Schaffarei 5
September 2022
Wann verliert Arbeit ihre Würde? Dass Yvonne Diem (35) aus Dornbirn gerne als Kindergartenpädagogin arbeitet, mag man sich vorstellen. Mitten im Festival spielt sie mit ihren beiden Kindern Karten, und ein ums andere Mal
kullert Gelächter über den Rasen. Arbeit kann so freudvoll sein. Aber wann verliert sie ihre Würde? „Wenn sie keine Bedeutung mehr hat“, sagt Yvonne nach kurzem Nachdenken, „weder für den
Arbeitgeber noch für den Arbeitnehmer. Wenn die Wertschätzung fehlt, wenn der Mensch nicht mehr wahrgenommen wird …“ Was verstehst du unter Arbeitskultur? Christof Peter (62) aus Mäder blinzelt in die Abendsonne und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein. Kunststück, er ist „den ersten Monat in Pension“. Solange er gearbeitet hat, „hab ich nie länger
als zwei Wochen Urlaub am Stück gemacht“. Peter hat ein bewegtes Arbeitsleben hinter sich. Küchenchef war er, „auch Haute Cuisine“, dann in der Textilindustrie
als Vorarbeiter, „aber die Firma ging kaputt“. Also wechselte er für 15 Jahre in ein großes Schweizer Unternehmen. „Dann kam ein neuer Chef, der musste sparen, und die teuren Leute mussten gehen.“ Über das AMS fand Christof Peter dann zur Hydro Aluminium in Nenzing und blieb dort 13 Jahre. Was fällt ihm ein zum Stichwort „Arbeitskultur“? „Du musst die Mitarbeiter motivieren, ihnen zeigen, was sie erreichen können. Ihnen klar machen, dass sie ein Top-Produkt herstellen. Es geht um die Wertschätzung dem Produkt gegenüber.“ Das alles sprudelt nur so aus ihm heraus. „Sie aber auch immer wieder fragen: Wie geht es dir? Hast du Probleme? Die Produktivität kommt dann automatisch. Dann machen die Leute auch Überstunden. Wenn man sie dagegen ständig unter Druck setzt, kommen sie am Samstag nicht mehr …“
egen 21 Uhr den Abbruch des Festivals. Prinz Grizzley gab seine letzte Zugabe, Buntspecht durfte nicht mehr auftreten. Zu gefährlich war die Lage mit Der Samstag endete dann wieder in strahlendem Sonnenschein.
„Die hond brutal bucklat!“ Malerhandwerk und Country – Brotjob und Leidenschaft. Wenn Prinz Grizzley (39) die Gitarre aus der Hand legt, greift er zum Pinsel. Der gebürtiger Egger Chris Comper ist froh darüber, „ich werde immer Arbeit haben“. So ist er aufgewachsen. Als er das Haus seines Großvaters übernommen hat, fand er die Schubkarre noch. „Damit hot er ’s Loch fürs Fundament usgraba. Die hond brutal bucklat!“ Je älter der Countrysänger wird, desto wichtiger wird ihm Verwurzelung. In Liedern wie „To my green mountains home“ oder „Cutting Wood“ kann man die Liebe zum Bregenzerwald in jeder Silbe spüren. Dabei war Prinz Grizzley in den USA und hat in London gelebt. Und sagt heute: „Jeder sollte einmal fort, um dann das Paradies daheim zu schätzen.“
Was braucht es in deinem Job? Snezana Arsic (46) aus Höchst berät im Gründerservice der Wirtschaftskammer Menschen, die sich selbstständig machen wollen. Was sie dazu braucht? „Ganz viel
Empathie.“ Denn Gründer:innen tun sich oft schwer, die richtigen Fragen zu formulieren. Neben
betriebswirtschaftlichem und juristischem Knowhow zählt Snezana auf Netzwerke, die sie bei Bedarf abrufen kann. Dass Gründer:innen mit ganz vagen Ideen vor ihr stehen und am Ende mit einer völlig anderen auf den Markt treten, kommt schon vor. Was ist gute Arbeit in deinen Augen? Eigentlich heißt er ja Gerry Diem. Aber wenn er auf der Bühne die Regler bedient, verwandelt sich der 39-jährige Dornbirner in „DJ Socke 23“. Und doch: Wenn er „gute Arbeit“ umschreiben soll, denkt Gerry zuerst an seinen Brotjob als Sozialarbeiter in der Arbeitsassistenz der
Personalberatung „Dafür“. „Da kann ich mich glücklich schätzen.“ Dort arbeitet er mit Menschen mit Handicaps. Und das schenkt ihm die Freiheit für sein Hobby als DJ. Klar, „ich bin froh, wenn es entlohnt wird“.
Aber bei den ersten Gigs hat auch DJ Socke 23 keine Gage verlangt. „Da war ich froh um jeden Euro.“ Ganz zu Beginn ging es „einfach darum, eine Location zu finden, wo du ran darfst.“ Ganz nüchtern sagt er: „Am Anfang musst du dich verkaufen. Respekt und Glaubwürdigkeit musst Du dir erarbeiten.“ Möchte er eines Tages ganz von der Musik leben? Da spielt ein Lächeln um seine Lippen und er schüttelt den Kopf: „Dann wär es ja kein Hobby mehr …“
Linda’s Eiscreme und Mikeys Cookies stillten bis tief in die Nacht die süßen Gelüste der Festivalbesucher:innen.
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