4 Schaffarei
September 2022
Was war dein größter Erfolg? Alle kennen Elisabeth Fehrenbach nur als „Bets“. Die 39-jährige Höchsterin arbeitet als schulische Heilpädagogin mit Kindern mit starken Beeinträchtigungen. „Wenn so einem Kind der Knopf aufgeht, das ist wahnsinnig schön!“ Hat sie einen konkreten Menschen vor Augen? Ja, sie muss an ein
17-jähriges Mädchen denken, „einen Kopf größer als ich und gut 20 Kilo schwerer, autistisch und autoaggressiv. Man hat sie einsperren müssen. Zu ihr hab ich einen Zugang
Was verstehst du unter Arbeitskultur? Eigentlich arbeitet Sabrina Vögel (23) aus Fußach in einer Kleinkindbetreuung. Aber jetzt schlendert sie mit einer Kollegin in rot- weißer Uniform über das Festival- Gelände, denn finden können. Sie hat mich sogar umarmt!“ Dabei hatten andere Bets geraten, möglichst wenig mit dem Mädchen zu reden, und wenn ja, dann einfache, klare Direktiven. „Ich dachte mir, so redet man doch nicht mit einem Menschen!“ Also hat sie ganz viel mit ihr gesprochen, „und sie hat mir zugehört und mich auch verstanden. Sie hat sich ernst genommen gefühlt.“ Team“, sagt sie mit Bestimmtheit, „und eine gute Stimmung am Arbeitsplatz.“ Die ausgewogene Balance zwischen Freizeit und Arbeit ist ihr wichtig. Spielt Geld denn gar keine Rolle? „Doch, schon“, da wiegt sie den Kopf, „aber ich finde, wenn man einen Job gerne macht, ist das doch viel besser als eine Stelle um 2500 Euro, wo du eigentlich gar nicht hinwillst, oder …?“ Was ist das Schönste an deiner Arbeit? Seit acht Jahren ist Andreas Bolter (39) aus Klaus jetzt mit dem Sicherheitsdienst Securitas unterwegs. Er hat davor eine Tischlerlehre absolviert, dann am Bau gearbeitet und in der Produktion. „Aber seit sieben Jahren ist sie regelmäßig ehrenamtlich als Rotkreuz-Helferin im Einsatz. Wie muss Arbeit sein, dass sie gerne zupackt? „Ich brauche ein gutes
Der Harder Stedepark bietet eine unvergleichbare Atmosphäre für ein richtiges Familienfest.
Den Anfang und das Ende feiern Wie die Zeiten sich ändern. „Wir waren es gewohnt, in 70 Jahren nur Wohlstand zu erfahren“, sagt Ari Oehl, „und ich arbeite jetzt dafür, dass meine Kinder überhaupt noch etwas haben.“ Es kommt kaum ein Satz aus dem Mund des Wiener Liedermachers, der nicht ein aktuelles gesellschaftliches Problem anstößt. Auch seine Lieder sind so. „300.000“ erzählt die Geschichte einer Burgenländer Familie, die im Bankenskandal der Kom merzialbank Mattersburg alles verloren hat. Sie wollten ein Haus, geblieben sind nur Schulden. Seinem vierjährigen Sohn Peter will Ari dennoch eine unschuldige Kindheit mitgeben und nicht den Blick auf eine Welt, die keine Zukunft parat hält. Ari Oehl hat keine Rezepte zur Hand, aber er sieht und besingt, was alles schiefläuft. Bis hin zum Irrglauben an die eigene Unendlichkeit. „Meine Oma ist 95. Sie hat ihr schönstes Kleid nie getragen, sondern für den Sarg aufbewahrt. Den Anfang und das Ende feiern, das ist doch etwas Schönes, nicht?“
Am Freitag erzwang eine Gewitterfront ge Sturmböen, Blitz und Donner geworden. D
ich brauche die Abwechslung.“
Zwischendurch wirft er einen Blick in die Taschen der Festival besucher:innen, nimmt Getränke in Verwahrung. Alles ganz ruhig und
gleichbleibend freundlich. „Ich unterhalte mich gerne mit den Leuten und schau, dass es ihnen gut geht.“ Das ist das Schönste an seiner Arbeit: „Man lernt so viele verschiedene Menschen kennen.“ Kann es manchmal schwierig werden? „Ja, manchmal diskutierst Du schon ewig.“ Hat er schon einmal massiv werden müssen? „Nein, wenn es zu schwierig wird, ist eh die Polizei da.“ Und das Schaffarei-Festival? „So ein entspanntes Fest, kein Stress“, da strahlt er: „So schaffen wir gern!“
Manche Festivalbesucher:innen hätten gut und gerne auch auf der Bühne eine gute Figur gemacht.
Die Essenz unserer Freundschaft „Schaffa, schaffa, ’s Hüftle schwinga“, hat Tobias Ludescher gerade dem Plakat anvertraut. Die Früchtchen, die Michael Hacker dazu zum Leben erweckt, lassen zwei Kinder sich förmlich zerkugeln. Wie Kiebitze umkreisen Festivalbesucher:innen die kleine Oase der darstellenden Kunst, die mitten in diesem ganzen Gewurl die Stellung hält. Inspirierende Halbsätze verdichten sich zu Botschaften à la „Home, sweet Homeoffice …“. Michael und Tobias arbeiten so fließend Hand in Hand, als hätten sie ein Leben lang nichts anderes getan. Michael Hacker wurde 1981 in Feldkirch geboren. Er hat Grafikdesign und Werbung an der Universität für angewandte Kunst Wien studiert. Zu seinen Auftraggebern zählen Penguin Books, Red Bull, Mercedes, GEOlino und andere. Was ist Arbeit für ihn? „ Selbstverwirklichung“, sagt er, „und ich muss mich mit meiner Arbeit identifizieren können.“ Schon in der Hauptschule war sein Berufs wunsch Comiczeichner. Wann sind die Früchte seiner Arbeit ertragreich? Bei kommerziellen Auftragsarbeiten sind sie ertragsreich, wenn sich der Prozess als
Gemeinschaftsprojekt anfühlt und etwas Besseres rauskommt, als wenn ich allein dran gewesen wäre.“ Was würde er ablehnen? Schwere Frage, aber „politischen Parteien“ gäbe er einen Korb. Tobias Ludescher muss seine Arbeit vor allem Spaß machen. „Ich sage auch nicht Arbeit dazu, eher „bin beschäftigt oder nicht“. Schon am BORG Feldkirch hat er mit 17 Jahren Snowboards designt. Dann diente ihm sein Klamottenhandel „Delusion“ als erstes Testfeld. Hatten die Eltern da gar keine Einwände? „Mama und Papa sind beide Künstler, die haben mich immer unterstützt!“ Tobias wurde „nie in einen Rahmen gepresst“. Das wird er auch einmal bei seinen eigenen Kindern so halten: Freiräume geben, viel ausprobieren lassen. Und was verbindet „Ludschi“ und „Hacky“? „Der Humor ist die Essenz unserer Freundschaft“, bekräftigt Tobias. „Humor ist der Schlüssel zu jedem Menschen. Das ist auch Österreichs größte Potenzial.“ ▸ Besucht uns virtuell unter schaffarei.at
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