Schaffarei 7
April 2024
Das neue Stück von Café Fuerte beschäftigt sich mit Arbeit: Vier- Tage-Woche, Fachkräftemangel, Burnout, große Streiks und The Great Resignation. Aber warum müssen wir immerzu arbeiten? Darüber spricht Autor Tobias Fend im Interview – hier in Kurz- form, auf dem Blog in voller Länge.
Tobias Fend hat das Stück „Sonntag“ geschrieben. Foto: privat
THEATER. Im Stück „Sonn- tag“ wollen die Protago- nist:innen wie jeden Morgen zur Arbeit, als sie feststellen, dass ja Sonntag ist – und sie fragen sich nun, was sie statt- dessen tun sollen. Haben wir vor lauter Arbeitsmoral das Pausemachen verlernt? Tobias Fend: Ich glaube, dass Pause machen wirk- lich schwer ist, ich selber tu mir auch schwer. Man könnte ja immer noch mehr machen, ein noch besseres Stück schreiben, noch mehr recherchieren, noch mehr proben, noch mehr Werbung machen, ein noch besseres Interview geben. Wann ist genug? Wann darf ich Pause machen? Erst wenn ich ge- nug geleistet habe? Muss ich mir das verdienen? Da geht es auch um Selbstwert, um den Wert des Menschen an sich. Ein Mensch ist voll und ganz Mensch, auch wenn er nichts leistet. Das geht in der öffent- lichen Diskussion oft verlo- ren. Gerade in der Diskussion um Sozialhilfebezieher:in- nen oder Asylsuchende sieht man, wie tief es bei uns ver- wurzelt ist, dass der Mensch immer leisten muss. Es scheint, als wüssten viele gar nicht mehr, wie man wirk- lich nichts tut, und stattdes- sen füllen sie auch noch ihre Freizeit mit Arbeiten – mit Rasenmähen zum Beispiel. Woher kommt das? Tobias Fend: Rasenmähen ist ein tolles Beispiel. Ein ge- mähter Rasen zeigt, dass man fleißig ist, das man alles im Griff hat. Ein ungemähter Rasen wirkt ungepflegt, das heißt, man macht die Arbeit, damit man nicht faul wirkt.
Diese Balance ist natürlich von Mensch zu Mensch unter- schiedlich. Sollten Firmen in dieser Hinsicht also flexibel sein? Tobias Fend: Jeder Mensch hat einen anderen Arbeits- rhythmus – je mehr man dem entgegenkommen kann, desto besser arbeiten die Menschen. Klingt für mich logisch, ist wahrscheinlich je nach Firma oder Branche aber kompliziert in der Um- setzung. Teilzeit und Vier-Tage-Woche (bei vollem Lohnausgleich) sind gerade die Themen der Stunde. Ist das in deinen Augen eine Lösung? Tobias Fend: Ich glaube, dass Menschen, wenn sie nicht ihre ganze Zeit und Kraft in die Erwerbsarbeit investieren müssen, viele wichtige Dinge tun, die auch Arbeit sind. Das haben viele Studien gezeigt. Sie engagie- ren sich, helfen, entwickeln Dinge. „Sonntag“ Sieben Bilder wider den Fleiß Das Stück des Café Fuerte wird am 16. und 17. April jeweils um 20 Uhr, im Saal der AK Feldkirch
Für die Artenvielfalt, für die Insekten wäre es super, wenn man fauler wäre. Mich springt auch überall im Haus die Arbeit an, immer will ich noch schnell was erledigen, putzen, reparieren etc. Die Kinder können das schon gar nicht mehr hören. Es wäre aber auch wichtige Arbeit, mit den Nachbarn zu reden, mit den Kindern zu spielen, sich zu kümmern, mehr um Menschen als um Sachen. Wenn ich zu Hause alles in Ordnung habe, habe ich das Gefühl, ich habe auch mich im Griff. Aber beim Nichts- tun wird man auf sich selbst zurückgeworfen. Man muss sich mit sich auseinander- setzen, da kommt alles hoch. Manchmal ist es einfacher, einfach weiterzumachen. Vielleicht ist es auch tief in uns drinnen, unsere Vorfah- ren mussten ja unentwegt arbeiten, um zu überleben. Die Umstände haben sich ge- ändert, aber trotzdem arbei- ten wir immer noch um unser Leben. Da ändert sich aber gerade bei den jungen Leuten ganz viel. Wie findet man die passende Balance zwischen Arbeit und Freizeit? Tobias Fend: Keine Ahnung. Vielleicht spürt man das eigentlich schon, wenn man ehrlich ist. Ein Zeichen könn- te sein, wenn man nur noch an die Arbeit denkt und alles andere an Bedeutung verliert, dann ist es zu viel. Wenn man es nicht mehr schafft, sich auf anderes einzulassen, keine anderen Freuden mehr hat, die Schönheit des Tages nicht mehr sieht, nur noch die Arbeit, dann muss man eine Pause machen.
Tobias, wie geht Pausemachen?
aufgeführt. Der Eintritt ist frei, eine Online- Anmeldung ist nötig.
▸ Das ganze Interview gibt es online auf dem Blog.
„Wirtschaft ist Care“ ist zurück
GutePraxis: Exkursion zu Carla Textil der Caritas und Collini GmbH Fr, 17.5. – 9 bis 17 Uhr
VERANSTALTUNG. Was ist eigent- lich Wirtschaft? Und wie kann sie zum Wohle der Menschen einge- setzt werden? Das sind nur zwei von vielen Fragen, die beim geführten Stadtrundgang „Wirtschaft ist Care“, einer Kooperation zwischen der AK Vorarlberg und der Stadt Feldkirch, geklärt werden. Jede der zehn be- suchten Stationen auf dem Rund- gang macht deutlich, dass in Feld- kirch schon in früheren Zeiten eine Ökonomie gelebt wurde, die den Na- Es geht wieder los: Mit dem Frühling starten wieder die geführten Stadtrund- gänge zum Thema Ökonomie.
men verdient. Besucht werden Orte, an denen Menschen genau das tun: für sich, für andere und für die Welt sorgen. Die nächsten Spaziergänge finden am 14. Mai und am 11. Juni, jeweils um 17 Uhr, statt.
Ein Einblick in vielfältige und innovative Arbeitswelten: In vielen Unternehmen in und um Vorarlberg werden bereits Lösungen gelebt, die andere gerade entwickeln wollen.
▸ Anmeldung und alle Termine gibt es online auf der Schaffarei-Homepage.
Die Teilnahme an der Exkursion ist für AK Mitglieder kostenlos. Bustransfer, Getränke sowie Mittagessen sind inklusive. Diese Exkursion ist auf 40 Teilnehmende begrenzt. Wer sich rechtzeitig anmeldet, ist dabei!
Das Haus für Arbeitskultur Widnau 10, Feldkirch / schaffarei.at
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