AKtion April 2023

Politik 15

April 2023

Frauen in Vollzeit? HÜRDEN. Mehr als die Hälf- te der Frauen in Österreich arbeitet in Teilzeit. Sie tun das oft nicht freiwillig. Vor allem im ländlichen Bereich fehlen Kinderbetreuungsein- richtungen, um Vollzeitar- beit zu ermöglichen. Zudem tragen Frauen die Hauptlast der unbezahlten Arbeit: Sie pflegen Angehörige, erledi- gen die Hausarbeit, betreuen die Kinder. In die Altersarmut Rechnung präsentiert. Lach- haft geringe Pensionen trei- ben jedes Jahr Frauen in die Altersarmut. Dabei suchen die Unter- nehmen händeringend nach Vollzeitkräften. Was also bildungsgesetz, das am 15. Dezember 2022 veröffentlicht wurde, wieder fehlt. Fazit: Nur 49,4 Prozent

nachzugehen, weiterhin bei 43 Prozent Betreuungs- oder Pflegepflichten und bei 6,4 Prozent andere persönliche oder familiäre Gründe sind. Auch das treibt die Initia- tive für die Gründung eines Bürger:innen-Rats für „Care- Arbeit und Vereinbarkeit“ an. Es geht darum, die Vereinbar- keit von Care-Tätigkeiten mit Erwerbstätigkeit radikal zu fördern.

der in Vorarlberg betreuten Kinder sind in einer Einrich- tung, die es den Eltern er- laubt, einer Vollzeitbeschäf- tigung nachzugehen. Das hat sich zwar gegenüber 2016 um mehr als 15 Prozentpunk- te verbessert, bedeutet aber immer noch den nur vierten Platz im Bundesländerver- gleich. Die Konsequenz ist, dass die Gründe für Frauen, einer Teilzeitbeschäftigung

muss geschehen? Um es Frauen zu ermöglichen, bis zur Pension in Vollzeitarbeit tätig zu sein, müssen gesun- de Arbeitsplätze, bessere Arbeitsbedingungen und ein Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz geschaf- fen werden – was übrigens in Vorarlbergs neuem Kinder-

▸ Unterschreiben Sie hier für die Gründung des Bürger:innen-Rats.

Eine Vollzeitbeschäftigung geht sich bei vielen Frauen angesichts ihrer unbezahlten Arbeit nicht aus.

Dafür erhalten sie am Ende ihres Arbeitslebens eine dürre

Liste AK Präsident Bernhard Heinzle – FCG

Liste Manuela Auer – FSG

Unfreiwillige Teilzeitarbeit: „Machen es für die Kinder!“

Es braucht dringend Mut und Weitblick!

die Kinder“ ist der allgemei- ne Tenor. Viele würden gerne mehr arbeiten. Das geht aber nur dann, wenn die erforder- lichen Rahmenbedingungen gegeben sind, und die reichen von Kinderbetreuungsmög- lichkeiten und der Auftei- lung unbezahlter Arbeit bis zum Arbeitsdruck. Ein wei- teres Thema sind faire Löhne und Weiterbildungsmöglich- keiten für Frauen in Teilzeit. Denn eine Teilzeitbeschäfti- gung bringt viele Nachteile

mit sich – vom Einkommen über geringere Aufstiegs- chancen bis hin zur Pensions- höhe. Sie wirkt quasi wie ein Pensions- und Karriere-Kil- ler. In die Pflicht zu nehmen sind der Gesetzgeber, aber auch die Betriebe. Denn für sie sind Teilzeitbeschäftigte oft Lückenbüßer, um Auf- tragsspitzen oder Kranken- stände flexibler abdecken zu können. ▸ E-Mail: bernhard.heinzle@ ak-vorarlberg.at

armut und weniger Chancen für Kinder. Familie und Beruf müssen für Eltern – egal in welcher Konstellation – ver- einbar und Vollzeitarbeit für alle möglich sein, um sich das Leben im Hochpreisland Vor- arlberg leisten zu können! Stattdessen verhindert die Mutlosigkeit der politischen Entscheidungsträger notwen- dige Schritte, die wichtig für Gesellschaft und Wirtschaft sind. Wir als Fraktion sozial- demokratischer Gewerkschaf-

ter:innen werden aber nicht müde, notwendige Maßnah- men anzustoßen. Immer- hin kleine Erfolge etwa beim Ausbau der Kinderbetreuung konnten erreicht werden. Es braucht jedoch deut- lich mehr! Es braucht einen Investitions-Tsunami! Sowohl in der Kinderbildung als auch in der Pflege, bessere Gehälter und eine Ausbildungsoffensi- ve. Mehr Mut bitte! ▸ E-Mail: manuelaauer@ manuelaauer.at

Bernhard Heinzle

Manuela Auer

LÜCKENBÜSSER. Rund die Hälfte der Frauen, aber nur jeder zehnte Mann arbeitet Teilzeit. Drei Viertel der Frau- en reduzieren ihre Stunden im Beruf, um Familie und Job miteinander verbinden zu können. „Wir machen es für

MUTLOS. In Vorarlberg ar- beitet jede zweite Frau Teilzeit – gezwungenermaßen. Kin- derbetreuung, die Pflege von Angehörigen – all das lastet vor allem auf den Schultern von Frauen. Die Folgen: ge- ringe Einkommen, Alters-

Liste Freiheitliche + Parteifreie Arbeitnehmer – FA

Liste Heimat aller Kulturen – HaK

Leistung belohnen statt Teilzeitbeschäftigte bestrafen

Kinderbetreuung, mehr Lohn und gesellschaftliche Sicht

dazu beitragen, die Verein- barkeit von Familie und Beruf zu erleichtern und die Voll- zeitbeschäftigung von Frauen zu erhöhen. Eine Reduzierung der Wo- chenarbeitszeit auf 30 Stun- den und eine angemessene Entlohnung von traditionell von Frauen ausgeübten Be- rufen wie Kinderbetreuung und Pflege könnten weitere Schritte sein, um Ungerech- tigkeiten zwischen „typisch männlichen“ und „typisch

lehnt. Anstatt Teilzeitkräfte finanziell zu bestrafen, müs- sen vielmehr die Rahmenbe- dingungen für Vollzeitarbeit attraktiver gestaltet werden. Dazu gehören für uns entspre- chende steuerliche Anreize, die dafür sorgen, dass sich Leistung wieder lohnt und von der Mehrarbeit mehr Netto vom Brutto bleibt. Vor allem teilzeitbeschäftigte Mütter, die gerne mehr arbeiten wür- den, stehen zudem oft vor der Problematik, dass die hohen

Mehrkosten für die zusätz- liche Kinderbetreuung einen Großteil ihres höheren Ver- dienstes aufbrauchen, wenn sie mehr arbeiten. Zudem steht oft auch nicht einmal ein passender Kinderbetreuungs- platz zur Verfügung. Deshalb fordern wir den kostenfreien Zugang zu Kinderbetreuungs- und Kinderbildungseinrich- tungen und einen Ausbau des Betreuungsangebotes. ▸ E-Mail: michael.koschat@ fpoe-satteins.at

weiblichen“ Berufen zu besei- tigen und vor Prekarität und Altersarmut zu schützen. Es ist auch wichtig, gesellschaft- liche Vorstellungen zu über- winden, die Frauen als aus- schließlich für den Haushalt zuständig betrachten. ▸ E-Mail: info@hak-online.at

Michael Koschat

Beyaz Yoğurtçu- Acar

ANREIZE. Eines vorweg: Die skandalösen Überlegungen von ÖVP-Arbeitsminister Ko- cher, die Sozial- und Familien- leistungen für Teilzeitbeschäf- tigte zu kürzen, werden von uns Freiheitlichen Arbeitneh- mer:innen entschieden abge-

BETREUUNG. Der Mangel an Kinderbetreuungseinrich- tungen insbesondere in länd- lichen Gebieten Österreichs erschwert es Frauen, Vollzeit zu arbeiten. Flexiblere Öff- nungszeiten und eine Anpas- sung der Schulferien könnten

Liste NBZ – Neue Bewegung für die Zukunft

Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige

Bessere Kinderbetreuung und Halbe-Halbe

Gesellschaftspolitisches Umdenken ist notwendig

Grund dafür sind nach wie vor die Lücken im elementar- pädagogischen Angebot. Das Land Vorarlberg rühmt sich zwar, die chancenreichste Region für Kinder zu sein. In der Realität schaffen es Land und Gemeinden aber nicht, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Jüngstes Beispiel: das neue Kinderbil- dungs- und -betreuungsge- setz, das die selbstgesetzten Ziele weit verfehlt, ja die Si- tuation noch verschlechtert.

Gerade in Zeiten des Fach- kräftemangels ist es unver- nünftig, Frauen durch diese Mängel von einer Vollzeitbe- schäftigung abzuhalten. Nicht vergessen werden dabei darf, dass wir eine ge- rechte Verteilung der bezahl- ten und unbezahlten Arbeit zwischen den Geschlechtern brauchen. Längst überfällig ist dafür eine generelle Ver- kürzung der Arbeitszeit. ▸ E-Mail: sadettin.demir@ gemeinsam-ug.at

schaft oder durch die Familien- situation, gedrängt. Aufgrund der Kinderbetreuung wird die Arbeitszeit verkürzt, dies bringt wiederum viele Nach- teile wie niedrige Einkommen, fehlende Weiterbildung, ge- ringere Aufstiegschancen und natürlich auch später niedri- ge Pensionsansprüche. Diese können durch die flächen- deckende Kinderbetreuung, höhere Gehälter und Weiter- bildungsmaßnahmen, ver- bunden mit Aufstiegschan-

cen, abgefangen werden. Die Rahmenbedingungen müssen besser werden, dazu müssen die Unternehmen, aber auch der Gesetzgeber alles unter- nehmen, um diese Missstände zu verbessern. Wir müssen als Gesellschaft auch bei der Care- Arbeit umdenken und schau- en, dass sie gerechter verteilt wird. Vereinbarkeit betrifft Frauen und Männer gleicher- maßen! ▸ E-Mail: info@nbz-online.at

Adnan Dincer

Sadettin Demir

ROLLENBILDER. Es muss ein gesellschaftspolitisches Umdenken stattfinden. Die klassischen Rollenbilder gehö- ren der Vergangenheit an. Die Frauen wählen Teilzeitarbeit nicht freiwillig, sie werden dazu, sei es durch die Gesell-

GERECHTIGKEIT. Wenn jemand – egal ob Mann oder Frau – weniger arbeiten will und mit weniger Geld leben kann, warum nicht? Viele Teilzeitbeschäftigte – vor al- lem Frauen – sind aber unfrei- willig in dieser Situation. Ein

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