AKtion September 2022

6 Schaffarei und Soziales 

September 2022

„Wir könnten ruhig ein bisschen mutiger sein …“ Was für ein magischer Moment, als Shantel auf der Bühne „Bella ciao“ anstimmt! Eben noch hat sein Bukovina Club Orkestar den Stedepark in einen Hexenkessel verwandelt. Aber jetzt wird die Menge still und summt leise die Hymne des italienischen Widerstands gegen die Faschisten mit. Eine Stunde vorher: Tiefenentspannt sitzt der „König des Balkan-Dancefloor“ am Ufer des Harder Binnenbeckens, als hätte sich da ein Tourist niedergelassen. Shantel heißt eigentlich Stefan Hantel. Er kommt „aus einer irrsinnig vielschichtigen Familie. Das war als Teenager gar nicht so einfach.“ Seine Mutter wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Lager für Displaced

Persons als Staatenlose geboren. „Sie kam aus einer jüdischen Familie in Czernowitz, hat fünf Sprachen gesprochen.“ Shantels Großeltern hatten eigentlich keine eigene Identität. „Sie haben einfach gesagt: Wir sind aus der Bukowina. Das war ihr kosmopolitischer Durchlauferhitzer.“ Shantels Mutter wollte nach Amerika auswandern, ist dann aber in Deutschland hängen geblieben. „Sie hat viele Erfahrungen mit Stigmatisierung und Rassismus gemacht.“ Shantels Großvater väterlicherseits war Grieche. „Er gehörte zur ersten Generation der Gastarbeiter. Und ich mittendrin, als Kind.“ Für Shantel wurde Musik „ein gutes Gegenregulativ“. Er war immer auf der Suche. Weil er sich massive Inputs erhoffte, reiste er Anfang der 1990er-Jahre nach Czernowitz. „Aber das war ein Irrtum.“ Die

einer Dynamik. Das Statische ist viel gefährlicher.“ Shantel hat auch keine Angst vor rechten Parteien. „Wir haben in der Verfassung und den Gesetzen gute Regulative. Das muss unsere Demokratie aushalten. Wir könnten ruhig ein bisschen mutiger sein“, sagt er augenzwinkernd. „Die Gesellschaft braucht Polarisierungen.“ Selbst dass uns manche Fragen ratlos machen, schreckt ihn nicht. „Ich bin so erzogen worden, dass es keine Antworten gibt auf viele Fragen. Das ist oft ganz schwer auszuhalten, aber halt auch normal.“ Während der Corona-Pandemie hat Shantel „zwei Jahre lang nix gemacht. Andere haben fünf Platten aufgenommen. Ich bin mit meinem 14-jährigen Sohn drei Monate durch Griechenland gereist.“ ▸ Besucht uns auch unter schaffarei.at

kulturelle Identität war längst ausgelöscht. „Das geschieht auch heute wieder, jetzt zum Beispiel mit dem Krieg der Russen gegen die Ukraine.“ Shantel versucht „wie ein musikalischer Transmitter die Diversität im konti­ nentalen Europa“ hörbar zu machen. Er ist „ein glühender Verfechter der Einwanderungsgesellschaft, will sie Diversität erlebbar macht. Dazu reicht es nicht, das Exotische zu betonen. Es geht darum, dass sich verschiedene Kulturen und Gruppen auf einen Sound einigen können wie auf ein Gefühl. Das hat auch eine politische Komponente. Hat er Zukunftsangst? Drehen wir das Rad gerade wieder zurück? „Nein“, sagt Shantel, „ich bin überhaupt kein Kulturpessimist!“ Gewiss, die Verwerfungen dieser Tage sind schmerzhaft, „aber sie sind auch Ausdruck

Internationale Bodensee-Konferenz bestätigt Forderungen der AK im Pflegebereich – AK-Modell noch immer in Warteschleife BEDARF. Die Länder und Kan- tone der Bodenseeregion stellten bei ihrer diesjährigen Tagung das Thema „Zukunft der Pflege – Was bereits heute für morgen getan werden kann“ in den Mit- telpunkt. Die AK Vorarlberg war dabei und sieht ihre Forderungen an die Landespolitik bestätigt. Die Hauptsorge ist in allen Boden- see-Anrainerregionen dieselbe: die Zunahme des Pflegebedarfs • viel mehr Personal anwerben und ausbilden Strategien vonnöten angestellt und erhalten anderer- seits eine fundierte Ausbildung. Die Referent:innen aus der Fehler! Wir müssen alle Möglich- keiten ausschöpfen, um Pflege und Betreuung zu Hause zu ermög- lichen“, ist Hämmerle überzeugt. Für viele berufstätige Menschen ist ein Ausstieg aus dem Beruf oder eine Doppelbelastung durch Beruf und Pflege keine reale Option. Für diese Situationen braucht es das AK-Modell „Anstellung von pfle- genden und betreuenden Angehö- rigen“! Pflegende Angehörige brauchen rund um den See Hilfe wegen der alternden Bevölke- rung und die damit einher- gehende Multimorbidität bei gleichzeitig zu geringer Anzahl an verfügbarem

Schweiz und Deutschland bestä- tigten, dass es in ihren Ländern erste Überlegungen gebe, Fami- lienmitgliedern durch eine Anstel- lung den Einstieg in die Betreuung und Pflege ihrer Angehörigen zu ermöglichen und so die professio- nellen Pflegestrukturen zu entlas- ten. „Da sind wir in Vorarlberg schon weiter“, erklärt AK-Präsident Hubert Hämmerle. „Die AK hat der Landespolitik bereits vor einem Jahr ein konkretes Modell auf den Tisch gelegt. Nur umgesetzt ist es vom Land leider noch nicht – ein Jetzt AK- Modell gratis herunterladen! Das AK-Modell für die Pflege daheim finden Interessierte auf der Web- site ak-vorarlberg.at kostenlos zum Download.

In der Diskussion zeigte sich aller- dings, dass der Mangel, der sich in der Pflege längst aufgetan hat und sich noch weiter auftun wird, nicht alleine durch Rekruting und Ausbildung von Personal behebbar sein wird. Es bedarf noch weiterer Strategien, um künftig eine Pflege und Betreuung für alle, die’s brau- chen, zu gewährleisten. Es muss auch darum gehen, das zu tun, was in allen Pflegestrategie- Papieren steht und was sich 80 Pro- zent der pflege- und betreuungs- bedürftigen Menschen wünschen: Angehörigenpflege zu Hause. Und die muss gezielt gefördert werden. Tut man das nicht, ist der Andrang auf die ohnehin überlasteten pro- fessionellen Pflegeangebote noch größer. AK-Modell bestätigt Genau hier setzt das AK-Modell an: Pflegende Angehörigen werden diesem Modell zufolge einerseits

Pflegepersonal. Mehr ausbilden

Auch was die Auswege aus dieser Spirale betrifft, herrscht Übereinstimmung mit den Forderungen der AK: • alles tun, dass das be- stehende Personal gehalten werden kann

AK-Präsident Hämmerle: „Die AK hat der Landespolitik bereits vor einem Jahr ein konkretes Modell auf den Tisch gelegt.“

Powered by