Politik 11
Jänner 2024
„Zu fragen ,Warum wählen?‘ ist wie zu fragen ,Warum atmen?‘“
Michael Köhlmeier ist nicht nur ein gefeierter Schriftsteller, er bezieht auch regelmäßig Stellung zu politischen Themen. Im Interview mit der „AKtion“ analysiert er die Bedeutung der Demokratie und ihre Gefährdung. Den ganzen Text gibt es online auf dem AK Blog.
Für Michael Köhlmeier ist Wählen selbst- verständlich. Foto: Lisa Mathis
Herr Köhlmeier, Sie sind überzeugter Demokrat. Warum ist es allgemein wichtig, wählen zu gehen, und war- um ist es im Besonderen wichtig, zur AK Wahl zu gehen? Michael Köhlmeier: Ich muss sa gen, die Frage kommt mir merkwür dig vor. Dass man die immer wieder stellt, als ob die Demokratie vorges tern erfunden worden wäre! Das ist so, als würden Sie zu mir sagen: „Können Sie bitte erklären, warum es wichtig ist, zu atmen?“ Wenn sich jemand als Teil unserer Gesellschaft sieht, dann existiert die Frage für ihn nicht, dann ist es für ihn selbstverständlich. Aber immer größere Teile unserer Gesellschaft gehen nicht mehr wäh- len. Ist es nicht bedenklich, wenn durch Ignoranz radikale Kräfte in der Demokratie gestärkt werden? Michael Köhlmeier: Sie unterstel len den Leuten, die nicht wählen, dass sie ignorant sind! Vielleicht wollen die Leute, die nicht wählen, unser Ge sellschaftssystem gar nicht. Man ist immer schnell bei der Hand, jemand
anderen, der nicht das Gleiche will wie ich, als entweder gefährlich oder dumm zu betrachten. Unsere Nach barn gehen nicht wählen, weil sie un ser System radikal ablehnen. Sie wol len mit unserer Gesellschaft nichts zu tun haben. Das sind keine dum men oder bösen Leute, sie haben ein großes Einfühlungsvermögen und sind hervorragende Nachbarn, aber sie wollen mit unserer Gesellschaft nichts zu tun haben. Man muss die Situation dieser Menschen begreifen, warum sie das nicht wollen.
so weiter. Natürlich gehe ich wählen, aber ich möchte daraus nicht den ka tegorischen Imperativ eines Imma nuel Kant machen. Aber warum es wichtig ist, wählen zu gehen, sollte nicht die Frage sein, richtig? Michael Köhlmeier: Doch, aber wenn jemand ein Demokrat ist, ist es keine Frage. Ich sage es so: Wenn ich der Meinung bin, dass die Demokratie eine Gesellschaftsform ist, die meine Interessen besser vertritt als eine an dere Gesellschaftsform, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als wählen zu gehen. Aber das ist ein bisschen ein zu komplizierter Satz, oder? Sol len wir einen schönen Satz formu lieren, einen Werbespruch brauchen Sie, ja? Also ich sage jetzt einen Wer bespruch: „Wählen heißt, sich für die eigenen Interessen einzusetzen.“ Ist das ein guter Werbespruch?
Gehen Sie wählen? Michael Köhlmeier: Ja, sicher.
Warum? Michael Köhlmeier: Weil ich mich als Demokrat empfinde, weil ich das genau so sehe wie Sie, weil ich mir denke, wenn ich nicht wählen gehe, kommen Kräfte an die Macht, die gegen meine Interessen verstoßen, die ich nicht haben möchte, aus äs thetischen Gründen schon nicht und aus moralischen Gründen nicht und
▸ Das ganze Interview gibt es online auf dem AK Blog
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Steuerausgleich: Lieber noch warten
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STEUERN. Der frühe Vogel fängt den Wurm? Das gilt bei der Arbeitnehmerveranla gung nicht. Denn zwar ist es möglich, seinen Steueraus gleich jetzt noch zu machen. Aber der Arbeitgeber hat bis Ende Februar Zeit, die Lohn zettel zu übermitteln. Falls
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die noch nicht eingelangt sind, stimmt die Berech nung nicht. Die Gutschrift ist dann entweder zu gering oder zu hoch und man muss später nachzahlen. Deshalb: Die Arbeitnehmerveranla gung lieber erst ab März vor nehmen.
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Kein Wunder … Nach einem kurzen Anstieg der Geburtenzahlen am Anfang des 21. Jahrhunderts von 1,36 Kindern pro Frau auf 1,49 sind sie mittlerweile wieder auf 1,41 zurückgegangen. Und immerhin ein Fünftel der Kinder hat keine österreichische Staatsbürger- schaft. Kein Wunder, Frauen mit Migrationshintergrund haben insgesamt mehr Kinder und sind seltener berufstätig als Öster- reicherinnen (ob ganz freiwillig, sei dahingestellt). Darüber hinaus haben sie häufig unterstützende Netzwerke, sprich: nicht berufstätige Großmütter. Es ist kein Wunder, dass österreichische Frauen trotz (wieder) steigender Eheschließungs- und sinkender Scheidungszahlen wenig gebärfreudig sind. Noch immer gibt es zu wenig leist- bare Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und pflegebedürftige Angehörige, zu niedrige Fraueneinkommen und unflexible Rahmenbedingungen. Inflation und allgemeines Preisniveau kommen noch dazu. Da sind sinkende Vertrauenswerte in die Politik kein Wunder. Während es die Politik mit der Angleichung des Pensionsalters plötzlich eilig hat, droht dem verpflichtenden Pensionssplitting ein Begräbnis erster Klasse. ▸ E-Mail: Irene.Dyk-Ploss@jku.at
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