AKtion März 2023

Politik und Soziales 3

März 2023

Das Land und die AK trauern um Josef Fink

ABSCHIED. Josef Fink stand 19 Jahre an der Spitze der Vorarlberger Arbeiter- kammer. Der engagierte Arbeitnehmer- vertreter Josef Fink machte sich für die duale Ausbildung und die Vorarlberger Fachhochschule stark. Er ist im Alter von 81 Jahren einer Krankheit erlegen. Der Name Josef Fink ist in Österreich untrennbar mit der „Abfertigung neu“ verbunden. Was der gebürtige Langener in zehnjährigem Kampf da ausgefochten hatte, „hat uns stolz gemacht“, sagt der heutige AK-Präsident Bernhard Heinz- le: „Wir wussten, da wird Geschichte ge- schrieben.“ Auch Fink selbst betrachtete die Einführung der „Abfertigung neu“ als seinen größten interessenpolitischen Er- folg. Heinzle hat Fink bereits als Lehrling und Jugendvertrauensrat kennengelernt. Er erlebte den Präsidenten „immer gut gelaunt, mit einem Lächeln auf den Lip- pen und der Frage: Na, Börni, wie geht’s?“ Finks Werdegang hätte klassischer nicht verlaufen können. 1961 war Fink (Jahrgang 1942) der erste Vorarlberger, der bei einer Lehrlingsolympiade eine Medaille (Silber) gewinnen konnte. Nach einer Lehrausbildung zum Elektrotechniker stieß Josef Fink 1963 als Monteur zu den Vorarlberger Kraft- werken, wo er ab 1970 seinerseits als Lehrlingschef Nachwuchskräfte aus- bildete. Von 1979 bis 2001 führte er den Betriebsrat der vkw und gewann als Kol- lektivvertrags-Verhandler entscheidende Erfahrungen. Ab 1984 wirkte Josef Fink als Kammerrat in Vorarlbergs Arbeitneh- merparlament, ehe er am 30. Juli 1987 als Nachfolger von Bertram Jäger zum fünften Präsidenten der AK Vorarlberg gewählt wurde. Gleichzeitig wurde Fink Mitglied des Vorstandes der Bundesar- beitskammer. Sozialpartner durch und durch Josef Fink entpuppte sich in seiner Amts- zeit als vehementer Befürworter der So- zialpartnerschaft. Sie sei ein Erfolgsmo- dell für Österreich, betonte er, auch wenn das im eigenen Land öffentlich nicht immer wahrgenommen werde. Solange es nichts Besseres gebe, solle man erfolg- reiche Strukturen weiter positiv wirken lassen. Als besonderes inhaltliches Herzens- anliegen in Finks Schaffen erwies sich die berufliche Weiterbildung. In seine Ära fällt etwa die Gründung der Vorarlberger Fachhochschule, die ursprünglich hef- tig umstritten war. Auch in diesem Fall

freute sich Fink darüber, „dass sich das bessere, von der AK forcierte Modell der Fachhochschule durchgesetzt hat“. Verfechter der dualen Ausbildung Während seiner Amtszeit setzte sich Fink für die berufliche Weiterbildung und die Erweiterung der dualen Ausbildung ein. Auch der Aufbau des AK-eigenen Bil- dungscenters sowie die Einführung des Vorarlberger Bildungszuschusses trugen deutlich seine Handschrift, lobte der damalige Landtagspräsident Gebhard Halder die Verdienste Finks, als er ihm 2006 die höchste Auszeichnung des Lan- des überreichte: „Gerade der Bildungs- zuschuss mit seiner partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Bund, Land, Wirtschafts- und Arbeiterkammer war ein österreichweit einmaliges Signal.“ Ein weiterer großer Wurf gelang Fink mit der „Abfertigung neu“, deren geisti- ger Vater er ist und die auch „Fink-Mo- dell“ genannt wird. Wie sie funktioniert? Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- mer haben Anspruch auf Abfertigung, auch wenn sie nicht drei Jahre durchge- hend bei einem Arbeitgeber beschäftigt sind. Die Abfertigung geht bei Selbstkün- digung, berechtigter oder verschuldeter Entlassung oder unberechtigtem Austritt nicht verloren. Die Betriebe zahlen regel- mäßig in eine betriebliche Vorsorgekasse ein und sparen so die Abfertigungsbei- träge für ihre Beschäftigten an. Für sein umfassendes Engagement und die zahlreichen Verdienste wurde Josef Fink, bereits vor Jahren mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Vor- arlberg ausgezeichnet. Sein Amt als AK- Präsident übergab er schließlich 2006 an Hubert Hämmerle. Josef Finks interessenpolitisches Vermächtnis ist die „Abfertigung neu“.

Der Traum von den eigenen vier Wänden bekommt schmerzhafte Risse, wenn sich die Mieten mehrmals im Jahr saftig erhöhen.

zu reformieren und der Zeit entsprechend zu gestalten, sodass es für alle Mietverhält- nisse relevant wird. Auch die Mietzinsreglementierungen sollten nach Ansicht der AK generell überarbeitet werden. Ist es noch zeitgemäß und gerechtfertigt, dass für Woh- nungen, die mittlerweile 70 Jahre oder älter sind und die längst ausfinanziert sind, un- abhängig vom Zustand des Gebäudes der Mietzins frei

Fazit: Es braucht ein einheitli- ches Mietrecht, das alle Woh- nungsmieter:innen – un- abhängig vom Gebäudealter – schützt, mit einheitlichen Regelungen zu den Rechten und Pflichten von Mieter:in- nen und Vermieter:innen (hinsichtlich Betriebskosten, Erhaltungspflichten, Woh- nungsrückstellung usw.), die nicht vertraglich zum Nach- teil der Mieter:innen abgeän- dert werden dürfen. Der Willkür ein Ende setzen! Dabei sollte es keine Rolle spielen, wie viele Wohnun- gen im Haus sind und wie alt das Gebäude ist. Die Mie- ter:innen in Vorarlberg sind vielfach vertraglicher Will- kür ausgeliefert. Da der Bun- desgesetzgeber seit vielen Gesetzgebungsperioden kei- ne vernünftige Mietrechtsre- form zustande bringt, welche die Mieter:innen wirksam schützt, sah sich die Bundes-

arbeiterkammer vor bald 20 Jahren genötigt, die Ver- tragsmuster unter dem Blickwinkel des Konsumen- tenschutzgesetzes zu über- prüfen, und hat zahlreiche Mietvertragsmuster gewerb- licher Vermieter gerichtlich abgemahnt. Seit 2006 gibt es daher immer mehr Rechtspre- chung des Obersten Gerichts- hofs, wonach etliche vor 2006 völlig gebräuchliche Stan- dard-Mietvertragsklauseln gegen das Konsumenten- schutzgesetz verstoßen oder Mieter:innen unzulässig be- nachteiligen und daher nicht gültig sind. Trotzdem werden solche Klauseln nach wie vor in der Immobilienbranche ungeniert angewandt. Das Mietrecht wird durch die Vielzahl von Einzelfallent- scheidungen für alle Beteilig- ten immer komplizierter. Der Bundesgesetzgeber ist drin- gend gefordert, das Mietrecht

vereinbart werden darf? Reform in weiter Ferne

Allein, von einer umfassen- den Mietrechtsreform sind wir wohl noch weit entfernt, wenn sich der Gesetzgeber nicht einmal imstande sieht, in Zeiten einer Höchstinflati- on zumindest temporär eine Inflationsbremse für alle Wohnungsmieten zu erlas- sen, egal ob Richtwert-, Kate- gorie- oder frei vereinbarte Mieten.

Die große AK Umfrage zur Gesundheits­ versorgung Fühlst du dich in Vorarlberg medizinisch gut versorgt? Sag uns, wie es dir geht und hilf uns, die Situation im Ländle zu verbessern. Jetzt teilnehmen!

EU-Quiz der Berufsschulen 29 Lehrlinge haben sich beim Quiz „Politische Bildung“ in der AK präch- tig geschlagen. Aber jetzt mal ehrlich – hätten Sie das gewusst? Testen Sie Ihr Wissen, in dieser Ausgabe der AKtion finden Sie eine Auswahl der Fragen. Welche Muttersprache wird in der EU am häufigsten gesprochen? ● Spanisch ● Deutsch ● Französisch ● Englisch

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#deineStimme zählt!

Die Teilnahme an der Online- Umfrage ist ab sofort unter www.ak vorarlberg.at möglich.

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