AKtion Februar 2023

4 Politik und Soziales 

Februar 2023

AK-WOHNUMFRAGE 2023 Der Kosten-Hammer schlägt immer erbarmungsloser zu! Präsident Heinzle: „Brauchen kurzfristige Maßnahmen und langfristige Lösungen“

BELASTUNGEN. Die aktuelle Wohnumfrage der AK Vorarlberg lässt keine Zweifel offen: Für im­ mer mehr arbeitende Menschen im Ländle werden die Kosten fürs Woh­ nen zu einer schier unberechenba­ ren und bedrohlichen Größe. „Der Kosten-Hammer schlägt vor allem für Geringverdienende und Mie­ ter:innen von privaten Wohnungen erbarmungslos zu“, fasst AK-Präsi­ dent Bernhard Heinzle die Umfrage zusammen. „Es macht betroffen, wenn knapp die Hälfte aller in Miete lebenden Umfrageteilnehmer:innen nicht wissen, ob sie die aktuelle Inflation finanziell noch länger stemmen können – fast jede:r Zehnte kann es schon jetzt nicht mehr.“ Und das, ob­ wohl die Stromkosten in Vorarlberg bislang noch gar kein Treiber waren, die Wohnkosten an sich sind das Problem. „Wir brauchen dringend kurzfristige Maßnahmen und zu­ dem langfristige Lösungen“, fordert der AK-Präsident. Das Teuerungs-Geschwür frisst sich immer weiter in die Gesell­ schaft hinein und hat mittlerweile auch schon den unteren Mittelstand erreicht. Mussten die Vorarlber­

ger:innen vor vier Jahren durch­ schnittlich noch 28 Prozent ihres Haushaltseinkommens für das Wohnen aufwenden, sind es heute schon über 32 Prozent. Von einer „Wohnkosten-Überbe­ lastung“ spricht man, wenn jemand mehr als 40 Prozent des Haushalts­ einkommens für das Wohnen aus­ geben muss. „Für 37 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen trifft das aktuell zu, bei den privaten Mie­ ter:innen sind es sogar 43 Prozent“, erklärt AK-Direktor Rainer Keckeis. Und weiter: „Knapp die Hälfte aller in Miete (privat und gemeinnützig) lebenden Umfrageteilnehmer:in­ nen wissen nicht, ob sie die aktuel­ le Inflation finanziell noch länger stemmen können – fast acht Prozent können es bereits jetzt nicht mehr.“ Langfristige Entwicklung Zu allem Überfluss stellt sich die aktuelle Situation noch besser dar, als sie eigentlich ist. „Aus den qua­ litativen Kommentaren wissen wir, dass sich die Energiekrise noch gar nicht wirklich in den finanziellen Belastungen niedergeschlagen hat, sondern vor allem Mieterhöhungen, Betriebskostenerhöhungen und ge­

AK-Direktor Rainer Keckeis und AK-Präsident Bernhard Heinzle: Die Schere zwischen Einkommen und Wohnkosten klafft immer weiter auseinander.

unter den explodierenden Kosten. Der Bauboom der letzten Jahre hat auch die Handwerkerpreise in die Höhe getrieben. Der Traum vom Eigentum platzt für immer mehr Menschen, besonders betroffen sind

der, dass die Preise für Immobilien und die Mieten wesentlich stärker steigen als die Löhne und Gehälter. Dazu kommen laut Keckeis eine Rekord-Inflation von über acht Pro­ zent im Jahr 2022 (Jänner 2023 über elf Prozent), noch nicht absehbare Konsequenzen der Energiekrise und steigende Zinsen bei Wohnbaukre­ diten. Diese ohnehin dramatische Ge­ mengelage wird verschärft durch das Fehlen günstiger Wohnungen für Haushalte mit niedrigen Ein­ kommen. Weil kaum ein Auswei­ chen möglich ist, überschreiten vie­ le die mittlerweile unrealistischen Höchstgrenzen für die Wohnbeihil­ fe. Der niedrige Anteil der Gemein­ nützigen und der Druck des privaten Wohnungsmarktes mit kurzen Be­ fristungen tun ein Übriges. Private Mieter:innen schutzlos Für die meisten Mietverhältnisse in Vorarlberg ist – im Gegensatz zu Wien – weder der Richtwert- noch der Kategorie-Mietzins anwendbar. Deshalb sind sie im Ländle stän­ digen Anpassungen des Mietzin­ ses an den Verbraucherpreisindex (VPI) schutzlos ausgesetzt. Und die haben es derzeit in sich: „Bei einem Mietzins von 1000 Euro und einer elfprozentigen Inflation erhöht sich der Mietzins um 110 Euro mo­ natlich. Mietforderungen können in aller Regel sogar drei Jahre rück­ wirkend geltend gemacht werden“, erklärt der AK-Direktor . Mieter:in­ nen müssen schlimmstenfalls mit hohen Nachforderungen rechnen, wenn vorläufig keine Mieterhöhung durchgeführt wurde, obwohl es ver­ traglich möglich wäre. Geplatzter Traum vom Eigentum Zwar nicht so stark wie die Mie­ ter:innen leiden aber auch Haus- und Wohnungseigentümer:innen

stiegene Ratenzahlungen den Leu­ ten Sorgen machen“, erläutert der AK-Direktor. Denn die derzeitige Si­ tuation ist auch einer langfristigen Entwicklung geschuldet. Nämlich

Das fordert die AK

Kurzfristige Maßnahmen Inflationsbremse bei Mieten • Für sämtliche Wohnungsmietverhältni ist in Zeiten hoher Inflation eine einheitlic Regelung zur Wertanpassung des Haupt­ mietzinses einzuführen. Die Mieten sollen nicht öfter als einmal im Jahr erhöht werde dürfen, die Erhöhung soll mit zwei Prozent gedeckelt sein. Das soll so lange gelten, bis es zu einer großen Mietrechtsreform kommt, die längst überfällig ist. • Die letzte Mietanpassung vor Einführun dieser Regelung muss mindestens ein Jahr

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