AKtion April 2024

Konsumentenschutz und Steuerrecht 5

April 2024

Familie S. aus Altach konnte sich über eine hohe Steuerrückzahlung freuen. Fotos: Moon Safari / stock.adobe.com; J. Gorbach / AK

Kostenloser Spielspaß? Von wegen: Viele Mobile Games verleiten im Laufe des Spiels zu Käufen. Fotos: RDNE Stock Projekt / Pexels, J. Gorbach / AK, Nelson

Familie S. aus Altach nutzte zum ersten Mal den kostenlosen AK Steuerservice. Der holte auch Geld aus den Vorjahren zurück, das ihr zustand. AK Vorarlberg verhalf Familie zu 8.500 Euro Steuer-Gutschrift

STEUERRECHT. Familienbonus Plus, Absetz- oder Freibeträge? Die Arbeitnehmerveranlagung gleicht für viele einem Buch mit sieben Siegeln. So ging es auch Familie S. aus Altach. Dadurch ließ sie in den vergangenen Jahren viel Geld lie- gen, das ihr eigentlich zustand. Der kostenlose Steuerservice der AK Vorarlberg brachte aber schließ- lich die Lösung. Kollege wollte helfen Wie wohl viele Arbeitnehmer:in- nen in Vorarlberg hatte Familie S. zwar durchaus jedes Jahr ihre Steuererklärung gemacht – aller- dings mehr schlecht als recht. Ein Freund der Familie hatte geholfen. Er kannte sich ein bisschen aus, wirklich „vom Fach“ war er aller- dings nicht. Familie S. erhielt zwar eine Steuergutschrift, aber nicht in dem Ausmaß, das steuerlich mög- lich gewesen wäre. Wie viel Geld Familie S. da- durch liegen ließ, war ihr nicht bewusst. Im Zuge der Teuerung hörten sie aber immer öfter, was möglich sei und wie hoch Steuer- gutschriften ausfallen können. Hochmotiviert wollten sie ihre Arbeitnehmerveranlagung selbst durchführen. Aber schon bei den ersten Fragen des Online-Assisten- ten von FinanzOnline verließen sie sowohl das Verständnis als auch die Motivation. Erste Analyse durch Fachleute Familie S. machte einen telefo- nischen Beratungstermin beim kostenlosen Steuerservice der AK Vorarlberg aus. Dort wurde ihre steuerliche Situation erstmals ge- nau von Fachleuten analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass der Familienbonus Plus nie korrekt angesetzt wurde. Bisher hatten sie diesen zu je 50 Prozent berücksich- tigt, was bei der Arbeitssituation der beiden aber wenig Sinn hat: Frau S. arbeitet Teilzeit, ihr Mann

ist zu 100 Prozent im Drei-Schicht- Modell beschäftigt. Darüber hi­ naus wurde der tägliche Arbeits- weg nicht berücksichtigt, ebenso wenig wie der Freibetrag für die auswärtige Berufsausbildung ihres älteren Kindes, das die Blockschule in Linz besucht. Schlussend-

lich endete die Beratung der Fa- milie S. bei der AK Vorarlberg mit einer Diffe- renzgutschrift von über 8.500 Euro. „Selbst-

E. Düringer

verständlich mussten die Erstbe- scheide der vergangenen Jahre auf Antrag geändert werden, und die Bearbeitung durch das Finanzamt Österreich war mit Ergänzungs- ersuchen verbunden“, räumt AK Steuerexpertin Eva-Maria Dürin- ger ein, „aber über die Dauer von etwa sechs Monaten konnten alle neu ausgestellten Bescheid von uns geprüft werden, die Differenz- gutschrift wurde vom Finanzamt ausbezahlt.“ Einen besonderen „Lohn“ für die Mühe gab es obendrauf: „Fa- milie S. schickte uns ein Dankes- schreiben, in dem sie berichteten, wie froh sie seien, dass es uns gibt. Wenn sie früher vom kostenlosen AK Steuerservice gewusst hätten, dann hätten sie gleich bei uns Rat gesucht.“ „Unkompliziert und kostenlos“ „Sich ohne Fachausbildung im Steuer-Universum zurechtzufin- den, ist nicht einfach“, weiß auch AK Präsident Bernhard Heinzle. „Umso mehr freut es uns, wenn wir als AK Vorarlberg den Menschen im Land dabei helfen können – un- kompliziert und kostenlos.“

zahlen die Eltern. Und das nicht immer freiwillig, wie AK Konsu- mentenschützer Franz Valandro weiß: „Wir haben immer wie- der Fälle, in denen Eltern zu uns kommen, weil sie plötzlich drei- oder gar vierstellige Abbuchun- gen auf ihrer Kreditkarten- oder Handyrechnung feststellen. Im weiteren Verlauf stellt sich dann heraus, dass die Karte hinterlegt war und die Kinder damit In- Game-Käufe getätigt hatten.“ Die Anfragen dazu sind wäh- rend der Corona-Lockdowns re- gelrecht explodiert, schildert AK Konsumentenschützer Valandro, „und sie haben seitdem nur we- nig abgenommen. Das zeigt, wie enorm das Risiko für Geldverlust oder gar Glücksspielsucht ist, das von solchen Online-Games aus- geht.“ Eltern sollten ihre Kredit- kartendaten sicher verwahren. In-Game-Käufe sollten über Gut- habenkarten ablaufen. „Diese ha- ben ein definiertes und vor allem beschränktes Budget.“ „Aufklärung statt Verbote“ Ein generelles Verbot oder Alters- beschränkungen sieht AK Präsi-

dent Bernhard Heinzle aber nicht als Lösung an. „Wir plädieren für Aufklärung statt Verbote“, hält Heinzle fest. „Was es braucht, ist die Integration der Eltern in die Online-Aktivitäten der Kinder. Sie müssen ja nicht gleich selbst spielen, aber sie sollten wissen, womit ihre Kinder sich die Zeit vertreiben – und welche Gefah-

ko von ihnen ausgeht“, so der AK Präsident „Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen gibt Geld in Spielen aus“, erklärt Studienautor Mar- kus Meschik von der Universität Graz. „Grün-

de dafür sind Statusgewinn, sozialer Druck durch andere Spielende oder Influencer:in- nen, aber auch manipulative Techniken der

ren dabei drohen.“ Schulen gefordert

Darüber hinaus sieht AK Präsi- dent Bernhard Heinzle auch die Schulen in der Pflicht. „Die Studie zeigt,

M. Meschik

Spielanbieter. Dabei zahlen eini- ge wenige Spielende besonders viel. Diese sind öfter von Sucht- verhalten betroffen, nicht immer finanziell in der Position, so gro- ße Geldmengen zu investieren, und erliegen dabei oft Denkfeh- lern, die aus dem Glücksspiel be- kannt sind. Um diesen Personen den notwendigen Schutz zu ge- währleisten, sind Regulierungs- maßnahmen notwendig.“

dass ein großer Antrieb für In- Game-Käufe der Gruppen- zwang ist: Die Kinder wol- len innerhalb

B. Heinzle

ihrer Freundeskreise mitreden können“, beschreibt Heinzle. „Also sollte dort, wo diese Kreise zusammenkommen – nämlich in den Schulen –, darüber aufge- klärt werden, was diese In-Game- Käufe bedeuten und welches Risi-

▸ Die ganze Studie gibt es online auf der AK Homepage.

▸ Den AK Steuerservice gibt es online auf der AK Homepage.

Powered by