Politik 15
Juni 2023
150 Prozent teurer: Das fördert Einkaufstourismus AK Preismonitor zeigt: Im Vergleich mit Deutschland steigen die Preise hierzulande deutlich stärker an – vergleichbare Markenartikel teils brutto um 150 Prozent teurer
PREISTREIBER. Die Lebens- mittelpreise gehen durch die Decke, und keiner will’s ge- wesen sein. Dabei belegt der Preismonitor der AK die Ent- wicklung schwarz auf weiß: Für gleiche Marken-Lebens- mittel müssen Konsument:in- nen in Österreich im Durch- schnitt um rund 18 Prozent mehr bezahlen als in Deutsch- land. Einzelne idente Produkte
Österreich teils deutlich teurer als in Deutschland. Wen wun- dert es da, wenn Nachbar:in- nen in Vorarlberger Dörfern Fahrgemeinschaften bilden, um günstiger jenseits der Grenze einzukaufen? Aber wer verdient daran? Die heimischen Landwirt:in- nen fürchten um ihre Exis- tenz, die Industrie weist jede Schuld von sich. Der Handel
bezeichnet den Vorwurf der Preistreiberei gar als „völligen Schwachsinn“. Nur transpa- rent offenlegen, wie die Kos- tensteigerungen zustande kommen, will niemand. Ganz allgemein ist stets von Energie- und Transport- kosten die Rede. Aber ist das die ganze Wahrheit? Die AK- tion befragte die Gruppierun- gen der Vollversammlung
kosten in Österreich brutto so- gar um bis zu 152 Prozent (net- to bis zu 145 Prozent) mehr. Der aktuelle AK Preismonitor hat im Mai 71 idente Marken- Lebensmittel bei den Online- Shops Billa und Interspar in Österreich und Edeka, Rewe und Kaufland in Deutschland verglichen. Beim Vergleich der Bruttopreise waren 57 (80,3 Prozent) der 71 Lebensmittel in
Wie erklären sich die hohen Preise und der eklatante Unterschied zu Deutschland?
nach ihren Ansichten und Lösungsansätzen. Denn das kann sich bald niemand mehr leisten.
▸ Die Teuerung wird von der AK im Preismonitor beobachtet.
Liste AK Präsident Bernhard Heinzle – FCG
Liste Manuela Auer – FSG
Viele Anbieter haben ganz einfach ihre Profite erhöht!
Mehr Kontrolle gegen „Gierflation“!
zu dämpfen und Preistrei- berei zu stoppen. Lediglich Kompensationszahlungen als Pflaster zu verteilen, um tie- fe Wunden zu kaschieren, ist zu wenig. Es braucht endlich preissenkende Maßnahmen und Preiskontrolle! Die Sen- kung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wäre für Haushalte mit niedrigen Einkommen eine wichtige Maßnahme. Eine Preisdaten- bank unter Aufsicht einer Antiteuerungskommission
korb mit Produkten des täg- lichen Lebens um rund 40 Prozent angestiegen. Natürlich treiben auch die Energiepreise die Lebensmit- telpreise an, Untersuchun- gen des Momentum-Instituts legen aber nahe, dass viele Unternehmen auch über die Maßen an der Preisschraube gedreht haben, um ihre Ge- winnspannen zu erhöhen. Die Unternehmen haben die Gunst der Stunde genutzt, um die Preise stärker als die
Kosten zu erhöhen. Das hat zu einer Gewinn-Preis-Spira- le geführt, die natürlich auch die Lohnforderungen in die Höhe schießen lässt. Fakt ist: Es waren nicht die Löhne und Gehälter, die dieses System in Gang setz- ten, sondern die überbor- denden Preiserhöhungen. Neudeutsch nennt sich diese Preistreiberei der Anbieter „Gierflation“. ▸ E-Mail: bernhard.heinzle@ ak-vorarlberg.at
würde die nötige Transparenz in die Preispolitik der Unter- nehmen bringen. „Schwarze Schafe“ könnten entlarvt und der „Gierflation“ ein Riegel vorgeschoben werden. Gerade im Bereich der Grundbedürf- nisse – bei Lebensmitteln, beim Wohnen und bei der Energie – sollte die Politik nicht länger zusehen, wie die Märkte verrücktspielen, son- dern eingreifen! ▸ E-Mail: manuelaauer@ manuelaauer.at
Bernhard Heinzle
Manuela Auer
GIERFLATION. Speziell bei Lebensmitteln hat sich der Preisauftrieb in den vergan- genen Monaten enorm be- schleunigt und belastet die Haushaltskassen schwer. Laut einer AK Erhebung sind die Preise für einen Waren-
ZU WENIG. Es deutet vieles darauf hin, dass Unterneh- men – einschließlich der Han- del – die Teuerung befeuern, indem sie ungerechtfertigt Preise erhöhen. Die Regierung ist kläglich gescheitert, die davongaloppierende Inflation
Liste Freiheitliche + Parteifreie Arbeitnehmer – FA
Liste Heimat aller Kulturen – HaK
Politik muss entlasten statt belasten
Teuerungswelle hausgemacht – versteuern!
Faktum darauf, dass die Bundesregierung in Wahr- heit noch keine Maßnahme gesetzt hat, die preisesin- kend wirkt. Man beschränkt sich auf Einmalzahlungen, die jedoch die Inflation nur weiter antreiben anstatt die Teuerung zu stoppen. Wir Freiheitliche fordern hinge- gen schon längst die Umset- zung echter Maßnahmen zur Bekämpfung der massiven Teuerungswelle, wie etwa eine Senkung der Mehrwert-
ximieren möchten. In einer freien Marktwirtschaft ist ein Eingreifen seitens des Staates schwierig, aber trotz- dem nicht unmöglich. Das Erkennen und Sanktionieren von geheimen Preisabspra- chen und die Sicherstellung eines fairen Wettbewerbs werden in solchen Zeiten wichtiger denn je. Ein weite- res einsetzbares Werkzeug ist die Besteuerung dieser höheren Gewinne. Die Vor- aussetzung dafür ist, dass die
steuer auf Grundnahrungs- mittel. Statt aber die Steu- ern und dadurch auch die Preise zu senken, führt die schwarz-grüne Bundesregie- rung sogar noch zusätzliche Steuern (CO 2 -Steuer) ein, die die Preise noch in die Höhe treiben. Das ist ein Wahn- sinn. Wir sagen: Die Politik muss endlich entlasten statt immer noch weiter belasten! ▸ E-Mail: michael.koschat@ fpoe-satteins.at
zusätzlichen Einnahmen für mittel- und langfristige Maß- nahmen eingesetzt werden, die zur Normalisierung die- ses Zustandes dienen. Maß- nahmen wie die Förderung lokaler Investitionen und der lokalen Landwirtschaft, die Bildung eines gesunden Verbraucherverhaltens hel- fen unserer Gesellschaft, zu- künftige Krisen sicherer zu überstehen. ▸ E-Mail: info@hak-online.at
Michael Koschat
Beyaz Yoğurtçu- Acar
MODELL. Während in den meisten EU-Staaten die In- flation mittlerweile wieder deutlich gesunken ist, hat die schwarz-grüne Bundes- regierung in Österreich die Trendwende nicht geschafft. Zurückzuführen ist dieses
EINGRIFF. Wir sind in eine Teuerungswelle geraten, die die Preise hinaufzieht. Auf dieser Welle reiten leider auch sehr viele Unternehmen, die zwar keine relevanten Kos- tenerhöhungen haben, aber ihren Gewinn trotzdem ma-
Liste NBZ – Neue Bewegung für die Zukunft
Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige
Wenn der Markt versagt, braucht es Regulierung!
Überhöhte und versteckte Preise gehören bestraft!
wir nun kartellartige Struk- turen. Coronapandemie und Ukrainekrieg haben sicher- lich Auswirkungen auf die Preise. Der Verdacht, dass dies manche Unternehmen und Branchen ausnutzen, um für sich noch etwas aufzuschla- gen, erhärtet sich aber zuneh- mend. Nun wird nach dem Staat gerufen. Kontroll- und Regulierungsmechanismen, die über Jahrzehnte verteufelt und abgeschafft wurden, las- sen sich so schnell aber nicht
an. Dazu kommt noch, dass nicht alle Preissteigerungen transparent und auf höhere Herstellungskosten zurück- zuführen sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass manche Hersteller die Situation aus- nutzen und enorme Gewin- ne erzielen. An den Börsen wird nicht nur mit Energie- rohstoffen, sondern auch mit Grundnahrungsmitteln wie etwa Weizen, Butter und Ölen spekuliert! Viele Preissteige- rungen sind weder gerecht-
wieder hochfahren. Dennoch müssen alle Bemühungen dahin gehen, die Preisgestal- tung zu kontrollieren und transparent zu machen. Dort, wo der Markt versagt, muss der Staat (wieder) regulierend eingreifen. Umso mehr sich etwa der Lebensmittelhandel dagegen wehrt, umso offen- sichtlicher wird, weswegen sie ihre Praktiken im Dun- keln halten wollen. ▸ E-Mail: sadettin.demir@ gemeinsam-ug.at
fertigt noch nachvollziehbar. Deshalb muss die Politik ein kritisches Auge darauf werfen und entsprechende Maßnah- men einleiten. Viele Unter- nehmer nutzen die Krisenzeit aus und treiben einen Markt- missbrauch. Die überhöhten und versteckten Preise von Grundnahrungsmitteln müs- sen von den Behörden stren- ger kontrolliert und bei Miss- brauch bestraft werden! ▸ E-Mail: info@nbz-online.at
Adnan Dincer
Sadettin Demir
MISSBRAUCH. Viele Fak- toren spielen eine Rolle für die Verteuerung der Lebens- mittel. Die steigenden Preise für Energie, Düngemittel und Futtermittel verteuern alles. Die gestiegenen Lebensmit- telpreise treiben die Inflation
KONTROLLE. Über Jahr- zehnte wird dereguliert und privatisiert, etwa in der Ener- giewirtschaft. Der Lebens- mittelhandel wird dominiert von einigen wenigen Ket- ten. Statt funktionierender Marktmechanismen haben
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