AKtion Juni 2023

2 Meinung und Politik 

Juni 2023

AK KRAFTWAGEN

LEITARTIKEL Vieles falsch eingeschätzt

Kraftwagen-Tour Ein- mal Pause machen, durchatmen, sich mit einem guten Essen stärken und gemeinsam Zeit verbringen: Das ermöglichte zu- letzt wieder der Kraftwagen der Arbeiterkammer Vorarlberg den Arbeitnehmer:innen im Land. Dieses Mal machte das Mobil bei den Firmen Skinfit, Nägele Bau und Glas Marte, beim Vorarlber- ger Kinderdorf, am Vetterhof und bei den Sozialdiensten Wolfurt Station. Neben leckeren Burgern der Aqua Mühle blieb dabei auch noch Zeit für ein Gespräch mit AK Präsident Bernhard Heinzle. ▸ Firmen können sich unter ak-vorarlberg.at/ak-kraftwagen anmelden.

Von der türkis-blauen Regierung ist viel an Reformarbeit geleistet worden. Sie haben den 12-Stunden-Tag möglich gemacht, die Kran- kenkassen der Arbeitnehmer:innen den Unternehmer:innen zuge- schanzt, Unternehmer:innen mit Covid-19-Förderungen überschüt- tet und Parteifreunde steuerlich bevorzugt – und ja, damit auch viel zum schlechten Image der Politik beigetragen. Die Auswirkun- gen dieser Politik sind nicht sofort sichtbar geworden. So hat der 12-Stunden-Tag aufgrund der legistisch schlechten Umsetzung den Unternehmern nicht annähernd das gebracht, was erwartet wurde, und bei den Covid-19-Förderungen wird erst jetzt langsam sichtbar, wie schlampig mit Steuergeldern umgegangen wurde. , Unternehmer:innen stellen sich gegen mehr Ärztestellen für die ÖGK-Versicherten. Rainer Keckeis Direktor der AK Vorarlberg Auch die Zentralisierung der bis dahin gut funktionierenden Gebietskrankenkassen mit gleichzeitiger Entmachtung der Versicherten in der eigenen Versicherung hat anfänglich wenig Probleme verursacht. Ein paar Leistungen wurden durch die erzwungene Harmonisierung für die Vorarlberger Versicherten sogar besser. Jetzt aber weht ein anderer Wind. So blockieren die Unternehmerfunktionär:innen in der neuen ÖGK die von Bundeskanzler Nehammer versprochene Aufsto- ckung der Kassenstellen für Allgemeinmediziner:innen um 100 Ärzt:innen bis Ende 2023. Sie wollen offenbar, dass sich die Ver- sorgungssituation der Patient:innen nicht verbessert. Selbst sind sie ja davon nicht betroffen, weil sie selbstverständlich nicht in der ÖGK versichert sind, sondern dort nur regieren. Das ist das Ergebnis einer Reform, bei der es Sebastian Kurz niemals um das Patienten- wohl ging, sondern nur darum, die von ihm so verhassten Sozialde- mokraten zu demütigen. Die Suppe auslöffeln dürfen langfristig die in der ÖGK versicherten Arbeitnehmer:innen.

Mit AK Direktor Rainer Keckeis tritt eine markante Persönlichkeit ab. Vor Pensi- onsantritt lässt er Weggefährt:innen und Ereignisse Revue passieren. Für die Zu- kunft wünscht er sich wieder einen stärkeren Grundkonsens in der Gesellschaft. „Du musst auch hartnäckig sein, und lästig!“

▸ E-Mail: direktion@ak-vorarlberg.at

Rainer, du hast 1986 als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei der AK angefangen – das macht 36 Jahre in der Institution und ganz nah dran an den Arbeitnehmer:innen im Land. Was ist dir aus all der Zeit besonders im Gedächtnis geblieben? Welche Begebenheiten, Menschen, Themen sind unvergessen? Rainer Keckeis: Besonders mein Verhältnis zu AK Präsident Josef Fink. Wir haben gemeinsam das Mo- dell Abfertigung neu entwickelt. Es hat über zehn Jahre gedauert vom Papier bis zum Gesetz. Leider ist es dann schlechter herausgekommen, als wir wollten. Wir hatten einen Bei- tragssatz von 2,5 Prozent im Auge, geworden sind es dann nur 1,53. Und selbstverständlich denke ich auch an meinen Vorgänger Heinz Peter, von dem ich viel lernen durfte. Als ich angefangen habe in der AK, war gerade der Zahnärztekonflikt eine große Geschichte. Im Konsu-

plombiert haben, die sie drei Wochen vorher gerissen hatten … Das Ergeb- nis war, dass wir in Vorarlberg Zahn- ambulatorien bekommen haben. Und dann kam es Anfang der 1990er- Jahre natürlich zur EU-Annäherung Österreichs. Niemand im Haus wollte sich darum kümmern. Also wurde ich EU-Referent und hab in St. Gallen EU-Recht studiert. Das war eine ex­ trem spannende Phase. In all den Jahren wurden Themen wie leistbares Wohnen zu Dauer- brennern. Die Probleme werden nicht kleiner, im Gegenteil: Die Wohnsituation ist für viele Arbeit- nehmer:innen heute eine sehr große Sorge. Die Zuständigen scheinen zu wenig zu unternehmen, trotz stän- diger Mahnungen und Forderungen. Frustriert das nicht? Wie hast du dabei die Zuversicht behalten? Keckeis: Also beim Thema Woh- nen kann man uns wirklich nicht vorwerfen, dass wir erst jetzt

GASTKOMMENTAR Humor in Krisenzeiten

„Humor ist der Regenschirm der Weisen“ lautet ein ganz wunder- barer Satz von Erich Kästner. Und ich habe das Gefühl, dass wir gerade jetzt ganz viele Regenschirme brauchen. Überall begeg- nen uns Krisen. Aber Humor in Krisenzeiten? Ganz genau, wir brauchen ihn dringend. Und auch die positive Einstellung, die den Humor begleitet. Sie beginnt bei uns selbst. Wenn jemand – so wie ich – von sich behauptet, Humorologistik und Lachologie studiert zu haben, dann ist die allgemeine Meinung: So ein Mensch ist nicht ernst zu nehmen! Und genau darauf läuft es hinaus: Nimm mich bitte nicht so ernst! Oh, das ist aber eigentlich das genaue Gegen- teil von dem, was jede:r will. Ja, aber ich denke mir, dass wir uns , Das Lachen und der Humor können uns wieder zu mehr selbst eben oft viel zu wichtig nehmen. Ich bin Clown-Doktorin, als Clown stehe ich auf der untersten Stufe. Ich bin die Dümmste, die Tollpatschigste, mache Fehler und weiß nichts. Und, unter uns gesagt, das ist manchmal sehr befreiend und macht das Dasein leicht. Ich habe die Erfahrung gemacht (unter anderem auch durch 27 Jahre Arbeit im Krankenhaus), dass das Leben oft belastend und ernst sein kann. Da fehlen uns das Lachen und der Humor sehr. Sie können uns wieder zu mehr Leichtigkeit und Glück verhelfen. Wer lacht, aktiviert bis zu 300 verschiedene Muskeln. Aber gefühlsmä- ßig passiert noch viel mehr. Humor ermöglicht neue Sichtweisen. Er gibt der Kreativität Raum. Humor löst Anspannung. Und er wirkt überall. Nun weiß ich ja, dass man Humor nicht einfach her- zaubern kann. Aber die gute Nachricht: Humor ist erlernbar. Man kann es auch wie Karl Valentin sehen, der sagte: „Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“ ▸ Mehr Info unter www.cliniclowns-vorarlberg.at und www.clownsohnegrenzen.org Leichtigkeit und Glück verhelfen. dr. Dr. Suseldrus alias Maria Keckeisen-Felder Spielpädagogin und CliniClown

mentenschutz häuften sich damals die Beschwerden, weil Zahnärzt:in- nen noch zusätzlich Geld für die Kassenleistungen haben wollten. Da ist ein Riesenwirbel entstanden. Als die VGKK dann auf elektronische Verrechnung umgestellt hat, kamen schwarze Schafe zum Vorschein, also Ärzt:innen, die z. B. Zähne angeblich Rainer Keckeis begann in der AK 1986 als Leiter der Öffent- lichkeitsarbeit.

DEIN KOLLEKTIVVERTRAG BRINGT'S!

Weißt du, warum du Urlaubs- und Weihnachtsgeld bekommst? Das und noch vieles mehr steht in deinem Kollektivvertrag . Doch was genau ist ein Kollektivvertrag und was regelt er sonst noch? Sei beim gratis online Webinar deiner Gewerkschaft GPA dabei. Dort erfährst du alles, was du über deinen Kollektivertrag wissen musst. Melde dich über die Webseite www.gpa.at/webinar-kollektivvertrag an und finde heraus, was deine Rechte sind.

www.gpa.at

Powered by