Schaffarei 7
März 2023
Was nachhaltig wirklich bedeutet Die dritte Exkursion „GutePraxis“ der Schaffarei führte zu zwei Betrieben, in denen Gemeinwohl-Ökonomie gelebt wird: zu VAUDE bei Tettnang und zur „einfach Möbel“-Tischlerei Paul Brotzge in Hard.
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Halbjahr #04 Das Haus für Arbeitskultur Widnau 10, Feldkirch
EXKURSION. Seine Anfänge nahm VAUDE 1974 als Ein-Mann-Betrieb mit dem Vertrieb von Bergsport- Ausrüstung und der Produktion von Rucksäcken. Heute beschäftigt das Unternehmen 650 Mitarbeiten- de und stellt eine breite Palette an Outdoor-Bekleidung und textiler Ausrüstung her. Seit 2009 führt Antje von Dewitz, Tochter des heute 80-jährigen Gründers Albrecht von Dewitz, das Unternehmen. Die überzeugte Gemeinwohl- Ökonomin setzt sich nicht nur im eigenen Haus, sondern in der gan- zen Branche aktiv für diese Wirt- schaftsform ein. Gerade in der Textilindustrie, die als eine der um- weltschädlichsten gilt, sei es jedoch eine besondere Herausforderung, „die Dinge anders anzugehen“, be- richtet Miriam Schilling, Head of Human Ressources. Menschenwür- de, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidungs- möglichkeiten nach innen und nach außen sind die Werte, an denen sich
work
life
4 9.3. – 11.4.23 Museum des Wandels: Drucker Ferdinand Hagspiel – Eine Branche unter Druck Ferdi Hagspiel erzählt, wie er als Drucker zahlreiche technische Entwicklungen der verschie- densten analogen Druckverfah- ren bis zu seiner Umschulung kurz vor der Pensionierung erlebt hat. Ausstellung im Foyer der AK Vorarlberg in Feldkirch / MO – FR, 9 – 18 Uhr
17.4.23, 19:30 Uhr Wirtschaft ist Care – eine zukunftsfähige Vision / Vortrag von Ina Praetorius Die Mitbegründerin der Initiative „Wirtschaft ist Care“ erläutert, was mit einer Wirtschaft gemeint ist, die das Gemeinwohl und eine menschenfreundliche Arbeitskultur ins Zentrum rückt. 18.4. / 17.5. / 13.6. / 18.7. / 22.8. / 7.9. / 10.10.23 / jeweils 17 Uhr Wirtschaft ist Care – (K)ein Spaziergang Der Stationenweg „Wirtschaft ist Care“ ist ein geführter Stadtrundgang durch Feldkirch. Dabei erkunden wir anhand ausgewählter Orte, was Wirtschaft ist und wie wir sie einsetzen können, damit es Menschen besser geht. Welchen Stellenwert hat die Arbeit dabei? Den Teilnehmenden eröffnet sich ein ungewohnter, durchaus visionärer Blick auf vermeintlich Bekanntes.
Heute beschäftigt VAUDE 650 Mitarbeitende und stellt eine breite Palette an Outdoor-Bekleidung und textiler Ausrüstung her.
VAUDE dabei orientiert. Produktion in Vietnam
Dennoch, und das mag überraschen: Ein Großteil der VAUDE-Produkte wird in Vietnam hergestellt. Faire Löhne und Arbeitsbedingungen, saubere Produktionsschritte und umweltfreundliche Materialien sei- en für das Unternehmen jedoch auch dort Pflicht, so Miriam Schilling. Als Mitglied der Fair Wear Foundation schule VAUDE seine Produzenten und Zulieferer in Chemikalien- und Ressourcenmanagement und ver- pflichte auch sich selbst zu hohen Umwelt- und Sozialstandards. 2022 habe bereits die Hälfte aller Produk- te überwiegend aus recycelten oder biobasierten Materialien bestanden. Darüber hinaus sei das Design der Produkte auf eine möglichst lange Nutzungsdauer ausgelegt. Was ka- putt gehe, könne in der hauseigenen Werkstatt repariert oder durch Up- cycling wiederverwendet werden. Wo beides nicht mehr geht, werde
4.4.23, 12 Uhr Mittagessen mit meinem
Traumjob: Sportwissenschaftle- rin & Physiotherapeutin / Kuche Sarah Abs ist Sportwissen- schaftlerin und Physiotherapeu- tin.
zweijährigen Weltreise mit seiner Frau Elisabeth einstieg. Doch auch Engel gehen irgendwann in den Ru- hestand, und so führen die Brotzges den Betrieb seit Anfang des Jahres alleine weiter. Ihnen zur Seite steht heute ein Team aus drei Mitarbei- tenden: die Gesellen Janine und Walter sowie Lehrling Carola. Den Wunsch, nachhaltige Möbel herzustellen, brachten die Brotzges schon von ihrer Reise mit. Langle- big sollten sie sein, möglichst ein- fach und doch formschön – eben „einfach Möbel“. Bis sie sich jedoch trauten, ihren Fokus ganz auf Voll- holz zu legen, vergingen noch einige Jahre. 2011 hörten sie einen Vortrag von Christian Felber, dem Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewe- gung, und waren sofort angetan von dem Gedanken, ihr Schaffen nach diesem Wirtschaftsmodell auszu- richten. Mit Unterstützung von pro- fessionellen Prozess-Begleitern und einer Peer-Group entstand bereits 2012 die erste Gemeinwohl-Bilanz – und auch die Positionierung des Unternehmens schärfte sich. Eine Erleichterung, wie Elisabeth Brotzge rückblickend findet. Die Kommu- nikation sei dadurch viel einfacher geworden. Auch die Angst, durch eine klare Position möglicherweise Kund:innen zu verlieren, sei völlig unbegründet gewesen. Heute stellt die kleine Tischlerei neben Auftragsarbeiten wie Holzkü- chen auch eine eigene Mini-Serie an Kleinmöbeln her. Jedes Jahr wächst die „einfach Möbel“-Serie aus Klei- Der Austausch und Informatio- nen aus erster Hand machen die Exkursionen so wertvoll.
Alle Veranstaltungen finden in der Schaffarei und in der AK Vorarlberg in Feldkirch, Widnau 10, statt / Eintritt frei / Detailliertes Programm und Informationen zu den Formaten auf: schaffarei.at
derständer, Diener, Tischen und Ho- ckern um ein Design. Ein eigenes Bio-Restaurant kön- nen sie ihren Mitarbeiter:innen lei- der nicht bieten, erklärt Paul Brotz- ge schmunzelnd. Bei ihnen seien es eben die kleinen Dinge, die einen Unterschied machen. Wie etwa die „Powerbank“ in der Werkstatt: ein Regal, auf dem Nüsse, Trocken- früchte und andere gesunde Snacks jederzeit zur freien Entnahme be- reitstünden. Um den Arbeitsweg mit dem Rad möglichst attraktiv zu machen, übernimmt das Unter- nehmen die Wartungskosten. Für Termine ohne Werkzeug steht ein Klapprad zur Verfügung. Und an Ge- burtstagen bekommt jede:r Mitar- beiter:in einen halben Tag frei, sagt Paul Brotzge. So sieht eine echte Powerbank aus: mit Nüssen und Trocken- früchten zur freien Entnahme. ▸ Alle Veranstaltungen und weitere Exkursionen unter schaffarei.at
13.4.23, 18:30 Uhr Firobad Erzählcafé / Schaffarei OG3
schaffarei.at Ein Projekt der Arbeiter- kammer Vorarlberg
In dieser Branche ließ der Wandel keinen Stein auf dem anderen
ERÖFFNET. Es ist das kleinste Museum, aber es hat viel zu erzäh- len. Vor zahlreichen Gästen hat Ku- ratorin Michaela Feurstein-Prasser die neue Ausstellung im „Museum des Wandels“ eröffnet. Da dreht sich alles um die schwarze Kunst: Ferdinand Hagspiel war Drucker von Beruf. In seiner Lebenserzäh- lung, die Besucher:innen der AK im Foyer sehen und hören können,
▸ Ausstellung „Drucker Ferdinand Hagspiel – eine Branche unter Druck“, 9.3.–11.4., Mo bis Fr, 9–18 Uhr, Foyer der AK Vorarlberg, Feldkirch. Anmeldung unter schaffarei.at tritt eine Branche zutage, die sich in kurzer Zeit immens verändert hat. Wie es ihm da ergangen ist? „Probleme sind dazu da, dass man sie meistert.“
umweltschonend recycelt. Work-Life-Sport-Balance
Am VAUDE-Campus in Tettnang stehen den rund 200 Mitarbeiten- den vor Ort unter anderem eine begrünte Pausenzone und diverse Sportmöglichkeiten, ein Fahrrad- Parkhaus sowie das VAUDE-Kin- derhaus zur Verfügung. Die Kinder- betreuung vor Ort, Teilzeitmodelle und Homeoffice sollen es Eltern ein- facher machen, Beruf und Familie zu vereinen. Der Standort in Oberei- senbach ist seit 2012 klimaneutral. „einfach Möbel“ In Hard erwartete Tischlermeister Paul Brotzge die 25 Exkursionsteil- nehmer:innen. Gegründet wurde die Tischlerei „Engel & Brotzge“, wie sie damals hieß, im Jahr 2000. Wil- fried Engel hatte bereits einen klei- nen Betrieb, in den Paul nach einer
Auch eine Ansage, gesehen bei VAUDE im benachbarten Tettnang
Im Gespräch mit Michaela Feurstein-Prasser gewährte Ferdi- nand Hagspiel Einblicke in längst vergangene Berufswelten.
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