Task-Kartenset holt echte Gespräche zurück. 42 Fragen, die unter die Haut gehen. Zehn Aufgaben, die Erinnerun- gen schaffen. »Hätten wir uns als Teenager gemocht?« Plötzlich ist die Neugier wieder da. »Welchen Moment würdest du gerne mit mir nochmal erleben?« Funktioniert beim Sonntagskaffee, im Feierabend auf der Couch oder bei der Date-Night zu Hause. Wer sich liebt, der fragt sich – richtig.

Hitster Drei Generationen am Tisch, aber jede hört ihre eigene Musik? Hitster bringt alle zusammen – mit Songs, die alle kennen. Song starten, jetzt wird geraten: 1982 oder 1995? Madonna oder Cindy Lauper? Plötzlich singt Oma mit, Papa tanzt, und die Teenager erkennen Songs, die älter sind als ihre Eltern. Wer zuerst zehn Hits richtig einordnet, erntet den Schlussapplaus. Aber gewonnen haben alle: die Erinnerungen an den ersten Kuss, die Jugend, das Leben. Lichtwecker Der Handywecker schrillt – und wer gerade noch im Traumland war, fällt förmlich aus dem Bett. So beginnen Millionen von Menschen ihren Tag – und wundern sich über schlechte Laune. Das geht besser: Ein Lichtwecker bringt einen sanften Start statt Von-Null-auf-Hundert-in- drei-Sekunden. Und obendrauf wird das Licht allmählich heller, wie beim Sonnenaufgang. Dazu Vogelgezwitscher statt Alarmglocken. Meeresrauschen statt Herzinfarkt-Sound. Das Ergebnis: Sie wachen von selbst auf, statt aus dem Schlaf gerissen zu werden.

Klimaschutzrabatt Klimaticket zeigen, zehn Prozent sparen. Jeden ersten Samstag im Monat zeigt das Mode­ geschäft Levendl in Feldkirch, wie Klimaschutz und Handel zusammengehen können. Wer mit Bus oder Bahn zum Einkaufen kommt, bekommt Rabatt. Nicht als Almosen, sondern als Belohnung. So zahlt sich Umweltbewusst- sein aus – konkret und sofort. Ein kleines Geschäft in Vorarlberg zeigt, wie positive Anreize funktionieren. Bitte mehr davon!

Ihr Glücksmoment: Gewinnen Sie einen AK Rucksack, gefüllt mit Happy Things.*

* Vielleicht ist sogar das eine oder andere Stück aus dieser Rubrik eingepackt.

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GUTE FRAGE

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Bringt die neue Teilpension für mich Vorteile?

E inen sanften Übergang in die Pension wünschen sich viele. Ab 1. Jänner 2026 gibt es dafür neu die sogenannte Teilpension. Sie ergänzt das bisherige Modell der Altersteilzeit. Die gute Nachricht: Die Teilpension bringt einige Verbes- serungen für Arbeitnehmer:innen – von mehr Flexibilität bis zur Möglichkeit, über das Regel­ pensionsalter hinaus weiterzuarbeiten und damit die Pension zu erhöhen.

Teil-

Alters-

vs.

pension

teilzeit

Nur möglich, wenn der Arbeitgeber zustimmt.

Nur möglich, wenn der Arbeitgeber zustimmt.

Zustimmung

Sie können so lange in Teilpension bleiben, wie Sie mit dem Arbeitgeber vereinbart haben – und auch über das reguläre Pensionsantrittsalter hinaus arbeiten.

Nach spätestens fünf Jahren ist Schluss, ab 2026 sogar noch früher.

Dauer

Sie können die Arbeitszeit flexibel um 25 bis 75 Prozent reduzieren.

Die Stunden können nur um 40 bis 60 Prozent reduziert werden.

Flexibilität

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»Wenn Sie die Teilpension in Anspruch nehmen wollen, müssen Sie grundsätz- lich nur zwei Voraussetzungen erfüllen«, erläutert Franz Beck, Leiter der Sozial- rechtsabteilung der AK Vorarlberg. »Zum einen müssen Sie das Regelpensionsalter erreicht haben oder die Bedingungen für eine vorzeitige Pension erfüllen. Zum anderen müssen Sie Ihre Arbeitszeit nachweislich um mindestens 25 Prozent und höchstens 75 Prozent reduzieren.« Wie auch bei der Altersteilzeit müssen bei der Teilpension beide Seiten eine Einigung hinsichtlich der Dauer und des Ausmaßes der Arbeitszeitreduktion erzielen. Ein großer Unterschied zwischen Altersteilzeit und Teilpension zeigt sich in der Finanzierung und den Auswirkungen auf das Pensionskonto.

lich erhöhen, wenn man über das Regel- pensionsalter hinaus arbeitet (was bei Altersteilzeit nicht möglich ist). »Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Teilpension für Arbeitnehmer:in- nen durchaus Vorteile bringen kann«, erklärt Franz Beck.

Bei der Altersteilzeit erhalten Arbeit- nehmer:innen vom Arbeitgeber einen Lohnausgleich in Höhe von 50 Prozent der Arbeitszeitreduktion. Die Pensions­ beiträge werden dabei weiterhin auf Basis des ursprünglichen Vollzeitgehalts be- rechnet, was sicherstellt, dass die spätere Pension nicht sinkt. Bei der Teilpension wird ein Teil des Pensionskontos aufgelöst und eine Teil- pension, je nach Pensionsmodell, mit Abschlägen ausbezahlt. Da die Pensions- beiträge während dieser Phase nur noch auf Basis des reduzierten Teilzeitgehalts berechnet werden, fällt die endgültige Pension niedriger aus als bei der Alters- teilzeit – aber immer noch deutlich höher als bei einem sofortigen Pensionsantritt. Zudem kann sich die endgültige Pension durch längere Beitragszahlung noch deut-

Franz Beck leitet die Abteilung Sozialrecht.

Ruhestand in Griffweite? Jetzt den kostenlosen AK Pensionsservice nutzen.

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Teilpension anhand eines Beispiels Angenommen, Sie arbeiten Vollzeit (40 h) für 3.500 Euro brutto und gehen in Teil­ pension. Wie viel bekommen Sie mit 25 %, 50 % oder 75 % weniger Arbeitszeit? So viel ist sicher: Es ist mehr als bei vorzeitigem Pensionsantritt (2.700 Euro brutto).

25 Prozent Arbeit 75 Prozent Pension Ihre Arbeitszeit beträgt noch 25 %

50 Prozent Arbeit 50 Prozent Pension Ihre Arbeitszeit beträgt noch 50 %

75 Prozent Arbeit 25 Prozent Pension Ihre Arbeitszeit beträgt noch 75 %

40 h x 0,25 = 10 h / Woche 3.500 x 0,25 = € 875,–

40 h x 0,5 = 20 h / Woche

40 h x 0,75 = 30 h / Woche

Vom Arbeitgeber erhalten Sie 25 %

Vom Arbeitgeber erhalten Sie 50 %

Vom Arbeitgeber erhalten Sie 75 %

3.500 x 0,5 = € 1.750,– 2.700 x 0,5 = € 1.350,–

3.500 x 0,75 = € 2.625,– 2.700 x 0,25 = € 675,–

Aus dem Pensionskonto erhalten Sie 75 %

Aus dem Pensionskonto erhalten Sie 50 %

Aus dem Pensionskonto erhalten Sie 25 %

2.700 x 0,75 = € 2.025,–

Bruttoeinkommen in der Teilpension

Bruttoeinkommen in der Teilpension

Bruttoeinkommen in der Teilpension

€ 2.900,–

€ 3.100,–

€ 3.300,–

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SPURWECHSEL

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Der

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Brückenbauer Wenn das Leben aus der Spur gerät, ist der Weg zurück oft versperrt. Zum Glück gibt es Menschen wie Fabian Böhler, die dann Brücken bauen. Fabian ist Sozialbetreuer beim Verein Neustart und unterstützt Straffällige bei der Rückkehr in ein geregeltes Leben. Dabei wollte er ursprünglich alles, nur das nicht.

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SPURWECHSEL

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G roß ist er zwar, und kräftig sicher- lich auch. Doch seine Art ist so zugewandt und freundlich, dass man sich kaum vorstellen kann, wie Fabian Böhler noch vor wenigen Jahren Ladendieb:in- nen das Handwerk gelegt hat. Vor allem, weil er sich heute mit Herzblut dafür ein- setzt, Straffällige auf dem Weg zurück in die Normalität zu unterstützen. Dass Fabian über eine auffallend hohe Sozialkompetenz verfügt, hat schon ein Eignungstest in der Hauptschule gezeigt. Und womöglich hätte sein Weg direkt in die Sozialarbeit geführt, hätte er nicht seine Ausbildung kurz vor der Matura wegen Mobbing abbrechen müssen. Nach einem freiwilligen sozialen Jahr in der Kleinkindbetreuung holt er seinen Abschluss in der Abendschule nach und beginnt nebenbei in einem Sicherheits­ unternehmen zu arbeiten. Zunächst ist Fabian als Security und schließlich vier Jahre als Detektiv in Lebensmittel- geschäften, Bekleidungsgeschäften und Baumärkten im Einsatz. »Das war für mich eine prägende Zeit, die mich per- sönlich sehr weitergebracht hat«, sagt er rückblickend. Von gut situierten Mittfünf- ziger:innen, die sich beim Klauen den »Kick« holen, bis zu Menschen, die am Ende des Monats nicht mehr wissen, wie sie ihre Lebensmittel bezahlen sollen, hat er es mit den unterschiedlichsten Fällen zu tun. Manche davon gehen ihm persön- lich sehr nahe. Also versucht der junge Detektiv, Menschen in Notsituationen Anlaufstellen und Hilfsangebote zu ver- mitteln, statt ihnen lediglich ein Bußgeld aufzubrummen oder sie der Polizei zu übergeben. Alles, bloß keine Straffälligen Mit der Abendmatura in der Tasche macht sich Fabian auf die Suche nach einem Studium, das ihn interessiert. Sei- ne Wahl fällt auf den Studiengang »Soziale Arbeit« an der FH Vorarlberg in Dornbirn. Als es darum geht, einen Platz für ein Ori- entierungspraktikum zu finden, kommt für ihn alles in Frage – nur eines will er auf keinen Fall: nämlich einen Job, in dem er mit Straffälligen oder Suchtkran-

Früher hat er Laden-

dieb:innen das Handwerk ge- legt, heute ist Fabian Böhler Sozialarbeiter mit Leib und Seele.

ken zu tun hat. Zu groß ist sein Respekt davor, dort Menschen zu begegnen, die er als Detektiv aufgegriffen hat. Das wäre doch, so seine Befürchtung, sehr unglaub­ würdig. Sein Dozent rät ihm dennoch dazu, sich beim Verein »Neustart« zu bewerben – und Fabian folgt seinem Rat. Am Anfang sitzt er tatsächlich fast jeden Tag jemandem »von draußen« gegen- über. In den meisten Fällen gelingt es dem angehenden Sozialarbeiter jedoch rasch, eine vertrauensvolle Beziehung zu seinen Klient:innen aufzubauen. Denn er geht unvoreingenommen auf Menschen zu. Eine Stärke, die ihm schon in der Detektei oft geholfen hat. Vom Ehrenamt zum Hauptberuf Sein Dozent sollte also recht behal- ten: Der Job ist perfekt für Fabian – und er selbst ist froh, dass er den Mut hatte, den Weg zu gehen. Als Student arbeitet er zunächst zwei Jahre ehrenamtlich für den Verein, bevor er seine Tätigkeit hauptberuflich aufnimmt. Seine Haupt- aufgaben liegen in der Bewährungshilfe und in der Vermittlung von gemeinnüt- ziger Leistung. Gemäß dem Motto »Ächte die Tat, aber achte die Täter:innen« ist das Ziel der Bewährungshilfe, Straffällige

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Berufsreifeprüfung: der zweite Weg zur Matura

dabei zu unterstützen, ein Leben ohne Kriminalität zu führen. Das Angebot umfasst intensive Unterstützung bei der Bewältigung alltäglicher Probleme, bei der Wohnungs- oder Jobsuche und bei der persönlichen Entwicklung. Bei der Ver- mittlung von gemeinnützigen Leistungen, den sogenannten Sozialstunden, geht es darum, eine Haftstrafe durch sinnvolle gemeinnützige Arbeit zu ersetzen. »Wir versuchen, in jedem Fall eine möglichst passende soziale Einrichtung zu finden, die den Fähigkeiten der jeweiligen Person entspricht«, erklärt Fabian. Denn für etwas gelobt zu werden, was sie gut gemacht haben, seien die meisten seiner Klient:innen nicht gewohnt. Das könne gerade bei jungen Menschen vieles in Bewegung bringen. Ob in betreuender oder vermitteln- der Funktion, in seinem Job baut Fabian Brücken. Oft dort, wo die Kluft zwischen der Lebensrealität eines Menschen und den gesellschaftlichen Normen kaum mehr überwindbar scheint. Dabei hat er gelernt, die kleinen Dinge wertzu­ schätzen. Manchmal brauche es auch gar nicht viel, um eine positive Veränderung zu ermöglichen. »Das Wichtigste ist, den Leuten zuzuhören und zu versuchen, ihre Lebenswelt zu verstehen«, sagt er. Weniger Stigmatisierung und mehr Offenheit, das würde er sich auch von der Gesellschaft wünschen. »Man sollte immer erst genauer hinschauen, bevor man urteilt.«

Für alle, die ihre Berufung erst später entdecken. Die Berufsreifeprüfung ist nicht nur ein zweiter Bildungsweg, sie ist ein echter Gamechanger. Sie ist der Matura gleichgestellt und eröffnet Menschen mit Berufsausbildung den Zugang zu Universitäten, Fachhochschulen und Kollegs. Die Berufsreife be- steht aus vier Teilprüfungen: Deutsch, Mathematik, Englisch und einem Fachbereich zur beruflichen Vorbildung. Das Mindestalter beträgt 19 Jahre. Anders als bei der Studienberechtigungsprüfung ist keine Festlegung auf ein Studiengebiet notwendig – Absolvent:innen steht die gesamte Hochschul- landschaft offen. Je nach Vorkenntnissen dauert der Weg bis zum Abschluss vier bis fünf Semester. Bereits erworbene Abschlüsse, etwa Sprach­ zertifikate, können angerechnet und die Ausbil- Das BFI der AK Vorarlberg begleitet Schritt für Schritt auf diesem Weg. Es bietet Vorbereitungs- kurse in Deutsch, Mathematik, Englisch und den Fachbereichen – als Tages- und Abendkurse. AK Mitglieder erhalten mit dem AK Bildungsgut- schein sogar 25 Prozent Rabatt. Kostenlose Ein- stufungstests in Mathematik, Englisch und Deutsch zeigen vorhandene Kenntnisse; anschließend erhalten die Teilnehmer:innen das Ergebnis und eine persönliche Empfehlung für den weiteren Kursweg. dungsdauer verkürzt werden. Gut vorbereitet zur Berufsreife

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Den eigenen Weg gestalten – mit der AK

Die Frage nach der eigenen Berufung beschäftigt viele. Fabian Böhler hat seinen Weg nach einigen Umwegen gefunden. Aufbrüche beginnen selten mit klarer Vorstellung, meist mit einem ersten Gefühl: Passt es beruflich für mich? Was wollte ich schon immer werden? Und was möchte ich noch erreichen? Die Bildungs- und Karriereberatung der AK Vorarl- berg begleitet dabei. Sie hilft, Antworten zu finden und konkrete Schritte zu entwickeln, um das Ziel zu erreichen. Das Angebot ist kostenfrei, vertraulich und individuell.

Der Verein Neustart Der Verein Neustart bietet österreichweit Resozialisierungshilfe, um Kriminalität präventiv zu verringern und sowohl Täter:innen als auch Opfer zu unter­ stützen – unter anderem durch Prävention, Bewährungshilfe, elektronisch über­ wachten Hausarrest, die Vermittlung gemeinnütziger Leistungen und vieles mehr. www.neustart.at

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AK Vorarlberg

RÜCKBLICK

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Ein Neubeginn für Viele: Als die AK zur Stimme der Migrant:innen wurde

Die Geschichte der Migration nach Vorarlberg ist auch eine Geschichte der Anfänge. Sie erzählt vom Aufbruch der Menschen – und vom Wandel der AK an ihrer Seite.

D ie Frage nach Zugehörigkeit und Konkurrenz am Arbeitsplatz ist hochpolitisch – und fast so alt wie die Arbeiterbewegung selbst. Schon im 19. und frühen 20. Jahrhundert drehen sich Debatten darum, ob »Fremdarbeiter« den Einheimischen Arbeit und Lohn streitig machen könnten. Mitte der 1960er-Jahre stellt sich diese Frage mit neuer Dringlichkeit: Die Wirtschaft brummt, Arbeits­ kräfte fehlen – auch und vor allem in Vorarlberg. Mit dem Anwerbeabkommen zwischen Österreich und der Türkei von 1964 beginnt eine Entwicklung, die das Land nachhaltig verändern wird. Eigentlich als kurzfristige Hilfe gedacht, wird schon bald klar: Viele der sogenannten »Gastarbeiter« bleiben.

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Menschen am Busterminal in Istanbul, auf den Schildern die Destinationen (Foto: Nikolaus Walter)

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AK Vorarlberg

Vom Vorurteil zur Chance: Warum Vorarlberg mehr

gemeinnützigen Wohnbau braucht

12,8 %

13,5 %

16,1 %

16,4 %

17 %

18,1 %

22 %

22,3 %

41,7 %

Tirol

Vorarlberg

Burgenland

Steiermark

Salzburg Niederösterreich Oberösterreich

Kärnten

Wien

Gemeinnütziger Wohnbau schafft leistbaren Wohnraum für alle. Trotz - dem ist sein Anteil in Vorarlberg so gering wie fast nirgendwo sonst. Warum ist das so? Und wieso lohnt es sich für uns alle, das endlich zu ändern? Das sind doch nur Sozialwohnungen … Die sind billig, aber schlecht gebaut … Da wohnen nur Leute mit Problemen – solche Vorurteile hört man über den

gemeinnützigen Wohnbau immer wieder. Doch sie sind falsch und verhindern genau das, was es in Vorarlberg dringend braucht: mehr leistbaren Wohnraum. Gemeinnütziger Wohnbau zählt zu den wirksamsten Mitteln, um in finanziell angespannten Wohnungs- märkten ein preisgünstiges Wohn­ angebot zu schaffen, und das für breite

Anteil der Haushalte, der in gemeinnützigen Wohnformen lebt, in Prozent (Gemeindewohnung oder Genossenschaftswohnung)

Bevölkerungsschichten. Von jungen Familien bis zum Seniorenpärchen.

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INSIDE AK

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Was die AK Vorarlberg fordert → Deutlich mehr gemeinnützige Miet- wohnungen, um leistbaren Wohnraum langfristig zu sichern und soziale Wohnbauprojekte gezielt zu fördern → Zweckgebundene Verwendung von Wohnbauförderung und Rückflüssen, damit Fördermittel dem gemein­ nützigen Wohnbau zugutekommen → Gesetzliche, finanzielle und organisatorische Verbesserungen, damit gemeinnützige Bauträger leichter Grundstücke erwerben können → Ausschöpfung von Bundesmitteln, um bestehende Förderprogramme optimal zu nutzen und zusätzliche finanzielle Ressourcen zu aktivieren → Ausbau von Sanierungsförderungen, damit bestehende Wohngebäude effizient modernisiert und langfristig erhalten werden können → Unbefristete Mietverhältnisse im gemeinnützigen Wohnungssektor

Von der Hochschulabsolventin, die gerade ins Berufsleben einsteigt, bis zum Busfahrer, der kurz vor der Pension steht. Neben der finanziellen Entlastung für die Menschen bietet der gemeinnützige Wohnbau auch viele weitere Vorteile: Statt »Problemvierteln« entstehen in Wirklichkeit sozial durchmischte, lebendige Wohnquartiere. Angebote wie Gemeinschaftsräume, Spielplätze und Freiflächen ermöglichen Begegnun- gen und stärken das Miteinander. Der gemeinnützige Wohnbau erfüllt heute zudem höchste Standards bei Energie- effizienz und Ausstattung. Verdichtetes, energieeffizientes Bauen schont Flächen und senkt die Betriebskosten. Gemeinwohl statt Gewinnmaximierung Der vielleicht größte Vorteil des gemeinnützigen Wohnbaus? Den gemeinnützigen Bauträgern geht es nicht um maximalen Gewinn – sie orientieren sich an den tatsächlichen Kosten. Das Ergebnis: deutlich günstigere Mieten bei gleichzeitig höherer Wohnqualität. Überschüsse werden reinvestiert, um neue Wohnungen zu schaffen, statt in die Taschen von Investor:innen zu fließen. So wird Wohnraum dauerhaft für viele leistbar. In Vorarlberg leben laut Statistik Austria nur zehn Prozent der Haushalte in gemeinnützigen Mietwohnungen. Ausgerechnet in Vorarlberg, wo Wohnen

immer teurer wird, hinkt der gemein­ nützige Sektor hinterher. Vier Anbieter errichten jährlich 500 bis 550 neue Wohnungen – viel zu wenig, um den Bedarf zu decken. Zum Jahresende 2024 waren in Vorarlberg 6.126 Anträge auf eine gemeinnützige Wohnung offen. Ein klares Zeichen für den enormen Bedarf. Rückhalt in der Bevölkerung Die AK Wohnumfrage 2025 hat ge- zeigt, dass das Interesse in Vorarlberg mittlerweile bis weit in die Mittelschicht reicht, die verzweifelt nach bezahlbarem Wohnraum sucht. Mehr als 30 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen haben Interesse an gemeinnützigen Miet­ wohnungen. Viele lassen sich gar nicht mehr vormerken, weil sie die Hoffnung angesichts des fehlenden Angebots bereits aufgegeben haben. Die Entwicklung der Wohnsituation in Vorarlberg zeigt, dass es im Land höchste Zeit ist für eine Forcierung des Sektors: Gemeinnütziger Wohnbau ist für leist- bares Wohnen die Lösung. Vorurteile halten den Ausbau auf und lösen kein einziges Wohnungsproblem. Wer aufhört, in Klischees zu denken, und anfängt, in Chancen zu investieren, schafft leist­ baren, qualitativ hochwertigen und nach- haltigen Wohnraum. Die AK Vorarlberg steht dabei fest an der Seite der Arbeit- nehmer:innen – und appelliert an die Landespolitik: Treiben wir den Ausbau des gemeinnützigen Wohnbaus endlich voran!

AK Wohnausschuss

Themen des Wohnausschusses → Raumplanung → Grundverkehr → Wohnbauförderung → gemeinnütziger Wohnbau → Mietrecht → Energie- und Wärmeversorgung

Sitzungen regelmäßig Mitglieder neun ordentliche Mitglieder, fünf Ersatzmitglieder Formation Nach der AK Wahl entsenden die Fraktionen Mitglieder in den Aus- schuss. Die Funktion ist freiwillig.

Funktion

Mitglied

Fraktion

Vorsitzender Vors.- Stellvertreter

Wolfgang Fritz Andreas Feurle

FSG FSG

Iris Seewald, Vorstandsmitglied Thomas Furxer Erik Kollmann Barbara Hübler Bernd Giesinger Sabine Wittmann

FCG-AK-Fraktion

FCG-AK-Fraktion FCG-AK-Fraktion FCG-AK-Fraktion FCG-AK-Fraktion FCG-AK-Fraktion

Franz Mähr

FSG

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»Wohnen soll Sicherheit vermitteln – in Vorarlberg macht es nervös«

Wolfgang Fritz ist Vorsitzender des Wohnausschusses der AK Vorarlberg.

Wolfgang Fritz ist Betriebsratsvorsitzender bei Grass, Kammerrat in der AK Vollversammlung, Vorsitzender des Wohnausschusses – und selbst Mieter. Die Wohnungsnot in Vorarlberg kennt er aus erster Hand. In sein Betriebsratsbüro kommen beinahe täglich Mitarbeiter:innen, die an der Suche nach einer leistbaren Wohnung verzweifeln.

Warum hinkt Vorarlberg so dramatisch hinterher?

Dem gemeinnützigen Wohnbau hängt das Stigma der »Sozialwohnung« an – völlig unberechtigt, diese Wohnungen entsprechen höchsten Baustandards. Aber dieses Vorurteil blockiert die Entscheidungsträger:innen in den Gemeinden. Dazu kommt ein Teufels- kreis: Da die Wohnungen nach Bedarf und Dringlichkeit vergeben werden, wohnen dort vor allem einkommensschwächere Personen – nicht aus Prinzip, sondern weil für die Mittelschicht nichts frei ist. Das verstärkt bestehende Klischees. Dabei würde mehr als ein Drittel der Teilneh-

In einer Presseaussendung des Landes hieß es kürzlich, dass 92 Prozent der Vorarlberger:innen in einer Gemeinde leben, in der es gemeinnützigen Wohn - bau gibt. Klingt danach, als wäre Vorarlberg Vorreiter. Ist das so? Wolfgang Fritz: Es klingt besser, als es ist. Entscheidend ist nicht, ob irgend- wo ein paar gemeinnützige Wohnungen stehen, sondern ob das Angebot für die

Menschen reicht. Genau das ist bei uns nicht der Fall. Bei den Neubauten sind wir österreichweit sogar Schlusslicht: Nur elf Prozent aller Neubauten waren von 2019 bis 2023 in Vorarlberg gemeinnützig, während der Österreich-Durchschnitt bei 25 Prozent lag. Das Burgenland schaffte in diesem Zeitraum fast jede zweite neu gebaute Wohnung gemeinnützig – wir gerade einmal jede zehnte.

mer:innen unserer AK Wohnumfrage gerne gemeinnützig wohnen. Die Nach- frage reicht bis weit in die Mittelschicht.

AK Vorarlberg

INSIDE AK

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Vorarlberg liegt bei den Mietpreisen im österreichischen Spitzenfeld. Welche Rolle spielt dabei die Wohnpolitik? Die Politik spielt eine entscheidende Rolle. Der Markt schaut nur auf Gewinn- maximierung. Eine Handvoll großer Player bestimmt den privaten Mietsektor: Bauträger wollen teuer verkaufen, Ver- mieter:innen kassieren maximale Mieten. Gemeinnützige Bauträger hingegen kalkulieren kostendeckend – dadurch bleiben Mieten dauerhaft niedriger. Über- schüsse müssen zudem in neue Projekte fließen. So ist garantiert, dass weitere leistbare Wohnungen entstehen. Dafür braucht es aber jetzt eine klare politische Entscheidung. Bund, Land und Gemein- den müssen wie Zahnräder ineinander- greifen. Der Bund ist für das Wohnungs- gemeinnützigkeitsgesetz verantwortlich, das Land für den nachhaltigen Einsatz der Wohnbaufördermittel. Zudem könnte es mithilfe des Bodenfonds für günstiges Bauland zugunsten gemeinnütziger Wohnbauträger sorgen. Und die Gemein- den müssen dem gemeinnützigen Wohn- bau grünes Licht geben. So ist es. Die Gemeinden müssen den Be- darf anmelden. Sie entscheiden letztend- lich, ob gebaut wird oder nicht. Vorurteile gegen gemeinnützigen Wohnbau sind oft ein Hindernis. Wie kann dieses Stigma überwunden werden? Mit Aufklärung. Es gibt großartige Beispiele für gelungenen gemeinnützigen Letzten Endes sind also die Gemeinden in der Pflicht?

viel zu verlangen, andererseits reicht es für die Angestellten nicht einmal aus. Sie sind schon seit mehr als 15 Jahren Betriebsrat. Hat sich die Situation beim Thema Wohnen in dieser Zeit verschärft? Definitiv. Gerade die jüngsten zwei, drei Jahre waren verheerend. Die Menschen sind wirklich verzweifelt. Nehmen wir ein Rechenbeispiel her: Selbst wer 2.500 Euro netto verdient, zahlt bei 1.400 Euro für eine Dreizimmerwohnung mehr als die Hälfte nur fürs Dach über dem Kopf. Ein weiteres Problem in Vorarlberg sind die Befristungen. Richtig, befristete Mietverträge schaffen Unsicherheit. Jeder dritte Haushalt in Vorarlberg wohnt in Miete – bei dieser Wohnform sind befristete Mietverträge leider häufig. Wer nur für drei Jahre unterschreibt, weiß nie, ob er danach bleiben darf oder wieder auf Wohnungs- suche gehen muss – oft mit nur wenigen Monaten Zeit. Dazu kommt, dass bei einer Verlängerung auf dem privaten Mietwohnungsmarkt die Miete oft steigt. Viele Betroffene berichten, dass sie sich dadurch ständig unter Druck fühlen. Wohnen ist ein Grundrecht, es sollte Sicherheit vermitteln. In Vorarl- berg macht es viele nervös. Gewerbliche Vermieter wie Immo-Gesellschaften und Vermietungsunternehmen sollten nicht mehr befristet vermieten dürfen. Diese Befristungen müssen ein Ende haben.

Wohnbau im Land: allerhöchster Bau- standard, gelungenes Miteinander. Die Vorurteile sind Unsinn. Sie sind Betriebsratsvorsitzender, Kammerrat und Vorsitzender des Wohnausschusses. Wie sind Sie zum Thema Wohnen gekommen? Als Betriebsrat kommen fast täglich Mitarbeiter:innen in mein Büro und be- richten mir von ihren Wohnsorgen. Sie verdienen zu viel für eine gemeinnützige Wohnung, aber zu wenig für den privaten Markt. Was bleibt ihnen? Nichts. Diese Menschen sind verzweifelt. Und es gibt tatsächlich derzeit keine Lösung für sie. Das ist nicht nur in unserer Firma so: In der AK Wohnumfrage haben 42 Prozent der Personen, die in privater Miete leben, angegeben, über 40 Prozent ihres Ein- kommens fürs Wohnen zu zahlen – nur fürs Wohnen! Diese 40 Prozent gelten in der Fachliteratur als Schwelle zur Armutsgefährdung. Fast jede:r Zweite ist betroffen. Jetzt im Herbst stehen wieder die Kollektivvertragsverhandlungen an. Grund zur Hoffnung für die Arbeit­ nehmer:innen im Land? Leider nein. Ich sitze als Landesvor­ sitzender der Produktionsgewerkschaft mit am Verhandlungstisch. Wir haben in der Vergangenheit für die Metaller:innen einen der besten Mindestlöhne öster- reichweit erwirkt. Trotzdem reicht es nicht: Alles, was wir rausverhandeln, verschwindet in den steigenden Wohn- und Betriebskosten. Das ist frustrierend: Einerseits werfen uns die Betriebe vor, zu

RÜCKBLICK

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Die Arbeiterkammer steht dieser Entwicklung zunächst skeptisch gegenüber. Schon in den späten 1950er-Jahren warnt sie – wie viele andere – vor Lohnverfall, Arbeitsplatzverlust und davor, dass Betriebe lieber billige Arbeitskräfte einsetzen statt in moderne Maschinen zu investieren. Doch nach dem ersten Anwerbeabkommen ändert sich ihre Haltung. Drei Jahre später leben bereits mehr als 8.000 Gastarbeiter:innen in Vorarlberg. Die AK erkennt, dass sich daraus neue Herausforderun- gen, aber auch Chancen ergeben. 1967 gründet sie deshalb das erste Gastarbeiterreferat Öster- reichs. Der wachsende Arbeitskräftemangel und die Schwierigkeiten, mit denen die zugereisten Arbeitnehmer:innen konfrontiert sind, veranlas- sen die AK, ihre anfängliche Zurückhaltung zu überwinden. Eine zentrale Rolle spielt in dieser Zeit Bertram Jäger. Er setzt sich für Solidarität und soziale Ge- rechtigkeit ein – unabhängig von Herkunft oder Nationalität. Jäger ist bekannt dafür, eine Stimme für die »Vielen« zu sein, also auch für jene, die oft am Rand der Gesellschaft stehen. Er erkennt früh, dass aus einem vermeintlich vorübergehenden Phänomen eine dauerhafte Veränderung entstehen wird. Und er versteht: Wenn die Arbeiterkammer die Arbeitsmigrant:innen nicht vertritt, dann könnte sich eine parallele Interessenvertretung bilden. Die AK Vorarlberg entwickelt sich für die Mi­ grant:innen zu einer wichtigen Anlaufstelle. Das Gastarbeiterreferat bietet Rechtsberatung, hilft bei Sprachbarrieren, schützt vor Ausbeutung, orga- nisiert Sprachkurse und unterstützt Vereine und kulturelle Initiativen. Hier beginnt für viele nicht nur ein Arbeits-, sondern auch ein Lebensweg in Vorarlberg. Im November 1969 wird Bertram Jäger zum Präsidenten der AK Vorarlberg gewählt. Bis 1987 prägt er die Institution entscheidend. Sein Engagement wirkt auch institutionell nach: Gast­ arbeiter:innen sind wie alle Arbeitnehmer:innen AK Mitglieder und damit wahlberechtigt bei der AK Wahl. Die Arbeiterkammer wird so einmal mehr zur Stimme der Vielen.

Abschied und Aufbruch: Arbeitsmigranten auf dem Weg in eine neue Zukunft. Am Ende der langen Fahrt wartet Vorarlberg – ein Land im Aufschwung, aber mit akutem Arbeitskräfte- mangel. (Foto: Rudolf Zündel)

60 Jahre Anwerbeabkommen: Wie der Traum vom besseren Leben die Fremde zur zweiten Heimat werden ließ.

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AK Vorarlberg

ECHT WAHR

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Wenn das Handy im Urlaub

teurer ist als die Reise

Hören

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Etwa zur Halbzeit der Reise wirft Judith einen Blick in die App des Mobil- funkanbieters. Sie will nachsehen, ob ihre Kinder wirklich kein Internet nutzen. Dann der Schock: Die Kosten sind außer Kontrolle. Um weiteren Schaden zu ver- meiden, lässt Judith sofort die SIM-Karten sperren. Schadenssumme zu diesem Zeit- punkt: bereits mehr als 1.600 Euro. Judith ist ratlos, will sich den Urlaub aber nicht verderben lassen. Zurück am Flughafen Zürich wartet der Onkel schon mit dem Taxibus und bringt alle wie- der sicher nach Hause. »Es ist nur Geld. Hauptsache, wir sind gesund«, denkt sie. Dennoch ärgert es Judith, dass es gerade sie erwischt hat – sie, die immer so vor- sichtig ist. Judith wendet sich an den Konsu- mentenschutz der AK Vorarlberg. Dr. Franz Valandro kennt die Problematik aus vielen Fällen und interveniert erfolgreich: Der Mobilfunkanbieter erlässt 90 Pro- zent der Kosten, auch die Sperrgebühr wird rückerstattet. Glück hat auch Alex: Ihm werden ebenfalls fast die gesamten Kosten erlassen. Insgesamt wendet die Arbeiterkammer 2.592,65 Euro Schaden ab.

Judith M. will einfach nur Urlaub machen. Sonne, Strand, Er- holung – darauf freut sie sich. Doch in Ägypten tappen ihre Kinder in eine Roaming-Falle.

E s beginnt wie eine harmlose Urlaubs- geschichte. Am Abend des 28. März 2025 steht Judith M.* vor den Reisekoffern und überprüft, ob sie auch wirklich an alles gedacht hat: Kreditkarte, Reisepässe, E-Cards. Auf unangenehme Überra- schungen verzichtet sie gerne. Morgen startet Judith gemeinsam mit ihrem Mann Armin, den Kindern und dem Freund der Tochter zu einem spontanen Badeurlaub. Wenigstens an eines muss sie nicht denken: an ihre Handys – die vergessen die Kinder bestimmt nicht. Auf kosten- loses WLAN im Hotel haben sie bei der Buchung geachtet. Judith atmet durch, sie freut sich auf erholsame Tage am Meer. Die Koffer sind gepackt, dem Urlaub in Ägypten steht nichts mehr im Wege.

Irritierende Anrufe Frühmorgens bringt der Onkel die Familie mit einem Taxibus zum Flughafen Zürich. Wie immer erinnert Judith beim Grenzübergang die Jugendlichen daran, das Datenroaming zu deaktivieren. Sicher ist sicher. Alex, der Freund ihrer Tochter, ist an diesem Tag besonders aufgeregt: Für ihn ist es die erste Reise überhaupt – und der erste Flug. Nach etwas mehr als vier Stunden landen sie in Hurghada. Die Familie relaxt am Strand, genießt das Essen, spielt Karten und sitzt oft bis zu später Stunde beisammen. Lena, Lukas und Alex verbringen, wie es Jugendliche eben tun, viel Zeit am Handy. Irritierend sind nur die vielen Anrufe von unbe- kannten Nummern. Manchmal klingeln die Telefone im Minutentakt. Die Jugend­ lichen ignorieren sie – nicht abheben, nicht zurückrufen, genau wie sie es ge- lernt haben. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen: dass die Mobilbox nicht deaktiviert ist.

* Namen im Beitrag von der Redaktion geändert

ECHT WAHR

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Versteckte Roaming-Fallen – So vermeiden Sie böse Überraschungen im Ausland

Dr. Franz Valandro AK Konsumentenschutz

Besonders gefährlich, weil nur schwer zu durchschauen: Wie Betrüger gehackte Hotel-Accounts auf Booking.com nutzen.

Nach der Ferienzeit häufen sich im AK Konsumentenschutz die Fälle zum Thema Roaming-Kosten. Hier die häufigsten Fallen, die vielen nicht bewusst sind.

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Grenznahes Roaming In Grenzregionen kann sich das Mobil- telefon unbemerkt in das Netz eines benachbarten Nicht-EU-Staates ein- wählen. Obwohl man sich noch in der EU befindet, erkennt das Handy das stärkere Signal und verbindet sich automatisch. Dieses Problem tritt nicht nur in der Nähe der Schweiz auf – auch in anderen Grenz- regionen droht Gefahr. Roaming auf offener See Auf Fähren oder Kreuzfahrtschiffen wird es besonders teuer. Dort verbinden sich Handys über satellitengestützte Schiffs- netze, die nicht reguliert sind. Schon ein einziges Megabyte kann bis zu 30 Euro kosten. Gefahr durch Clickjacking Beim Surfen im Ausland können mani­ pulierte Werbeanzeigen zum Risiko werden. In manchen Ländern treten solche Betrugsformen häufiger auf. Deshalb gilt: höchste Vorsicht bei jedem Klick.

Begrenzte Einspruchsfrist In Österreich können Konsument:innen nur innerhalb von drei Monaten Ein- spruch gegen unklare Handyrechnungen erheben. Rechnungen daher unbedingt zeitnah prüfen.

Kostenschutz dank AK Datenroaming kann schnell teuer werden. Die gute Nach- richt: Seit 2012 gibt es in Öster­ reich (auch dank Druck der AK Vorarlberg) die sogenannte Kostenbeschränkungs­ verordnung. Während die EU-Roaming-Verordnung es Konsument:innen ermöglicht, im EU-Raum »wie zu Hause« zu surfen und zu telefonieren (»roam like home«), schützt die »KostBeV« vor unerwartet hohen Kosten im Nicht-EU-­ Ausland. Wird die Kostengrenze von 60 Euro erreicht, sind Mobil- funkanbieter verpflichtet, das Datenroaming automatisch zu sperren. Was viele nicht wissen: Der Schutz gilt nicht für Sprach- telefonie – und auch die kann teuer werden. Der Grund für die Ausnahme? Notfälle, denn eine Telefonverbindung kann lebens- rettend sein.

Sperrgrenze nur für Datenroaming

Die 60-Euro-Sperre gilt ausschließlich für Datenroaming. Gespräche im Ausland – auch Mobilbox-Verbindungen – können sehr teuer werden. Eine automatische Sperre gibt es hier nicht. Tipp: Mobilbox deaktivieren und Roaming-Einstellungen kontrollieren.

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